Butler Parker Staffel 9 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker Staffel Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740954628
Скачать книгу
geschleudert wurde. Dann setzte Mike Rander sich schleunigst ab. Gelegenheit dazu gab es mehr als reichlich. Der Waldweg war schmal, das Unterholz nahe und dicht.

      Der Stiernacken erholte sich schnell von seinem Zusammenstoß, stieg aus dem Wagen, wirkte zwar noch etwas unsicher auf den Beinen, brüllte dafür aber um so lauter.

      »Kommen Sie zurück!« donnerte er im Kommandoton, »ich weiß, wo Sie stehen, Mann. Wenn Sie nicht sofort anrauschen, knall’ ich Sie ab!«

      Rander stand hinter einem dicken Baum und sah sich außerstande, diesem Wunsch nachzukommen. Eben, weil er nicht niedergeschossen werden wollte. Und damit war fast zu rechnen.

      Der Bursche regte sich noch einige Zeit auf, doch er getraute sich nicht ins dichte Buschwerk. Er setzte sich schließlich zurück ans Steuer und preschte dann so schnell los, daß die Hinterräder durchdrehten.

      Der Anwalt wischte sich den Schweiß von der Stirn. Erst jetzt merkte er eigentlich, wie schwül und heiß es war. Die Luftfeuchtigkeit hatte das normale Maß weit überschritten. Hinzu kam so etwas wie eine Reaktion auf dieses Erlebnis.

      Bei dieser Gelegenheit merkte Rander, daß er bis zu den Knöcheln im weichen Morast stand. Er wollte den schützenden Baumstamm gerade verlassen, als er den Wagen hörte. Der Stiernacken schien irgendwo gewendet zu haben, er war auf der Rückfahrt.

      Rander bückte sich und schöpfte eine Handvoll Schlamm. Dann wartete er, bis der Wagen erschien. Als er fast seine Höhe erreicht hatte, warf Rander den Schlammklumpen direkt auf die Windschutzscheibe, wo er zerplatzte.

      Der Stiernacken wurde derart überrascht, daß er die Kontrolle über das Steuer verlor. Er verriß es, zwang dem Wagen eine Schlangenlinie auf und landete anschließend im Straßengraben.

      Rander nickte nachdrücklich. Genau so etwas hatte er beabsichtigt. Er kochte jetzt vor Zorn. Er ließ sich nicht ungestraft herumschubsen. Von keinem Menschen.

      Er beobachtete den Wagen.

      Wo blieb der Mann? Ihm war doch hoffentlich nichts passiert? Das hatte Rander schließlich nicht gewollt. Dann sah er seinen Gegner.

      Schlammverkrustet erschien der Stiernacken auf dem Rand der Böschung und wischte sich den Dreck aus dem Gesicht. Er sah jetzt klein und wenig machtvoll aus.

      Rander bemühte sich um einen zweiten Schlammklumpen und schleuderte ihn in Richtung Stiernacken.

      Der Mann wurde voll auf der Brust getroffen. Er zuckte wie unter einem Hieb zusammen, nahm dann die Beine in die Hand und trabte im Schweinsgalopp zurück in Richtung Lemmon Bay.

      *

      Mel Folders erschien auf der Treppe und glich einem gereizten Kampfstier.

      Er hatte sich seine Handfeuerwaffe zurückgeholt und näherte sich der Zimmertür. Er drückte sie jäh auf und stürmte in den Raum. Er wollte die Quittung für die erlittene Schmach ausstellen.

      Parker wollte wesentlich weniger …

      Als bescheidener Mensch begnügte er sich damit, die Tür vorsichtig hinter dem Stiernacken zu schließen und den Schlüssel gemessen umzudrehen. Dann schritt er gemessen hinunter in die Hotelhalle. Er hatte seinen Spezialkoffer in der rechten, schwarz behandschuhten Hand und fühlte sich sehr wohl in seiner Haut. Lemmon Bay – das wußte er bereits jetzt – entsprach völlig seinen Erwartungen. Mehr konnte er sich im Moment gar nicht wünschen.

      Der Mann hinter der Anmeldung musterte den Butler erstaunt, sagte aber kein Wort.

      Einige Männer in der angrenzenden Bar, die an dem Tresen lehnten, schauten überrascht zu ihm herüber, sagten aber ebenfalls nichts. Sie drängelten sich am Fenster, als Parker sein hochbeiniges Monstrum bestieg und langsam davonfuhr.

      Josuah Parker ergriff damit keineswegs die Flucht. Es ging ihm einzig und allein um seinen jungen Herrn, den er in Gefahr glaubte. Der Besuch des ruppigen Hilfssheriffs hatte ihn stutzig werden lassen. Hier schien so etwas wie eine konzertierte Aktion gegen Rander und ihn abzulaufen.

      Parker kannte die ungefähre Richtung, in die sein junger Herr gegangen war. Er hoffte, ihn unterwegs noch erreichen zu können. Als er in den Rückspiegel seines Wagens schaute, entdeckte er hinter sich einen Chrysler, der ihm bereits hartnäckig folgte. Dieser zivile Wagen wirkte auf den ersten Blick unverdächtig, aber auf den zweiten kam Parker nicht umhin, anzunehmen, daß er nicht zufällig folgte.

      Parker passierte die Slums von Lemmon City und hielt Ausschau nach Mike Rander. Er näherte sich dem dschungelartigen Waldgürtel und fand es ausgesprochen lästig, derart hartnäckig verfolgt zu werden.

      Beim Durchfahren einiger Pfützen nutzte er die Gelegenheit. Nach dem Umlegen eines Kipphebels auf dem reichhaltig ausgestatteten Armaturenbrett fielen unten aus dem Wagen einige ansehnliche Pappnägel zu Boden und verschwanden im Wasser dieser Pfützen. Sie warteten nur darauf, sich umgehend in die Reifen des nachfolgenden Wagens zu bohren.

      Was prompt geschah.

      Der Chrysler war Sekunden später luftlos.

      Er schlingerte durch eine große Wasserlache und wurde angehalten. Der Fahrer stieg aus und trat in seiner Hast und Wut in die schlammige Pfütze, die seine Waden umspülte.

      Parker, ansonsten stets beherrscht und würdevoll, gestattete sich den Luxus eines feinen Lächelns. Es war keine reine Schadenfreude, wie er sich sofort einredete, sondern auch zusätzlich eine Notwendigkeit gewesen. Er hatte schließlich einen unter Umständen gefährlichen Verfolger abgeschüttelt.

      Parker erreichte jetzt allein den Waldgürtel und stieß bald auf einen Wagen, der tief im schlammigen Straßengraben lag. Er dachte sofort an seinen jungen Herrn und verlangsamte das Tempo. Wenig später erschien vor ihm auf dem Waldweg Mike Rander, der das typische Zeichen eines Anhalters machte.

      »Können Sie mich ein Stück mitnehmen?« fragte Rander lächelnd, als Parker angehalten hatte.

      »Es wird mir eine Ehre sein, Sir«, erwiderte Parker, »darf ich unterstellen, daß Sie das hatten, was man gemeinhin Ärger nennt?«

      Rander stieg in den Wagen und schilderte knapp, was ihm passiert war. Parker revanchierte sich mit seiner eigenen Geschichte.

      »Wir scheinen ins Fettnäpfchen getreten zu haben«, sagte Rander anschließend, »Tony Ritchel dürfte hier nicht besonders beliebt sein.«

      »Man sollte besagten Herrn danach fragen«, schlug Parker vor, »vielleicht kann Mister Ritchel mit Details aufwarten, Sir, die die Dinge erhellen.«

      *

      »Was Malone hier veranstaltet, ist ein einziges Kesseltreiben gegen mich«, sagte Tony Ritchel eine halbe Stunde später. Der ehemals stämmige, durchtrainierte Mann, den Rander in Erinnerung hatte, war nicht mehr wiederzuerkennen.

      Tony Ritchel, ein mittelgroßer Mann von 50 Jahren, wirkte nervös, abgespannt und gehetzt. Er saß mit seinen beiden Gästen Rander und Parker auf der Porch seines Hauses.

      »Wer ist Malone?« fragte Rander. Sie hatten die Begrüßung hinter sich und waren zur Sache gekommen.

      »Malone ist hier der große Boß«, antwortete Ritchel bitter, »alles tanzt nach seiner Pfeife. Sein Wort ist Gesetz, bildet er sich wenigstens ein und verfährt dementsprechend.«

      »Warum dieses Kesseltreiben gegen Sie, Ritchel?«

      »Sehen Sie sich mal diesen Küstenstreifen genauer an«, erwiderte Ritchel, unter dessen Augen dicke Tränensäcke hingen, »erstklassiger Sandstrand …. Das alles habe ich vor Jahren sehr billig bekommen. Kein Mensch interessierte sich dafür. Mir gefiel es, und ich investierte mein erspartes Geld darin.«

      »Darf man dem entnehmen, daß nun dieser Mister Malone diesen Küstenstreifen an sich bringen will?« Rander sah Ritchel aufmerksam an.

      »Genau das ist es«, gab Ritchel zurück. »Malone ist Spekulant. Er nennt sich zwar Bauunternehmer, aber er ist ein Spekulant. Er will Lemmon Bay zu einem Ferienzentrum ausbauen. Auf eigene Rechnung, versteht sich. Er will hier Parzellen anlegen und sie