Butler Parker Staffel 9 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker Staffel Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740954628
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ein!« forderte der Mann mit dem Stiernacken und zeigte Rander plötzlich den Lauf eines 38ers.

      Rander überlegte blitzschnell und taxierte seine Möglichkeiten. Weglaufen wäre hier sinnlos gewesen. Er befand sich gerade zwischen zwei Häusergruppen, die für eine Flucht viel zu weit weg waren.

      »Was hegt eigentlich an?« fragte Rander und trat an den Wagen heran, wobei der Revolverlauf ihm folgte.

      »Schnauze! Steigen Sie schon endlich ein!« Der Stiernacken sah so aus, als würde er nicht bluffen. Ein gängiger Trick wäre Selbstmord gewesen. Rander klinkte also die Wagentür auf und setzte sich auf den Beifahrersitz.

      »Fragen Sie später«, sagte der Mann, der ihm jetzt den Lauf gegen die Hüfte preßte. Mit der linken Hand steuerte er, alles weitere erledigt die Automatik des Wagens.

      Mike Rander verzichtete auf jede Frage, aber er dachte schnell und intensiv nach. Diese Einladung zur Mitfahrt mußte mit der Szene auf der Landstraße Zusammenhängen, mit diesem Shrimp und der Hundemeute. Eine andere Erklärung gab es nicht.

      Rander sah zum Wagenfenster hinaus.

      Die letzten Häuser dieses Slums waren bereits passiert. Der Mann mit dem Stiernacken wurde jetzt schneller und hielt auf einen Wald zu, der wie ein Dschungel aussah. Während er den Wagen sehr lässig und gekonnt mit der linken Hand dirigierte, kaute er intensiv auf einem Streichholz. Dabei umspielte ein zynisches Lächeln seine Lippen.

      *

      »Dein Chef will dich sehen«, sagte der breitschultrige Mann in Parkers Hotelzimmer, »komm schon! Wir wollen ihn doch nicht warten lassen.«

      »Mit wem habe ich das zweifelhafte Vergnügen?« erkundigte sich Parker sehr distanziert.

      »Kleiner Witzbold«, sagte der Mann, der ein wohlgenährtes Gesicht besaß. »Trab schon an, sonst mache ich dir Beine!«

      »Ihr Ton läßt alle Grundregeln der Höflichkeit vermissen«, tadelte Josuah Parker. »Ich sehe mich gezwungen, Ihnen meine Mißbilligung auszusprechen.«

      »Und ich sehe mich gleich gezwungen, dir alle Knochen zu brechen«, gab der Mann mit den Pausbacken gereizt zurück. »Heb’ endlich ab, Alterchen!«

      »Nun gut«, meinte Parker, um gleichzeitig auf die Blumenvase zu deuten, die auf dem kleinen Tischchen neben dem Balkonfenster stand, »wie würden Sie diesen alltäglichen Gegenstand aus Ihrer Sicht bezeichnen?«

      »Das … Das ist natürlich eine Blumenvase.« Der Mann grinste ein wenig abfällig.

      »In der Tat«, sagte Parker und nahm die Vase hoch, »sie erfüllt aber auch andere Zwecke.«

      Der Mann mit den Pausbacken röchelte wenig fein, als die Vase plötzlich seine Nase deformierte. Er gurgelte, als das Blumenwasser in seinem erstaunt geöffneten Mund landete, und er erlitt einen fast mittelschweren Hustenanfall, als einige Wassertropfen seine Luftröhre belästigten. Dazu fuchtelte der Mann mit seinen Händen erfolglos in der Luft und wischte sich anschließend den Wasserguß aus den Augen.

      Parker sah nicht untätig zu. Er hatte bereits seinen Universal-Regenschirm in der rechten Hand und ließ die spitze Zwinge auf den leichten rechten Schuh des Mannes niedergleiten.

      Was den diversen Zehen überhaupt nicht bekam. Dem Mann entfuhr ein Glucksen, und er tanzte auf dem noch heilen Fuß herum. Doch nur solange, bis der Butler den bleigefütterten Bambusgriff seines Schirms auf den Hinterkopf des Mannes legte.

      Bruchteile von Sekunden später legte der ungebetene Besucher sich zu einer kurzen Ruhepause auf dem Teppich nieder. Parker nutzte die günstige Gelegenheit, die Taschen des Mannes zu durchsuchen. Er fand außer der Brieftasche noch ein Springmesser und einen kurzläufigen Revolver, Kaliber 38. Was ihn aber besonders beeindruckte, war die fast unerfreuliche Tatsache, daß er einen Dienstausweis fand, aus dem hervorging, daß dieser Mann ein Hilfssheriff war und Mel Folders hieß.

      Parker handelte schnell und überlegt.

      Er zerriß den Ausweis, ging ins angrenzende Badezimmer und benutzte die Segnungen einer modernen Zivilisation, diese Schnipsel der Kanalisation anzuvertrauen. Als er ins Zimmer zurückkam, schüttelte Mel Folders gerade benommen den Kopf.

      »Sie haben hoffentlich keinen Schaden genommen«, sagte Parker und bemühte sich um den Hilfssheriff, der jetzt die Augen öffnete, »ich fürchte, Sie und meine bescheidene Wenigkeit haben sich zu ungeschickt benommen.«

      Mel Folders kam nur mühsam hoch, ließ sich in einen Sessel fallen und rieb sich hingebungsvoll den Hinterkopf. Dann sah er auf, erinnerte sich und sprang in die Höhe.

      »Dafür mache ich Sie fertig«, sagte er stöhnend, »dafür sperre ich Sie ein!«

      »Darf ein harmloser Tourist erfahren, wovon Sie im Augenblick sprechen?« erkundigte sich Parker gemessen.

      »Widerstand gegen die Staatsgewalt«, schnaufte Mel Folders, der sich schnell erholte.

      »Sie werden gewiß begreifen, daß ein alter, müder und relativ verbrauchter Mann ein wenig irritiert ist«, entschuldigte sich Parker. »Sprachen Sie gerade von Widerstand gegen die Staatsgewalt?«

      »Hier! Mein Ausweis!« Mel Folders griff automatisch in die Innentasche seines Sakkos und … war nun seinerseits leicht irritiert, was durchaus verständlich war. Er konnte ja nicht wissen, daß sein Ausweis bereits in den Abwässern trieb.

      »Sie wollten mir einen Ausweis zeigen«, erinnerte Parker höflich.

      »Verdammt!« Mel Folders gab die Suche nach diesem wichtigen Papier auf. »Los, Sie kommen auf jeden Fall mit!«

      »Mit welcher Begründung wollen Sie das rechtfertigen und durchsetzen?« fragte Parker.

      »Hiermit!« Er griff nach seinem 38er, der allerdings auch nicht vorhanden war.

      »Meinen Sie möglicherweise diese Handfeuerwaffe?« fragte der Butler, »sie muß aus Ihrer Tasche gerutscht sein.«

      »Drehen Sie das Ding weg!« jaulte Mel Folders auf, als Parker ihm die Waffe freundlich reichte, und zwar mit dem Lauf voran.

      »Wie meinen?«

      »Weg mit dem Ding!« schnauzte Folders und wich zur Seite.

      »Ihr Wunsch ist mir Befehl«, sagte Parker, nachdem er die Waffe durch die geöffnete Balkontür hinunter in den Hof geworfen hatte, »hoffentlich haben Sie nicht schon wieder etwas an meiner bescheidenen Person auszusetzen. Ich finde, daß Sie sehr anspruchsvoll sind!«

      Mel Folders starrte den Butler wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt an. Dann kam er auf Parker zu, sah aber den Regenschirm in dessen Hand, drehte sich um und rannte aus dem Hotelzimmer. Er leitete damit sicher die Bergung seiner Schußwaffe ein.

      Parker folgte Mel Folders mit einigem Abstand, verließ ebenfalls das Zimmer, ging aber nicht hinüber zum Treppenhaus, sondern irrte sich in der Tür. Er landete in einer Art Besenkammer, wie sich herausstellte. Sie lag seinem Zimmer schräg gegenüber, wogegen der Butler überhaupt nichts einzuwenden hatte, zumal der Zimmerschlüssel zu seinem Raum außen im Schloß steckte.

      *

      »Darf ich jetzt wenigstens fragen?« erkundigte sich Mike Rander, als sie den Waldrand erreicht hatten. Eine schmale, aber lange Holzbrücke lag hinter ihnen, die über eine Art Kanal führte. Die Straße war in einen Weg übergegangen, der sich in der Tiefe des dschungelartigen Waldes verlief.

      »Aussteigen!« kommandierte der Stiernacken und hielt an.

      »Und dann?« wollte der Anwalt wissen.

      »Gibt’s ’ne kleine Lektion.« Der Mann wartete, bis Rander den Wagen verlassen hatte. Dann schob er sich über den Beifahrersitz nach draußen, was wohl doch sein Fehler war. Er hatte sicher nicht damit gerechnet, daß Rander keineswegs so sanft war, wie er oft nach außen hin wirkte.

      Mike Rander – innerlich geladen – nutzte kühl seine Chance.

      Er wartete, bis der Mann sich nach draußen schieben