«Was zum Teufel...» konnte der Colonel nur verblüfft flüstern.
So wie das unnatürliche Licht erschienen war, verschwand es wieder und alles war wie vorher. Der Mond war noch immer da und die Sonne neigte sich träge hinter den Dünen am Horizont.
«Was war das denn?» fragte Elisa verwundert.
«Ich habe nicht die leiseste Ahnung.»
«Für einen Moment habe ich befürchtet, der Mond wäre explodiert.»
«Das war wirklich unglaublich» sagte der Colonel, während er den Himmel nach irgendeinem Indiz absuchte, wobei er die Hand schützend über den Augen hielt.
«Azakis... Petri...» sagte Elisa plötzlich. «Es muss ihnen etwas passiert sein, das spüre ich.»
«Komm, hör auf. Vielleicht war es nur eine Auswirkung beim Start der Motoren ihres Schiffes.»
«Das ist nicht möglich. Das hat wie eine wirkliche Explosion ausgesehen. Darüber müsstest du doch mehr wissen als ich, oder nicht?»
«Schatz» kommentierte der Colonel geduldig. «Um die Auswirkungen so einer Explosion aus diesem Abstand zu sehen, müssten auf dem Mond mindestens hundert oder vielleicht sogar tausend Atombomben gleichzeitig explodieren.»
«Und was ist dann passiert?»
«Wir könnten versuchen, unsere Freunde, das Militär zu fragen. Im Grunde bin ich ja ein Mitglied des ELSAD. Mit all den Geräten, die auf den Himmel ausgerichtet sind, ist ihnen so ein Vorfall sicher nicht entgangen.»
«Sogar Lulù hat es bemerkt.»
«Ich glaube, dass diese Katze viel intelligenter ist, als wir beide zusammen.»
«Katzen sind eine höhere Rasse» sagte Elisa, während die die Katze wieder in den Arm nahm. «Hast du das noch nicht bemerkt?»
«Tja. Ich glaube, dass auch sie auch von den alten Ãgyptern fast wie Götter verehrt wurden.»
«Genauso, mein Schatz» sagte Elisa, glücklich, dass die Diskussion auf ein Thema gelenkt wurde, in dem sie sich gut auskannte. «Bastet war zum Beispiel eine der wichtigsten und verehrtesten Götter der antiken ägyptischen Religion. Sie wurde mit weiblichen Merkmalen und dem Kopf einer Katze oder sogar als eine Katze dargestellt. Ursprünglich war Bastet ein Gott des Sonnenkults, wurde aber mit der Zeit immer mehr einer des Mondkults. Als sich der griechische Einfluss dann in der ägyptischen Gesellschaft breitmachte, wurde Bastet endgültig zu einer Mondgöttin, da sie die Griechen mit Artemis gleichsetzten, die die Personifizierung des "wachsenden Mondesâ war.»
«Ok, ok. Danke für den Unterricht, verehrte Frau Doktor» sagte Jack ironisch, indem er seine Bemerkung mit einer Verneigung verstärkte. «Jetzt versuchen wir aber herauszufinden, was zum Teufel da oben passiert ist. Ich mache ein paar Anrufe.»
«Wenn du willst, ich stehe dir immer zur Verfügung, Schatz» antwortete Elisa, wobei ihre Stimme lauter wurde, während sich der Colonel in Richtung Laborzelt entfernte.
Lulù, hatte sich beruhigt und genoss die Streicheleinheiten, die ihre menschliche Freundin ohne Geiz verteilte.
Schiff sechs â Inspektion des Mondes
Azakis, dem die unsichtbare Hand der Angst den Magen zugeschnürt hatte, lieà ihn endlich in Ruhe und begann nervös über die Brück des Schiffes zu laufen, während er unverständliche Sätze murmelte.
«Willst du jetzt endlich damit aufhören, wie ein Brummkreisel herumzulaufen?» meckerte Petri. «Auf diese Weise nutzt du den Boden ab und am Ende fliegen wir wie zwei ausgediente Satelliten im All umher.»
«Wie kannst du nur so ruhig sein? Die Theos wurde zerstört, wir befinden und Millionen von Kilometern von unserem Ursprungsplaneten entfernt, wir können mit niemandem Kontakt aufnehmen und, auch wenn wir es könnten, wird es wohl unmöglich sein, dass uns jemand holt, und du? Du sitzt in aller Ruhe auf deinem Sessel, als wärst du im Urlaub auf einer Klippe des Golfes von Saraan und würdest das Panorama des Sonnenuntergangs genieÃen.»
«Beruhig dich doch mein Alter. Wir werden sicher eine Lösung finden.»
«Im Moment fällt mir aber wirklich keine ein.»
«Weil du erregt bist. Das sind die Gammawellen, die dein armes, hektisches Hirn ausstöÃt und verhindern, dass du klar denken kannst.»
«Meinst du?»
«Sicher» antwortete Petri mit einem strahlenden Lächeln. «Komm und setz dich zu mir, atme tief ein und versuche, dich zu entspannen. Du wirst sehen, dass in kurzer Zeit alles anders aussehen wird.»
«Es wird wohl so sein, wie du sagst, mein Freund» sagte Azakis, während er den Ratschlag seines Gefährten befolgte und sich auf den grauen Sessel des Copiloten fallen lieà «aber im Moment kann ich alles tun, auÃer mich zu entspannen.»
«Wenn du versprichst, dass du dich beruhigst, erlaube ich dir auch, eine von diesen schrecklich stinkenden Dingern zu rauchen, die du immer bei dir trägst.»
«Nun, das könnte eine gute Idee sein. Das wird mir sicher helfen.» Gesagt, getan und er zog aus einer Tasche eine lange dunkle, handgedrehte Zigarre hervor, die er, nachdem er die Enden mit einem seltsamen, mehrfarbigen Objekt abgeschnitten hatte, zu seinem Mund führte und anzündete. Er sog schnell mehrere Male daran und beobachtete, die kleinen bläulichen Rauchwolken, wie sie sich im Raum verflüchtigten. Mit einem leisen Raunen startete das automatische Luftreinigungssystem des Schiffes. In wenigen Augenblicken verschwand der Rauch und mit ihm auch der süÃliche und stechende Geruch.
«Das ist aber unfair» rief Azakis, der schon wieder seine gute Laune wiedergefunden hatte. «Ich hatte vergessen, wie effizient unsere Lüftungssysteme sind.»
«Du hast sie entwickelt» antwortete Petri. «Es hätte auch nicht anders sein können.»
Die Spannung schien sich langsam aufzulösen.
«Fassen wir die Situation jetzt mal zusammen» schlug Azakis mit der Zigarre zwischen den Lippen vor, während er eine Reihe von Hologrammen aktivierte, die sich um die beiden AuÃerirdischen in der Luft positionierten. «Wir haben vier betriebstüchtige Schiffe, unseres eingeschlossen. Die Theos-2 ist schon auf Nibiru gelandet und beide befinden sich auÃerhalb des Aktionsradius des Lichtvortex-Kommunikationssystems.» Er blies einige Rauchwolken in die Luft und fuhr dann fort «Treibstoff und Nahrungsreserven liegen bei neunundneunzig Prozent.»
«Sehr gut. Ich sehe, dass du wieder Herr der Situation wirst. Mach weiter» ermutigte ihn Petri zufrieden.
«Den restlichen sechs Mitgliedern der Mannschaft geht es gut. Schilde und Waffen mit maximaler Effizienz. Das einzige Problem ist, dass wir kein H^COM mehr haben, um die Ãltesten über unsere Situation zu informieren.»
«Und hier liegst du falsch» sagte Petri.
«Was meinst du damit?»
«Ich meine, dass noch ein funktionierendes H^COM vorhanden ist.»
«Aber das Einzige, das wir hatten, wurde doch mit dem Sternenschiff zerstört.»
«Und das, welches wir den Erdbewohnern gegeben haben?»
«Wow, du hast Recht. Daran habe ich nicht gedacht. Wir müssen zu ihnen zurückkehren und es uns geben lassen.»
«Nur mit der Ruhe mein Alter. Dafür haben wir noch Zeit. Ich würde zuerst eine Runde auf dem Mond drehen, um zu sehen, ob wir noch etwas von unserem schönen Schiff bergen