Ein solches Vorhaben sei nur sinnvoll gewesen – so die Verfechter der Globus-Theorie –, weil Kolumbus an eine runde Erde geglaubt habe.
Und Ferdinand Magellan sowie Francis Drake hätten mit ihren Weltumsegelungen (frühes resp. spätes 16. Jhd. n. Chr.) dann in der Tat bewiesen, dass die Erde eine Kugel sei.
EXKURS: EINE UMRUNDUNG DER ERDE UND DIE BEKANNTEN ZEITVER-SCHIEBUNGEN VON OST NACH WEST UND UMGEKEHRT SIND SELBSTVERSTÄNDLICH AUCH AUF EINER FLACHEN ERDE MÖGLICH
Liebste M.!
Eine Umrundung der Welt ist selbstverständlich auch dann möglich, wenn die Erde eine Scheibe mit dem Nordpol im Zentrum und einem ringförmigen Antarktiswall als Südpol sein sollte; die Umrundung fände – wie bei den zuvor Benannten, Magellan und Drake – in west-östlicher resp. in ost-westlicher Richtung statt.
Wäre die Erde eine Scheibe, wäre indes eine Umrundung vom Nord- zum Südpol resp. vom Süd- zum Nordpol in der Tat nicht möglich; eine solche Umrundung jedoch ist – meines Wissens – nirgends beschrieben, und auch Passagierflugzeuge umfliegen die Erde immer nur von West nach Ost oder vice versa, nie in nord-südlicher Richtung oder, umgekehrt, zunächst über den Süd- und dann über den Nordpol.
Das Überfliegen der Pole (jedenfalls des Südpols) ist Passagierflugzeugen grundsätzlich verboten (s. beispielsweise den Antarktisvertrag zuvor); das Wetter sei – angeblich – zu schlecht, als dass man die Pole überfliegen könne, es gäbe in den Polregionen keine Not-Flughäfen/-Landeplätze, auch keine Radarstationen, so dass dort eine Radarüberwachung nicht möglich sei, das Navigationssystem der Flugzeuge (will meinen: der Kompass) versage über dem Nordpol (als ob dies, sofern zutreffend, im GPS-Zeitalter noch von Bedeutung wäre):
Solche und ähnliche nur schwer nachvollziehbare Argumente müssen dafür herhalten, dass Passagierflugzeuge auf ihren Flügen die Erde immer nur von West nach Ost oder von Ost nach West umrunden; dies indes ist ebenso bei einer runden wie bei einer flachen Erde möglich.
Und selbst wenn der Nordpol neuerdings tatsächlich überflogen werden sollte (s.: „Der neue Airbus A340 der Lufthansa“, Part 2, https://www.youtube.com/watch?v=3qMHgtrSlwk, min. 0.35, abgerufen am 26. 06.2017: „Und wir sind genau drüber jetzt. Jetzt, in Augenblick, sind wir genau drüber“), so ist mir keine Nord-Süd- oder Süd-Nord-Umrundung des Globus´ bekannt – selbstverständlich wäre auch bei einer scheibenförmigen Erde (mit dem Nordpol im Scheiben-Zentrum und der Antarktis an der Scheiben-Peripherie, derart, wie in der offiziellen UN-Flagge dargestellt!) ein Überfliegen des Nordpols anlässlich einer Ost-West- oder West-Ost-Umrundung möglich.
Ein Statement aus einem Internet-Blog fasst – höchst „unwissenschaftlich“, aber in nuce völlig treffend – die Problematik zusammen:
„Da der Nordpol und die Antarktis … bewachte ´Flugverbots´zonen sind, sind keine Schiffe oder Flugzeuge bekannt, die je die Erde in Nord/Süd-Richtung umrundet haben. Die einzige Art der Erdumrundung, welche auf einer flachen Erde nicht geschehen kann, ist die nach Norden/Süden, was vermutlich genau der Grund für die strengen Flugbeschränkungen ist. Die Tatsache, daß es bisher keine einzige bestätigte Nord/Süd Umrundung der Erde gab, dient als ein verbindlicher Beweis, daß die Erde keine Kugel ist!“ (https://www.gutefrage.net/frage/gab-es-bisher-keine-nordsued-umrundung-der-erde, abgerufen am 26.06.2017.)
Mithin (und auch darin sind wir uns einig, Liebste): Der einzige, schlagende, unumstößliche und nicht zu widerlegende Beweis, dass die Erde tatsächlich eine Kugel ist, könnten und würden Bild- und/oder Video-Aufnahmen aus dem Weltall liefern. Zu deren – euphemistisch formuliert – „Problematik“ indes werde ich an späterer Stelle ausführen.
Und auch Zeitverschiebungen bei Reisen von West nach Osten resp. vice versa sind von einer kugel- oder scheibenförmigen Erde unabhängig:
„Wenn die Sonne über die [flache] Erde wandert, bringt sie allen Längengraden, die sie nach und nach kreuzt, den „Mittag; wandert sie in westliche Richtung, dann hatten alle Orte östlich ihrer [aktuellen] Position bereits Mittag, wohingegen Orte westlich ihrer Position die Mittagszeit noch vor sich haben.
Wenn wir also nach Osten reisen, erreichen wir die Teile der Erde, wo die Uhrzeit weiter fortgeschritten ist, unsere Uhr muss vorgestellt werden, man könnte auch sagen, wir haben ´Zeit gewonnen´. Reisen wir andererseits nach Westen, erreichen wir Orte, wo noch ´Morgen´ ist, die Uhr muss zurück gestellt werden, man könnte auch sagen, wir verlieren Zeit (William Carpenter: 100 Proofs the Earth is Not a Globe, p. 100 [weitere bibliographische Daten nicht eruierbar]; zit. nach: Dubay, E.: The Flat-Earth-Conspiracy, Lulu-E-Book, PDF-Format, 2014, ISBN: 9781312664395, p. 133.; eigene Übersetzung).
III. DIE ERDE – FLACH ODER RUND?EIN KURZER HISTORISCHER ÜBERBLICK: REZEPTION IN DER NEUZEIT
Geliebter!
1543, nur wenige Tage vor seinem Tod, veröffentlichte Nikolaus Kopernikus – seines Zeichens Astronom und Mathematiker, u.a. auch Domherr, Jesuit und Freimaurer (die Societas Jesu war kaum ein Jahrzehnt zuvor gegründet worden; „Fakt dürfte auch sein, dass die katholische Kirche in dieser Phase des Verlusts der Bedeutungshoheit den Orden der Jesuiten, aus deren Reihen sowohl Kepler wie auch Kopernikus … hervorgingen, installierte. Dieser Orden war in der Folgezeit das wohl wichtigste Instrument, um den Schäfchen das neue heliozentrische Weltbild … einzuhämmern“ [Blog von Hermsdorf, D.: Betrugsmodell „Flache Erde“ – #Verschwörungstheorie, https://filmdenken.de/betrugsmodell-flache-erde-verschwoerungstheorie/, abgerufen am 27.06.2017]) –, nur wenige Tage vor seinem Tod also veröffentlichte Kopernikus sein Hauptwerk „De revolutionibus orbium coelestium“ (Über die Umschwünge der himmlischen Kreise), welches die Erde nicht nur als rund, sondern als nicht mehr im Mittelpunkt eines nunmehr helio-(statt geo-)zentrischen Weltbildes postulierte. Mit anderen, einfacheren Worten: Es drehe sich nicht mehr die Sonne um die Erde, vielmehr die (runde) Erde um die Sonne.
Lange soll Kopernikus mit dieser Veröffentlichung gezögert haben; in neupythagoreischer (will meinen: freimaurerischer) Tradition (s.: Anmerkung. Zu Pythagoras, S. 64 ff.) durften solch fundamentale Erkenntnisse nur „Insidern“ vermittelt, jedoch nicht dem gemeinen Volk publik werden (Kearney, H.: und es entstand ein neues Weltbild – Die wissenschaftliche Revolution vor einem halben Jahrtausend. Kindler Verlag, München, 1971).
Vor Kopernikus hatten bereits andere ein heliozentrisches Weltbild diskutiert; Nikolaus von Kues (Nicolaus Cusanus, 15. nach-chr. Jhd., Mystiker, Philosoph und Mathematiker an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit) dürfte der bekannteste von ihnen sein: „Nachdem Nikolaus von Kues im ersten Buch ´De docta ignorantia´ (1440) am Begriff des Absolut Größten (maximum absolutum) seine Gotteslehre dargelegt hat, entwickelt er nun in Buch II aus dem Begriff des Eingeschränkt Größten (maximum contractum), unter dem das Universum gedacht wird, in spekulativer Entfaltung eine in neuzeitliches Denken vorausweisende Kosmologie, durch die er berühmt und Giordano Bruno zum Vorbild wurde: die Theorie des einen unendlichen Universums, das weder geozentrisch noch heliozentrisch zu denken ist (https://meiner.de/die-belehrte-unwissenheit-11519.html, abgerufen am 27.06. 2017; e. U.).
Zunächst wurde das kopernikanisch-heliozentrische Weltbild als Hirngespinst abgetan; Martin Luther soll geäußert haben: „Der Narr will mir die ganze Kunst Astronomia umkehren! Aber wie die Heilige Schrift zeigt, hieß Josua die Sonne stillstehen und nicht die Erde!“ (Zit. nach: Hosemann, J. P.: Auf dem Weg zur Erklärung der Welt. Meilensteine