Die Betonung liegt hier tatsächlich auf ewig. Als hätten wir uns endlich nach langer, langer Zeit wieder getroffen. Ein eigenartig seltsames und doch sehr vertrautes Gefühl überflutete mich wieder, welches ich schon gehabt hatte, als ich ihn zum allerersten Mal bei Gina sah. Wie viele gemeinsame Leben hatten wir wohl schon hinter uns?
Nach dem ausgiebigen Essen und einem heiteren Austausch fuhren wir wieder zurück ins Hotel. Fabianos Appartement lag auf dem Weg zu meinem Appartement. Als ich mich verabschieden wollte, küsste mich Fabiano – zuerst ganz vorsichtig, dann immer leidenschaftlicher. Er küsste wie ein Gott! Ein Schauer durchflutete mich vom Scheitel bis in die Zehenspitzen. Ganz sanft, aber noch zurückhaltend, erwiderte ich seinen Kuss. Auf was lasse ich mich hier ein? Durch mein Becken schoss eine Hitzewelle. Ich schien verloren und stand in Flammen. Wir landeten auf seinem Bett.
Wir liebten uns mit einer großen Intensität. Wir waren beide so erregt, dass er sofort kam. »Bist du immer so schnell?«, fragte ich ihn leicht überrascht.
Er verneinte etwas verlegen. Wir schliefen das erste Mal miteinander und es war aufregend und heiß. Wir plauderten noch bis zum Morgengrauen.
Dann brachte Fabiano mich hoch zu meinem Appartement und versprach, mich am nächsten Morgen vor dem Frühstück abzuholen.
TIMANFAJA
2. Mai
Die restliche Nacht tat ich kein Auge zu und hatte so gut wie nicht geschlafen.
Am nächsten Morgen kam Fabiano wie vereinbart und zeigte mir noch vor dem Frühstück, wieviel ausdauernder er als Liebhaber sein konnte. Neugierig zog er mir das Negligé von meinen Schultern und blickte mich an. Sein intensiver Blick erregte mich. Alles war betörend neu für mich. Sanft strich er über mein Dekolleté und wanderte mit seiner warmen Hand über meinen Busen. Mit festem Druck liebkoste er meine Hüften und glitt zwischen meine Oberschenkel. In meinem Schoß fühlte ich, wie es pulsierte. Mit seinen poetischen Worten beschrieb er alles, was er sah und spürte. Er nahm sich sehr viel Zeit, mit seinen Lippen jeden Zentimeter meiner Haut genau zu erkunden. All meine Härchen stellten sich auf. Bereitwillig öffnete ich mich ihm. Er nahm mich, ohne zu zögern. Seine Art zu lieben und seine Leidenschaft rissen mich mit. Welch ein verführerisch sinnlicher Tagesbeginn!
Fabiano schlug einen Ausflug nach Timanfaja vor. Ich stimmte erwartungsvoll zu. Rasch kleidete ich mich an und schlüpfte in ein luftiges, carminrotes Sommerkleid.
Bevor wir nach Timanfaja losfahren wollten, zeigte er mir noch das Atelier, welches er für Antonio, den Hotelbesitzer, entworfen und umgebaut hatte.
Als wir um die Ecke bogen, blieb ich perplex stehen. Mir verschlug es die Sprache. Den Eingang des Ateliers bildete eine riesengroße meterhohe Vulva. Donnerwetter, dieser Mann hatte Mut! Ich atmete hörbar ein. »Deine Kunst scheint deine besondere Liebe und Wertschätzung für das weibliche Geschlecht zu repräsentieren«, stellte ich lakonisch fest. Er lächelte und schwieg.
Voller Unternehmungslust stiegen wir in sein Auto ein und fuhren los. Timanfaja war ein Vulkangebiet von besonderem Reiz. Die hügeligen Lava-Felder wirkten wie eine bizarre Mondlandschaft. Sie waren von einer seltsamen Schönheit und Kraft. Das Tal war ungewöhnlich still. Und jene Hügel, dunkel, ohne eine Regung, gehörten dazu wie man selbst.
Unterwegs erklärte mir Fabiano ausführlich, dass die Darstellung der Weiblichkeit in seiner Kunst seine Liebe, seine Anerkennung und seinen Respekt gegenüber der Frau ausdrücke, weil sie neues Leben schenkt.
In dem riesigen Naturpark Timanfaja angekommen, stellten wir unser Auto ab und gingen ein paar Schritte zu Fuß.
Wir beäugten die Spalten in der Erde, aus denen es herausbrodelte, zischte und dampfte. Ein Mann war eigens dafür eingestellt worden, Wasser in die Spalten zu schütten, woraufhin es fauchte und der Dampf explosionsartig an die Oberfläche schoss. An einer Stelle, die besonders heiß erschien, lag über einer Öffnung in der Erde ein riesiges Rost, auf dem Hähnchen gegrillt wurden. Später wollten wir davon auch eines probieren. Doch zuvor entschieden wir uns für eine Fahrt mit dem Bus durch die vulkanische Landschaft.
Fabiano übersetzte mir die Informationen, die der Fahrer über die Gegend erzählte. Davon bekam ich allerdings nicht viel mit, denn Fabiano hatte die ganze Zeit seine Hand auf meinem nackten Bein und streichelte es hingebungsvoll. Seine Hand war noch viel heißer als jedes Vulkanloch, an dem wir vorbeikamen.
Nach einer guten halben Stunde war die Fahrt mit dem Bus zu Ende. Ich war erleichtert, denn ich hätte seine Hand kaum noch länger ruhig aushalten können. Wir gingen in das angrenzende Restaurant, um etwas zu essen. Ein köstlicher Duft von den Hähnchen, die draußen auf dem Grillrost schmorten, wehte bis in das Lokal hinein. Fabiano schaute mich fragend an: »Was möchtest du?« Er bestellte für uns etwas Kühles zu trinken und von dem Geflügel, dessen Aroma uns appetitanregend um die Nase strich.
Das Restaurant war in einem Halbkreis angeordnet und durch die riesigen Fensterscheiben hatte man einen grandiosen Blick in die ausdrucksstarke Landschaft. Der Himmel war ohne Wolken. Hoch oben flogen viele Vögel. Sie zogen weite Kreise und bewegten dabei kaum ihre Schwingen. Die Sonne brannte heiß in der Mittagszeit. Die Kargheit dieses Landstrichs war voller Zauber und berührte mich.
Das Hähnchen schmeckte vorzüglich. Durch das nicht zu heiße und langsame Garen war es besonders zart und zerging förmlich auf der Zunge. Nach dem Essen fuhren wir weiter. Kurz bevor ich nach Lanzarote gekommen war, hatte es auf der Insel geregnet. Über die ganze Insel verteilt sprießten und schossen die ausgefallensten Blumen aus der Erde. Ein zarter Blütenteppich – soweit das Auge reichte – legte sich über die Vulkanerde. Die Stimmung war unbeschreiblich. Überall zwischen dem dunklen, schwarzen Lavagestein gab es üppige grüne Büschel. Alles erwachte zu neuem Leben. Die Zellen meines Körpers vibrierten in einem Zustand sinnlichen Entzückens.
Fabiano wollte die farbenfrohe Blütenpracht und die Stimmung des blauen Himmels einfangen und zückte seinen Fotoapparat. Wir hielten mitten auf der Straße an und es wurde ein ausgedehntes Unterfangen. Er ließ sich viel Zeit, die Stimmung des Lichts und der Landschaft einzufangen. Die Atmosphäre wechselte sekündlich. Der schwere Blütenduft benebelte meine Sinne. Mich überkam eine leichte Müdigkeit.
Ich hing verträumt meinen Gedanken nach. Die Erinnerung an heute morgen ließ mich wieder vor Lust erschauern. Durch meine halb geschlossenen Lider beobachtete ich amüsiert und schläfrig, wie Fabiano versuchte, die vorbeiziehenden Stimmungen einzufangen, dann abwechselnd wieder mich zu fotografieren. Durch nichts ließ er sich beirren, auch wenn das Auto mitten auf der Straße stand und ich fast einschlief. Er bleibt und bleibt in Allem – und das genieße ich!
Tatsächlich musste ich eingeschlafen sein, denn ich erwachte mit einem Lächeln, als Fabiano mir sanft Luft in den Nacken blies. Ich war ganz benommen, mein Schlaf mitten am Tag war tief und traumlos gewesen. Wir schauten uns in die Augen.
Der Ausflug hatte uns hungrig gemacht. Wir gingen in das Bistro der Appartementanlage und aßen frisch gegrillte Tintenfischringe. Nach dem Essen brachte er mich zu meinem Appartement. Er bettete mich sanft auf mein Bett und erkundete mit seinen Lippen langsam und voller Genuss jeden Millimeter meines Körpers. Er flüsterte mir hingebungsvoll zärtliche Komplimente in mein Ohr. Sanft drang er in mich ein und nahm mich immer leidenschaftlicher. Unter seinen fordernden Händen zerschmolz ich und gab mich ihm und seiner Liebe vollständig hin.
3. Mai
Durch seine Fragen brachte mich Fabiano immer wieder zu mehr Klarheit, meine ArtOpera betreffend. Es war für mich schwierig zu erklären, warum ich was, weshalb und wieso gemacht hatte. Einfach aus einer Intuition heraus – so wie die meisten Kunstwerke von mir entstanden sind.
Wie zum Beispiel auch mein Waage-Bild: Die Waagschale, auf der ich eine Feder gemalt habe, hatte ich schwerer gemalt als die andere Waagschale, auf der ich Hunderte von Menschen gemalt habe. Erst im Nachhinein erzählte mir jemand von dem mythologischen Ritual und ich erfuhr den Hintergrund. Tatsächlich