5 Strand Krimis: Killer, Kohle und Konsorten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745213874
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doch schon lange nicht mehr. Mein Schwager arbeitet da, deshalb weiß ich Bescheid."

      "Ach!"

      "Die haben seit drei Monaten keine Löhne mehr dort gekriegt! Seit es hier den neuen OBI-Markt gibt, stehen die doch am Rand des Bankrotts!"

      "Und Sie meinen, vorher haben die Besitzer schnell den eigenen Laden angezündet, um sich mit der Versicherungssumme schadlos zu halten", schloss Moeller.

      "Ist doch der erste Gedanke in so einem Fall, woll?"

      "Na, wenn Sie es sagen!" Eine Spur Ironie klang in Moellers Worten mit, die sein uniformierter Kollege aber nicht registrierte.

      "Sagen Sie mal, irgendwo habe ich Sie doch auch schon mal gesehen", meinte Moeller dann. "Ich komm jetzt nicht drauf. War, glaube ich, in der Zeitung. Haben Sie mal bei Rot-Weiß gespielt?"

      "Nee. Nicht einmal bei den Altherren."

      "Oder waren Sie verdienter Sportler des Turnvereins?"

      "Ich mache nur gerade so viel Sport, dass mich die Uniform nicht kneift!"

      "Jetzt weiß ich es! Sie waren bei dem großen Unfall mit Sattelschlepper dabei! Vor einer Woche auf der A45!"

      "Bingo!"

      "Habe ich es mir doch gedacht! Sie waren gut zu sehen, sogar in bunt!"

      "So'n Unfall regelt man ja nicht alle Tage, woll?"

      Moeller nickte. "Da haben Sie allerdings recht!"

      Die Körperhaltung des Uniformierten hatte sich gestrafft.

      Jeder freut sich, wenn er mal prominent ist, dachte Moeller sarkastisch. Er nickte leicht den Kopf, während in seinem Kopf wieder die SO WHAT-Basslinie swingte.

      Seitlich von ihm, mitten unter einem Pulk von Feuerwehrleuten befanden sich zwei Lokaljournalisten, die eifrig herumknipsten. Einer von den Lüdenscheider Nachrichten und einer von der Westfälischen Rundschau.

      Konkurrenz belebte das Geschäft. Moeller kannte sie beide und wusste, dass sie nebenbei ihre Bilder auch noch an die Bildzeitung verkauften, wenn sie blutrünstig genug waren.

      Die Unfälle auf der A45 boten in dieser Hinsicht eigentlich immer was. Ob dieser Brand allerdings republikweit gesehen genug sensationspotential hatte, bezweifelte Moeller.

      Gut, dass die beiden beschäftigt sind, dachte Moeller. Dann belästigten sie wenigstens nicht ihn, um Dinge aus ihm herauszuquetschen, die er selbst nicht wusste.

      Ein Mann mit wehendem Regenmantel kam auf ihn zu. Das war Moellers Kollege Klaus Simitsch. Unter dem fliegenden Regenmantel trug er ein elegantes Jackett und eine farblich darauf abgestimmte Krawatte. Er war ein paar Jahre jünger als Moeller und vom Outfit her so etwas wie das komplette Gegenteil. 'Angezogen für einen Undercover-Einsatz im Arbeitgeberverband', so stichelte Moeller manchmal.

      "Da bist du ja endlich, Moeller!", rief Simitsch.

      Die meisten Kollegen redeten ihn so an. Nachname und 'du'.

      "Die wirklich Großen haben eben nur einen einzigen Namen", pflegte Moeller dazu immer zu sagen. Prince, Heino, Spock...

      Und Moeller! Moeller mit oe wohlgemerkt.

      Simitsch war ziemlich genervt. Seine Krawattennadel saß schief. Das war ein schlimmes Omen, fand Moeller.

      Er sagte: "Immer mit der Ruhe, Kollege."

      "Meine Güte, hast du dir Zeit gelassen, Moeller! Und dabei wohnst du doch hier ganz in der Nähe, woll?"

      Eigentlich gehörte Simitsch gar nicht zu den Woll-Sagern.

      Aber wenn er im Stress war, kam seine wahre Natur zum Vorschein.

      "Na, ich geh dann mal!", meinte indessen der Uniformierte, der die dicke Luft roch.

      Simitsch nahm Moeller zur Seite.

      "Die Feuerwehrleute haben einen Mann aus dem Dörner-Markt herausgeholt..."

      "Ach..."

      "Er war mit Isolierband an einen Stuhl gefesselt. Der Brand ist relativ früh entdeckt worden, deswegen ist der Kerl mit dem Leben davongekommen. Ein bisschen viel Rauch hat er abbekommen, aber sonst fehlt ihm wohl nicht so viel..."

      Moeller deutete auf das Flammenmeer.

      "Wieso hat man den Brand nicht besser unter Kontrolle gekriegt? Ich meine, wenn man ihn doch so schnell entdeckt hat..."

      "Bin ich ein Brandexperte, Moeller?"

      "War ja nur 'ne Frage."

      "Mann, das ist ein Baumarkt! Viel Holz, brennbare Chemikalien, Farben, Lacke... Das geht doch im Handumdrehen!"

      4

      Ein Mann mit einen Stethoskop um den Hals ging auf Simitsch und Moeller zu.

      "Sie können jetzt mit ihm reden", meinte er mit ernstem Gesicht. "Aber nicht zu lange..."

      "Gut", sagte Moeller.

      "Der Mann hat wahnsinniges Glück gehabt. Eine leichte Rauchvergiftung, das ist alles."

      Simitsch ging zum Rettungswagen. Moeller dackelte hinterher. Der Gerettete saß auf der Trage. Er hustete etwas.

      Ein Sanitäter kümmerte sich um ihn, aber da konnte er kaum helfen.

      Simitsch zeigte seine Dienstmarke herum. Moeller auch.

      "Wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen, Herr...", begann Simitsch.

      Der Mann sah auf. Er war vermutlich zwischen fünfzig und sechzig Jahre alt. Das Gesicht war faltig. Die Zähne so gelb, dass er nach Moellers Meinung ein Raucher sein musste.

      Die Fingernägel sprachen auch dafür. Seine Kleidung sah ziemlich ramponiert aus. Aber der Aufdruck DÖRNER – DIE NUMMER EINS IN SÜDWESTFALEN war auf dem graublauen Kittel noch deutlich zu sehen. Nur die Ö-Striche von DÖRNER waren durch einen Rußfleck so verdreckt, dass man sie nicht mehr erkennen konnte.

      "Wolf", sagte der Mann. Er hustete noch einmal. Dabei schloss er die Augen und fuhr sich mit der flachen Hand über den schütteren Haaransatz. "Norbert Wolf..." Er prustete zum Steinerweichen.

      "Was ist passiert?", fragte Simitsch.

      "Häh?" Wolf sah Simitsch an wie ein Auto.

      "Mein Gott, jemand hat Sie überfallen, gefesselt und dort", - dabei deutete er in Richtung des Infernos - "zurückgelassen!"

      "Ich weiß nicht...", murmelte Wolf.

      "Sagen Sie uns, was passiert ist!"

      "Ich kann dazu nichts sagen", erklärte Wolf.

      "Das gibt's doch nicht!", rief Simitsch.

      "Ich habe einen Schlag auf den Kopf bekommen", meinte Wolf. Der Arzt stand etwas abseits und nickte. "Kann ich bestätigen", erklärte er.

      Simitsch fuhr sich durch das Haar und schüttelte den Kopf.

      Jetzt mischte Moeller sich ein. "Wo waren Sie, als Sie den Schlag bekommen haben?"

      "An der Eingangstür. Ich habe den Laden abgeschlossen."

      "Sie sind bei Dörner angestellt", stellte Moeller fest.

      "Ja."

      "Als was?"

      "Abteilungsleiter."

      "Welche Abteilung leiten Sie?"

      "Sanitäres!"

      Unter Schock steht er jedenfalls nicht, dachte Moeller. Der Kerl schien auf einmal gut beieinander zu sein... Viel besser als noch vor zwei Minuten.

      "Und den Schlag haben Sie an der Tür bekommen."

      "Wohl schwerhörig, woll? Habe ich doch gesagt!", brauste Wolf