Zwei besondere Krimis - Im Zeichen der Fliege & Die toten Frauen. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745202656
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      "Leichter gesagt als getan", erwiderte ich. Mordaufträge gehörten leider zu den am schwersten nachweisbaren Delikten.

      Es war viel leichter denjenigen dingfest zu machen, der sich dafür hergab, eine Waffe abzudrücken. Denn so geschickt er sich dabei auch immer anstellen mochte, er hinterließ ganz sicher mehr Spuren als sein Auftraggeber.

      3

      William Gerratti hatte zuletzt in einer Villa auf den Brooklyn Heights gewohnt. Erst vor einem halben Jahr war er dort eingezogen. Das äußere Zeichen dafür, dass er es geschafft hatte. Jetzt empfing uns dort seine junge Frau Glenda. Sie war dunkelhaarig und zierlich. Neben ihrem Mann musste sie geradezu winzig gewirkt haben.

      Glenda Gerratti trug ein schwarzes Kleid, als sie uns empfing.

      Verwundert nahm sie unsere FBI-Ausweise zur Kenntnis.

      "Ich habe doch schon alles, was ich wusste, der Polizei gesagt", erklärte sie. "Und jetzt noch einmal Ihnen..."

      "Tut uns leid, Ma'am, aber...", begann ich.

      "Sie können ja nichts dafür, Mister..."

      "Trevellian. Und dies ist mein Kollege Milo Tucker."

      Sie führte uns in ein luxuriös ausgestattetes Wohnzimmer.

      In einer Glasvitrine waren die Pokale und Medaillen aufgereiht, die Gerratti gewonnen hatte. Es sah aus wie ein Schrein.

      "Vorgestern Abend wurde dieses schreckliche Attentat verübt", sagte sie mit vor der Brust verschränkten Armen. "Und seitdem habe ich Stunden damit zugebracht, Polizisten Rede und Antwort zu stehen." Sie schluckte. Der Schmerz war ihr deutlich anzusehen. "Sie haben ja keine Ahnung von dem, was jetzt alles auf mich einstürzt."

      "Wir werden Sie bestimmt nicht länger belästigen, als unbedingt nötig, Mrs. Gerratti", sagte ich.

      Und Milo fragte: "Seit wann waren Sie verheiratet?"

      "Seit einem Jahr."

      "Was haben Sie gemacht, bevor Sie Mister Gerrattis Frau wurden?"

      "Ich habe in einer Bar namens LA ISLA BONITA gearbeitet. In der 42. Straße. Dort habe ich William kennengelernt. Es war Liebe auf den ersten Blick, wie man so schön sagt." Sie atmete tief durch und rieb nervös die Handinnenflächen gegeneinander. LA ISLA BONITA gehörte zu den Läden, die unter Kontrolle von Sly Jordan standen.

      "Möchten Sie etwas trinken?", fragte Glenda.

      Wir schüttelten beide den Kopf.

      "Dann nehmen Sie doch wenigstens Platz."

      Wir ließen uns in den gewaltigen Ledersesseln nieder.

      Ich beugte mich etwas vor und fragte: "Ihr Mann hatte ziemlich engen Kontakt zu Sly Jordan."

      "Aus Williams Geschäften habe ich mich immer herausgehalten. Er hätte es auch gar nicht geduldet, wenn ich mich da eingemischt hätte..."

      Sie sah mich nicht an, als sie das sagte.

      "Ihr Mann soll sich mit Sly Jordan überworfen haben", sagte ich.

      "Wer sagt das?"

      "Es wird so herumerzählt."

      "Ich kann nichts Negatives über Mister Jordan sagen", erklärte sie schließlich. "Ich kannte ihn noch aus der Zeit, als ich im LA ISLA BONITA gearbeitet habe. Er war immer sehr nett."

      "Haben Sie mal erlebt, wie Ihr Mann sich mit Jordan gestritten hat?"

      "Ja, letzte Woche am Telefon. Ich weiß allerdings nicht mit Sicherheit, dass Jordan am anderen Ende der Leitung war."

      "Worum ging es?", fragte ich.

      "Keine Ahnung. Ich habe William hinterher danach gefragt, ob es Ärger gäbe."

      "Und? Was hat er geantwortet?"

      "Er hat gesagt, ich solle mir keine Sorgen machen. Es sei nichts Ernstes. Allerdings habe ich ihm das nicht geglaubt."

      "Warum nicht?"

      "Weil er wie ein Verrückter hinter seinem Manager hertelefoniert hat."

      "Hat er ihn erreicht?"

      "Muss wohl. Am Tag darauf hat er sich mit Jim Jenkins, seinem Manager, getroffen. Es war hier in diesem Zimmer. Die beiden hatten etwas ziemlich Wichtiges zu besprechen, und mein Mann war sehr erregt."

      Ich fragte: "Haben Sie davon etwas davon mitbekommen, worum es ging?"

      Sie schüttelte den Kopf.

      "Leider nein."

      "Jim Jenkins war früher für Sly Jordan tätig, oder?"

      "Das weiß ich nicht. Schon möglich. Wie gesagt, Mister Trevellian: Mein Mann war der Ansicht, dass Frauen sich nicht ins Geschäft einzumischen hätten." Sie atmete tief durch und wischte sich mit einer fahrigen Bewegung eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

      "Ich frage mich allerdings, was das alles mit dem Tod meines Mannes zu tun haben soll..." Sie musterte mich. Ihre Augenbrauen bildeten dabei eine Schlangenlinie. "Sehen Sie lieber zu, dass Sie diesen Verrückten kriegen, der William einfach so abgeknallt hat! Wie einen Hund!" Sie schluchzte auf.

      "Das versuchen wir, Ma'am", sagte ich vorsichtig. "Und ich verspreche Ihnen, dass wir alles tun werden, um den Mörder Ihres Mannes zu finden."

      "Und was soll dann diese ganze Fragerei nach Sly Jordan? Glauben Sie denn, dass er etwas damit zu tun hat?"

      "Wir können nicht ausschließen, dass es sich um einen Auftragsmord handelt, Mrs. Gerratti", sagte ich.

      Sie erriet meine Gedanken.

      "Und Sie glauben, dass Sly Jordan der Auftraggeber des Killers war?"

      Ich sah sie an.

      "Bis jetzt ist noch alles offen", sagte ich. "Aber wir müssen jede Möglichkeit in Betracht ziehen..."

      "Da haben Sie natürlich recht."

      "Können wir uns etwas im Haus umsehen? Uns interessieren vor allem Mister Gerrattis persönliche Dinge..."

      Sie blickte auf. Ihr Gesicht wurde jetzt von einer leichten Röte überzogen. "Sie wollen sicher wissen, wer sein Vermögen erbt und ob es eine Lebensversicherung gibt", erklärte sie dann mit galligem Unterton. Sie erhob sich.

      Dabei sah sie mir direkt in die Augen.

      Milo und ich standen ebenfalls auf.

      "Es wäre schon wichtig für uns, seine finanziellen Verhältnisse zu kennen..."

      "Ich nehme an, dass ich mich gegen Ihre Wünsche wohl kaum wehren kann..."

      "Sie haben Ihren Mann geliebt", sagte ich. Nicht als Frage, sondern als Feststellung.

      Sie schluckte. "Ja", flüsterte sie sichtlich bewegt.

      "Das Einzige, was Sie jetzt noch für ihn tun können ist, uns zu unterstützen, Ma'am. Damit wir den Mörder finden, der William Gerratti auf dem Gewissen hat. Auch wenn es für Sie vielleicht schmerzlich ist."

      Sie nickte. "Gut", sagte sie. "Sie haben freie Hand. Tun Sie, was immer Sie für notwendig