Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga. Pete Hackett. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Вестерны
Год издания: 0
isbn: 9783745213249
Скачать книгу
und das Trampeln der Schritte erfüllten den Saloon.

      Lester Wilburn warf sich mit seinem Körper gegen die Flügel der Schwingtür und sie flogen auf. Er sprang hinaus auf die Straße. Ihm folgte Kirby Logan. Scott Wilburn sprang durch das zerschossene Frontfenster. Ron Webster erwischte es im Sprung, als er Scott Wilburn folgen wollte. Er schien einen Augenblick lang schräg in der Luft zu hängen, dann krachte er der Länge nach auf den Boden.

      »Nichts wie weg!«, schrie Scott Wilburn. Er hetzte am Straßenrand entlang in die Richtung des Mietstalles. Sein Bruder und Kirby Logan folgten ihm, immer wieder hinter sich feuernd und so die Soldaten zwingend, in der Deckung des Saloons zu bleiben.

      »Haltet sie auf!«, keuchte Scott Wilburn. »Ich hole die Pferde.«

      Ein Soldat kam geduckt aus der Tür des Saloons. Ein zweiter folgte. Die beiden Schüsse, die sie fällten, klangen wie ein einziger. Zwei weitere Soldaten, die ins Freie drängten, sahen zu, in den Schutz des Saloons zurückzugelangen. Eine heisere Stimme brüllte Befehle.

      Scott Wilburn war zum Mietstall gelaufen. Eine Laterne neben dem Stalltor warf einen Lichtkreis in den Hof. Auch im Stall brannte eine Laterne. Sie hing an einem Nagel, der in einen der Tragebalken getrieben worden war. Der Stallmann stand wie sprungbereit aber unentschlossen auf dem Mittelgang. Er starrte den Banditen an wie eine übernatürliche Erscheinung.

      »Hilf mir, drei Pferde zu satteln!«, blaffte Wilburn. »Mach schon!«

      »Was ist geschehen?« Die Stimme des Stallburschen klang abgehackt und brüchig.

      Wilburn gab keine Antwort. Er rannte zu dem Balken, auf dem einige Sättel lagen, und raffte den erstbesten an sich. Damit begab er sich zu einer der Boxen, in der ein Brauner stand. In die Gestalt des Stallmannes geriet Leben.

      Auf der Straße donnerten Schüsse. Ein Querschläger jaulte. Etwas klirrte. Immer wieder krachte es. Innerhalb von zehn Minuten hatten Scott Wilburn und der Stallbursche drei Pferde gesattelt und gezäumt, zehn Minuten, die den Banditen wie eine kleine Ewigkeit wähnten. Er schwang sich auf eines der Tiere und zog den Revolver, richtete ihn auf den Stallmann und stieß hervor: »Woher wussten die Blaubäuche von unserer Anwesenheit in der Town? Hast du es ihnen gesteckt?«

      »Ich – ich...« Der Stallmann trat von einem Bein auf das andere. Seine Stimmbänder versagten ihm den Dienst. Eine unsichtbare Faust schien ihn zu würgen.

      »Dreckiger Bastard!« Wilburn schoss ohne mit der Wimper zu zucken. Der Stallmann kippte über seine Absätze nach hinten. Ein unkontrolliertes Zucken seiner Beine, dann erschlaffte seine Gestalt.

      Wilburn zerrte das Pferd herum und trieb es an. Die beiden anderen Tiere führte er an den langen Zügeln. Im Hof kam ihm sein Bruder entgegen und warf sich auf eines der Tiere. »Kirby hat es erwischt! Verschwinden wir!«

      Scott Wilburn ließ den Zügel des dritten Pferdes sausen. Tief über die Hälse der Pferde gebeugt stoben die beiden Banditen hinaus auf die Straße, rissen die Vierbeiner nach links herum und verschwanden wenig später in einer Passage zwischen zwei Häusern. Der prasselnde Hufschlag entfernte sich mit rasender Geschwindigkeit, wurde leiser und leiser. Die Nacht hatte Scott und Lester Wilburn verschluckt.

      Sie ritten zu dem Platz, an dem die Deserteure und Glenn Farley lagerten. Es war ein Felskessel, in den nur ein schmaler Durchlass führte. Ein ideales Versteck. Aus der Dunkelheit wurden sie angerufen. »Wir sind es, Scott und Lester«, rief Letzterer. »Möglicherweise werden wir verfolgt. Gib Acht. Solltest du etwas hören, dann komm sofort und melde es.«

      »Wo sind die anderen?«

      »Wahrscheinlich in der Hölle«, kam es ohne die Spur einer Gemütsregung von Scott Wilburn.

      Sie ritten weiter. Etwa hundert Yards ging es zwischen den Felsen hindurch, dann öffnete sich der Felskessel. Während es in dem Spalt finster war wie im Schlund der Hölle, wurde der Platz zwischen den Felsen, auf dem die Deserteure lagerten, vom Mond- und Sternenlicht etwas aufgehellt.

      »Ihr?«, kam es fragend und überrascht zugleich von Ross Wallace, dem desertierten Corporal.

      »Die Blaubäuche wollten uns den höllischen Marsch blasen«, versetzte Scott Wilburn. »John, Rich, Kirby und Ron sind vor die Hunde gegangen. Whitlock befindet sich nicht im Fort. Er ist auf dem Weg nach Tularosa ins Mescalero Reservat.« Er schaute seinen Bruder an. »Mit Gallup wird es wohl nichts. Wir haben eine Reihe von Soldaten in die Hölle geschickt. Man wird uns jagen wie ein paar tollwütige Hunde.«

      »Verschwinden wir nach Arizona!«, schlug Ross Wallace vor.

      »Erst, wenn Whitlock tot vor mir liegt!«, knirschte Scott Wilburn. »Wir tun, was sie am wenigsten von uns erwarten.«

      »Und das wäre?«

      »Wir reiten nach Tularosa und warten dort auf Whitlock.«

      »Begrabe deinen Hass, Bruder«, murmelte Lester Wilburn. »Lass uns aus diesem Landstrich verschwinden. Hier steht am Ende unseres Weges entweder der Strick oder eine Kugel. Bald wird an jedem Sheriff's Office und in jedem Militärposten unser Steckbrief aushängen.«

      »Whitlock muss sterben!«, stieß Scott Wilburn wild hervor. »Ich habe geschworen, ihn zu töten. Und ich bin nicht bereit, diesen Schwur zu brechen.«

      »Dann lass uns wenigstens für einige Zeit untertauchen. Ich denke, dass in den nächsten Tagen eine Reihe von Suchtrupps unterwegs sein werden. Es war schon dumm, nach Fort Wingate zu reiten. Lass uns jetzt wenigstens vernünftig handeln.«

      Scott Wilburn schien nachzudenken. Schließlich knurrte er: »In Ordnung. Bis Arizona sind es nur fünfundzwanzig Meilen. Westlich des Canyon de Chelly gibt es einen kleinen Ort namens Maito Spring. Dort verkriechen wir uns für einige Zeit und lassen Gras über die Geschichte hier wachsen. In einem Monat aber kehren wir hierher zurück. Und dann...«

      Wilburn schnippte mit Daumen und Mittelfinger seiner Linken. Diese Geste brachte alles zum Ausdruck, was er mit Worten nicht aussprach. Sie beinhaltete ein höllisches Versprechen.

      »Sattelt eure Pferde«, drängte Lester Wilburn. »Bald wird es von Soldaten, die uns suchen, nur so wimmeln.«

      Sie verließen eine halbe Stunde später den Felskessel. Die Nasen ihrer Pferde wiesen nach Westen. In New Mexiko wurde ihnen der Boden zu heiß. Sicher waren bei dem Kampf im Saloon ein paar Soldaten gestorben. Scott Wilburn wurde außerdem steckbrieflich gesucht in diesem Staat.

      Er ritt mit dem festen Vorsatz im Herzen, zurückzukehren und Tyler Whitlock zu töten. Sein abgestumpftes Gemüt verlangte nach Rache.

      *

      Der Bote aus Fort Wingate holte den Zug ein und übergab Lieutenant Whitlock einen Brief von Colonel McIntosh. Der Lieutenant brach das Siegel, faltete das Blatt Papier auseinander und las. Seine Brauen schoben sich zusammen. Schließlich senkte er die Hand mit dem Schreiben. Hart traten seine Backenknochen hervor.

      Sergeant Burmester musterte ihn aufmerksam und fragend, mit einer Mischung aus stummer Erwartung und unverhohlener Neugier. »Eine neue Order?«

      Whitlock schüttelte den Kopf. »Scott Wilburn ist aus dem Gefängnis in Fort Bliss ausgebrochen und nach Fort Wingate gekommen. Er sucht mich. Bei einer Schießerei mit einigen unserer Leute wurden zwei seiner Kumpane getötet, zwei andere verwundet. Wilburn und ein weiterer seiner Komplizen sind entkommen.«

      »Und sie reiten jetzt auf unserer Fährte, wie?«

      »Das weiß ich nicht. Ich habe vom Colonel die Order erhalten, in Tularosa zu bleiben. Er hat mich auf unbestimmte Zeit dorthin abgeordnet. Wahrscheinlich geht der Colonel davon aus, dass Wilburn in der Nähe von Fort Wingate lauert und wartet, bis ich zurückkehre.«

      »Es gefällt Ihnen nicht, Lieutenant«, kam es von Burmester. »Ich kann es Ihnen von der Nasenspitze ablesen.« Der Sergeant verschluckte sich fast. »Sorry, Sir, ich weiß, das eben