Die Individualität von Hashimoto
Als ich meine Diagnose bekam, war mir nicht klar, dass Hashimoto im Vergleich zu einer nicht-autoimmunen Hypothyreose ein ganz individuelles Symptombild hat. Es kann bei den Patienten zu Schwankungen zwischen hypothyreoten und hyperthyreoten Symptomen kommen und sie können für eine gewisse Zeit sogar Symptome beider Erkrankungen gleichzeitig haben.
Bei Hashimoto ist die Schilddrüse nicht träge, was die Freisetzung von Hormonen betrifft; es ist vielmehr so, dass das Immunsystem die Schilddrüsenzellen für fremde oder schädliche Substanzen hält und Antikörper gegen diese Zellen bildet. Der Angriff führt zu Entzündungen und Schäden in den hormonbildenden Zellen. Bei diesem Angriff und der Zerstörung der Schilddrüsenzellen durch das Immunsystem werden die Hormone, die meist in den Zellen gespeichert sind, in den Kreislauf freigesetzt und führen zu einem Hormonüberschuss. Das wiederum verursacht eine vorübergehende Hyperthyreose und kann sogar zu einem toxischen Spiegel an Schilddrüsenhormonen im Körper führen (sogenannte Thyreotoxikose oder Hashitoxikose). Schließlich werden die zusätzlichen Hormone aus dem Körper ausgeschieden und der Betroffene wird hypothyreot, da die geschädigte Schilddrüse nun Schwierigkeiten hat, genügend Hormone zu bilden.
In diesem Fall können Sie anfangs Symptome wie Reizbarkeit, Angst und Unruhe (Hyperthyreose) empfinden, und sobald die zusätzlichen Hormone ausgeschieden sind, kann es zu Gefühlen von Apathie und Depressivität (Hypothyreose) kommen. Und das kann immer wieder vorkommen, sodass sich ein Betroffener wie auf einer Achterbahn fühlt!
Zusätzlich zu den Symptomen einer Hypo- und Hyperthyreose haben die meisten Hashimoto-Patienten auch vielerlei Entzündungssymptome wie das Reizdarmsyndrom (RDS), Säurereflux, Durchfall, Blähungen, Hautausschläge, Allergien, Schmerzen und andere unspezifische Symptome. Nährstoffmangel, Anämie, eine durchlässige Darmwand, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Zahnfleischprobleme, geringe Stresstoleranz und Unterzucker können ebenfalls auftreten. Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass viele dieser zusätzlichen Symptome oder Zustände auch bei anderen Autoimmunerkrankungen vorkommen.
Was geschieht bei Hashimoto?
Die Schilddrüse gehört zu einem komplizierten Körpersystem und existiert nicht für sich in einem „luftleeren Raum“. Oft zeigen Hashimoto-Patienten mannigfaltige systemische Symptome zusätzlich zu jenen, die für eine Hypothyreose typisch sind. Der Körper verharrt in einem chronischen Zustand, in dem das Immunsystem überlastet ist, es zu Abweichungen bei den Nebennierenhormonen, einer Darmdysbiose, Verdauungsstörungen, gestörten Entgiftungsvorgängen, Entzündungen und Abweichungen bei der Freisetzung von Schilddrüsenhormonen kommt. Dies ist ein sich selbst erhaltender Zyklus, der nicht aufhört, weitere Symptome zu verursachen, solange nicht ein Faktor von außen eingreift und ihn unterbricht.
Wenn man diesem Symptom-Reigen einfach nur ein synthetisches Schilddrüsenmedikament wie L-Thyroxin hinzufügt, führt das bei den meisten Hashimoto-Patienten leider nicht zu einer vollen Genesung. Es kann die zugrunde liegende Entzündung, die das Ungleichgewicht des Immunsystems aufrechterhält und zu anderen chronischen Krankheiten führt, sogar noch verschleiern.
Bei mir war es die gestörte Darmfunktion, die den ersten Hinweis darauf gab, dass es eine Verbindung zwischen meiner Autoimmunerkrankung und der Gesundheit (oder der mangelnden Gesundheit) meines Darms geben könnte. Schnell fand ich heraus, dass der Darm das Immunsystem beeinflusst und die meisten Autoimmunerkrankungen in einem direkten Zusammenhang damit stehen, wie es um die Gesundheit des Darms bestellt ist. Deshalb enthalten die Elementarprogramme hier auch ein eigenes Programm für einen gesunden Darm – einer der Schlüssel zur Genesung der Schilddrüse ist die Wiederherstellung der Darmgesundheit. Sie hat sich für die Genesung von vielen anderen Autoimmunerkrankungen ebenfalls als wesentlich erwiesen.
Nicht so offensichtlich, aber gleichermaßen wichtig ist die verminderte Entgiftungsfähigkeit des Körpers bei Hashimoto. Ein beeinträchtigtes Entgiftungssystem ist häufig für die meisten Symptome verantwortlich und verhindert, dass es den Betroffenen besser geht, selbst wenn sie die anderen Programme aus diesem Buch durchführen. Die Leber ist unser wichtigstes Entgiftungsorgan, und daher beginnen die Elementarprogramme mit dem Programm zur Unterstützung der Leber.
Ein dritter grundlegender Teil der Genesung ist die Unterstützung einer gesunden Stressreaktion.
Nachdenken über Grundursachen: Wie sich Hashimoto anfühlt
Ich weiß, dass Hashimoto zu einem Gefühl führen kann, als stünde man ganz alleine da und würde sich darin verlieren. Viele der Symptome können verwirrend sein, andere geradezu verheerend. Manchmal klingen die Symptome so klinisch-nüchtern, dass man keinen Bezug zu sich selbst herstellen kann, also bat ich meine Patienten, mit ihren eigenen Worten zu schildern, welche Gefühle Hashimoto bei ihnen ausgelöst hat. Hier sind ihre Antworten:
– „Hashimoto zu haben, fühlt sich an, als würde man eine Lüge leben; als würde man zwischendurch für ein paar Stunden sein ,öffentliches‘ Gesicht aufsetzen, nachdem man sich den ganzen Tag gefühlt hat, als würde man von einer schweren Wolldecke erdrückt, und man hofft, dass einen niemand dabei erwischt, wie man bis 10 Uhr morgens schläft, um 14 Uhr ein Nickerchen macht und sich an nichts von all den Dingen erinnert, die zu erledigen sind. Man schämt sich für sich selbst und das macht einen ganz fertig.“
– „Ich fühle mich innerlich gefangen. Allein in einem dunklen Käfig mit meinen Träumen, aber ohne Energie, um meine Träume in die Welt zu tragen.“
– „Es ist eine Art außerkörperliche Erfahrung, bei der ich nicht mehr weiß, wer ich bin oder wie es so weit kommen konnte. Wenn ich müde bin, habe ich das Gefühl, als würde ein Gewicht auf meinem Körper lasten und mich daran hindern, mich zu bewegen.“
– „Ich fühle mich, als würde ich neben meinem Leben sitzen und jeden dabei beobachten, wie er seines genießt, und ich frage mich, ob ich jemals meine Freude am Leben zurückbekomme.“
– „Wie ein Hamster im Rad.“
– „Einer unsichtbaren Krankheit schutzlos ausgeliefert, keine Kontrolle über meine Stimmung und keine verständliche Erklärung für meine Familie, warum ich grundlos in der Waschküche weine.“
– „Das Schlimmste an dieser Krankheit ist, dass ich meine Ärzte davon zu überzeugen versuche, wie schlecht es mir geht, und sie mir erzählen, dass ich weniger essen, mehr Sport treiben und ein Antidepressivum nehmen soll, denn mein TSH-Spiegel sei im Normbereich. Dass man mir im Grunde sagt: Das spielt sich alles nur in Ihrem Kopf ab. Ihre Blutuntersuchungen sagen, dass alles in Ordnung ist. Tatsächlich sind Sie einfach nur unzufrieden mit Ihrem Leben sind und das hat nichts mit Ihrer Schilddrüse zu tun.“
– „Verwirrend, zum Verzweifeln, wie betäubend, anstrengend. Es ist so unglaublich schwer für die Betroffenen, genauso wie für diejenigen, die uns lieben. Es ist schwer, die Gefühle zu erklären, die Verzweiflung, die Gewichtszunahme, die fehlende Vertrautheit mit denjenigen, die das nicht selbst kennen. Es ist einfach nur schwer.“
Ich richte meine Aufmerksamkeit zwar lieber auf Lösungen als auf die vielen, mit Hashimoto einhergehenden Symptome, doch ich hoffe, dass die Erfahrungen von anderen das eine oder andere bestätigen können, was Sie selbst erleben. Nehmen Sie sich die Zeit, sich zu trösten und seien Sie gütig mit sich selbst in Bezug auf das, was Sie durchmachen. Mir liegt daran, dass Sie verstehen, dass Sie nicht verrückt werden, dass viele Ihre Symptome mit Hashi moto zusammenhängen können und dass es besser werden kann!
Seien Sie ehrlich, welche Gefühle löst Hashimoto in Ihnen aus?