Evolution Bundle. Thomas Thiemeyer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Thiemeyer
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Детские приключения
Год издания: 0
isbn: 9783401809298
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führten zurück zum Bahnhofsgebäude. Eine Gruppe von Bäumen befand sich dort, davor eine Hinweistafel, auf der mit abblätternder Farbe Danger – High Voltage zu lesen stand.

      Mit pochendem Herzen schlug sie den Weg dorthin ein.

      ES hat geantwortet.

      Was hat ES gesss…sagt?

      Wir sollen sss…sie sss…stoppen.

      Ihr Handeln…Gefahr.

      Nnn…neues Opfer. Sss…sind bewaffnet.

      Bestätigung an ES. Lasst uns…Angriff beginnen!

      Jem blickte argwöhnisch empor. Von Richtung Nordwesten waren mächtige Gewitterwolken aufgezogen, die rasch näher kamen. Bald würde es anfangen zu regnen. Aber das war es nicht, was ihm Sorge bereitete.

      »Da drüben, seht ihr?« Er deutete hinüber zum Park.

      Die Wipfel der Bäume waren voller Vögel. Er erkannte Krähen, Dohlen und Raben. Vor allem Raben. Jem waren diese Tiere nicht grundsätzlich unsympathisch. Sie waren intelligent und sahen cool aus, aber in dieser geballten Menge wirkten sie irgendwie Furcht einflößend.

      »Das sieht ja aus wie in Hitchcocks Die Vögel«, murmelte Arthur. »Seit wann hocken die denn da?«

      »Sie müssen gekommen sein, als wir die Bücherei durchsucht haben«, sagte Jem. »Und es werden immer mehr.«

      Ein weiterer Schwarm Krähen kündigte sich mit lautstarkem Gekrächze an. Sie kreisten eine Weile über ihren Köpfen, dann landeten sie in den Bäumen. So langsam wurde der Platz dort eng.

      »Gefällt mir nicht«, sagte Marek. »Gefällt mir ganz und gar nicht.«

      »Ich mag die Art nicht, wie sie uns anschauen«, sagte Katta.

      »Vielleicht versammeln sie sich nur für den Weiterflug«, gab Olivia zu bedenken. »Zugvögel machen das so.«

      »Ja, wenn es anfängt, kälter zu werden«, sagte Jem. »Aber es ist total warm. Es muss einen anderen Grund geben …«

      »Vielleicht sind wir der Grund«, überlegte Zoe und sprach damit aus, was alle dachten. »Ich glaube, sie beobachten uns.«

      Alle schwiegen. Marek schob seinen Unterkiefer vor: »Wir werden uns doch wegen ein paar Vögeln nicht in die Hose machen, oder? Los jetzt, jeder schnappt sich seinen Knüppel, und dann zurück. Ich habe keinen Bock, bis auf die Knochen nass zu werden.« Er ergriff Kattas Hand und schlug den Weg ein, den sie gekommen waren.

      Jem spürte, wie sich Unbehagen in ihm breitmachte. Solange sie sich im Gebäude aufgehalten hatten, war alles gut gewesen, doch jetzt waren sie diesen Tieren schutzlos ausgeliefert.

      Inzwischen mussten es Hunderte sein, die aus schwarzen Augen auf sie herabschauten.

      »Das ist echt unheimlich«, sagte Zoe. »Seht euch nur an, wie sie ihre Köpfe drehen. Man könnte fast meinen, sie halten uns für Eindringlinge.«

      »Was wir ja auch sind«, ergänzte Olivia. »Eindringlinge aus einer anderen Welt und einer anderen Zeit.«

      »Diese Stadt wurde von Menschen erbaut«, erwiderte Katta und warf ihre blonden Haare zurück. »Wenn hier jemand ein Eindringling ist, dann ja wohl diese Viecher.«

      Olivia zog spöttisch eine Braue in die Höhe. »Dies ist schon lange keine Menschenstadt mehr. Die Natur hat sie zurückerobert. Seit der großen Katastrophe.«

      Von einer Katastrophe hörte Jem gerade das erste Mal. »Habt ihr schon etwas herausbekommen?«, fragte er deshalb.

      »Nur ein paar Anhaltspunkte. Wir wissen, dass irgendwann irgendetwas ins Meer gestürzt sein muss. Es ist ziemlich groß gewesen und hat zu tief greifenden Veränderungen auf der Erde geführt.«

      Das klang ziemlich nebulös in Jems Ohren. »Und was soll das gewesen sein?«, fragte er.

      »Wissen wir noch nicht«, erwiderte Paul. »Aber irgendwann, vor vielleicht hundert oder zweihundert Jahren – muss es zu einer kosmischen Katastrophe gekommen sein. Wie Olivia schon sagte: Irgendwo ist irgendetwas Großes auf uns herabgestürzt. Ein Meteorit vielleicht. Die Folgen des Einschlags müssen so heftig gewesen sein, dass die Auswirkungen auf der ganzen Welt spürbar waren.«

      Marek riss erschrocken die Augen auf. »Asche und Staub?«

      »Unwahrscheinlich. Asche und Staub würden ja das Sonnenlicht blockieren. Demnach hätte es kälter werden müssen. Es ist aber wärmer geworden, und zwar erheblich.«

      »Das erklärt aber immer noch nicht, wieso hier keine Menschen mehr leben.«

      Olivia zuckte die Schultern. »Erst mal sollten wir zufrieden sein, dass wir es weder mit einem Atomkrieg noch mit einer Alien-Invasion zu tun haben. Auch wenn manche vielleicht insgeheim darauf gehofft haben.« Sie zwinkerte Arthur zu.

      Jem umklammerte seinen Stock. Er spürte, dass das Reden ihm guttat. Es vertrieb die Nervosität. Auch wenn das Thema natürlich ziemlich düster war. Immerhin sprachen sie hier über das Aussterben der Menschheit.

      Er hatte seinen Gedanken kaum zu Ende gedacht, da fegte ein schwarzer Schatten von links heran. Jem sah ihn aus dem Augenwinkel auf sie zuschießen. Instinktiv duckte er sich.

       »Achtung, Paul!«

      Das Ding schoss über ihn hinweg, streifte Pauls Gesicht und zischte mit einem hässlichen Krächzen davon.

      Paul stand da, die Augen weit aufgerissen. Quer über seine Wange verlief ein dünner roter Strich, der rasch breiter wurde. Blut quoll aus der Wunde.

      Paul wischte mit dem Handrücken darüber und starrte erst ungläubig auf den roten Schmierfilm, dann hinauf in die Bäume. Jem folgte seinem Blick.

      Was er sah, ließ ihn vor Schreck erstarren.

      *

      Ferner Donnerhall drang an Lucies Ohren.

      Sie schaute nach hinten – und erschrak. Hinter den Hochhäusern ballten sich dunkle Wolken zusammen und schoben sich vor die Sonne. Schlagartig verblassten die Farben auf den Gebäudefassaden.

      Noch höchstens eine Viertelstunde, dann würde es hier richtig rundgehen. Sie musste sich beeilen.

      Connie war noch immer wie vom Erdboden verschluckt. Irgendwo musste sie doch sein!

      Wenn Lucie zurück zum Bahnhof wollte, musste sie den kleinen Wald durchqueren, der jetzt vor ihr lag. Schatten krochen zwischen den Bäumen hervor. Lucie schaltete ihre Lampe ein.

      Here be dragons, schienen ihr die Bäume zuzurufen. Hüte dich, wenn du nicht bei lebendigem Leibe aufgefressen werden willst.

      Sie atmete tief ein und aus und marschierte los.

      Paul stieß einen Schrei aus.

      Ein weiterer Schatten fegte heran. Jem sah ihn aus seinem Augenwinkel kommen. Im Bruchteil einer Sekunde erkannte er, dass der Angriff diesmal ihm galt. Er ließ sich instinktiv zu Boden fallen, hörte ein Rauschen und Flattern, dann spürte er einen mächtigen Windstoß, nur wenige Zentimeter über seinem Kopf. Ein Krächzen erklang. Jem blickte nach oben und sah eine mächtige Eule in einem nahe gelegenen Baum zwischen Dutzenden von Krähen landen. Jetzt wusste, er, warum Paul geschrien hatte.

      »Runter mit euch!«, rief er. »Sie greifen an.«

      Seine Warnung kam keinen Moment zu früh. Als hätten die Vögel einen unsichtbaren Befehl erhalten, stürzten sie sich einer nach dem anderen aus den Wipfeln der Bäume hinab auf