Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand. Glenn Stirling. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Glenn Stirling
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Короткие любовные романы
Год издания: 0
isbn: 9783745203141
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die anderen ganz schön arbeiten. Selber spielt sie immer die Fröhliche, Aufgekratzte, immer einen Scherz auf den Lippen, und wir dürfen die Arbeit machen. Ich bin ganz zufrieden, dass ich im Spätdienst arbeiten kann und nicht nur unter Heidewitzka schuften muss wie ein Pferd. Sie ist immer um den Chef herum oder um den Oberarzt, zumindest aber um die Stationsärzte. Und wir, wir dürfen herumflitzen wie Rennpferde.“ „Ein bisschen recht hast du.“

      „Den Posten, den sie hat, hättest du auch haben können. Du hast ja alle Prüfungen. Ich müsste noch eine machen. Aber wann komme ich dazu?“

      „Was nützt es schon?“, meinte Schwester Marita deprimiert. „Ich habe diese Prüfungen und komme auch nicht weiter. Ich verdiene so viel wie du.“

      „Du solltest an eine andere Klinik gehen, irgendwohin, wo du Stationsschwester werden kannst. Und wenn es nur ein Kreiskrankenhaus ist. Mein Vater sagt immer „Lieber ein König unter Bettlern, als ein Bettler unter Königen“. Was nützt mir der große Name vom Hafenkrankenhaus, wenn ich ein Nichts bin. Ich glaube, ich mache doch meine dritte Prüfung und dann nichts wie weg von hier. Von mir aus in die Provinz. Mein Freund will sowieso von Hamburg weg. Die Großstadt, sagt er, die schlechte Luft und das alles. Lieber aufs Land, in die Heide. In Buchholz ist ein nettes kleines Krankenhaus. Das ist wie eine große Familie da, weißt du?“

      Marita schüttelte den Kopf. „Das kann ich besser beurteilen. Ich bin als junge Schwester schon an einer solchen Klinik gewesen, eine Privatklinik. Wir waren im Ganzen nur vier Schwestern und dann noch die Frau des Besitzers und Chefarztes. Von früh bis abends war Mord und Totschlag. Wenn ich damals älter gewesen wäre, hätte ich mich als Nachtschwester gemeldet. Aber die Bedingung war damals, dass man fünfundzwanzig Jahre alt sein muss. Sie hatten eine ältere Frau dafür. Die Nachtschwester hatte ihre Ruhe. Aber am Tag war nur Zank und Streit. Und auch die Ärzte waren in der Öffentlichkeit ganz freundlich zueinander, aber jeder hat Krieg gegen den anderen geführt. Und allesamt haben sie auf uns herumgehackt. Du sagst, wie eine Familie? Es gibt auch solche Familien. Aber dann möchte ich lieber nicht in einer solchen Familie sein. So, ich gehe jetzt.“ Sie dachte an die Einladung zum Abendessen. Große Erwartungen hegte sie nicht, was diesen Abend mit Dr. Preiß betraf. Auf der anderen Seite war sie ehrlich genug mit sich, zu spüren, dass es etwas Verlockendes hätte. So ganz gleichgültig war er ihr nicht, auch wenn sie sich das nicht eingestehen wollte. Gab es überhaupt ein Mädchen im Haus, das ihn nicht mochte? Er hatte eine Art, die war einfach unwiderstehlich.

      Marita verließ den Fahrstuhl und trat ins Foyer. Da kam ihr Roswitha entgegen, die als Telefonistin arbeitete. Sie hatte jetzt auch Dienstschluss. Die mollige Blondine kam im rosa Kleid mit weißen Tupfen auf Marita zu und sagte wichtigtuerisch: „Hör mal, weißt du auch das Neueste? Der Freund von der Bender ist tot.“

      „Was sagst du da?“, rief Marita, bestürzt. „Redest du von Frau Doktor Bender?“

      „Ja, ja, die hat doch diesen Anästhesisten von der Frauenklinik, diesen Doktor Kluge. Er ist auch mal hier gewesen und hat hier in irgendeiner Geschichte ausgeholfen. Ich kenne ihn, oft holt er sie ab. Er hat einen tollen Porsche. Naja, jetzt hat es ihn erwischt. In der Türkei, im Erdbebengebiet. Sie sind mit einem Auto verunglückt.“

      „Doktor Kluge ist tot? Jetzt verstehe ich, was Jutta mir da erzählt hat.“

      „Was hat sie dir denn erzählt?“, wollte Roswitha wissen.

      „Als mich Jutta ablösen wollte, kam ihr Doktor Bender entgegen, weiß wie eine Wand, sagt Jutta. Und wie eine Nachtwandlerin sei sie ihr vorgekommen.“

      Dann hat sie es wohl gerade erfahren. Die haben von Genf angerufen. Kiesewetter hat mit ihnen gesprochen. Er wollte es der Bender sagen.“

      Marita nickte gedankenverloren, sagte aber nichts dazu. Erst nach einer ganzen Weile murmelte sie: „Sie ist immer so nett. Die einzige von den Ärztinnen, die wirklich nett ist. Und außerdem kann sie was. Wenn ich da an die Grund denke, die darf alles und kann nichts. Aber hochnäsig wie sonst was. So eine eingebildete Kuh und hinter jedem Mann her. Die alte Mutter könnte noch leben, wenn sie nicht an die Grund geraten wäre.“

      „Die ist ja wirklich doof, die Grund“, bestätigte Roswitha. „Der letzte Heuler hier im Haus. Aber wenn sie auf ihren hochhackigen Schuhen angetrippelt kommt und mit dem Hintern wackelt, da gucken ihr die ganzen Männer nach.“

      Marita schüttelte den Kopf. „Das sind nicht mehr viele, die ihr nachsehen. Und die das tun, die kennen sie nicht. Auf der Station verrenkt sich keiner mehr den Hals. Und der Chef redet mit ihr wie mit einem Lehrling. Neulich hat er sie angebrüllt, das hat man durch die Doppeltüren gehört.“

      „Die telefoniert auch dauernd. Es ist mir bloß zu blöd, ich könnte es ja mithören, aber ich will es gar nicht. Und immer ist es irgendein anderer Mann, der anruft.“

      Sie verließen beide die Klinik und Roswitha fragte:

      „Nimmst du den Bus? Dann müssen wir uns beeilen.“

      „Nein“, lächelte Marita, „ich werde ausnahmsweise mal abgeholt.“

      Roswitha blickte Marita überrascht an. „Hast du einen Neuen?“

      „Nein, nein. Es ist, glaube ich, eine einmalige Sache. Es geht um etwas Fachliches. Doktor Preiß holt mich ab.“ Roswitha pfiff wie ein Junge zwischen den Zähnen. „Donnerwetter!“, rief sie anerkennend. „Den hast du dir geangelt? Ein toller Hecht! Mensch, das wäre auch mein Traum einer schlaflosen Nacht, der gefällt mir.“

      „Es ist nicht so, wie du denkst“, entgegnete Marita, blickte an Roswitha vorbei und sagte: „Da ist er schon. Entschuldige mich. Wir werden uns übrigens die nächste Zeit nicht sehen“, erklärte sie, während sie schon weiterging, und rief dann über die Schulter zurück: „Ich muss in den Notdienst.“ „Einen schönen Abend noch!“, rief ihr Roswitha nach, aber Marita hörte es nur mit halbem Ohr. Da stand ihr schon Harald Preiß gegenüber.

      Auf seine gewinnende Art lächelte er sie an.

      „Ich wollte eigentlich erst nach Hause, ich muss mich noch umziehen.“

      „Umziehen? Wozu denn? Was haben Sie denn unter dem Mantel an? Ich sehe nur die dunkelblauen Hosen.“

      „Eine Strickjacke und eine weiße Bluse. Ich weiß nicht, ob ich da... “

      „Nun hören Sie mal, damit kann man überall hingehen. Wir sind doch nicht mehr in Opas Zeiten. Kommen Sie, so groß wollte ich Sie nicht ausführen. Ich habe mich auch nicht umgezogen. Und wenn, dann wäre ich in Jeans gekommen. Also gehen wir.“ Er hakte sie unter und sie gingen auf seinen Wagen zu, der ein Stück entfernt stand. Er hatte ihn in der zweiten Reihe geparkt.

      „Wenn das die Polizei sieht“, meinte Marita.

      „Ach was“, erwiderte er. „Ich bin ja eben erst dahingefahren. Ich fürchtete schon, Sie könnten direkt zum Parkplatz gehen. Nun kommen Sie, steigen Sie ein.“

      Es war ein hoffnungslos vom Rost benagter alter Audi und innen roch es, wie es oft in alten Autos riecht. Die Sitze waren durchgesessen und Marita glaubte zu versinken.

      Er sprang auch nicht sofort an, als ihn Dr. Preiß in Gang setzen wollte. Aber schließlich entschloss sich der Motor doch seinen Dienst zu tun und es hörte sich an, als würde vorn unter der Haube mit Topfdeckeln geklappert. Der Wagen fuhr rumpelnd und laut, doch bei dem nun einsetzenden Schneeregen fühlte sich Marita in dem Vehikel fast wohl.

      Sie sprachen nicht, bis Harald Preiß in einer Seitenstraße der Innenstadt anhielt, sie ausstiegen und er einen Knirps aufspannte, damit Marita nicht nass werden sollte.

      „Lassen Sie doch, ich habe eine Kapuze“, rief sie. Aber er bestand darauf, den Schirm über sie zu halten. „Wir haben nicht weit. Da drüben, das Lokal, das wäre etwas für uns. Nicht so nobel, aber die Kost ist gut und vor allen Dingen auch reichlich, worauf ich besonderen Wert lege.“ Er lachte.

      „Ich nicht so sehr.“

      „Ich kenne den Spruch von der