Sammelband 6 Krimis für Strand und Ferien - Club der Mörder und andere Krimis. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745203356
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Raum erstarrte. Für einige Sekunden sagte keiner im Raum ein Wort.

      "Die Spielregeln haben sich nicht geändert!", erklärte sie. "Und wenn jemand aussteigen möchte, soll er es gleich sagen. Für die Konsequenzen ist er dann allerdings selbst verantwortlich..."

      Eine unbehagliche Stille hing über dem Raum. Einige der Anwesenden drehten die Köpfe und sahen sich an. Aber niemand sagte etwas.

      "Ich sehe, es gibt keine Einwände", stellte Jelena befriedigt fest und erhob sich. "Meine Zeit ist kostbar und die Ihre sicherlich auch. Ich werde Sie in den nächsten Tagen erneut zusammenrufen, um Einzelheiten mit Ihnen zu besprechen..."

      "Ich schlage vor, wir sollten in nächster Zeit erst einmal etwas vorsichtiger vorgehen", meinte der Lockenkopf und erntete von Jelena dafür einen Blick tiefster Missbilligung.

      Sie hob die Augenbrauen und stemmte dabei den Arm in die geschwungene Hüfte.

      "Ach, ja?"

      "Das FBI versucht in der Sache herumzubohren! Habe ich jedenfalls gehört!"

      "Ihr Problem sind nicht die Ohren, sondern der Mund!", versetzte Jelena ätzend.

      "Und dann ist da noch eine andere Sache..."

      "Und was, Mr. Pitaschwili?"

      Der Lockenkopf sah sie scharf an. "Wir alle fragen uns, wer Big Vlad auf dem Gewissen hat!"

      "So?" Jelenas volllippiger Mund verzog sich zu einem, spöttischen Lächeln. "Von euch war es niemand?"

      "Höre Sie auf! Dasselbe könnten wir Sie fragen!"

      "Ich würde es Ihnen nicht raten!"

      Eisige Entschlusskraft schwang in ihrem rauchigen Timbre mit. Dies war eine Frau, die alles auf eine Karte setzen wollte. Alles, um ganz nach oben zu kommen. Sie wusste genau, was die Hunde vor diesem Treffen vorgehabt hatten. Sie hatten sie billig auszahlen wollen, um sie aus dem Weg zu haben.

      Sie hatte genug Spione in der Nähe dieser ehrenwerten Herren, die sich allesamt Geschäftsleute nannten, aber in Wahrheit nichts als Gangster waren, um genau über deren Ziele informiert zu sein.

      Das hast du mir beigebracht, Vlad! Immer gut informiert zu sein! Das garantiert das Überleben und entscheidet über Sieg oder Niederlage...

      Der lockenköpfige Pitaschwili ging auf Jelena zu und die beiden Wächter hoben automatisch die kurzen Läufe ihrer Uzis. Pitaschwili hob beschwichtigend die Hände. "Schon gut...", murmelte er. Und bei sich dachte er wohl, dass er nie den Bau dieser Löwin hätte betreten sollen. Er fuhr beinahe stotternd fort: "Es gibt da so ein Gerücht..."

      "Was Sie nicht sagen..."

      "Ein Gerücht von einem fremden Syndikat, das seine Finger nach New York ausstreckt..." Er schluckte. "Ich nehme an, alle hier lesen ab und zu mal Zeitung!"

      "Wovon sprechen Sie eigentlich?", fragte Jelena abweisend.

      "Von den Morden an Brazzos und Dominguez!"

      "Nicht unsere Branche, Pitaschwili. Wozu sich also aufregen!"

      Pitaschwili hob den Zeigefinger wie eine Waffe.

      "Hier will jemand groß aufräumen!"

      "Wer sollte das sein?"

      "Vielleicht jemand, der groß genug ist, sich in ganz unterschiedlichen Branchen zu tummeln... Und ich finde, darüber sollten wir mal nachdenken!"

      9

      Der Anruf erreichte mich kurz nach der Mittagspause. Die Stimme war zweifellos männlich, klang aber sehr undeutlich.

      Ich hatte den Eindruck, dass das Absicht war.

      "Spreche ich mit Special Agent Trevellian?"

      "Ja. Wer sind Sie?"

      "Ich habe gehört, dass Sie den Mörder von Big Vlad suchen..."

      Manche Dinge schienen sich schneller herumzusprechen, als mir lieb sein konnte. In dieser Hinsicht war die Acht-Millionen-Metropole New York ein Dorf.

      Ich schaltete den Lautsprecher des Telefons ein, so dass Milo mithören konnte.

      "Was wollen Sie?", fragte ich.

      Ich hörte, wie mein Gesprächspartner heftig atmete.

      "Ein Treffen, Mr. Trevellian."

      "Nun..."

      "Im Strand Book Store... Der dürfte Ihnen ja wohl bekannt sein. In fünfzehn Minuten. Seien Sie pünktlich. Kommen Sie weder zu spät noch zu früh... Fragen Sie nach alten Ausgaben von Weird Tales."

      "Und wie erkenne ich Sie?"

      Es machte knack.

      Der Anrufer hatte aufgelegt.

      "Das bedeutet wohl, dass er dich erkennt", meinte Milo.

      "Ich frage mich, was ich davon halten soll!", brummte ich nachdenklich und überprüfte dabei den Sitz der Waffe an meinem Gürtel. Dann stand ich auf und zog mir Jacke und Mantel an.

      Milo folgte meinem Beispiel.

      "Warum ruft der Kerl dich an? Woher kennt er deinen Namen? Und woher weiß er, dass du an dem Fall dran bist?"

      "Keine Ahnung, Milo."

      "Vielleicht kommt er aus dem Dunstkreis dieser Jelena..."

      Ich grinste.

      "Lassen wir uns überraschen!"

      Wenig später saßen wir in meinem Sportwagen und quälten uns durch den mittäglichen Verkehr des Big Apple. Der Strand Book Store war New Yorks größtes Buchantiquariat. Ein Paradies zum Stöbern. Aber auch ein Ort, der durch seine Unübersichtlichkeit wie geschaffen für ein derartiges Treffen war.

      Vielleicht gab es ja wirklich jemanden aus dem Umkreis der schönen Witwe, der auspacken wollte. Aus welchem Grund auch immer.

      Ich hatte allerdings ein ungutes Gefühl bei der Sache.

      Mein Instinkt sagte mir, dass etwas faul an der Sache war.

      Wir fuhren den Broadway entlang. An der Ecke zur zwölften Straße lag der Strand Book Store mit der Hausnummer 828. Ich war ab und zu dort gewesen und kannte mich aus. Mein Blick ging zur Uhr am Handgelenk.

      "Wir sind etwas zu früh für unseren Freund", erriet Milo meine Gedanken.

      "Hat nicht irgendwer gesagt: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben?"

      "Aber unser Freund will uns auf die Minute genau an einem bestimmten Punkt haben!"

      "Siehst du, und das gefällt mir nicht, Milo!"

      "Glaubst du, mir vielleicht?"

      Ich parkte den Sportwagen in einer Seitenstraße, hundert Meter von jener Ecke entfernt. Wir stiegen aus und meldeten unsere Position noch kurz in der FBI-Funkzentrale. Für alle Fälle...

      Milo folgte mir in einiger Entfernung. Wir wussten nicht, ob der Strand Book Store möglicherweise beobachtet wurde. Mein Freund war gewissermaßen eine Art Lebensversicherung für mich, falls dieses eigenartige Treffen einen Verlauf nehmen sollte, der mich in eine brenzlige Lage