Sammelband 6 Krimis für Strand und Ferien - Club der Mörder und andere Krimis. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745203356
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die Dienstmarke des Police Department durch den offenen Mantel und das ebenfalls geöffnete Jackett an seinem Gürtel hängen.

      Wir zeigten ihm unsere Ausweise, die ihn aber nicht zu interessieren schienen.

      "Sind Sie Captain Dobbs?", fragte ich.

      "Ja", knurrte er. "Mordkommission, 18. Revier Midtown North. Woher...?"

      "Ihr Chief sagte mir, dass Sie den Fall bearbeiten..." Ich hatte schon von Dobbs gehört. Vor allem dann, wenn von Beförderungen die Rede war. Er musste gut sein. Jedenfalls war er die Karriereleiter ziemlich schnell hinaufgestolpert.

      Dobbs kam auf uns zu, reichte erst Milo und dann mir die Hand. Sein Blick wirkte gezwungen freundlich. Aber meinen Instinkt konnte er damit nicht täuschen. Aus irgendeinem Grund störten wir ihn...

      Ich fragte mich warum.

      "Agent Trevellian? Im Police Department ist Ihr Name bekannt wie der eines bunten Hundes." Er grinste schief. Dann seufzte er.

      "Nennen Sie mich Jesse", sagte ich, in der Hoffnung, etwas wärmer mit ihm zu werden. Außerdem war anzunehmen, dass wir nicht zum letzten Mal zusammenarbeiteten.

      Dobbs nickte lediglich, ohne das Angebot zu erwidern.

      Dann sagte er: "Der Chief sagte mir schon, dass jemand vom FBI hier früher oder später aufkreuzen würde. Schließlich ist Vladimir Shokolev alles andere, als ein gewöhnliches Mordopfer...

      "Das ist wahr!", gab ich zurück.

      "Ich hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass Sie so schnell sind..."

      "Ach, ja?"

      "Wir stehen noch am Anfang unserer Ermittlungen und es wäre nett, Sie würden uns erst einmal ein bisschen vorankommen lassen, bevor Sie hier für Stress sorgen..."

      "Ich mache keinen Stress", stellte ich klar.

      Er verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er mich aus einem unerfindlichen Grund nicht mochte, und ich fragte mich, ob das etwas Persönliches war oder nur damit zu tun hatte, dass ich mich gerade auf einem Terrain tummelte, das er als sein Privatrevier betrachtete.

      Ich ging an Dobbs vorbei und warf einen Blick ins Schlafzimmer. Im Bett lag eine vierte Leiche.

      Vladimir Shokolev.

      Ich kannte ihn von Fotos her. Im FBI-Computer gab es ein umfangreiches Dossier über ihn, und seine Prozessakten hätten eine mittlere Gemeindebibliothek gefüllt.

      Er war Ukrainer, der auf dubiose Weise zu erheblichem Reichtum gekommen war. Man vermutete ihn als Drahtzieher hinter kriminellen Geschäften mit Giftmüll, aber für eine Verhaftung hatten die Beweise nie ausgereicht, oder sie waren aus irgendwelchen Gründen als nicht gerichtsverwertbar abgelehnt worden.

      Das Giftmüllgeschäft war zur Zeit eine Domäne der Ukrainer, und sie verteidigten sie mit Klauen und Zähnen. Die Sache war ganz simpel und hatte auch höhere Gewinnspannen als der Rauschgifthandel. Man ließ sich für die Entsorgung von Giftmüll bezahlen, aber anstatt diesen wirklich auf teure Deponien zu bringen, ließ man ihn einfach in einem angemieteten Lagerhaus vor sich hin modern. Wenn der Schlamassel bemerkt wurde, waren die Täter längst über alle Berge und versuchten dieselbe Masche unter neuem Namen in einer anderen Stadt.

      Shokolev hatte sich ganz nach oben geboxt, und es war ein offenes Geheimnis, dass er seine Finger inzwischen auch in anderen dubiosen Geschäften gehabt hatte. Jetzt hatte seine Glückssträhne offensichtlich ein Ende gefunden.

      "Was haben Ihre Ermittlungen bisher ergeben?", fragte ich Captain Dobbs, der mir ins Schlafzimmer gefolgt und hinter mir stehengeblieben war. Ich drehte mich zu ihm um, und er zuckte die breiten Schultern.

      "Ein paar Ratten haben sich gegenseitig ausgelöscht. So sehe ich das."

      "Ich wollte einen Bericht, nicht Ihre Meinung über Mr. Shokolev." Ich sah ihn an und fügte hinzu: "Sie scheinen noch etwas mehr über Shokolev zu wissen."

      "Was man so hört."

      "Und - was hört man?"

      "Das steht doch alles in Ihren Akten. Er war ein Gangster, der es inzwischen weit genug gebracht hatte, um andere Gangster für sich arbeiten zu lassen. Und sich eine Wohnung wie diese hier zu leisten."

      "Ist übrigens seine Zweitwohnung", warf Milo ein.

      Dobbs hob die Augenbrauen. "Ach..."

      "Er wohnt eigentlich in Paterson, New Jersey", ergänzte Milo Tucker. Shokolev war also kein Bürger des Staates New York. Das allein schon machte seinen Tod zum FBI Fall, selbst wenn er nicht eine bekannte Größe des organisierten Verbrechens gewesen wäre.

      "Schon gut", knurrte Dobbs, dann erklärte er: "Der Security-Mann unten an der Pforte spricht von zwei Heizungsmonteuren, die hier hinauf wollten. Er hat sich telefonisch erkundigt - die beiden wurden tatsächlich erwartet. Merkwürdig war nur, dass eine halbe Stunde später nochmal zwei Monteure auftauchten. Die haben die Sauerei dann entdeckt."

      "Dann waren die beiden ersten also falsch", stellte ich fest.

      "Anzunehmen. Die Mörder sind richtig professionell vorgegangen und haben offenbar auch Schalldämpfer benutzt.

      Jedenfalls hat niemand Schüsse gehört. Und gute Schützen waren sie auch."

      "Tatzeit?"

      "Heute morgen, so gegen neun Uhr. Bei allem anderen müssen Sie schon auf das Labor warten."

      Ich nickte.

      "Gibt es brauchbare Beschreibungen der beiden falschen Monteure?"

      "Der Pförtner ist bei uns auf dem achtzehnten, er hilft bei der Erstellung von Phantombildern."

      "Gut."

      "Wer war die Frau?" Milo meinte die Frauenleiche, die in der Tür zum Badezimmer lag.

      "Denise Payretto. Lebte seit drei Monaten in dieser Wohnung."

      "Und die beiden Leibwächter?"

      "Keine Ahnung. Sie hatten keine Papiere bei sich." Dobbs grinste schief. "Aber das kriegen wir auch noch raus."

      4

      Es war ein lausig kalter Tag, und man hatte das Gefühl, dass einem die Ohren abfroren, sobald man sich im Freien aufhielt.

      Aber ich hatte es längst aufgegeben, über das New Yorker Wetter zu schimpfen. Über die Hitze im Sommer und die Kälte im Winter.

      Es gab Schlimmeres.

      "Düstere Aussichten", meinte Milo, während wir am Central Park West entlangschlenderten, bis wir meinen Sportwagen erreicht hatten und einstiegen.

      "Irgend jemand versucht da ganz gewaltig aufzuräumen", sprach Milo weiter. "Ein Bandenkrieg ist so gut wie unausweichlich..."

      "Ich fürchte, da hast du recht."

      Milo fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Sein Blick wirkte nachdenklich. "Dies ist der dritte Tote in dieser Serie..."

      "Vorsicht!", erwiderte ich. "Wir wissen noch nicht, ob es wirklich derselbe Täter ist", gab ich zu bedenken.

      Milo