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Ulf Häusler | |
Umwege zu R. | |
ISBN | |
Paperback: | 978-3-347-07524-5 |
E-Book: | 978-3-347-07526-9 |
Cover-Gestaltung: Regina Häusler
www.art-regina-haeusler.de
Technisches Layout: Jochen Zeller
1.Auflage
© 2020 Ulf Häusler
Verlag und Druck:
tredition GmbH
Halenreie 40 - 44
22359 Hamburg
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Umwege zu R.
Für Linde
ULF HÄUSLER
UMWEGE ZU R.
Roman
Inhalt
Vorwort
Teil I
1. – 4. Kapitel
Teil II
5. – 11. Kapitel
Teil III
12. – 16. Kapitel
Teil IV
17. – 27. Kapitel
Teil V
28 – 35. Kapitel
Teil VI
36. – 40. Kapitel
Teil VII
41 – 57. Kapitel
Über den Autor
Am Ende wird alles gut. Wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.
Oscar Wilde
Vorwort
Der nachfolgende Roman beruht auf einer wahren Begebenheit.
Es liegt schon ein paar Jahre zurück, dass ich im Wartezimmer bei einer Ärztin saß. Mit viel Geduld, aber leider ohne meinen E-Book-Reader bewaffnet. Den hatte ich schlicht zu Hause vergessen. Also wollte ich nach ‚Stern‘, ‚Spiegel‘ oder ‚Focus‘ greifen, um die Wartezeit erträglicher zu gestalten, doch alle einschlägigen Zeitungen, Zeitschriften u.a.m. waren von anderen Wartenden belegt und ein altes ADAC-Mitgliederjournal reizte mich herzlich wenig, zumal es so zerfleddert aussah, dass es eigentlich schon in die blaue Tonne gehörte. Auch ‚Gala‘ und ‚Die Bunte‘ waren nicht greifbar, nur einige wenige Frauenzeitschriften. Was tut der Mensch – männlich – nicht alles in seiner Verzweiflung: Ich griff mir so ein Exemplar, blätterte gelangweilt durch eine neue sensationelle Diät, deren Untertitel Seriosität verhieß, weil ein US-amerikanisches Forscherteam sie angeblich durch einen Feldversuch erprobt hätte, anschließend ließ ich mich von der ‚tragbaren Mode für die Frau über 40‘ angemessen beeindrucken und blieb dann an einem Bericht hängen, in dem eine – der Figur nach bildhübsche - Frau mit ‚gepixeltem‘ Gesicht abgebildet war, ein süßes kleines Mädchen an der Hand, geschätzte fünf Jahre alt. ‚Ich habe den Krebs besiegt!‘ lautete die Überschrift. Die Story in Kurzform:
Eine junge Frau kann keine Kinder bekommen, weil sie kurz nach der Eheschließung an Krebs erkrankte: Morbus Hodgkin. Sie musste wohl einiges über sich ergehen lassen, OP, Chemo, Bestrahlung, nach zwei Jahren war der Krebs rezidiv. Wieder das volle Programm, nur mit dem Unterschied, dass sie beim zweiten Mal die Bestrahlung verweigerte. Der Grund: Beim ersten Mal wurden ihre Eierstöcke mit bestrahlt, sodass sie nie mehr würde Kinder haben können. Sie suchte nach alternativen Heilungsmöglichkeiten, meinte auch solche gefunden zu haben: In China, in Afrika, in Griechenland und schließlich auch in Deutschland. Ihre Mühen waren nicht umsonst: Kurz vor ihrem 40. Lebensjahr bekam sie ein kleines Mädchen. Sie hatte den Krebs und seine Nebenwirkungen überstanden.
Bevor ich damit begann, aus der Geschichte den nachfolgenden Roman zu schreiben, interessierte mich, ob an der Geschichte etwas ‚dran‘ war oder ob man sie sich nur ‚ausgedacht‘ hatte. Ich bat daher einen befreundeten Journalisten, dem Bericht auf den Grund zu gehen. Mit Hilfe der Journalistin, die den Bericht einst geschrieben hatte, machte er die junge Frau sogar ausfindig – sie lebte als freischaffende Keramikerin inzwischen in einem südeuropäischen Land mit Mann (Studienrat an einer deutschen Schule) und Tochter.
Mein Journalistenfreund hatte seine Informationen übrigens nur erhalten, weil er seiner Kollegin eine andere ‚Story‘ anbot, die für seine Zeitung nicht geeignet war.
Teil I
1. Kapitel
Mit Vergangenem hatte Friedhelm eigentlich nichts am Hut. Und mit Vergangenem, was mit seiner ehemaligen Penne zusammen hing schon mal gar nicht. Aber als sein alter Freund Hinner ihn in Darmstadt anrief, er habe sich am kommenden Freitag gefälligst in sein Heimatstädtchen Reichelsheim zu begeben, zögerte er zwar erst einmal, aber als der ihm dann klar machte, dass es immerhin das einjährige Abi zu feiern gelte, hatte er sich breitschlagen lassen. Zumal Hinner angekündigt hatte, dass jede Menge ‚scharfe Frauen‘ eingeladen seien, was ihm seinen Entschluss, dem Ruf des Freundes zu folgen, schon erheblich leichter gemacht hatte. „Was verstehst Du denn unter ‚scharfen Frauen‘?“ hatte er zuvor noch gefragt.
„Na so’ne mit viel Busen, tiefem Ausschnitt, langen Beinen, kurzen Röcken und knackigem Hintern.“
„Jeder Landbriefträger bringt die zu unserer Fete, aber Du doch nicht Hinner. Willste die aus der Frankfurter Bahnhofstraße einfliegen lassen?“
„Wirst schon sehen.“
Friedhelm und Hinner waren die einzigen waschechten Ostfriesen am heimatlichen Gymnasium gewesen, beider Eltern hatte es in den Odenwald verschlagen, Hinner aus Oldenburg etwas früher und so noch mit zwei Jahren Grundschule, Friedhelms Eltern waren aus Emden so zugezogen, dass er gleich in der ersten Klasse der gymnasialen Oberstufe der Gesamtschule anfangen konnte. Dass ihn seine Eltern stets Fietje nannten, hatte ihn nie gestört und die anderen Kinder hatten anfangs nur gegrinst über den komischen Namen, ihn dann aber akzeptiert. Beide, Fietje und Hinner, hatten zunächst ein Weilchen gebraucht, bis sie in ihrer Klassengemeinschaft nicht mehr als Fremdkörper angesehen wurden, aber da sie sportlich recht gut waren und vor allem auch noch sehr gut aussahen, hatte es mit der Akzeptanz bald geklappt. Beide waren hellblond und mit Sommersprossen reichlich gesegnet – das erhöhte im Pubertätsalter bei den Mädchen den Stellenwert beträchtlich. Eigentlich wurden sie regelrecht angehimmelt, Fietje mit seinen inzwischen 1.85 m Länge etwas mehr, als der nur 1,78 lang geratene Hinner.
Hinner machte gerade bei der Volksbank eine Lehre – sobald die abgeschlossen war, wollte er in Frankfurt BWL studieren. Fietje hingegen war ab dem 10. Lebensjahr mehr und mehr ein Computer-Fan geworden und es war sonnenklar für ihn gewesen, IT zu studieren. Und da Darmstadt vom heimatlichen Reichelsheim in erträglicher Entfernung lag, hatte er dort auch einen Studienplatz gefunden. Und obendrein auch noch per Zufall eine Bude – das war so etwas wie 6 Richtige plus Zusatzzahl im Lotto gewesen.
Fietjes Eltern, Hein und Rose Petersen, freuten sich richtig, dass durch den Anruf Hinners ihr Sprössling einmalmal mehr wieder bei Muttern die Beine unter den Tisch strecken würde, denn seitdem der Junge in Darmstadt war, kam er höchstens noch einmal im Monat. Sie hatte immer ein bisschen den Eindruck, er komme vor allem wegen seiner Wäsche, aber