Wenn Du z. B. mit einem Freund einkaufen gehst, der im Rollstuhl sitzt, dann könntest Du ihn fragen, ob Du ihm beim Tragen oder beim Anbringen der Tasche am Rollstuhl helfen kannst. Wenn Du einem Freund Hilfe anbietest, dann stößt Du ihn in der Regel nicht vor den Kopf.
Wenn Du nicht genau weißt, welche konkrete Hilfe Du anbieten kannst, frage: „Gibt es irgendetwas, mit dem ich Dir gerade helfen könnte?“
“Hilf“ niemanden, ohne ihn vorher zu fragen. Greife z.B. nie den Rollstuhl von jemandem und versuche, ihn eine steile Rampe hochzuschieben. Frage stattdessen, ob er Hilfe beim Schieben braucht oder ob Du etwas anderes tun kannst, um ihm beim Navigieren über das Terrain zu helfen.
3. Spiele nicht mit Begleithunden. Sie sind natürlich niedlich und gut ausgebildet, weshalb sie scheinbar perfekt zum Knuddeln und Spielen geeignet sind. Sie sollen aber Menschen mit Behinderung assistieren und werden für die Ausführung alltäglicher Aufgaben gebraucht. Wenn Du mit dem Hund spielst, ohne um Erlaubnis zu fragen, dann hältst Du den Hund vielleicht von einer wichtigen Aufgabe ab, die er für seinen Besitzer erledigen soll. Wenn Du einen Begleithund bei der Arbeit siehst, dann solltest Du ihn nicht durch Streicheln ablenken. Hat der Hund gerade nichts zu tun, dann kannst Du seinen Halter fragen, ob Du ihn streicheln oder mit ihm spielen darfst. Sei aber darauf vorbereitet, dass Deine Bitte abgelehnt wird. In diesem Fall solltest Du nicht enttäuscht oder verärgert reagieren.
Gib einem Begleithund nie Futter oder Leckerli, ohne um Erlaubnis zu fragen. Versuche nie, einen Begleithund abzulenken, indem Du ihm Kosenamen gibst – auch wenn Du das Tier weder streichelst noch anfasst.
4. Du solltest nicht mit dem Rollstuhl oder der Gehhilfe von jemandem spielen. Ein Rollstuhl scheint gut geeignet, um Deinen Arm abzulegen. Das kann aber für den Benutzer unangenehm oder störend sein. Solange Du nicht gebeten wirst, den Rollstuhl zu schieben oder zu bewegen, solltest Du ihn nie anfassen oder damit spielen. Dasselbe gilt für Gehhilfen, Krücken oder jedes andere Gerät, auf das jemand im Alltag angewiesen ist. Solltest Du jemals das Gefühl haben, einen Rollstuhl bewegen zu müssen, bitte um Erlaubnis und warte die Antwort ab. Frage nie, ob Du mit einem Rollstuhl spielen darfst. Denn das ist eine kindische Frage und Du sorgst damit dafür, dass der Rollstuhlfahrer sich unwohl fühlt.
Behandle Hilfsmittel wie eine Erweiterung des Körpers desjenigen. Du würdest ja auch nicht die Hand von jemandem greifen und sie bewegen oder dich gegen seine Schulter lehnen. Verhalte Dich genauso, was die Hilfsmittel angeht.
Kein Hilfsmittel das jemand mit einer Behinderung benutzt, z. B. ein tragbarer Dolmetscher oder ein Sauerstofftank, sollte je berührt werden – außer, Du wirst darum gebeten.
5. Du solltest wissen, dass sich die meisten Menschen mit Behinderung angepasst haben. Manche Behinderungen sind angeboren, andere treten später im Leben aufgrund einer Entwicklung, eines Unfalls oder einer Krankheit auf. Wie auch immer die Behinderung aufgetreten ist, die meisten Menschen lernen, damit zu leben und können unabhängig ihren Alltag bestreiten. Die meisten können selbstständig ihr Leben meistern und brauchen wenig Hilfe von anderen.
Deshalb kann es sehr lästig oder beleidigend sein anzunehmen, dass jemand mit Behinderung nicht viele Dinge tun kann oder dass ständig andere etwas für sie erledigen müssen. Du solltest davon ausgehen, dass diese Menschen alles allein vollbringen können, was zu tun ist.
Jemand, der aufgrund eines Unfalls erst später im Leben eine Behinderung bekommt, braucht ggf. mehr Hilfe als jemand mit einer lebenslangen Behinderung. Du solltest aber immer warten, bis Du um Hilfe gebeten wirst, bevor Du davon ausgehst.
Scheue Dich nicht, Menschen mit Behinderung zu fragen, ob Du eine bestimmte Aufgabe erledigen sollst, wenn Du Dir Sorgen machst, ob sie es allein schaffen.
Wenn Du Hilfe anbietest, mache es aufrichtig und spezifisch. Wenn Du Hilfe aus ehrlicher Freundlichkeit anbietest und nicht aus der Annahme, dass derjenige es nicht allein schafft, dann wirkt das weniger wahrscheinlich beleidigend.
6. Stehe möglichst nicht im Weg. Sei umsichtig im Umgang mit Menschen mit körperlichen Behinderungen, indem Du ihnen nicht im Weg stehst. Gehe zur Seite, wenn Du siehst, dass jemand im Rollstuhl unterwegs ist. Nimm Deine Füße aus dem Weg von jemandem, der einen Stock oder eine Gehhilfe benutzt. Wenn Du bemerkst, dass jemand schwach auf den Füßen scheint, biete verbal Hilfe an.
7. Dringe nicht in die persönliche Distanzzone ein, denn das würdest Du bei anderen auch nicht tun. Sollte Dich aber jemand um Hilfe bitten, sei darauf vorbereitet, zu helfen.
Denke daran, dass ein Rollstuhl oder jedes andere Hilfsmittel zur Privatsphäre der Person gehört. Bitte respektiere das.
Auch wenn jeder etwas anders mit seiner Behinderung umgeht, so gilt doch für viele Einzelpersönlichkeiten, dass man in erster Linie Respekt und Achtung erwartet. Erfüllt man diese Erwartungen, dann ist das eine gute Basis für eine langjährige und feste Freundschaft, die Stürme und Enttäuschungen mit ordentlich viel Kraft aushält. Vieles schwer erträgliche kann so leichter erduldet werden.
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