„Ist das dein Sand?“, gab er mit den gleichen Worten wie ich vorhin grinsend zurück. Ich musste schmunzeln und er erwiderte mein Schmunzeln. Lucas wiederholte seine Frage von eben:
„Und, warum hast du eben gelacht?“
„Weil mein Hund so wild davon gerannt ist, darum. Und was machst du hier?“
„Ich gehe abends oft hier am Strand entlang, weil da wo ich herkomme gibt es keine so tollen Strände nur Häuser, Straßen und Autos.“
Jetzt hatte er mich am Haken, ich würde nur zu gerne wissen wo er herkommt. Und bevor ich mich versah, fragte ich auch schon:
„Warum, wo wohnst du denn?“ Verdammt das wollte ich mir doch verkneifen! Beinahe beschämt sah ich ihn an.
„In Hamburg, und du?“ Ganz verblüfft antworte ich:
„Hey, ist ja witzig, ich wohne auch in Hamburg! Wo genau?“ „Francop, und du?“
„Krass, das ist fast unmöglich.“
„Ist ja Hammer. Und noch eins, hast du nicht gesagt du bist mit deinem Hund da?“
Ganz verblüfft über die Frage schaute ich ihn an und antwortete: „Ja, warum?“
„Wo ist der dann, ich sehe keinen Hund!“
Ich schaute mich um und tatsächlich, sie war weg!
„Scheiße! Muffel? Muffel!“
Jetzt war es Lucas der verblüfft drein schaute:
„Muffel?“ Fragte er auch schon prompt.
„Ja Muffel, warum, hast du was gegen den Namen?“
„Nein, aber ich habe noch keinen Hund getroffen, der Muffel heißt!“
Zu zweit machten wir uns auf die Suche nach Muffel. Als wir sie nach einer halben Stunde endlich gefunden hatten, hatten wir uns schon näher kennengelernt. Zum Beispiel wusste ich jetzt dass er Lucas Carter hieß und 18 Jahre alt war, dass er eine Katze und eine kleine Schwester hatte. Ich fühlte mich in Lucas´ Gegenwart wohl. Er war ein aufmerksamer Zuhörer und schien ernsthaftes Interesse an meinen Antworten zu haben. Leicht beschämt musste ich feststellen, dass Lucas ganz und gar nicht arrogant oder abgehoben war. Er war bodenständig und locker.
„Ich weiß jetzt schon eine ganze Menge über dich, aber eines weiß ich noch nicht, und das ist ziemlich wichtig, oder soll ich immer mit - DU DA!- ansprechen?“
„Oh, ja, äh ich heiße Lisa.“ Als mich Lucas erwartungsvoll ansah, fügte ich hinzu:
„Lisa Breitner.“
Als wir dann in wildes Gelächter ausbrachen bellte sogar Muffel wie wild.
„So, jetzt muss ich aber wirklich nach Hause, sonst gibt es Ärger.“, sagte ich zu Lucas.
„Okay dann geh ich auch mal, wollen wir uns morgen wieder treffen?“
„Fände ich schön. 10 Uhr an den Felsen deines Vaters?“ „Okay dann bis morgen.“ Stimmte Lucas mit einem verschmitzten Grinsen zu.
Mit einem Kribbeln im Bauch verabschiedete ich mich von Lucas. Und obwohl ich ihn erst seit ein paar Stunden kannte, fand ich nun nicht mehr, dass er ein Arschloch war. Meine Gedanken kreisten unaufhörlich um ihn. Er war extrem heiß. Seine blonde Haare, seine klare Augen, sein Körper. Halleluja sein Körper ist der Hammer. Einfach alles. Hatte ich überhaupt eine Chance bei ihm? Obwohl ich normalerweise eine sehr selbstbewusste Person bin, war ich mir nicht sicher, ob ich nicht lieber in meiner Liga spielen sollte. Denn Lucas spielte zweifelslos in einer anderen Liga. Wenn ich nur an ihn dachte lächelte ich. Als ich zu Hause ankam, duftete das ganze Haus schon nach Spagetti Bolognese. Ich hoffte, dass niemand fragte, warum ich so lange weg war, und ich hatte Glück. Als ich am späten Abend ins Bett ging, dachte ich noch mal an Lucas. Und ich stellte mir vor, dass ich in seinen Armen einschlafen würde. Es war verrückt sich das vorzustellen, aber alleine die Vorstellung ließ mich erschaudern.
* * * * *
Wir schwammen im eiskalten Meer. Aber keinen von uns störte es, dass das Wasser so kalt war. Wir schwammen nicht mehr sondern schauten uns tief in die Augen. Und erst jetzt fiel mir auf was für schöne Augen er hatte. Sie waren blau wie das Meer, und so klar, dass sich die Sonne darin spiegelte. Ich versank förmlich in seinen Augen. Um uns herum waren spielende Kinder. Doch mir kam es vor als wären die Kinder hinter einem tiefen Schleier, nein die ganze Außenwelt war hinter einem Schleier. Es war als gäbe es nur uns zwei. Nur ihn und mich.
„Hier ist es wunderschön.“, sagte er, nein er flüsterte es eher, so dass nur ich es hören konnte. Er schaute auf meine Lippen, dann in meine Augen und schließlich setzte er zum Kuss an. Es war ein wundervolles Gefühl seine weichen, warmen Lippen auf meinen zu spüren. Der Kuss war leidenschaftlich aber nicht grob.
Kapitel 2
„Aufstehen, mein Schatz!“, hörte ich die sanfte Stimme meiner Mutter. Verschlafen schaute ich auf den Wecker der auf meinem Nachttisch stand, es war schon nach 9 Uhr! Oh Mist! Schnell stand ich auf, wusch mich und rannte in die Küche. Dort war der Frühstückstisch schon gedeckt. Ich beeilte mich etwas zu essen, bevor ich mich auf den Weg zum Strand machte. Als mein Vater fragte wohin ich wolle sagte ich, dass ich schwimmen gehen wollte.
Lucas wartete schon als ich zu den Felsen kam. Er winkte mir zu und ich winkte zurück. Wir gingen am Ufer entlang. Es war Freitagvormittag, der Himmel war Wolken verhangen und es war relativ kühl. Wir gingen eine Weile schweigend neben einander her, bis Lucas fragte:
„Hast du nachher noch was vor?“
„Nein wieso?“
„Och, ich dachte… ich, na ja. Egal.“, stotterte er verlegen. „Wer A sagt muss auch B sagen. Also los raus mit der Sprache“, sagte ich herausfordernd. Ich wusste gar nicht dass ein 18 jähriger Junge auch verlegen werden konnte. Oder hatte ich ihn in Verlegenheit gebracht? Nein das war unmöglich oder? Ich meine, warum sollte er wegen mir nervös werden? Das ergibt überhaupt keinen Sinn.
Wir waren stehengeblieben und ich schaute ihm in die Augen. Kam es mir nur so vor oder leuchteten sie heute besonders? Ich musste zugeben, ein klitzekleines Kribbeln durchfuhr mich.
„Na ja. Wir können uns ja nach dem vielleicht Essen nochmal treffen?“
„Ja das können wir. Sagen wir um 14 Uhr am Strand?“ „Klingt gut. Dann bis später.“
Kurz zögerte er noch, dann umarmte er mich flüchtig und verabschiedete sich.
Ja und so ging das die nächsten drei Tage. Wir trafen uns am Strand. Meist redeten wir hauptsächlich, lachten viel und hatten eine echt schöne Zeit. Seine Umarmungen wurden immer inniger und meine Hormone spielten immer mehr verrückt. Hatte ich mich verliebt? Ich wusste es nicht so genau. Ich genoss die Zeit mit diesem attraktiven Jungen ungemein. Es war so schön mit ihm. Immer wieder berührte er mich wie zufällig und es fühlte sich unglaublich an. In meinem Bauch machte sich dann immer ein angenehmes Ziehen breit und ich lief mit einem Dauerlächeln durch die Gegend. Es war aufregend und spannend, so etwas zu erleben. Auch heute waren wir am Strand verabredet. Nach einer Weile hatte Lucas seine Finger mit meinen verschränkt, so wie er es heute schon die ganze Zeit über gemacht hatte. Und ich muss sagen, ich genoss dieses Gefühl in vollen Zügen. Irgendwann blieb Lucas stehen und sah mir tief in die Augen. Sein Blick schien mich zu durchleuchten. Als blickte er direkt in meine Seele. Plötzlich kribbelte es in mir und mein Herzschlag schien sich zu verdoppeln. Meine Atmung ging hektisch. Würde er mich jetzt küssen? Würde ich es zulassen? Was für eine Frage! Natürlich würde ich ihn nicht von mir stoßen! Ich wünschte es mir so, von ihm geküsst zu werden.
„Lisa…“