REICHT EIN WENIG ERZIEHUNG AUS?
Mindestmaß heißt jedoch nicht, den Vierbeiner »ein bisschen« erziehen und ausbilden in dem Sinn, dass etwas »so lala« klappt. Denn wenn der Hund nur dann mit Ihnen zusammenarbeitet, wenn keine Ablenkung in der Nähe ist oder nur, wenn Sie mit ihm zu Hause sind, bringt das sehr wenig für einen gemeinsamen stressfreien Alltag. Das Mindestmaß der Erziehung ist viel mehr das schnörkellose Pflichtprogramm, das ein alltagstauglicher Begleit- und Familienhund unbedingt beherrschen sollte. Damit ersparen Sie sich wie auch Ihrem Vierbeiner diverse unschöne Erfahrungen und stressige Begegnungen.
GRUNDWISSEN
»Ja schon«, denken Sie, aber Sie haben nicht die Zeit oder den Antrieb, sich tiefer mit der Materie und womöglich mit wissenschaftlichen Hintergründen zu beschäftigen? Dann sind Sie hier richtig. Dieses Buch bringt das Wesentliche auf den Punkt. Weniger geht allerdings nicht, denn ein bestimmtes Grundwissen ist nötig, um zu verstehen, wie der Hund »tickt«. Dazu gehören beispielsweise diese Aspekte: Wie wirkt Ihre Stimme, wie Ihre Körperspache auf den Hund? Welche Verhaltensweisen und Reaktionen von Ihnen kommen wie bei ihm an? Wo versteht er etwas völlig anders, als wir es sehen? Was teilt er Ihnen mit seiner Körpersprache mit? Wenn Ihnen diese Dinge bewusst sind, dann gelingen Erziehung und Ausbildung, und nur dann versteht der Hund auch, was Sie von ihm wollen. Das ist wichtig, denn wer ohne diese Basis an Wissen dem Vierbeiner etwas beibringen möchte, wird ihm häufig nicht gerecht und überfordert oder verunsichert ihn. Das geht dann zulasten der Beziehung des Hundes zu seinem Zweibeiner. Das möchten Sie sicher nicht. Haben Sie diese Basics jedoch erst mal verinnerlicht, werden Sie sehr schnell merken, wie leicht Sie und Ihr Hund sich tun und wie rasch sich deutliche Erfolge zeigen.
TRAININGSZEIT
Die Zeit für das Training mit Ihrem Hund müssen Sie sich natürlich nehmen, denn nur Übung macht bekanntlich den Meister. Doch auch das gemeinsame Üben ist ein wesentlicher »Spaßfaktor« im Zusammenleben mit dem Vierbeiner – für beide Seiten. Denn die meisten Hunde lieben es, gefordert zu werden und etwas lernen zu dürfen.
Kurze Trainings-Einheiten zu Hause oder einen Teil des Spaziergangs für das Üben zu verwenden, reicht völlig aus. Sehr viel mehr zusätzliche Zeit ist gar nicht nötig. Schlechtes Wetter? Auch kein Problem, dann ist heute eben Indoortraining, zum Beispiel im Wohnzimmer oder im Flur, angesagt!
DEN HUND KENNENLERNEN
Je besser Sie Ihren Vierbeiner kennen und je besser Zwei- und Vierbeiner zusammenpassen, umso leichter funktionieren Erziehung und Ausbildung. Können Sie das Wesen Ihres Hundes gut einschätzen, lassen sich Probleme leichter vermeiden. Der Hund ist ein besonderes Heimtier, denn als einziges betrachtet er den Menschen als eine Art Artgenossen und lebt eng mit ihm zusammen.
UNTERSCHIEDLICHE EIGENSCHAFTEN
Hunderassen unterscheiden sich in der Optik, aber ganz besonders in ihren angeborenen Eigenschaften. Je nachdem, wofür eine Rasse gezüchtet wurde, gibt es Hunde, die zum Beispiel gern mit dem Menschen zusammenarbeiten, eher ihren eigenen Willen haben, weniger oder mehr Jagdpassion haben, gern beschützen und verteidigen, mit Spazierrunden um den Block zufrieden sind oder eine rassegerechte Beschäftigung brauchen.
Natürlich gibt es diese Eigenschaften teilweise auch in Kombinationen, wie beispielsweise starke Jagdpassion und wenig Sinn für Zusammenarbeit mit dem Menschen (etwa Windhunde oder Meutejagdhunde wie der Beagle), ausgeprägter Wachinstinkt mit ausgeprägter Selbstständigkeit (zum Beispiel Herdenschutzhunde).
Bei Mischlingen lassen sich Eigenschaften nur schwer voraussagen. Aber wenn Sie den Vierbeiner gut beobachten, werden Sie sein »Erbe« mit der Zeit erkennen.
UNTERSCHIEDLICHE CHARAKTERE
Daneben gibt es aber auch unterschiedliche individuelle Grundveranlagungen, was das Wesen betrifft. Auch unabhängig von der Rasse und innerhalb eines Wurfes. So gibt es etwa Sensibelchen und solche Vierbeiner, die nichts erschüttert. Nervöse und ausgeglichene Gemüter. Temperamentvolle und ruhigere Hunde. »Ernste« Vertreter und solche, die kindlich bleiben. Solche, die gern »kuscheln«, und andere, die es nicht so eng mögen.
DAS WESEN EINES HUNDES ERKENNEN
Achten Sie also bei der Anschaffung darauf, welcher Hund seiner Art nach zu Ihnen passt. Dazu kommen noch seine Erfahrungen mit Menschen und der Umwelt. All das macht dann sein gesamtes Wesen aus. Lernen kann der Hund sein Leben lang. In den ersten vier bis fünf Lebensmonaten verankern sich jedoch besonders nachhaltig gute wie schlechte Erfahrungen in seinem Gehirn. Das bedeutet, dass eine gute Kinderstube mit Aufzucht in der Familie und abwechslungsreicher Umgebung, die zum Entdecken einlädt, ein besserer Start ins Familienhundeleben ist als eine isolierte Aufzucht im Stall. Kennen Sie Ihren Vierbeiner gut, können Sie genauer einschätzen, wie viel Durchhaltevermögen Sie bei der Erziehung brauchen werden, wann Sie ihn besser anleinen oder welche Beschäftigungen für ihn geeignet sind. Aber auch, wo in der Erziehung und Ausbildung Sie in kleinen Schritten vorgehen müssen und was dem Vierbeiner eher leichtfällt.
NICHT VERMENSCHLICHEN
Wer seinen Hund vermenschlicht, erwartet unbewusst Gedanken und Fähigkeiten von ihm, die ihn überfordern, verunsichern und die letztlich Missverständnisse zwischen Vier- und Zweibeinern zur Folge haben. Diese Dinge wiederum machen jedoch Erziehung und Ausbildung schwieriger. Tun Sie ihm und sich also etwas Gutes, indem Sie ihn Hund sein lassen.
INFO
FÜHRUNG ÜBERNEHMEN
SANFT, ABER BESTIMMT
»Führung« heißt nicht Unterdrückung oder körperlicher Zwang. »Führung« durch den Teamchef Mensch bedeutet eine souveräne Ausstrahlung, die Sicherheit und Zuverlässigkeit vermittelt. Das entspricht der Art des Hundes als Rudeltier, das sich gern auf ein erfahrenes Leittier verlassen möchte.
AUF EINEN BLICK
DIE BEDÜRFNISSE DES HUNDES
Scheinbar führt der Hund das gleiche Leben wie wir. Und doch hat er ganz eigene Bedürfnisse. Wenn sie berücksichtigt werden, fällt ihm die Anpassung an das Zusammenleben mit seinen Zweibeinern leicht.
GRUNDBEDÜRFNISSE
Sie müssen erfüllt sein, damit sich der Hund körperlich wohlfühlt. Das sind:
Versorgung mit Futter und Wasser.
Ausreichend Möglichkeiten, sich zu lösen – mindestens viermal täglich, Welpen wesentlich öfter.
Pflege und medizinische Versorgung.
Körperliche Unversehrtheit, also keine Schmerzen oder sonstige Beeinträchtigungen.
Einen Teil des Spaziergangs machen die Erkundung der Umgebung und das »Lesen« der Nachrichten aus.
AKTIVITÄT UND ERHOLUNG
Das Gleichgewicht zwischen Aktivität und Erholung sorgt für Ausgeglichenheit beim Hund. Dazu gehören:
Seinem Typ gemäß außreichend Bewegung – mindestens