Eric Borna
DAS SCHLOSSDES VAMPIRS
ein tierisches Abenteuer
© 2020 Eric Borna
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN Paperback: | 978-3-7497-3550-1 |
Hardcover: | 978-3-7497-3551-8 |
e-Book: | 978-3-7497-3552-5 |
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich ge-schützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elekt-ronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbrei-tung und öffentliche Zugänglichmachung.
„Reading gives us someplace to go when
we have to stay where we are.“
Mason Cooley
Vorwort
Als ich vor etwa vier Jahren begann, die Geschichte der selt-samen Abenteuer des kleinen Fuchses und seiner Freunde auf-zuschreiben, handelte es sich zunächst um eine kurze Leseübung für mein Enkelkind. Das Mädchen war damals eingeschult wor-den, da können solche Übungen ja durchaus hilfreich sein. Aber diese Erstklässlerin erwies sich als ziemlich schlau, und eigent-lich brauchte sie meine Übungstexte gar nicht.
So blieb der Anfang dieser Story erst einmal unbeachtet lie-gen. Aber irgendwann dachte der Opa: He, so uninteressant ist die Geschichte eigentlich gar nicht, und schließlich willst du ja auch wissen, wie die Sache ausgeht. Das war mir nämlich zu diesem Zeitpunkt durchaus nicht vollständig klar.
Und so habe ich mich, wann immer etwas Zeit übrig war, auf den Hosenboden gesetzt und den Faden der Geschichte weiter- gesponnen.
Dass es schließlich ein Buch mit über 500 Seiten Inhalt ge-worden ist, hat mich selbst überrascht. Vielleicht ein bisschen lang für Kinder, aber kürzer ging es wirklich nicht. Beim Durch-lesen am Ende der Schreiberei habe ich dann auch bemerkt, dass diese ursprüngliche Leseübung eigentlich nur am Anfang für Grundschüler geeignet ist. Unsere Helden haben so viele ver-schiedene Eigenschaften und Charakterzüge. Aus diesem Grund lässt sich, wie im „normalen“ Leben, ihr Handeln nicht immer in Gut und Böse trennen. Deshalb denke ich, dass das Buch eher für Leser ab 11 oder 12 Jahren geeignet ist.
Die Geschichte spielt in einer Welt der mehr oder weniger in-telligenten Tiere, in der es alles in allem doch recht zivilisiert zugeht.
Zweierlei gibt es in dem Buch nicht: Menschen und Schuss-waffen.
Es kommen Leute, Personen, Jungen, Mädchen, Männer, Frauen, etc. vor; das Wort „Mensch“ kann man an keiner Stelle finden. Und dass der Gebrauch von Gewehren und Pistolen fehlt, wird wohl niemand ernsthaft vermissen.
Sprachbarrieren gibt es in dieser Welt ebenfalls nicht wirklich. Irgendwie kommen die Handelnden, egal wo sie wohnen, mitei-nander zurecht.
Und das ist ja mit so ziemlich das Wichtigste, findet Ihr nicht auch?
Teil 1 – Eine Reise nach Südafrika
Der junge Fuchs schlief gerne bei offenem Fenster. Plötzlich klatschte ihm etwas Kaltes auf die Brust und es war, als ob ihn der Tod persönlich berührt hätte. Mit einem Schrei fuhr Tim auf und saß kerzengrade im Bett. Alle Haare, und er hatte viele da-von, standen ihm steil zu Berge. Außerdem klopfte sein Herz ganz wild in der Brust. Er sah gerade noch, wie etwas in der Art einer großen Fledermaus geräuschlos aus dem Fenster schwebte. Dann schaute er, was ihm dieser seltsame nächtliche Gast wohl gebracht hatte.
Im Bett lag ein Brief, verunziert mit einem großen, schauerli-chen Blutklecks auf der Vorderseite. Es war ein wirklich gruseli-ger Anblick. „Den hätte die Post bestimmt nicht transportiert“, dachte der Fuchs. Er fasste sich und überlegte, was nun zu tun sei. Den Brief vielleicht sofort zur Polizei bringen?
Natürlich: Zunächst musste er ja diesen Brief erst mal öffnen und lesen!
Tim schnappte sich das klebrige Ding und riss es mit zittern-den Händen auf. Gut, dass er schon längst lesen konnte und in der Schule nicht nur geschlafen hatte.
Was musste er aus dem Brief erfahren, der mit Graf Dracula un-terzeichnet war: Wie um ihn zu verhöhnen, teilte ihm dieser weltbekannte und gefürchtete üble Vampir mit, dass er die arme Lilly gefangen hätte. Lilly ist die Zwillingsschwester von Fritz, dem Dachs, Tims allerbestem Freund. Auch Fritz selbst, der mit seiner Schwester auf Reisen war und versucht hatte, sie zu be-freien, befände sich in der Gewalt des Vampirs. Am Untoten-Sonntag, dem höchsten Feiertag der Vampire, würde sich der Graf der Finsternis dann bei Kerzenschein hinsetzen und den beiden gemütlich das Blut aussaugen. Bis dahin wollte das alte Scheusal gerne noch warten, denn Vorfreude wäre ja bekann-termaßen die schönste Freude.
Dem Füchslein wurde übel – so konnte das Ganze keinesfalls laufen! Seinen allerbesten Freunden Blut aussaugen, wo gibt es denn sowas. Heute war Montag, am übernächsten Sonntag also wollte der alte Unhold zubeißen! Man musste sich somit sehr beeilen. Nicht mal ganze zwei Wochen blieben dem Fuchs, um seine Freunde zu retten. Er schaute noch mal auf den Brief, wo denn ein solcher Vampir eigentlich wohnt. Aber leider stand weder auf dem Umschlag noch auf dem Brief der Wohnort des Absenders. Da war gar nichts. Nur der Blutfleck leuchtete ge-fährlich rot.
„Dann muss es eben anders gehen“, dachte sich Tim. „Mal überlegen …, vielleicht hilft ja das Internet weiter.
Aha, da steht es ja schon, das alte Ungeheuer wohnt in Trans…irgendetwas, in den Karpaten-Bergen in seinem ver-steckten Schloss.“ Außerdem erfuhr unser Rotpelz im Internet – man muss schließlich mit der Zeit gehen, natürlich besaß er ei-nen kleinen Computer, ein hübsches iPad – allerlei Nützliches für die Vampir-Jagd: Vampire sind lichtempfindlich, im Tages-licht verbrennen sie, deshalb liegen sie tagsüber in einem Sarg in der Gruft ihres Schlosses; sie haben kein Spiegelbild; auch mö-gen sie garantiert keinen Knoblauch und vor allem keine spitzen Holzpflöcke. Silber ist auch nicht ihr liebstes Edelmetall, denn daraus gegossene Pistolenkugeln oder Armbrustpfeile, abgefeu-ert ins Herz des Vampirs, beenden sein untotes Dasein.
Wie sollte Tim nun aber in dieses Trans-Dings-Land kommen, von dem im Internet die Rede war??? Davon hatte er noch kein Sterbenswörtchen gehört. Sicher war es auch irre weit von sei-nem Zuhause in Deutschland entfernt. Dabei seufzte er, wenn er an die vor ihm liegenden Schwierigkeiten dachte.
„Gut, dass es neuerdings in unserem Städtchen sogar ein Rei-sebüro gibt!“, überlegte er sich.
So schnell ihn seine flinken Füße trugen, rannte er dorthin.
Eine ältliche Giraffendame, Madame Brimborius, saß hinter ihrem Schreibtisch, las Akten und trällerte dabei fröhlich ein Liedchen vor sich hin.
„Frau Brimborius, Frau Brimborius“, schnaufte Tim noch ganz außer Atem, „ich muss sofort und unbedingt nach Trans…, Trans…, Trans…“ Wie hieß das doch gleich? Den Zweck seiner Reise konnte der junge Fuchs hier natürlich nicht sagen. Und zur Polizei konnte er gewiss auch nicht gehen. Man würde vielleicht lachen und sagen: „Ab nach Hause zur Mama, Kleiner, es gibt keine Vampire.“
Frau Brimborius sah im Computer des Reisebüros nach: „Trans…, Trans… Du meinst sicherlich Transvaal, so hieß es jedenfalls früher. Das ist ein Gebiet im Land Südafrika, ganz weit unten im Süden des afrikanischen Kontinentes. Es ist ca. 9000 Kilometer Luftlinie von unserer schönen Heimat entfernt. Der größte Teil von Transvaal ist eben, aber es gibt dort auch Berge. Drachenberge, wie bei uns, und wohl auch einige alte Burgen.
Füchslein, was willst du eigentlich dort“, fragte die Reisebü-ro-Dame plötzlich und blickte ihren kleinen Kunden streng über den schmalen Rand ihrer runden Brille an. „Wissen deine Eltern eigentlich Bescheid, was du hier so treibst?“
„Berge und alte Burgen! Transvaal, natürlich!“ Tim glaubte, sich