»Einverstanden!«, nickte Bancroft schließlich.
»Ich bin Ihr Mann!«, rief der Hüne dröhnend. Plötzlich glomm Misstrauen in seinen Augen auf. »Vorausgesetzt, dass Sie die Moneten wirklich haben!«
Bancroft schaute prompt auf den schwarzen Handkoffer, den er neben seinem Stuhl abgestellt hatte. Er zögerte. Da stapfte Mclntosh schon um den Tisch herum.
»He, warten Sie! Nehmen Sie die Finger da weg!«, rief Bancroft erschrocken. »Clinton, um Himmels willen, stoppen Sie ihn!«
Der Spieler und Revolvermann dachte nicht daran. Interessiert sah er zu, wie Mclntosh den Koffer auf den Tisch wuchtete. Der Koffer war mit einem Schloss versperrt. Mclntosh fackelte nicht lange. Er zog den Colt. Als Clay sich drohend erhob, knallte es schon.
Scobey fiel der Schreibstift aus der Hand. Dann vergaß auch Clay, einzugreifen. Mclntosh hatte den Koffer aufgeklappt. Seine Augen quollen hervor. Auch die anderen starrten gebannt auf die Geldscheinbündel, mit denen der ganze Koffer vollgepfropft war.
»Mann, das ist ja ... das sind ...« Slaughter blieb die Luft weg. Er trank gierig.
Langsam drehte der Büffeljäger seinen massigen Schädel Bancroft zu. Dessen Gesicht war fleckig, von Schweiß überströmt. Seine Rechte war unter der schlecht sitzenden Anzugjacke verschwunden.
»Lassen Sie Ihre Miniaturkanone lieber stecken! Sie angeblicher Bankier!«, warnte Clinton kalt. »Hat hier jemand schon ’nen Bankbesitzer erlebt, der mit 'nem Koffer voll Moneten über die Prärie reist? Ich nicht. Ein Sternträger würde Ihnen jetzt sicher ’ne Menge komischer Fragen stellen, Mann. Da fällt mir ein, dass mein alter Freund Clay in New Mexico eine Zeitlang Town Marshai war. Scobey hat's mir erzählt. Vielleicht interessiert ihn die Sache.« Er grinste verkniffen, blickte dabei aber nur Bancroft an. Zögernd ließ der den unter der Jacke verborgenen Derringer los.
»Es sind fünfzehntausend Dollar«, sagte er stockend. »Genug Geld für uns alle, wenn ihr ...«
»Hören Sie auf!«, rief Joana heftig. »Wofür halten Sie uns denn?«
»Für vernünftige Leute, die zugreifen, statt wegschauen, wenn sich ihnen eine so einmalige Chance bietet«, lächelte Clinton halb spöttisch, halb ebenfalls von der Faszination von so viel Geld erfasst. Als er aufstehen wollte, richtete Mclntosh rasch den Colt auf ihn.
»Du hast deine Chance gehabt, Clinton, als Bancroft dich angeheuert hat. Jetzt bin ich dran. Bancroft, wollen Sie immer noch nach Cheyenne?«
Ein Hoffnungsfunke erschien in den Augen des Hageren.
»Natürlich! Ich habe Freunde dort, die mir mit dem Geld weiterhelfen werden, bis ich ...«
»Bis Sie vor Ihren Verfolgern aus Omaha in Sicherheit sind, was? Haben Sie ’ne Bank ausgeraubt oder waren Sie Kassierer da, bevor Sie mit dem Zaster auf und davon gingen? Na, mich geht’s ja nichts an. Machen Sie den Koffer zu! Slaughter, du gehst mit raus und spannst die Pferde vor! Wollen doch sehen, wie weit wir heute Nacht noch mit der Kutsche kommen, was, Bancroft? Slaughter, hast du Dreck in den Ohren! Stell die verdammt Flasche weg! Wenn du nicht parierst, Freundchen ... Denk an die Frau, die hier drinnen bleibt! Bancroft, passen Sie auf, damit der Bursche keine Dummheiten macht! Na wird’s bald!«
»Glauben Sie wirklich, wir kommen durch?«, fragte Bancroft unsicher. Mclntosh grinste verwegen.
»Mit fünfzehntausend Dollar unterm Hintern bestimmt!«
Clinton lächelte kalt.
»Fragen Sie ihn lieber, Bancroft, ob er sich jetzt noch mit zweitausend zufrieden gibt!«
»Halts Maul!«, schnappte Mclntosh. »Slaughter, Bancroft, zur Hölle, worauf wartet ihr noch?«
Sie starrten zur Tür. Dort stand Rutland mit dem Enfieldkarabiner in den Fäusten. Der Schuss des Büffeljägers auf das Kofferschloss hatte ihn alarmiert. Vorsichtig drehte Mclntosh den Kopf.
»Machen Sie keinen Quatsch, Major! Wenn Sie wollen, können Sie mitkommen. Ein Mann mehr ...«
»Ich warte fünf Sekunden. Wenn Ihr Schießeisen dann nicht wieder in der Halfter steckt, knallt es!« Rutlands Haltung und sein Ton ließen keinen Zweifel daran aufkommen, wie ernst er es meinte.
Fluchend steckte Mclntosh seinen Sechsschüsser weg. Rutland schloss die Tür.
»Es gibt kein Entkommen von hier«, erklärte er hart. »Der Regen hat aufgehört. Da draußen brennen die Wachfeuer der Cheyennes. Niemand kommt an ihnen vorbei.«
»Entweder schaffen wir es in dieser Nacht oder gar nicht«, sagte Clay ruhig. Alle Köpfe ruckten zu ihm herum.
»Dann eben gar nicht!«, erwiderte Rutland klirrend.
»Hast du einen Plan, Clay?«, rief Joana hoffnungsvoll.
»Ich glaube ja.« Clay wandte sich an Slaughter. »Sind genug Pferde für zwei Kutschengespanne da?«
Slaughter starrte ihn feindselig an, nickte aber schließlich.
»Und Schießpulver?«
»Ein ganzes Fass voll.«
»Dann könnte es klappen.«
Rutland sagte bissig: »Wenn Sie Ihrem Zeitungsschreiber zu einer neuen haarsträubenden Story über den ,Sieger vom Moberty Creek‘ verhelfen wollen, meinetwegen. Aber nicht auf Kosten unserer Sicherheit! Da verrechnen Sie sich, Lorman!«
»Und wenn Sie hier nicht im hohen Bogen rausfliegen wollen, dann halten Sie lieber die Klappe!«, ergriff Clinton überraschend für Clay Partei. »Sie können ja hierbleiben und warten, bis Hilfe kommt. Ich fürchte nur, Sie werden nicht alt dabei. Der Mann, den Sie nach Julesburg geschickt haben, ist jedenfalls tot. Also, lass hören, Clay, was du vorhast!«
In dieser Minute hätte niemand vermutet, dass sie Todfeinde waren. Der Wille, am Leben zu bleiben, schweißte sie erneut zusammen. Kühl und leidenschaftslos erklärte Clay seinen Plan. Er bezweifelte nicht, dass ein Ausbruch zur offenen Prärie unmöglich war. Auch die Trauerzeremonien für ihren toten Anführer würden die Cheyennes in diesem Fall nicht daran hindern, von allen Seiten über sie herzufallen.
Es war lange Zeit trocken gewesen. Der Wasserstand war nach dem Regen zwar so hoch, dass er einen Angriff der Cheyennes von dort gestoppt hätte, aber mit etwas Glück mussten sie mit der Kutsche durchkommen. Voraussetzung war, dass sie, von den Indianern unbemerkt, eine Lücke in die Palisadenwand brachen.
»Es wird auch danach nicht ohne Lärm und Peitschengeknall abgehen«, warf Clinton ein. »Sie werden uns hören.«
»Deshalb die zweite Kutsche. Wir spannen die weniger guten Pferde vor, stellen Slaughters Schießpulverfass mit einer brennenden Lunte hinein und jagen sie nach Süden auf die Prärie. Sie werden denken, wir brechen durch. Dann wird die Hölle los sein. Inzwischen müssen wir auf die andere Seite des Flusses.«
»Toll!«, rief Scobey begeistert. »Ich wusste ja, dass es sich lohnt, Ihnen nachzureiten, Lorman! Das wird die Geschichte des Jahres!«
»Der Teufel wird sich kranklachen, wenn Sie sie ihm demnächst erzählen«, knurrte Rutland. »Glauben Sie im Ernst, die Cheyennes fallen darauf herein?«
»Wir haben keine Wahl«, sagte Clay beherrscht. »In dieser Ecke von Nebraska wimmelt es nun mal von Kriegsbanden der Cheyennes. Die Burschen da draußen müssen bestimmt nicht lange auf Verstärkung warten. Wenn wir dann noch hier sind, können wir nur mehr beten.«
»Ich bin dafür, abzuhauen!«, krächzte Bancroft.
»Wer hat Sie denn gefragt?«, fuhr Rutland ihn an. Herausfordernd schaute er sich um. »Begreift ihr denn nicht, um was es Lorman in Wirklichkeit geht? Dieser Tintenkleckser hat es sich in den Kopf gesetzt, ihn berühmt zu machen. Aber das gelingt ihm nur, wenn Lorman ihm Taten liefert. Lorman ist