Erneut drang er tief in sie hinein, sodass sie seine zwei Finger deutlich spürte, ehe sie langsam wieder hinaus glitten. Sophia keuchte atemlos.
„Noch mal!“, forderte sie ihn auf und riss die Augen auf. Frederik stand schmunzelnd vor ihr. Seine freie Hand strich ihr eine feuchte Strähne aus dem Gesicht und streichelte ihren Hals hinunter. Wie zufällig berührte er dabei ihre steifen Brustwarzen und entsprach zeitgleich ihrem Wunsch. Ein heiserer Schrei verließ ihre Kehle, als sie kam. Der Beat der Musik schlug im Gleichklang mit den heißen Wellen, die sie durchfluteten. Als würde er ihre Traktionen genießen, zog er sich nur sehr bedächtig aus ihr zurück. Ihre Knie gaben kurz nach. Heroisch griff Frederik nach ihrem Arm und stützte sie.
Eine einzelne Schweißperle rann ihre Wange hinab, die er augenblicklich mit einem gehauchten Kuss von ihrer Haut klaubte. „Nächste Woche Samstag um 17 Uhr treffen wir uns im Passion Angel.“ Frederik hob den Eiswürfel, der zu einem kümmerlichen Haufen zusammengeschmolzen war, und warf ihn in sein Glas, ehe er sie mit einem Zwinkern stehen ließ und sich in Richtung Tanzfläche begab.
Kapitel 4
Magdalena knetete ihre Hände, bevor sie die weiße Tür zu ihrer Etage öffnete. Das Spießrutenlaufen durch die Eingangshalle der Firma hatte ihr gereicht. Blicke, die sie von oben bis unten musterten. Männer, die sie anlächelten, obwohl sie noch nie mit ihnen gearbeitet hatte, geschweige denn ihre Namen kannte.
Mit gesenktem Haupt überstand sie den Weg bis zum zweiten Stockwerk, in dem ihre Abteilung untergebracht war. Magdalena war zuständig für die Lohnabrechnungen der Angestellten und arbeitete aushilfsweise in der Buchhaltung mit.
Ihre Finger ruhten auf der Klinke der Tür. Sie traute sich nicht sie herunterzudrücken. Was, wenn sie mit Lukas oder Tom geschlafen hatte? Oder schlimmer: Mit dem Schmierlappen Andreas? Der Gedanke daran schüttelte sie. Letzterer machte sich an alles heran, was einen Rock trug. Das Alter interessierte ihn nicht. Ob blutjunger Azubi oder kurz vor der Rente stehend. Selbst ihre schwangere Kollegin Nina hatte er schon angemacht.
Hinter sich hörte sie Schritte. Erschrocken presste sie sich an die Tür und öffnete diese, um vor dem vermeintlichen Zusammentreffen mit ihrem Liebhaber zu fliehen.
Kaum betrat sie den breiten, neonbeleuchteten Gang, begegneten ihr die ersten Kollegen. Ihre gesamte Abteilung bestand aus knapp 40 Personen. Hauptsächlich Frauen.
„Guten Morgen.“ Täuschte sie sich oder steckte eine versteckte Botschaft in den zwei Worten?
Magdalena nickte dem Kollegen zu und huschte an ihm vorbei. Sie wagte nicht, sich umzusehen, aus Angst, dass er ihr die Tasse zum stummen Gruß auf ein gemeinsames Schäferstündchen hob.
„Hey, ich dachte schon, du kommst gar nicht.“ Nina kam ihr mit einem Stapel Rechnungen entgegen. Nicht mehr lange und sie könnte die Papiere auf ihrem stetig wachsenden Bauch balancieren.
Magdalena nahm ihr fix einen Teil ab. „Hab mich nicht her getraut, ehrlich gesagt.“
Nina lachte laut und fröhlich auf. „Ach, so schlimm wie der Müller warst du Freitag nicht. Du hast wenigstens nicht einem der Obersten vor die Füße gekotzt.“
„Nein!“, entfuhr es Magdalena, als sie in ihr Büro abbogen.
„Doch. Kurz vor halb vier. Steffi hat es beobachtet, als sie auf ihr Taxi wartete. Heute beim Frühstück hat sie es mir gleich brühwarm erzählt.“
„Na, der kann seine Beförderung ebenso begraben wie ich!“, murmelte Magdalena und warf ihre Handtasche in die Schublade ihres Rollcontainers.
Nina stellte sich neben sie. „Mach dir nichts draus. Bald kommt ein neues Jahr, und dann startest du durch.“
Magdalena zuckte mit der Schulter. Erst einmal war sie froh, dass sie unter sich waren. In ihrem Arbeitsraum saßen keine Männer, was sie am heutigen Morgen durchaus glücklich stimmte.
Sie richtete sich gerade ein, als es an der Tür klopfte. Ihr Chef Herr Robin stand in der Tür und sah sie auffordernd an.
„Frau Fischer, in mein Büro bitte!“ Bevor sie etwas erwidern konnte, war er wieder verschwunden.
Magdalena durchfuhr es heiß und kalt. Sie hatte doch nicht…
Nein!, dachte sie entsetzt. Der Kerl besaß ebenso viele Altersringe wie ein Mammutbaum. Unmöglich! Dennoch zitterten ihr die Hände, als sie durch die Glastür des Büros trat. „Sie wollten mich sprechen?“ Auch aus ihrer Stimme konnte sie die Vibration nicht vollständig heraushalten. Verdammt, wenn sie nur wüsste, mit wem sie geschlafen hatte!
„Ja, setzen Sie sich.“
Sollte er vorhaben mich zu feuern, wäre er vermutlich nicht so höflich. Zumindest hatten sie es nicht in seinem Büro getrieben, schoss es ihr erleichtert durch den Kopf.
„Kennen Sie das neue Projekt der Buchhaltung? Das zur Analyse der Leistungsfähigkeit?“
„Ja?“, antwortete sie schüchtern. Bisher keine Anspielung auf das, was Freitag passiert war.
„Sie sind mit den Mechanismen eines Projektmanagements vertraut?“ Ihr Chef schaute sie über seine Lesebrille hinweg an, während er sich die grauen Schläfen kratzte.
„Meine Fortbildung dazu fand erst im letzten Sommer statt. Also ja.“
„Gut, dann teile ich Sie hiermit dem Projektteam von Herrn Kuhn zu.“
Magdalena stutzte. Mathias Kuhn war ein hoch gehandelter Anwärter auf den Job des Abteilungsleiters, der frei werden würde, sobald Herr Robin in anderthalb Jahren in Rente ging. Wenn sie sich gut mit ihm stellen könnte… „Vielen Dank. Das freut mich sehr. Ab wann geht es los? Wer übernimmt so lange meine Aufgaben?“, erkundigte sie sich.
„Ihren Job machen Sie vorerst weiter. Herr Kuhn wünscht Sie morgen Vormittag zu sehen. Aber zunächst erledigen Sie Ihre Arbeit hier bei mir. Ich möchte erst einmal feststellen, wie sie sich in dem Projekt zurecht finden, ehe ich sie endgültig zum Aushelfen in den anderen Bereich sende.“
„Hat Herr Kuhn mich persönlich angefordert?“, fragte Magdalena. Ihr hing immer noch der Gedanke nach, dass sie es mit irgendeinem Mann aus dieser Firma wild getrieben hatte und sich partout nicht erinnern konnte, mit wem.
„Nein. Er sagte nur, ich solle jemanden schicken, der sich mit Projektmanagement auskennt. Soweit ich weiß, sind sie da die Einzige in meiner Abteilung.“
Magdalena nickte und erhob sich. Kaum drehte sie ihm den Rücken zu, blies sie ihre Backen voll auf. Jetzt wusste sie wieder, warum sie grundsätzlich Angst bekam, sobald sie in das Büro von ihrem Chef zitiert wurde. Man ahnte nie, mit welchem aufreibenden Konzept am Hals man wieder heraus marschierte.
*
Sophia winkte ihr bereits von weitem. Es musste etwas Aufregendes passiert sein, wenn ihre beste Freundin früher zu ihrem allmontaglichen Cocktaildate kam als sie. Diese Tradition hatten sie vor vier Jahren eingeführt und bisher keine Gelegenheit verpasst. Jeden Montag trafen sie sich im Portugiesenviertel und tranken einen Feierabendcocktail darauf, dass sie den ersten Tag der Woche überstanden hatten.
„Na, hast du herausgefunden, wer der Glückliche war?“, fragte Sophia und knuffte sie in die Seite.
„Nein. Ich hatte den ganzen Tag das Gefühl, dass ich von allen Kerlen beobachtet werde. Du glaubst nicht, wie unangenehm mir das ist.“ Magdalena warf ihren dünnen Mantel über den Stuhl zu ihrer Rechten und schwang sich auf ihren Hocker.
„Nimm es nicht so krumm. Wenn derjenige sich heute nicht zu erkennen gegeben hat, tut er das vielleicht morgen. Stell dir vor, er kniet