Wichita Western Sammelband 4016 - 5 Romane um Colts, Cowboys und Banditen. R. S. Stone. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: R. S. Stone
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Вестерны
Год издания: 0
isbn: 9783745212983
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selbst besorgt. Möge das Schwein jetzt in der Hölle schmoren.« Zornig ballte Cole die Faust bei dem Gedanken an Brazos McCord und die ihm entstandene Schmach im Marshal-Office in Brashear City.

      Brad winkte ab, während er an seiner Zigarre paffte und dichte Qualmschwaden sein Gesicht umwölkten. »Sei froh, wie‘s ist, Bruderherz. Ich hörte, dass dieser Ranger ganz frisch von Captain McNelly angeworben und auf Banditenjagd geschickt wurde. Soll sich mit den Haskins herumgeschossen und die Sippe ein für alle Mal von der Erde gefegt haben. War also nicht ganz ohne, dieses Bürschlein.«

      Cole kratzte sich am Ohr, blickte durch die Rauchschwaden seinen Bruder an. »Mir ging dieser dämliche Ranger von Anfang an schon tüchtig auf die Nerven. Haskins hin oder her, Brad. Wenn der Kerl nicht über Bord geflogen wäre, hätte ich ihn eigenhändig erledigt. Das kannst du mir glauben.«

      Brad fegte die Rauchschwaden zur Seite, erlaubte sich ein smartes Lächeln. Er war älter und etwas kleiner als Cole und schlanker. Rein äußerlich bestand nicht die geringste Ähnlichkeit zwischen den beiden Brüdern. Brads Haare waren schwarz, an den Schläfen bereits ergraut. Das kantige Gesicht scharf geschnitten und von einem dünnen Oberlippenbart geziert. Man hätte ihn für einen Gentleman aus dem Süden halten können, mit ebensolchen Manieren.

      Aber Brad Ketchum war alles andere als ein Gentleman. Was diesen Punkt betraf, ähnelten sich die Brüder wie eineiige Zwillinge.

      Cole hingegen war rotblond. Sein strähniges Haar lichtete sich bereits tüchtig in der Stirn und an den Ecken und gab ein massiges, grobes Gesicht frei, mit brutalen Zügen und einem grausamen Mund. Er war gewiss kein Mann, dem eine Frau ihr unbedingtes Vertrauen schenken würde. Und andere Männer ebenfalls nicht.

      Eine Weile sahen sie sich an. Zwei Männer, die äußerlich unterschiedlicher nicht sein konnten, aber innerlich gleichermaßen schlecht waren. Das verband die beiden Brüder.

      Es klopfte an der Kajütentür, und eine Frau trat herein. Sie war groß und schlank. Dichtes, rabenschwarzes Haar umhüllte ein bleiches Gesicht, das von der Sonne kaum berührt war. Dennoch war dieses Gesicht von einer gleichmäßigen Schönheit geprägt, in dem zwei dunkle, unergründliche Augen lagen, die fast so schwarz waren wie ihr Haar. Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Holztür und verschränkte die Arme ineinander. Zuerst sandte sie einen Blick aus ihren dunklen Augen auf Brad, anschließend auf Cole. Ihre vollen Lippen verzogen sich spöttisch, und mit einem dunklen Timbre trafen ihn ihre Worte: »Muss schön sein, einen Bruder zu haben, der so herrlich fürsorglich ist, nicht wahr, Cole?«

      Das kam nicht ohne triefenden Spott, und er grinste ihr wölfisch entgegen. »Ich freue mich auch, dich zu sehen, Valentine.«

      Brad bemerkte sofort die Spannung zwischen den beiden. »Fangt nicht schon wieder an, euch die Augen auszukratzen. Was willst du, Valentine?«

      Sie fuhr aufreizend mit der Zungenspitze über ihre Lippen. »Mit dir sprechen, Brad. Was sonst?«

      Brad bedachte ihre Antwort mit einem leichten Kopfnicken. Ihm war klar, was sie wirklich wollte.

      Cole war sicher kein besonders sensibler Mann. Aber auch er wusste Bescheid. Er wandte sich seinem Bruder zu. »Wir haben soweit ja alles klar, nicht wahr, Brüderchen? Werde mir auf dem Deck ein bisschen die Füße vertreten. Ist ‘ne verdammt komische Luft hier in deiner Kajüte.«

      Den letzten Satz sprach er in Valentines Richtung. Dann schob er seine massige Gestalt an ihr vorbei, warf ihr noch einen alles sagenden Blick zu und verschwand nach draußen. Als seine schweren Schritte verklungen waren, stemmte Valentine ihre Fäuste in die Hüften und streckte ihr Kinn vor. »Du hättest ihn in der Hölle schmoren lassen sollen, Brad.«

      Brad Ketchum maß sie mit harten Blicken. »Du vergisst, dass er mein Bruder ist, Valentine.«

      Sie machte eine verächtliche Handbewegung. »Dein Bruder. Pah! Er bringt unsere Pläne nur noch in Gefahr, dieser Narr! Und du weißt es. Auf Cole war noch niemals Verlass, Brad. Damals nicht wie heute.«

      »Er ist mein Bruder!«, wiederholte er sich, diesmal eine Nuance schärfer. »Außerdem haben wir ihm doch eine ganz einträgliche Fracht zu verdanken, für die sich Don Ameche gewiss großzügig erweisen wird. Sehr großzügig sogar.«

      »Was diese verwöhnten Schlampen von der Sweet Travelling angeht, die jetzt unter Deck gebracht worden sind, mag ich dir sogar zustimmen. Aber trotzdem wäre es nicht klug, Cole weiterhin bei uns in der Mannschaft zu behalten. Brad, du weißt genau, wie er ist.«

      »Es ist genug, Valentine! Bist du gekommen, um mit mir wegen meines Bruders zu streiten? Ich dachte eher, du hättest etwas anderes im Sinn.«

      Das hatte sie auch, und es zeigte sich in ihrem Lächeln. Im matten Lichtschein glänzte ihr Haar wie Seide und fiel in voller Pracht an ihren Schultern herab. Valentine Ferreiras Mutter war Französin, der Vater Portugiese, den sie allerdings nie kennengelernt hatte. Valentines ungezügeltes Temperament stammte von der Mutter, die in einem Bordell in New Orleans gearbeitet hatte und ebenfalls sehr früh verstorben war.

      Ja, Valentine musste bereits sehr früh lernen, dass einem im Leben nie etwas geschenkt wurde. Sie war gerade 18 geworden, als Brad sie kennenlernte.

      »Du bist viel mehr als nur eine gewöhnliche Nutte«, hatte er zu ihr gesagt und sie einfach mitgenommen. Das war vor vier Jahren, und seitdem war sie treu an seiner Seite geblieben. Und unter ihm und seinen Männern lernte sie schnell. Verdammt schnell.

      Jetzt war sie fast schon so etwas wie seine Partnerin. Denn die schöne Valentine verstand sich nicht nur auf das Spiel der Liebe. Sie besaß einen messerscharfen Verstand und den untrüglichen Sinn fürs Beutemachen. Sie war eine gefährliche und berechnende Frau, und so manch einer, der sie nur für ein heißes Kätzchen gehalten hatte, musste diesen Irrtum mit dem mit dem Leben bezahlen.

      Aber jetzt im Augenblick war sie das Kätzchen, das für Brad Ketchum bereit war.

      Vergessen war jetzt der Zorn auf Cole, den sie nicht mochte.

      Jetzt galten für sie ganz andere Dinge. Sie lächelte Brad Ketchum verheißungsvoll entgegen. Die glühenden Blicke ihrer tiefschwarzen Augen trafen Brad Ketchum und schienen in seinen zu versinken. Heiser kam es über ihre Lippen. »Jetzt gehörst du mir – mir ganz allein. Und jetzt komm … Nimm mich in deine Arme, ich will deine Liebe spüren!«

      ***

      »Mir tun die Füße weh! Ich kann nicht mehr.«

      Brazos McCord drehte sich zu Marylee herum, unterdrückte eine ganze Batterie übelster Flüche, die ihm bei ihrem Anblick in den Sinn kamen. Die ganze Zeit über hatte sie in einer Tour gejammert. Sicher, wahrscheinlich wurde ihr erst jetzt richtig bewusst, was eigentlich geschehen war; dass ihre Freunde oder Freundinnen entweder getötet oder verschleppt worden waren.

      Nun, er hatte befürchtet, dass sie schnell schlapp machen würde. Bei den Schuhen, welche diese verwöhnte Schöne trug, war das auch kein Wunder.

      Zum Donner, sie hatten ja noch nicht einmal zwei ganze Meilen geschafft. Dabei war sie es gewesen, die sich beharrlich geweigert hatte, auf dem Rücken des Schecken zu sitzen.

      Zur Hölle mit allen launischen Frauen, die immer ihren Dickkopf durchsetzen wollen, dachte er.

      Hatte sie sich denn nicht verzweifelt am Schweif des Schecken geklammert, als sie sich beide, Frau und Tier, in den Fluten des Golfs befanden?

      Ziehen lassen, ja? Reiten nein?

      Er verstand diese hochnäsige Schöne einfach nicht.

      Dabei könnten sie schon viel weiter sein, wenn sie sich nicht weigern würde zu reiten. Aber er verspürte nicht das geringste Interesse, sich weitere Gedanken über Marylee du Maurets Launen Gedanken zu machen. So ging er schnellen Schrittes auf sie zu, packte sie, hob sie einfach hoch und trug sie auf seinen Armen, bis sie beim Schecken angekommen waren. Sie protestierte und gebärdete sich zwar wie eine Furie. Doch das war ihm egal. Diese Frau strapazierte sein Nervenkostüm. Und wie. Seine Engelsgeduld war längst