Nach der Quantenphysik sind alle Elemente eines Systems miteinander verbunden, jeder Eingriff wie beispielsweise eine Messung durch einen Physiker wirkt sich darauf aus. Er will an Informationen ran, er bekommt sie! Doch damit verändert er das System. Die Beobachterrolle, die den Physiker zu solchen verblüffenden Feststellungen nötigt, dass es bei der Bedeutung einer Sache auf die Beobachtung ankommt, erinnert an das kosmologische anthropische Prinzip. *7 Kosmologen haben nämlich festgestellt, dass das Universum anscheinend genauso gebaut ist, dass der Mensch als Beobachter darin existieren kann. Es gibt unzählige Naturkonstanten, die gegeben sein müssen, damit es Leben auf der Erde geben kann. Man könnte noch einen Schritt weitergehen und sagen: das Weltall ist so beschaffen, dass menschliche Bobachter feststellen können, dass das Weltall so gebaut ist, damit Menschen es erforschen können.
Aber es gibt noch eine weitere erstaunliche Analogie zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos. Das Universum soll durch einen Urknall entstanden sein. Vor dem Urknall war Nichts, jedenfalls nichts Messbares, nichts was wir Menschen beobachten oder ermitteln können. Da sind die Grenzen der Natur-Wissenschaft spätestens erreicht. Gott, der außer Raum und Zeit ist, lässt sich auch nicht messen. Die Naturwissenschaft kann nichts über Gott sagen. Vor dem Urknall war nichts. Aber das Nichts ist ebenso vor dem, was im Mikrokosmos gerade noch als Wirkung im Kleinsten feststellbar ist. Das Nichts vor dem Urknall ist also vergleichbar mit dem Nichts jenseits der Welt der kleinsten Wirkungen, die ihrerseits eine Welt ist, in der das Wort „Materie“ nicht einmal Zustände (Masse- oder Energiezustände), sondern nur Vorgänge beschreibt.
Die Quantenphysik widerspricht nicht der Bibel. Sie widerspricht aber dem Naturalismus und Materialismus, mithin der weltanschaulichen Grundausrichtung der Naturwissenschaft im 21. Jahrhundert. Sie widerspricht aber auch der darwinistischen Evolutionslehre, wenn diese nur Materie und Zufall oder besser gesagt materielle und zufällige Ereignisse für die Existenz und Entwicklung der Lebewesen verantwortlich machen will. Materie gibt es an sich gar nicht. Und „zufällige“ Ereignisse sind abhängig von „Messungen“, die entweder im Verbund der bereits funktionierenden und informell aufgeladenen Systeme zustande kommen oder von Entscheidungen eines Beobachters abhängig sind.
In der Quantenwelt geht es immerzu um die Verwirklichung des Möglichen, nie um das blinde Gewährenlassen des Zufalls, das zwar auch vorkommt, aber der Verwirklichung des Möglichen untergeordnet ist, spätestens dann, wenn eine Messung, eine gezielten Interaktion vorgenommen wird. Im Mesokosmos, also der Welt, die wir mit bloßem Auge sehen und mit der Hand betasten können, stellt zum Beispiel die Isolierung einer Tierart auf einer Insel eine Bedingung dafür dar, dass das System „Tierart“ sich einer Messung aussetzt. Ein Messfaktor ist die Besonderheit der Nahrungsressourcen, ein anderer das Vorkommen von Fressfeinden. Nach der Evolutionstheorie wirken diese (durch Auslese) nur auf das Ergebnis, was die Tierart durch zufällige Eigenprozesse abgeliefert hat. So ist es aber nicht, denn Auslese nimmt nur etwas weg von dem, was schon da ist und erschafft nichts Neues.
Die Tigerhaie kommen nicht zufällig an genau dem Tag an einen bestimmten Küstenabschnitt, wo der Albatrosnachwuchs seine Flugversuche macht. *8 Sie sind informiert. Information ist etwas Anderes als Zufall. Spannend ist die Frage, wo die Information herkommt. Information hat immer eine geistige, immaterielle Urquelle und bleibt auf der geistig-immateriellen Ebene. Die Worte dieses Satzes geben nur in den Gedanken des Lesers einen Sinn (oder auch nicht), nicht schon, weil sie dastehen. Es besteht ein fundamentaler Unterschied zwischen Da-stehen und Verstehen. Die Welt steht da und wird nur von Geist verstanden. Sie ist semantisch strukturiert. Durch zufällige Transformation ist das bloß Dastehende nicht in das Verstehende zu überführen.
Aus Sicht der Quantenphysik wäre es vielleicht möglich gleichsam in einer „Verschränkung“ zwei Beobachtungen, die sich zu den Gedankenkonstrukten über die Entstehung und Erhaltung des Lebendigen, dem der (nicht darwinistischen) Evolution und dem der Kreation, zusammenzubringen. Evolution ist aber nicht der Umgang des Zufalls mit der Materie, sondern der Werdeprozess, der zum Fakt wird. Das Genom des Lebens erscheint als Bausteine von Molekülen; die Information dafür, wie die Bausteine zusammengesetzt sein sollen und was sie in den Zellen bewirken sollen, ist aber ebenso eine immaterielle Größe wie die Feinstruktur der Bausteine. Letzteres weiß man erst seit der Quantenphysik und die Evolutionisten würden gut daran tun, dies einmal zur Kenntnis zu nehmen. Ersteres, dass eine Sequenz von Molekülen nicht Information ist, sondern lediglich Information trägt, hätte man bereits vor dem Quantenzeitalter erkenntnistheoretisch wahrnehmen können. Aber schon Darwin unterlag dem Irrtum, zwei verschiedene Kategorien des Existentiellen nicht unterscheiden zu müssen. Vermutlich, weil ihm das gar nicht bewusst war, dass er Denkkategorien durcheinanderbrachte. Eigentlich erstaunlich für eine Geistesgröße wie ihn, denn absichtliche Ignoranz wird man ihm nicht unterstellen wollen. Fakt ist, auch er verwechselte Hardware mit Software. Dabei ist das Erbgut der Lebewesen noch komplexer als Computersoftware. Man könnte die DNA *9 unscharf als Schaltstelle für etwas Übergeordnetes verstehen, denn was sie zu tun scheint, ein Programm zu beherbergen und, je nach dem, zur Anwendung zu bringen, ist nur das, was man beobachten kann, wenn man auf der Ebene der Umsetzung der in der DNA gespeicherten genetischen Information bleibt. Da die DNA aber im Innern quantenphysikalischen Vorgängen unterworfen ist und zudem auch außerhalb der DNA informatorische Schaltungen vor sich gehen, ist nie mit den Mitteln des Experiments über eine Schwelle des Beobachtbaren hinauszugehen. Man stelle sich einen Computerchip vor, der ein Programm enthält, eine Betriebsanweisung für einen Computer. Wenn uns völlig unbekannt wäre, dass seine Konstruktion ein menschliches Hirn hervorgedacht hat, könnten wir lediglich feststellen, dass die Anordnung der Moleküle zum Fließen von Strom und Nichtfließen von Strom zur sinnvollen Informationsübermittlung dient. Der geistige Prozess beim Erfinder und bei denen, die den Chip zusammengebaut haben, kann auf diese Weise der Beobachtung und Messung nicht erschlossen werden. Ebenso verhält es sich mit der DNA. Wir können nicht entscheiden, welche geistige Kraft sie entworfen und zusammengestellt hat. Wir können nur sagen, dass ein informationsstiftender Prozess für die Erstellung einer Software verantwortlich ist. Einen gewichtigen Unterscheid gibt es aber. Die menschlichen Erfinder haben es noch nicht fertig gebracht dem Chip ein Selbstreparatursystem und eine Selbstreproduktionsvorrichtung zu verpassen. Doch das verkompliziert die Softwareinformation auf dem Chip nur zusätzlich und erfordert offensichtlich noch mehr geistigen Input und nicht weniger.
Fakt ist, dass es eine nichtmaterielle Komponente in zweierlei Hinsicht gibt. Die Materie löst sich als solche ins Nichts auf und es bleibt Gestalt und Information. Und das alles ist eingebettet in ein Beziehungsgefüge der Messung, also Beobachtung, und der Eingriffsmöglichkeit von außen. Deshalb muss man bei der Evolutionstheorie ebenso wie bei der kreationistischen Theorie beides berücksichtigen und stellt fest, dass sie, quasi wie zur „Versöhnung“, sich vereinbaren lassen müssen. Sie unterliegen gewissermaßen einem Zwang der Quantenphysik (besser gesagt, der „wirklichen Physik“). Die Grenzen dieses Messbaren sind in Makrokosmos und Mikrokosmos, an den Rändern des Universums ebenso wie an den Quanten zu verorten. Was darüber hinausgeht, muss man als nichtmessbare, aber existentielle Meta-Ebenen bezeichnen, weil aus dem Nichts nicht wirklich etwas entstehen kann. Und so kann man eine Formel für die Entstehung und Erhaltung des Lebens aufstellen, die man auch Formel der Evolution und Kreation nennen kann. Sie lautet:
äLK / iAM / iAU = jLK, d.h. ein älterer Lebenskomplex (älK), der der Möglichkeit eines Einflusses eines informativen Agens sowohl aus dem nichtmessbaren mikrokosmischen Bereich (iAM) als auch aus der lebensbedingenden und –begrenzenden Umwelt (iAU) ausgesetzt ist, wird zum jüngeren Lebenskomplex (jlK). *10 Eine andere Darstellung wäre: