Shinobi - Der Weg der Schatten. Danny Seel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Danny Seel
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: Shinobi
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347112254
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eine Vielfalt von Speisen um der Kochstelle herum verteilt standen. Einige ruhige Minuten vergingen, in denen jeder seine Mahlzeit genoss.

      „Das Essen schmeckt ausgezeichnet“, behauptete Satoshi.

      Natsuko verbeugte sich, teils zum Dank, teils um ihr errötetes Gesicht zu verbergen.

      „Na dann“, Izuya legte seine Essstäbchen beiseite. „Vielleicht solltest du anfangen von deiner misslungenen Mission zu berichten.“

      Diese Aufforderung war an Yujiro gewandt, welcher sich nun ein wenig geniert räusperte.

      „So würde ich das nicht bezeichnen. Und außerdem ist da nicht besonders viel geschehen. Wenn ihr wirklich etwas über meinen Auftrag wissen möchtet, dann solltet ihr Suzaku fragen.“

      „Warum?“, fragte Taiki zappelnd, da er nicht mehr still sitzen konnte.

      „Weil Suzaku einer der besten Geschichtenerzähler in Nabari ist“, erklärte ihm sein Vater. „Obwohl er oft ziemlich übertreibt.“

      „Wenn du dich weigerst über deine Erlebnisse zu sprechen, dann wird Taiki-kun wohl über sein kleines Erlebnis erzählen müssen“, meinte Sayuri und blickte in Richtung ihres Sohnes.

      „Ja!“ Der Junge schien vor Aufregung aufspringen zu wollen. „Ratet mal, was gestern nachmittags passiert ist. Beim Training mussten wir den Fluss schwimmend überqueren und dabei die ganze Zeit unter Wasser bleiben. Als ich nach einer Minute nicht mehr herauskam, machte sich Sawada-sensei Sorgen und dachte, ich wäre ertrunken. Dann schickte er alle anderen Schüler, um mich zu suchen.

      „Ich bin aber der Strömung entlang geschwommen, bin dann ans Ufer geklettert und schlich mich von hinten an Sawada-sensei heran. Dann habe ich ihn gefragt, wen sie suchten. Als er meine Stimme hörte, sprang er vor Schreck und Überraschung auf. Ich habe ihn noch nie so hoch springen sehen.“ Taiki lachte auf. „Er ist sogar beinahe böse auf mich geworden.“

      Yujiro schüttelte den Kopf vor Unglauben. „Und ich hatte gedacht, nichts könnte Sawada-san erschrecken. Ich selbst hatte versucht ihn so zu überraschen, als ich noch ein Kind war, doch es hatte nie funktionniert, denn er wusste immer, dass ich da war, bevor ich überhaupt in seine Nähe kommen konnte … Und du, Izuya, hattest damals den erbärmlichsten Versuch unternommen, der schließlich damit geendet hat, dass Sawadasan dich in den Fluss geworfen hat!“

      Izuya schmunzelte mit einer Mischung aus freudigen Erinnerungen und Verlegenheit.

      „Davon habe ich noch nichts gehört“, meinte Natsuko interessiert. „Erzählt es uns doch.“

      „Ach nein, ich glaube, darüber können wir euch doch ein anderes Mal berichten“, erwiderte Izyua in einem Ton, der sagte, dass er nicht die geringste Absicht hatte, etwas über diesen Vorfall zu erzählen.

      „Wie ist die Ernte dieses Jahr? Es sieht doch eigentlich nicht schlecht aus“, fragte Yujiro, um das Thema zu wechseln.

      „Ja, ich glaube, wir werden unser ganzes Dorf ein weiteres Jahr lang problemlos versorgen können“, antwortete Satoshi, der damit äußerst zufrieden zu sein schien.

      Sie unterhielten sich noch eine lange Zeit, bis es völlig dunkel wurde und die Gäste das Haus verließen. Als Yujiro an diesem Abend ins Bett ging, dachte er kurz über das Vergangene nach. Der Abend war ziemlich ruhig und gesprächig verlaufen. Er ahnte schon – oder eher gesagt er wusste – dass er in den folgenden Wochen viel auf dem Feld würde arbeiten müssen.

       11. Sawadas Auftrag

      Der Schweiß trat auf Yujiros Stirn hervor und rann ihm übers Gesicht. Die Sonne brannte heiß auf ihn herab, ohne jegliche Gnade zu erweisen.

      Verärgert blickte er empor. Obwohl er eigentlich die letzten Wochen des Sommers genießen sollte, wünschte er, sich unter dem Schatten eines Baumes niederlassen zu können. Er war ein Mensch, der die Kälte bevorzugte und war äußerst froh über den Strohhut, den er auf dem Kopf hatte, denn ohne ihn hätte er schon längst einen Sonnenstich bekommen. Die Arbeit war hart, besonders wegen der großen Ernte. Ein wenig ermüdet bückte er sich, um die Wurzeln des Reises abzuschneiden, und verband sie dann in kleine Bündel.

      „Hier, für Sie, Kiyonori-san“, sagte eine weibliche Stimme.

      Yujiro drehte sich um und sah eine Frau in einem hellgrünen Kimono vor ihm stehen, die einen Wasserkrug in der Hand hielt, welchen sie ihm ihm anbot. Dankbar nickte er und nahm das Gefäß an. Nachdem er es vollständig gelehrt hatte, reichte er es zurück.

      „Danke“, entgegnete er und verbeugte sich.

      Die Frau entfernte sich, um den Krug noch einmal zu füllen und ihn den anderen Arbeitern anbieten zu können. Kiyonori wischte sich den Schweiß von seinem Gesicht ab. Ein paar Meter von ihm entfernt arbeiteten Izuya, Suzaku und Kuro.

      „Ich habe zufällig mitbekommen, wie Kojima-san und Momochisama miteinander gesprochen hatten“, begann Kuro mit Anzeichen von Aufregung in seiner Stimme. „Sie glauben, Oda Nobukatsu bereitet sich auf den Krieg vor. Tausende von Truppen sammeln sich an unseren Grenzen.“

      Verwundert hob Izuya die Augenbrauen. „Scheint, als würde er eine Invasion planen. Bist du dir sicher, dass er es auf Iga abgesehen hat?“

      Kuro schüttelte den Kopf. „Ich habe gehört, dass der Jōnin bereits Spione in die Burg geschickt hat, die Lord Nobukatsu gerade verstärkt und dass–“

      „Lord Nobukatsu baut eine Burg an unserer Grenze?!“, unterbrach ihn Suzaku alarmiert.

      Nochmals schüttelte Kuro den Kopf. „Noch schlimmer. Er hat den Veteranen Takigawa Kazumasa geschickt, um diese Festung mitten in Iga zu errichten und deren Vollendung ist schon in Sicht. Falls der Oda-Clan uns anzugreifen plannt, werden sie die Invasion von dort aus starten. Einen anderen Grund so tief in unser Gebiet einzudringen und dort eine Armee aufzustellen, haben sie bestimmt nicht“, vermutete er.

      „Ist das denn nicht viel zu auffällig?“, wollte Suzaku wissen.

      „Da kennst du diese Kriegsherren nicht so gut wie ich“, gab Izuya ihm als Antwort. „Die Interessen dieser selbstsüchtigen Tyrannen liegen in nichts Anderem als sich Geld und Ehre zu verschaffen. Sie halten uns doch für geringwertig, für unwürdige Bauern, die nichts anderes zu tun haben, als für sie zu schuften. Deshalb bin ich froh, dass Iga nicht von einem einzigen Menschen regiert wird.

      „Ich nehme an dieser Daimyō will ganz Iga erobern, um noch mehr Land zu besitzen sowie um mehr Steuern eintreiben zu können. Da habt ihr’s doch. Nur mehr, mehr und nochmals mehr. Das ist das Einzige, was sie interessiert!“

      Die anderen nickten zustimmend mit ernsten Mienen.

      „Was hältst du eigentlich von all dem, Yujiro? Du hast bisher noch kein Wort gesagt.“

      Alle Blicke richteten sich auf ihn. Dieser stand schweigend da und hatte die Arme vor dem Oberkörper verschränkt.

      „Ich weiß es nicht“, antwortete er nach kurzer Überlegung. „Würde Lord Nobukatsu es tatsächlich wagen, uns anzugreifen? Diese Vermutungen bringen uns nirgendwohin. Vielleicht will er von dort aus die nächste Provinz attackieren. Schließlich gehört uns Iga aus seiner Sicht nicht.“

      Kuro zuckte nur mit den Achseln.

      „Wir sollten lieber weiterarbeiten“, schlug Izuya vor und betrachtete den Himmel. „Es wird bald dunkel.“

      Jeder wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Die Sonne schien kurz vor dem Untergang zu sein und es würde nun kälter werden. Lange hatte Yujiro nicht gearbeitet, als er einige Minuten später leise Schritte hinter sich vernahm.

      „Guten Abend Kiyonori-san“, hörte er eine ältere, aber dennoch kräftige Stimme.

      Er drehte sich um und erkannte Sawada. Sawada war ein Chūnin, der mehr Unterrichtsstunden in Ninjutsu, den Künsten, in denen Shinobi ausgebildet wurden, für die nächsten Generationen gab als alle anderen Chūnin in Nabari. Sie verbeugten sich voreinander.