Bullenhitze. Volker Sebold. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Volker Sebold
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783429064907
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röntgte sein Innerstes und versuchte seine Gedanken zu filetieren.

      „Wir suchen gerade in deiner Wohnung nach eventuellen Beweismitteln. Der Richter hat das abgesegnet.“

      „Außer Dreck findet ihr da gar nichts! Finde ich ja echt krass. Mal was anderes, Frau Kommissar. Finden Sie nicht, dass mit dieser Gesellschaft was nicht stimmt? Ihr nehmt euch da ganz schön was raus. Wenn ich Geld hätte, würde ich euch verklagen. Aber ich bin ja nur ein Niemand. Mit mir könnt ihr das ja machen. Macht, was ihr wollt, und lasst mich gehen. Ich will nur meine Ruhe. Ich weiß von keinem Mord. An niemandem. Schöner Mist, das alles.“

      Zur Verblüffung aller fing der Junge an zu weinen. Das Telefon klingelte. Die Durchsuchung war negativ gewesen.

      Als Rebecca den Jungen an der Wache verabschiedete und sich bei ihm entschuldigen wollte, fragte sie ihn noch:

      „Kannst du mir Namen von Personen nennen, die euch auf den Tod hassen? Gibt es jemanden in den Chatrooms, der über Todesfantasien schreibt?“

      Ronny lächelte abschätzig.

      „Frau Kommissar! Ich kenne die Menschen. Aber ich kenne keine Killer.“

      Er blickte Rebecca lange in die Augen.

      „Ich sehe aber in Ihnen ein Geheimnis lauern, das Sie auffrisst.“

      Er ging. Ohne sich noch einmal umzudrehen, streckte er seinen rechten Mittelfinger in die Höhe.

      2

      Der Mann griff zur Schatulle. Öffnete sie. Entnahm die Briefe. Schloss die Augen. In seinem Traum drohten ihn dunkle Wände zu erdrücken. Sein Vater, der Gefallene, der Verratene. Es ist Krieg. Ein Schützengraben. Der Feind verwundet den Vater. Flehend recken sich blutige Hände nach ihm. Er sehnt sich nach einer harmonischen Kindheit. Die der Krieg einem jeden nimmt. Wacht auf im Höllenschlund.

      Trotz allem, Bilder der Mutter an den Wänden. Er legte eine CD ein. Setzte sich an den Schreibtisch. Schloss die Augen. Schubert:

      Vorüber! Ach vorüber! Geh wilder Knochenmann! Ich bin noch jung, geh Lieber! Und rühre mich nicht an! Gib deine Hand, du schön und zart Gebild! Bin Freund und komme nicht zu strafen. Sei guten Mutes! Ich bin nicht wild! Sollst sanft in meinen Armen schlafen.

      Er entspannte sich. Lächelte. Schrieb.

       Geliebter Vater! Ich habe getötet! Ich werde töten!

       Ich spiele ein Spiel!

       Muss mich reinwaschen, von Mutters Sünde!

       Auf ewig Dein!

      Sie werden sein Spiel nicht verstehen. Und wenn sie kapiert haben, dass sie gegen ihn von Anfang an keine Chance hatten, würden sie frustriert die Aktendeckel schließen müssen. Sein erstes Opfer bereitete ihm diebische Freude. Die Arglosigkeit des Polizisten und seine Überraschung, die sich in den Augen widerspiegelte, als er seine Hände um seinen Hals legte. Als die Augen erstarrten, entließ die Lunge des Mörders einen tiefen Seufzer. Es werden weitere Tote folgen. Sie werden nur Mittel zum Zweck sein.

      3

      Rebecca lief durch die Stadt. Sie brauchte Ablenkung. Sie ging über die Alte Mainbrücke. Die Steinheiligen schauten ungläubig auf die Schweißlachen vor ihren Sockeln. Unterhalb der Festung angekommen, genoss sie den Blick auf die Stadt. Dem Fluss in seiner Fließrichtung zu folgen, hatte etwas Meditatives. Außer ein paar japanischen Touristen störte niemand den Spaziergang ihrer Gedanken.

      Zurück im Treiben der Straßen, ging sie in den einzigen Plattenladen der Stadt, wo sie sich ab und an gebrauchte cds kaufte. Sie mochte den Laden wegen der Authentizität und der Gewissheit, dass es zwischen dem zurechtgebogenen Mainstream noch etwas anderes gab. Alte Vinylplatten verkümmerten am Boden in Obstkisten.

      Da passte es ins Bild, dass sie an einer Edelboutique vorbeigehen musste, in der ein T-Shirt den Kopf von Jim Morrison zeigte. 59 Euro. Rock ’n’ Roll is dead!

      4

      Die Ermittler saßen bei beängstigender Abendhitze im Straßencafé. Ließen sich das Weizenbier schmecken. Rebecca wollte, dass sie sich nach der anstrengenden Büroarbeit eine Auszeit gönnten. Das Bier entfaltete bei den hohen Temperaturen Wirkung.

      „Wir sollten die Welt um uns herum nicht ganz vergessen. Das, was da gerade im Irak passiert, ist sehr gefährlich und ich bin froh, dass sich die Bundesregierung da raushält. Ich habe echt Angst, dass sich der Krieg zu einem Flächenbrand entwickelt. Die Kollegen vom Staatsschutz sind schon sehr besorgt“, äußerte sich Roland mit einem Stirnrunzeln.

      Die beiden anderen zuckten mit den Schultern.

      „Wir können daran eh nichts ändern. Wir sollten den Fokus weiterhin auf unseren Fall richten!“, erwiderte Rebecca mit bestimmtem Unterton in der Stimme. Ihr Blick folgte der vorbeifahrenden Straßenbahn.

      René atmete hörbar ein. Ein Schweißtropfen landete neben seinem Bierglas. „Die Amis holen halt wie immer die Kastanien aus dem Feuer, wenn die Europäer vor Angst unter dem Tisch kauern. Wie damals im Kosovo. Aber wie gesagt: Wir können eh nichts ändern und haben selbst genug Probleme. Prost!“

      Die Gläser knallten aneinander. Sie bestellten noch eine Runde.

      „Was mir aber wirklich Sorgen macht, Jungs, ist die Tatsache, dass wir in unserem Mordfall an Langner keinen Millimeter vorwärtskommen. Die Spurensuche ums Toilettenhäuschen herum, das Tauchen der Wasserschutzpolizei im Main. Alles umsonst. Das Schweigen im Milieu. Wahnsinn! Irgendwas muss es geben, das wir übersehen haben. Die einzige Spur ist das Spermasekret und dieser blöde Zettel. Die Abgleiche in den Datenbanken gingen ins Leere. Bin mal gespannt, wann ich das erste gröbere Gespräch beim Chef habe.“

      „Hast du mal daran gedacht, dass der Mörder auch ein Kollege sein könnte? Ich weiß, es ist weit hergeholt. Aber wir sollten in alle Richtungen denken. Ihr wisst schon, so ein Typ, der sich ungerecht behandelt fühlt. Gäbe ja bei der Polizei Gründe genug, findet ihr nicht?“

      „Glaube ich nicht. Dafür gibt es kein einziges Indiz. Das ist mir zu weit hergeholt. Entschuldige, René. Ich halte das zum jetzigen Zeitpunkt für ausgeschlossen. Wir haben die Familienverhältnisse sondiert. Negativ. Die Kollegen bei der Bereitschaftspolizei sagten, Langner hatte keine Streitereien und keinen Neid von Kollegen zu befürchten. Bei den jungen Auszubildenden war er sehr beliebt. Nein! Vergiss es!“

      „Die Diskussion bringt uns auch nicht wirklich weiter. Lasst uns noch ein Bierchen trinken. Ich gebe eine Runde aus.“

      „Na, das ist doch ein Wort. Genau, lasst uns mal den Kopf freibekommen. Alkohol, ein guter Freund! Wir stehen eh da wie Die drei ???. Ist euch eigentlich aufgefallen, dass wir alle in unseren Vornamen den gleichen Anfangsbuchstaben haben?“

      „Die ahnungslosen dRei. Stimmt!“

      „Ich stelle mir gerade vor, ich bin in der Karibik. Weißer Sand. Das Meer umspült meine Füße und …“

      Alle lachten. „René, halt die Klappe! Prost!“

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