Auf der Reise zu Dir selbst. André M. Richter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: André M. Richter
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783743980013
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unbedeutend. Das Einzige, was zählt, ist das Leben! Und das lässt sich nicht immer steuern. Manchmal muss man einfach loslassen – weil die Natur viel mächtiger ist!“

      Sandra nickt mit dem Kopf. Ihr bisheriges Leben ist ganz weit weg. Alles was sie belastet ist im Moment unwichtig. Ihre Anspannung lässt spürbar nach.

      Beide machen eine Pause, setzen sich in den Sand und sagen eine Weile kein Wort. Zu intensiv sind die Eindrücke. Sie sitzen einfach nur da, trinken einen Schluck Wasser, gehen im Meer schwimmen, liegen in der Sonne. Nach mehreren Stunden beschließen sie, wieder aufzubrechen und zurückzufahren. Beide strahlen und genießen die Fahrt. Die Sonne und die frische Luft haben sie müde gemacht.

      Zurück auf der asphaltierten Straße hält Maik im nächsten größeren Ort an, nachdem er nach längerem Suchen einen Parkplatz gefunden hat. Beide steigen aus und stehen vor einer großen Einkaufspassage.

      „Was wollen wir denn hier?“, fragt Sandra überrascht. Maik antwortet nicht und geht mit ihr einfach weiter. Überall sind Geschäfte. Kosmetikartikel, Kleidung, Lebensmittel, Buchläden, Restaurants … es scheint kein Ende zu nehmen.

      Nach zehn Minuten bleibt Sandra stehen. „Maik, müssen wir hier sein? Du machst den ganzen Ausflug und die intensiven Eindrücke kaputt! Jede Menge Geschäfte mit unnötigem Zeug! Das ist ja wie zuhause!“

      „Ich dachte schon, Du stoppst mich nie! Auch das gehört zu unserem Ausflug! Was Du hier siehst, das ist Dein bisheriges Leben! Hektik und viele oberflächliche Dinge, von denen man kaum etwas wirklich braucht!

      Du warst jetzt nur ein paar Stunden mit mir unterwegs, hast Dich auf eine Fahrt mit viel Natur und Einfachheit eingelassen und schon sind Dir Menschenmengen und Shopping-Zentren zu viel. Für heute hast Du viel gelernt!

      Natürlich wirst Du in Zukunft nicht völlig ohne das alles leben. Aber Du hast eine andere Einstellung dazu gewonnen und wirst Dein Denken verändern. Du wirst sensibler werden und mehr auf Dich achten!“

      Sandra schaut ihn nachdenklich an. Wie macht er das nur? Alles, was er tut und sagt, wirkt spontan und aus dem Moment heraus entstanden - aber es ist durchdacht, einfach und wirkungsvoll! Er bringt sie auf seine Art geradezu spielerisch voran - ohne jeden Stress - und sie fragt sich, wieso sie selbst so lange über etwas nachdenken muss, worauf er sofort eine Antwort hat.

      Maik bemerkt ihr Grübeln und sagt: „Fast alle Menschen stecken in ihrem Lebensrhythmus fest und machen einfach immer weiter wie bisher. Sie hinterfragen nichts! Sie sind nicht wirklich zufrieden und glücklich - aber sie wissen auch nicht, wo sie ansetzen sollen, wenn sie ihr Leben entscheidend verbessern möchten! Also lassen sie es irgendwie laufen, denn ganz so schlimm ist es ja auch nicht und bisher hat das ja irgendwie funktioniert. Aber ist das erstrebenswert?“

      „Nein, das ist es wirklich nicht!“, antwortet Sandra. „Du hast das ziemlich hart formuliert, aber es stimmt. Vielleicht funktioniert unser ganzes System nur deshalb, weil fast alle diesen Trott mitmachen, ohne darüber nachzudenken!“

      „Das sehe ich auch so! Kaum jemandem ist wirklich klar, wo seine Prioritäten liegen! Daraus folgt, dass die meisten Menschen den größten Teil ihrer Zeit in die falschen Dinge investieren!

      Somit ist es wichtig, die eigenen Prioritäten zu kennen und entsprechend zu handeln. Hast Du das erreicht, dann wird Dein Leben einfacher und entspannter. Die Einfachheit der Dinge ist von grundlegender Bedeutung. Je mehr Belastungen Du hast, desto komplizierter ist Dein Leben. Und je komplizierter Dein Leben ist, desto weniger Überblick hast Du und umso chaotischer lebst Du! Wie willst Du etwas verändern, wenn Du nicht weißt, wo Du stehst und wohin Du willst?“

      Sandra ist erschöpft von dem Ausflug, aber gleichzeitig arbeitet es in ihr. Einerseits braucht sie eine Pause und will sich ausruhen, andererseits will sie immer mehr wissen, mehr von sich erfahren und ihren künftigen Weg finden.

      Maik macht ihr einen Vorschlag. „Ich merke, dass Du ungeduldig bist. Ungeduldig mit Dir selbst. Aber ich habe Dir schon einmal gesagt, dass das Ganze ein Lernprozess ist. Lass diesen Tag auf Dich einwirken. Ich bringe Dich jetzt zurück zum Hotel. Dort kannst Du Dir Deine Notizen machen, aber bitte knapp! Und danach entspann Dich, ruhe Dich aus und unternimm etwas das Dir Spaß macht!“

      „In Ordnung! Dann sehen wir uns morgen wieder?“

      „Nein! Morgen hast Du sozusagen frei! Und damit meine ich: Dein Kopf ist frei, Dein Kalender ist leer, Dein Notebook bleibt aus und Dein Smartphone auch! Tue nur das, was Dir spontan einfällt! Fahr meinetwegen zum Hafen und bestell Dir in einem einfachen Lokal ein landestypisches Essen. Oder lauf zum Leuchtturm und fotografiere oder male ihn. Schreib ein Gedicht, wenn Dir danach ist. Wenn Du einen frei laufenden Hund triffst, dann spiel mit ihm. Sei unterwegs und mach das, was Dir gerade in den Kopf kommt! Was auch immer … sei spontan und denke nicht über mögliche Folgen nach. Jedes Kind ist spontan und sammelt andauernd neue Eindrücke. Aber je älter wir werden, umso mehr vergessen wir das!“

      „Ich muss Dir zustimmen! Alles, was Du sagst, trifft auf mich zu. Aber wenn ich morgen nichts tun soll und wir uns übermorgen sehen, wann soll ich dann die Aufgaben lösen, die Du mir gestellt hast?“

      „Wenn Du morgen so handelst, wie ich denke, dann wird irgendwann der Moment kommen, an dem Dir ein paar wichtige Dinge einfallen. Das notierst Du Dir kurz. Nimm am besten nur einen einzigen Zettel mit. Denk an die Einfachheit! Es soll keine wissenschaftliche Arbeit werden. Ach ja, mache nur wenige Dinge, die aber ganz bewusst! Dein Ergebnis wird nicht umso besser, je mehr Du unternimmst – es hängt davon ab, was Du unternimmst! Du bist kein japanischer Tourist, der innerhalb von 48 Stunden ganz Deutschland erkunden will!“

      Sandra muss lachen und beide verabschieden sich. „Danke für diesen Tag, ich bin wirklich beeindruckt!“

      „Dann bis übermorgen!“

      Am nächsten Morgen frühstückt Sandra in aller Ruhe und überlegt. Spontan sein soll ich … nicht zu viel machen … alles, was ich mache, ganz bewusst tun …

      Also gut, denkt sie sich und fährt mit dem Jeep los. Ihr einziges Ziel ist es, raus aus dem Ort zu fahren und sich ein stilles Plätzchen irgendwo in der Natur zu suchen. Nach ungefähr 20 Minuten Fahrt sieht sie zufällig einen Sandweg, der ans Wasser zu führen scheint. Sie folgt dem Weg und ist nach kurzer Zeit an einem kleinen Parkplatz direkt am Strand. Sie schaut sich um. Um sie herum leichte Dünen, ein paar Bungalows die mitten in die Landschaft gebaut zu sein scheinen, das Meer und die Wellen, das Tosen der Brandung, ein paar Surfer in der Nähe, die Sonne und sonst nichts. Nur wenige Menschen, keine Souvenirläden, keine Imbissbuden und keine Strandverkäufer – einfach fantastisch!

      Sandra geht im Meer schwimmen, trocknet sich ab, ölt sich ein, trinkt einen Schluck Wasser, legt sich auf ihr Handtuch und schließt die Augen. Nach wenigen Minuten setzt sie sich wieder hin. Es wäre zu schade, die wunderschöne Umgebung nicht zu sehen! Das alles hier ist pure Energie, denkt sie und verspürt eine viel zu lange in Vergessenheit geratene Lebenslust. Sie strahlt und ist wahnsinnig dankbar für diesen Moment.

      Als sie daran denkt, wie oft sie sich teure Dinge gekauft hat die ihr überhaupt nicht gefallen haben, sondern einfach nur ein Must-have waren, kommen ihr fast die Tränen. Die wenigen Tage vor Ort haben sie schon jetzt so sehr verändert, dass sie nie mehr diejenige sein wird, die sie noch vor ein paar Tagen war. Aber sie ist nicht traurig darüber, ganz im Gegenteil. Sie hat den Eindruck, dass ihr Leben jetzt erst beginnt!

      Eigentlich wollte sie an diesem Strand nur einen kurzen Stopp einlegen. Aber inzwischen gefällt es ihr hier so gut, dass sie beschließt, bis zum Abend zu bleiben. Sandra schaut in den blauen Himmel und sieht, wie die Wolken an ihr vorüberziehen. Als Kind konnte sie das stundenlang tun. Maik hat recht. Man vergisst mit den Jahren viele wunderschöne Eindrücke aus der Kindheit und legt auch diese Unbefangenheit früher oder später ab, ohne es zu bemerken.

      Sandra schaut sich weiter um. Sie spürt den Wind auf ihrer Haut, nimmt den Salzgeruch des Meerwassers wahr und hört das Aufklatschen der Wellen. Es ist eine gewaltige Energie zu spüren und sie verspürt den Wunsch, sich vom Wind treiben zu lassen. Sie nimmt eine Handvoll Sand in die Hand und lässt ihn über