»Autsch!«, kommentierte Surya grinsend.
»Na komm«, schmunzelte Tara. »Du bist auch nicht viel besser; du hast unsere erste Begegnung seinerzeit damit eingeläutet, dass du mir beim Tanzen rücklings auf die Zehen gestiegen bist.«
»Stimmt«, räumte Surya sofort ein. »Aber geschadet hat uns das ebenso wenig wie dieser Zusammenrempler den beiden da. Bei der Erfolgsquote sollten wir die Methode glatt unseren Kindern beibringen.«
»Und bei euch hat’s dann ebenso schnell gefunkt wie damals bei uns?«, wandte Tara sich an Soham.
»Noch schneller«, antwortete Soham und bedachte Ylva mit einem feurigen Blick. »Ich hab in diese blauen Augen geschaut und musste den Mund zumachen, damit mir das Herz nicht raushopste. Als sie mich dann auch noch angelächelt hat, hatte sie mich am Haken. Bevor ich wusste, wie mir geschah, hab ich mich ihr vorgestellt und sie gefragt, ob ich ihr auf den Schrecken hin etwas spendieren darf.«
»Und sein Name hat mich erst mal total verwirrt«, grinste Ylva. »Seinen englischen Akzent konnte ich schon nicht einordnen, und dann auch noch Soham Valera… ich meine, Valera klang irgendwie südeuropäisch, aber wo sollte ich Soham hintun? Als er mir dann gesagt hat, er sei Inder, war ich völlig perplex. Aber gleichzeitig auch total neugierig. Also bin ich nach Feierabend mit ihm essen gegangen. Der Rest ist Geschichte.« Sie lächelte Soham an, und er drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
»Und inzwischen lebst du wieder zuhause in… in Nyåker?«, fragte Sameera, der es tatsächlich gelang, den Ortsnamen einigermaßen korrekt auszusprechen.
»Ja«, nickte Ylva und musterte Sameera nachdenklich. »Und du stammst aus Irland, ja? Da hab ich vor ein paar Jahren mal zusammen mit Freunden Urlaub gemacht. Es war wunderschön.«
»Glaub ich dir sofort«, lächelte Sameera. »Aber da, wo ich jetzt lebe, ist es auch wunderschön. Kommt ihr auch noch nach Kashmir, während du hier bist, Soham und du?«
»Diesmal noch nicht«, bedauerte Ylva. »Ich bleibe nur zwei Wochen, und da will ich erst mal hier die nähere Umgebung kennenlernen. Aber wenn alles so läuft, wie wir uns das vorstellen, dann komme ich im August wieder. Dann nimmt Soham seinen Urlaub, und wir fahren nach Kashmir und nach Shimla.«
»Aha!« Surya grinste vielsagend. »Verwandtschaftsbesuche, was?«
»So ist es«, gab Soham in aller Gemütsruhe zurück. »Muss ja alles seine Ordnung haben. Und zumindest mit Sharad chacha und natürlich mit Resul und Divvya möchte ich Ylva schon gerne bekanntmachen.«
»Aber dann nehmt ihr euch auch noch ein, zwei Tage Zeit und schaut bei uns im Dar-as-Salam vorbei, ja?«, warf Vikram ein. »Schließlich gehören wir auch zur Familie!« Er wechselte einen schnellen Blick mit Raja, der ihn voller Zuneigung ansah und den Daumen hob.
»Wo du recht hast, hast du recht«, erwiderte Soham lächelnd. »Danke für die Einladung. Ich freue mich jetzt schon darauf, Ylva die herrliche Bergwelt da oben zu zeigen.«
»Und bis dahin stehe ich mit eurer Sprache hoffentlich nicht mehr ganz so sehr auf Kriegsfuß«, seufzte Ylva. Sie hatte während des Gespräches zwar immer wieder mal einige Sätze auf Hindi riskiert, war aber überwiegend doch beim Englischen geblieben, weil sie zu oft nach Worten hatte suchen müssen und ihre Erzählungen dadurch ins Stocken geraten waren.
»Keine Sorge«, meinte Tara gelassen. »Wenn du erst mal hier bist, geht das ganz schnell. Und wenn man bedenkt, dass du die Sprache erst seit einem halben Jahr lernst, kannst du schon richtig viel.«
»Tara hat recht«, stimmte Sita ihr zu. »Trau dich ruhig öfter, Hindi zu sprechen, Ylva. Wir helfen dir dann schon, wenn es irgendwo hakt oder dir ein Wort fehlt.«
»Gut zu wissen«, begann Ylva – dann hob sie plötzlich die Hand vor den Mund und verbarg dahinter ein herzhaftes Gähnen. »Oh herrejävlar, jetzt spüre ich doch allmählich die ganzen Flugstunden in den Knochen. Kann ich mich noch eine Runde hinlegen, bevor die Party so richtig losgeht?«
»Natürlich!« Soham erhob sich sofort. »Ich bring dich rauf, und du kannst dich ausruhen, solange du willst.«
»Nahin!«, entgegnete Ylva energisch. »Spätestens wenn’s hier anfängt, rund zu gehen, weckst du mich auf, sötnos! Ist das klar?«
»Vollkommen, sweetheart.« Soham salutierte flott.
»Thiik hai.« Ylva grinste, stand auf und blickte in die Runde. »Dann bis später. Danke für den Chai!«
»Schlaf gut, Ylva«, antwortete Raja. »Keine Sorge, du wirst nichts verpassen. Wir läuten die große Fete erst heute Nachmittag ein.«
Ylva nickte dankbar; Soham legte den Arm um sie, und gemeinsam verließen sie den Raum. Als die Tür sich hinter den beiden geschlossen hatte, war Vikram der Erste, der sich wieder zu Wort meldete.
»Donnerwetter«, sagte er, und um seine Mundwinkel zuckte es. »Du hast gestern Abend mit der wunderschönen Tochter absolut recht gehabt, bhai.«
»Ganz offensichtlich«, erwiderte Raja; ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Respekt, Soham – mubarak ho! Die Frau behalten wir.«
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