Das Brüllen der Rinder und das Donnern der Hufe scholl zu einem Orkan an.
Atkins lachte noch immer wild und lud seinen Revolver nach. „Wir müssen ihnen die Richtung zeigen, Kervin.“
Calling schoss noch in den Korral. Seine Kugel streifte das Fell des Stieres, und das Tier machte lange Sätze am Zaun entlang. Die im Kreis herumjagenden Rinder folgten dem brüllenden Stier.
„Ja, jetzt sind sie richtig!“, schrie Atkins, drehte die Trommel durch und schoss wieder. „Nehmt die Gewehre!“ Er schob den Revolver ins Holster, zog seine Spencer aus dem Sattelschuh und schoss in die Herde hinein. Rinder brachen zusammen und wurden von der Herde zertrampelt. Der ganze Pulk donnerte jetzt durch den Korral nach Norden und riss den Rest des Zaunes nieder. Sie sprengten die Hügelflanke hinauf und über die Kuppe hinweg.
Schreiend und schießend ritten die drei Männer am Zaun entlang und hinter der Herde her.
Im Norden jagten die aufgeschreckten Rinder in wilder Panik den Hügel hinunter, walzten Büsche nieder und gingen über die Tiere hinweg, die stolperten und stürzten.
„Achtung, sie schwenken nach Westen ab!“, schrie Atkins. Er trieb sein Pferd mit Sporen und Kolbenschlägen an und sprengte an der Flanke der Rinderherde entlang. Krachend entlud sich sein Gewehr und streckte Rinder nieder, die an der Spitze zu weit nach Westen wollten.
Der weiß-gesichtige Stier führte die Herde noch immer an.
Atkins schoss auf ihn, und tatsächlich schwenkte das Tier wieder nach Norden ab. Atkins lenkte sein Pferd zur Seite, zog es im Kreis herum und hielt an. Das Pferd zitterte und hatte große, ängstliche Augen.
Die Herde jagte vorbei. Dichter Staub wehte in der Luft.
Atkins schob Patronen in sein Gewehr und schoss wieder in die Herde hinein.
Schießend tauchten Calling und Shafter hinter der Herde auf.
Der Boden schien sich zu bewegen, so heftig dröhnten die Hufe über das Land. Und die Herde wurde immer noch schneller.
Atkins trieb sein Pferd wieder an und ritt mit den beiden anderen hinter der Hereford-Herde her. Ihr wildes Gebrüll ging in den anderen Geräuschen unter, und selbst das Krachen der Schüsse war kaum zu hören. Schemenhaft flogen Büsche vorbei. Andere wurden von den Hufen niedergewalzt.
Sie luden ihre Waffen während des Reitens und feuerten immer wieder auf die Tiere.
Dann schrie Calling, dass es genug wäre. Er zügelte sein Pferd.
Atkins und Shafter ließen ebenfalls von der Herde ab, kehrten um und ritten zu Calling zurück. Alle drei blickten auf die donnernde Herde, die unter Wänden von Staub in der Dunkelheit undeutlicher wurde.
„Sind wir bestimmt schon nahe genug?“, fragte Shafter.
„Wenn die Herde vorbei ist, werden wir die Ranch von hier aus sehen können“, erwiderte Calling.
Es war ihnen, als würden sie Geschrei und Schüsse hören, aber sicher war es nicht.
„Vergesst nicht, eure Waffen zu laden“, murmelte Calling. „Alles walzen die Rinder nicht nieder.“
„Das will ich auch stark hoffen“, sagte Shafter bissig. „Sonst wären von dem Geld nur noch Fetzen übrig. – Papiergeld, hast du das gehört, Kervin?“
Calling nickte, während er immer noch hinter der Herde her blickte, die er aber in den Wänden feinen Staubes kaum noch sah. Er meinte, ein fernes Donnern zu hören.
„Hast du gehört, es ist nur Papiergeld“, sagte Shafter.
„Das macht doch nichts. Die Wells Fargo nimmt es allemal.“
*
„Nein!“, rief Vera Bronson auf der Veranda vor dem Haupthaus, als die Nacht die Rinderherde ausspie. Hinter dem Korral tauchte der weiß-gesichtige Stier auf und donnerte heran.
Im Korral wieherten die Pferde und jagten am Zaun entlang, um vorn an der Ecke abzuschwenken.
Die Rinder hatten den Korral erreicht, walzten den Zaun nieder, ein paar brachen zusammen, die anderen gingen über die Artgenossen hinweg und rissen die Pferde um, die ihnen entgegenkamen.
Bronson und seine fünf Cowboys waren im Hof und gingen rückwärts. Sie feuerten aus ihren Revolvern auf die heranstürmende Herde, ohne sie damit aufhalten zu können.
Jed und Melvin rannten die Treppe hinauf zu der bleichen Frau, wandten sich um und schossen wieder.
Inzwischen war die Herde durch den Korral, riss den vordersten Zaun nieder und sprengte über den Hof.
Bronson und Cass rannten auf den Schuppen zu. Aber Cass wurde von den Rindern eingeholt, umgerissen und geriet unter die Hufe. Sein wildes Gebrüll ging im Dröhnen der Hufe unter.
Bronson warf sich in den Schuppen hinein, den die Herde eine Sekunde nach ihm erreichte. Die ersten Rinder donnerten gegen die Bretterwand. Der ganze Schuppen schwankte. Ein paar Rinder brachen zusammen, andere gingen durch die Wand hindurch, und der ganze Schuppen brach donnernd zusammen.
Brad und Jeff waren nach der anderen Seite gerannt und schossen von der Scheune aus auf die Herde, die jetzt das Bunkhaus anging und die Veranda vor dem Haupthaus gleichzeitig erreichte.
Vera schrie fürchterlich und presste die Hände vor das Gesicht. Der weiß-gesichtige Stier und andere Herefords kamen die Stufen herauf.
Melvin schoss den Stier zusammen, packte die schreiende Frau und stieß sie ins Haus. Er und Jed folgten ihr und feuerten wieder hinaus.
Aber noch immer kamen Rinder die Treppe herauf, die Hufe dröhnten über die Veranda, Glas zerbarst, und die Herefords stürmten ins Haus.
In der Halle wurden Stühle und der Tisch umgerissen.
Melvin wollte mit der Frau nach hinten hinaus, aber sie riss sich los und wollte eine andere Richtung einschlagen – ein junger Stier holte sie ein, senkte den Kopf und rammte ihr das eine Horn in den Leib.
Melvin hatte ihr gellendes Schreien in den Ohren, als er durch ein Fenster der Rückfront sprang. Er verlor den Halt, stürzte, überschlug sich, sprang auf und rannte in panischer Angst weiter nach links. An der Remise trat er in ein Loch, stürzte wieder zu Boden und blieb keuchend liegen.
Die Erde unter ihm zitterte unter den trommelnden Hufen. Etwas streifte seinen Stiefel und ging vorbei. Melvin begriff nur langsam, dass er neben der Herde war. Er kroch weiter in den Schutz der Holzwand, hob den Kopf, blickte hinter sich und sah die vorbeijagenden Tiere schemenhaft in der Staubwand.
Auf einmal kamen keine Tiere mehr. Die Rinder verschwanden wie ein Spuk im Norden.
Melvin setzte sich und blickte auf das Haupthaus, aus dem Feuerschein loderte. Ein Rind tauchte auf der Veranda auf und brüllte.
Am Bunkhaus fiel ein Schuss, und eine Feuerlanze stach über den Hof. Das Rind auf der Veranda brüllte, jagte die Treppe herunter und brach im Hof zusammen, wo schon mehr tote Tiere und ein völlig entstellter menschlicher Leichnam lagen.
Melwin stand auf, wischte mit dem Ärmel über sein Gesicht und tastete sich an der Wand entlang um die Ecke der Remise. „Wer ist da?“, fragte er hohl.
Der Feuerschein im aufgerissenen Haupthaus wurde heller. Irgendwo musste eine Lampe Holz entzündet haben. Aber vielleicht hatten die Rinder auch den großen Herd umgerissen, in dem sicher noch Glut gelegen hatte.
„Jed, bist du dort?“, fragte Melvin, der wieder stehen geblieben war.
„Ich bin es, Brad!“ Der Cowboy kam aus einem großen Loch in der Bunkhauswand und stieg über ein totes Rind hinweg.
Melvin ging weiter, blickte über den Hof, auf den zusammengebrochenen Schuppen, der nur ein Gebilde aus dürren Kistenbrettern gewesen war, auf das riesige Loch in der Wand des Haupthauses und den Feuerschein, der wirklich