Einer von sie.
(November 1991)
D EUTSCHES NACHTSPIEL
Sanfter, kaum spürbarer Regen,
Ein Herbstwind winkt
Die Straßenlichter hin und her
Über nassen Asphalt.
Weit entfernt Motorenstimmen,
Vor den Cafès vermischt sich
Der Geruch von Cappuccino
Mit der Frische der Nacht.
Ein paar Häuser weiter
Verprügeln ein paar Deutsche
Einen Türken, nur
Weil der ein Türke ist.
(November 1991)
W INTERHIMMEL
Ein eiskaltes Dunkelblau,fast schwarz,
Spannt sein Tuch über die Stadt.
Mit keiner Wolke befleckt,
Über und über mit hellen Planeten bedeckt -
Winzig klein und dennoch leuchtend.
Die Blicke tasten sich mit großen Pupillen
Hinein in dieses Glühwürmchenmeer.
Der warme Atem geht voran,
Steigt so hoch er dampfend steigen kann
Und verliert sich im Nichts.
Die Seele schickt
Ein unsichtbares Lächeln hinterher.
(Dezember 1991)
A BSCHIED AN EIN FREMDES MÄDCHEN
Bitte,
Nimm Deine Hände von mir -
Wie weich sie mich doch wiegen,
Wenn der Alltag mich müde gemacht.
Nimm sie fort.
Gib mir Deine Wärme nicht,
Deine Geborgenheit, Deine Seele.
Meinen Traum von Erfüllung,
Erfüll` ihn nicht
Mit dieser Zärtlichkeit
Von fallendem Schnee.
Nimm Dir einen mit Grenzen,
Denn meine Liebe wird
Grenzenlos sein,
All das Licht, das in mir ist,
All die Schatten, die bleiben.
Deinen Namen flüstere ich
Den Unverletzten entgegen.
Bitte,
Nimm Deine Herrlichkeit von mir -
Wie gern ich sie doch spüre,
Wenn jede Berührung vernarbt.
Nimm sie fort.
Gib mir Dein Lachen nicht,
Den Duft Deiner Augen.
Deine Zerbrechlichkeit,
Zerbrich sie nicht
Mit dieser Schönheit
Von gemeinsamen Tagen.
Nimm Dir einen mit Vernunft,
Mich aber lass weiterziehen
Auf den Rücken tanzender Delphine,
Und schwarze Hunde mich
Durch Narzissenfelder jagen.
Deinen Namen schreie ich
Den Jägern entgegen.
Deinen Namen.
(Mai 1991)
F LUCH DER NÄHMASCHINE
Da wollten die Männer
Wieder einmal
Krieg machen,
Doch nähten ihre Frauen
Die Uniformen nicht.
Also standen die Männer
Auf den Schlachtfeldern,
Bohrten in ihren Nasen
Und hatten keine Ahnung,
Wen sie nun eigentlich
Töten sollten.
(Juli 1991)
L ÄCHERLICHKEITEN
Es stritten sich
Verbissen
Die Kugel
Und
Der Würfel,
Wer schöner sei.
Da hüpfte vorbei
Pfeifend
Das Ei
Und
Lachte beide aus.
(Juli 1991)
H ARLEKINS TROST
Vollmond, karibikwarme Sommernacht.
Er schickt sein Amen
Zu den Sternen,
Flieht den Horizont entlang
Dorthin, wo kein Zaun ihn verbaut,
Wo niemand ihn fassen kann.
Die Tiefe.
Sein Atem verliert sich
Im Dunkelblau der Ferne,
Er spürt sich versinken
In der Weichheit einer unbekannten Frau;
Die Frische eines weiten Regenwaldes
Benetzt zugleich seine Sinne.
Und während
Um ihn herum die morgen Toten
Hastend ihre Köpfe schütteln,
Während sie
Nach jeder Stunde Leben schnappen,
Reitet er auf einer wilden Antilope
Und flüstert ihnen zu:
Es ist unwichtig die Länge -
Die Tiefe!
(November 1991)
2. Teil
„UM ZU WISSEN, DASS ICH BIN“
(1992 - 1999)
A NS ZIEL
Ganz Langsam,
Behutsam,
Muss man seinen Weg geh`n.
Ganz langsam,
Behutsam,
Muss manchmal auch nur dasteh`n
Und nichts tun
Sich ausruh`n.
(März 1992)
A LLEIN DIE LIEBE
Mit der Leichtigkeit einer Abendluft,
Vor der sich niemand schützen kann,
Bisweilen langsam, auch plötzlich,
Und stets von nicht fassbarem Bann,
Lässt sie die Denker Gedachtes vergessen,
Raubt