Oh, du meine Güte,
Das ist ja Tierquälerei!
Jetzt ist die Verrückte in einer Anstalt.
Dachauer Straße 26,
Zwangsjacke,
Kahl geschoren,
Vergitterte Fenster,
Schalldicht,
Grau.
P.S.:
Einmal gab`s Wiener Schnitzel
Mit Pommes frites -
Da hat die Verrückte geweint.
(April 1985)
E INE ASIATISCHE REISE
Nur dasitzen
Und zuschau`n,
Wie langsam,
Ganz langsam
Die Sonne untergeht,
Farben geboren werden
Und wieder sterben,
Die Erde, alles um dich
Ständig dunkler wird,
Während gleichzeitig
Die ersten Sterne melden:
Es wird Nacht.
… und bei all dem
Nicht gestört werden,
Allein dafür
Hat es sich gelohnt.
Am Ende,
Wenn der Tag
Aus ist,
Möchtest Du
Am liebsten applaudieren,
Doch wär es sinnlos,
Die Heldin würd` sich
Nicht verbeugen,
Weil es für sie
So selbstverständlich ist.
Aber überhaupt mal
Dieses Gefühl zu haben
… und bei all dem
Nicht gestört zu werden,
Allein dafür
Hat es sich gelohnt.
(Lombok/Indonesien, August 1985)
D IE ANTWORT
Am Tag, als die Bomben
Auf die Erde fielen,
Fragte irgendwo ein
Kind seine Mutter:
"Warum hast du mich geboren?"
Und die Mutter blickte
Das Kind lange an
Und wusste keine Antwort.
(Juni 1986)
G EDICHT ZU TSCHERNOBYL
(über die Betroffenheit eineinhalb Jahre danach)
"Beim Fernsehen gibt`s mehr Kohle",
Mutter Drombusch einst rief,
"Drum bin auch ich lieber fernseh-
Als radioaktiv!"
(Oktober 1987)
G LAUBENSBEKENNTNIS
Du verhinderst die Kriege nicht,
Du lässt es geschehen,
Dass die einen verhungern,
Während die anderen
Ihr halbes Stück Erdbeerkuchen
In den Abfall kippen.
Und gerade deshalb glaube ich an Dich,
Weil Du über alles, selbst über Dich
Die Freiheit gelegt hast!
Bleib mein Freund alter Tage,
Doch egal was wird:
Ich liebe Dich, Gott!
(Dezember 1987)
Z EITGEFÜHL
So viele Minuten
So vieler Jahre,
Sie streifen das Leben nicht lang.
Selbst Wichtigkeiten
Vergangener Stunden
Verfliegen schnell im Zeitendrang.
Nur ein paar Dinge
- Geschichten und Photos -
Erinnern an Tage,
Die man niemals vergisst,
Niemals bereut.
Ansonsten beschränkt man
Sich auf das Morgen
Und höchstens die Frage:
Das aß ich gestern,
Und was esse ich heut`?
So kommt man zum Schluss,
Dass so viele Minuten
Sinnlos und kaum
Beachtenswert sind.
Bis man dann plötzlich
In irgendeiner Zeitung liest:
Jede Minute verhungert ein Kind!
(Juli 1988)
W AHRE HELDEN
Die wahren Helden gibt es oft,
Doch meist im Schatten,
Unerkannt
Und ihrer Taten nicht bewusst.
Von der Welt kaum wahrgenommen,
Wandeln sie dahin
In unbegrenzter Einfachheit.
Die wahren Helden weinen oft,
Doch meistens heimlich,
Ungespielt
Und stets darauf bedacht,
Dass die Geliebten sich nicht sorgen.
Die Blüten wilder Kirschen
Streuen sie auf unser Lager.
Die wahren Helden sterben heilig
Nach einem viel zu kurzen Leben.
Kaum eingedenk der Größe Ihrer Taten
Bleiben nur der Kirschen Blüten.
(Dezember 1988, für "Freddy")
G LAUBT MIR
Die schönsten Lieder
Singen stumme Kinder,
Doch wer daran zweifelt,
Der kann sie nicht hören.
(Februar 1989)
E NDSIEG
Hört nur, seht ihr denn nicht,
Die Ratten sind wieder hier!
Aus den feuchten Gassen
Kommen sie gekrochen,
Ihre verborgene Zeit
Ist mal wieder vorüber.
Sie haben sich
Durch die mageren Tage genagt
Mit