Der letzte Dollar. Markus J. J. Jenni. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Markus J. J. Jenni
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347152915
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Abreise aber noch ein paar Minuten Zeit mit dir verbringen, Mama.“

      Maria war eine bildhübsche und sensible Frau im Alter von etwas über 30 Jahren. Ihr Äusseres entsprach einer typischen Italienerin. Nicht besonders gross, schlank mit einer guten Figur. Ihre Haare waren von Natur aus dunkelbraun, so wie auch ihre grossen, runden Augen. Ihr ganz besonderes Lächeln vermochte nicht nur das männliche Geschlecht zu verzaubern. Fast alle Menschen fühlten sich angenehm von Marias schöner Ausstrahlung angezogen. Wenn sie lächelte, erstrahlten ihre schneeweissen Zähne. Ein feiner Kontrast zu ihrem eher dunklen Teint, der ihre feminine Ausstrahlung noch faszinierender machte.

      „Ich habe ein komisches Gefühl im Bauch. Irgendetwas Bedeutendes wird geschehen. Ausser in Rom, war ich ja noch nie in einer so grossen Stadt wie Paris“, sagte sie fast flüsternd.

      „Freust du dich denn nicht?“, fragte die Mutter einfühlsam.

      „Doch, doch, aber wenn ich schon an einer für unsere Zukunft so bedeutungsvollen Konferenz teilnehmen darf, bin ich natürlich etwas aufgeregt. Und, wie gesagt, ich habe ein sonderbares Gefühl“

      „Mach dir keine Sorgen. Du bist jung und hübsch und du verfügst über einen gesunden Menschenverstand. Mach es einfach wie bisher: Höre auf die Stimme deines Herzens und nutze deinen Verstand. Dann wird alles gut“

      Nach einer kurzen Pause fuhr sie schmunzelnd fort: „Aber vergiss nicht, meine liebe Tochter, Paris ist auch die Stadt der Liebe.“

      Maria wohnte gemeinsam mit ihrer Mutter am Rande der schmucken Stadt Tivoli in einem älteren, von einem Blumen- und Gemüsegarten umgebenen Haus.

      Es zieht viele Besucher nach Tivoli und das liegt vor allem daran, dass sich hier die berühmte ‚Villa d'Este‘ befindet. Der beeindruckende Bau ist aber nur eine der vielen Sehenswürdigkeiten. Der Name Tivoli wurde an manchen Orten auf dieser Welt zum Synonym für Vergnügungsparks – vielleicht weil diese Stadt so viel Vergnügen bereitet, wenn man ihre einzigartigen Sehenswürdigkeiten besucht?

      Ihr Vater hatte das Haus von seinen Eltern geerbt. Maria liebte ihren Vater. Er war zum Leidwesen aller viel zu früh an einer von den Ärzten nicht klar definierter Krankheit gestorben. Vor seinem Tod arbeitete er über viele Jahre in einem Agrobetrieb – einer „Gemüse-Fabrik“, wie er seinen Arbeitsplatz nannte. In riesigen Gewächshäusern wurde dort nach neuester Technik Gemüse im Intensiv-Anbau produziert. Dabei wurden in grossen Mengen Insektizide, Herbizide, Fungizide und weitere Unkrautvernichter – oder besser gesagt: Mitkraut-Gifte – eingesetzt.

      Vertreter der Lieferanten dieser 'Gift-Cocktails', die Firmen Bayer (Deutschland), Monsanto (USA) und Syngenta (Schweiz), sandten zwar regelmässig Kontrolleure zwecks Überprüfung der Anwendungsvorschriften in das Unternehmen, aber dass dies dennoch ein hoch gefährlicher und gesundheitsschädigender Job war, wussten alle.

      Die Mitarbeiter mussten in weissen Schutzanzügen, Gummi-Handschuhen, Stiefeln und Gesichtsmasken arbeiten. Der Lohn für diese schmutzige und gefährliche Arbeit war allerdings gering. Darum arbeitete der Vater zusätzlich noch auf einem privaten Weinberg. Auch dort wurden grosszügig „Schädlingsbekämpfungsmittel“ eingesetzt. Wahrscheinlich hatte er sich beim Ausbringen der verschiedenen „Pflanzenschutzmittel“ vergiftet. In Frankreich war das bei vielen Weinbauern, welche ihre Pflanzen mit solchen Mittel besprüht hatten, vorgekommen. Natürlich wollte das der Arbeitgeber nicht wahrhaben. Und die Hersteller dieser umweltschädlichen Produkte schon überhaupt nicht. Und als schliesslich die Versicherung den Tod von Marias Vaters nicht als ‚Betriebsunfall’ anerkennen wollte, galt es für die Lieferanten dieser Umweltgifte als bewiesen, dass nicht sie am Tod von Marias Vater schuld waren.

      Geschwister hatte Maria keine. So blieben sie und ihre Mutter allein zurück und lebten mit ihrem alten Mischlingshund „Cäsar“ gemeinsam in ihrem Haus. Die Mutter erhielt eine bescheidene Betriebs-Rente und zusätzlich eine kleine Witwen-Rente vom Staat. Nebenbei verdiente sie sich noch etwas durch den Verkauf von frischem Gemüse und Obst dazu, das sie im eigenen Garten anbaute. Einmal pro Woche war Markttag. Maria half ihrer Mutter neben ihrer politischen Tätigkeit so gut es ging. Zum Glück hatte ihr Vater schon damals den eigenen Garten nach biologischen Grundsätzen aufgebaut.

      Also keine synthetischen Gifte – weder im Boden noch auf den Pflanzen. So konnte die Biodiversität erhalten bleiben. Hier, in diesem „Bio-Paradies“, wie Maria und ihre Mutter ihren Garten nannten, hörte man noch die Insekten summen. Man entdeckte immer wieder bunte Schmetterlinge. Allerlei Vogelarten zwitscherten um die Wette. Die Erde war krümelig und roch gesund. Es war jedes Mal ein freudiges Erlebnis, wenn so frisches Gemüse direkt aus dem Garten auf den Tisch kam. Mutter und Tochter empfanden Dankbarkeit für dieses wertvolle Erbe. Biodiversität war in diesem Garten also immer ein Thema. Denn auch Maria und ihre Mutter wussten, dass 'Unkräuter' im Grunde genommen MitKräuter sind, Pflanzen, deren Rolle im Netzwerk der Natur und deren Vorzüge für uns Menschen einfach noch nicht bekannt sind.

      Der Respekt ihres Vaters zur Natur und gegenüber der gesamten Schöpfung hatte Marias Denken schon in ihrer frühen Jugend geprägt. Ihre Liebe für eine gesunde Mit- und Umwelt wurde durch das eigene Beobachten der Flora und Fauna immer stärker.

      Sie studierte an der Universität La Sapienza, auch Universität Rom I genannt, eine der grössten Universitäten Europas und die älteste der Stadt Rom. Sie schloss sie ihr Studium mit einem „Master of Science“ in Naturwissenschaft mit der Auszeichnung „summa cum laude“ ab.

      Maria war schon immer eine Frohnatur. Sie lachte viel und verfügte über eine grosse Portion Empathie. Deswegen wurde sie von vielen Menschen geschätzt und geliebt.

      Schon während Ihres Studiums widmete sie sich nebenbei der Politik. Seit zwei Jahren war sie im Vorstand der „Grünen Partei“ von Italien, der „Federazione dei Verdi“, tätig. Sie war eine engagierte, visionäre und zuverlässige Vize-Präsidentin. Jeden Morgen ging sie eine halbe Stunde joggen. Auch heute hatte sie ihr Jogging-Programm bereits absolviert, um sich während der langen bevorstehenden Reise mit der Eisenbahn gut zu fühlen.

      Es klingelte. Antonio war da.

      „Buon giorno Signora, buon giorno Maria. Bist du bereit für deine grosse Reise?“, fragte er.

      „Ja, ich komme sofort“, rief Maria aus dem Wohnzimmer. Sie nahm ihr Gepäck, blieb dann aber vor ihrer Mutter nochmals stehen. „Mama, ich liebe dich!“.

      Dann nahm sie ihre Mutter in die Arme und drückte sie zärtlich an sich.

      „Auf Wiedersehen mein Kind. Alles Gute. Komm gesund wieder“, sagte ihre Mutter mit leiser Stimme. Ihre Tränen versuchte sie zu unterdrücken. Sie lächelte.

      Dann fuhren sie los. Unterwegs meinte Antonio:

      „Maria, ich kann nicht wissen, was oder wer dir auf dieser grossen Reise alles begegnen wird. Aber heute Morgen habe ich auf meinem Kalender als 'Spruch des Tages' ein Zitat von Konfuzius gelesen, das möchte ich dir gern mit auf den Weg geben.

      Mir scheint, dass es gut zu deiner anstehenden Reise passt: Es kann dir zwar jemand die Tür öffnen, aber hindurch gehen musst du selbst. Also dann: Viel Glück!"

      Die Reise nach Paris hatte begonnen.

       Kapitel 2

       Begegnung

      Der Business-Jet N123 war soeben vom KennedyAirport in New York gestartet. Das Flugzeug, eine Bombardier Global Express XRS mit mehr als 11‘000 km Reichweite, wurde in der höchstmöglichen Luxusausführung ausgebaut. Normalerweise hat dieser Flugzeugtyp bis zu 19 Sitzplätze. Die N123 war jedoch ein luxuriöses Appartement mit lediglich sieben Sitzplätzen. Dafür gab es zwei Duschen, eine gemütliche Bar und ein „Schlafzimmer“ mit einem Doppelbett.

      Im Cockpit sassen zwei erfahrene Berufspiloten. Freddy Moor, der Kapitän, war ein ehemaliger Kampfpilot der US-Army. Der andere, Michael Daniel West, brachte langjährige Erfahrung als Linienpilot bei „AA“, der US-Amerikanischen Fluggesellschaft, mit.

      Sie waren mit einem Spitzengehalt