Am Meer angekommen, befanden wir uns schon auf dem halben Weg zum Ende des ersten Strandes. Das passte gut, da wir heute den zweiten Strandabschnitt erkunden wollten. Am ganzen Strand waren auch heute nicht viele Gäste.
Im Sand lagen immer mal wieder angeschwemmte Algen oder tote Fische. Auch eine ca. einen Meter lange Seeschlange lag im Sand. Sie war „zum Glück“ tot. Am zweiten Strand angekommen setzten wir uns an die erste Trinkbude und bestellten zwei Kokosnüsse. Hier kosteten sie nur je 50 INR = 0,65 €. Entweder war nicht Saison, oder es waren die falschen Kokosnüsse: Auch hier war kein Fleisch im Innern. Ein kleines Mädchen, schick angezogen und sauber, kam zu uns, turnte vor uns herum und verbog die Arme hinter ihrem Rücken. Als sie merkte, dass bei uns nichts zu holen war, wandte sie sich an die Touristen, die neben uns standen. Aber auch da war nichts zu holen. So rannte sie zu ihrer Mutter, die rund 50 Meter entfernt auf sie wartete. Wir setzten unseren Spaziergang fort. Nach einem weiteren Kilometer merkte ich ein „menschliches Rühren“ im Bauch. So steuerten wir eines der nächsten Strandlokale an, setzten uns rein und bestellten Tee und Saft. Die Toilette war ein Viereck, aus Brettern zusammengenagelt und nach oben offen, erfüllte aber mit Wasserspülung und Handwaschbecken seinen Zweck. Wann kann man schon mal unter freiem Himmel sitzend auf einer richtigen Kloschüssel sein Geschäft erledigen? Das Lokal war recht voll mit Gästen aus der ganzen Welt. Alle waren damit beschäftigt, sich unter den Blicken des Personals und der anderen Gäste ihren Joint zu drehen. Aus jeder Ecke kam uns ein süßer Geruch entgegen. Einige hatten bereits einen starren Blick und ganz kleine Pupillen und lächelten „glücklich und zufrieden“ vor sich hin. An einigen Tischen machte das gedrehte Tütchen seine Runde. Achim hatte sich eine Kanne Ginger-Lemon-Gras-Tee bestellt. Nach den ersten zaghaften Schlucken überlegte er, warum wohl „Gras“ in der Bezeichnung vorkam und ob das in diesem Etablissement etwas zu bedeuten hatte. Er wartete einige Minuten, ob er vielleicht eine seltsame Wirkung verspüren würde. Als nichts geschah, trank er weiter. Auch später zeigten sich keine Nebenwirkungen. Nach einer guten Stunde machten wir uns auf den Heimweg und kamen gegen halb drei wieder im Hotel an. Dort hatten wir Appetit auf eine Suppe und ein Biryani, ein indisches Reisgericht. Danach fing ich endlich an, das Tagebuch zu schreiben. Viele Kleinigkeiten gingen einfach verloren, wenn ich damit zu lange wartete.
Da Junian heute frei hatte, kam ich nicht in den Genuss eines alkoholfreien Cocktails. Zum Abendessen gingen wir erneut ins Tanvi Café. Allerdings bestellten wir heute weniger, damit nicht wieder Reste blieben. Es schmeckte auch heute fantastisch: Blumenkohl und Gemüse Masala in deftiger Soße, dazu Limettenreis und Knoblauchbrot. Und wieder zahlten wir umgerechnet nur knapp 7 €. Zurück auf dem Zimmer fuhr ich fort, das Tagebuch zu schreiben, während Achim eines seiner mitgebrachten Bücher las. Gegen zehn überkam uns die Müdigkeit und wir machten das Licht aus.
17.01.20, Freitag
Heute waren wir schon gegen acht Uhr wach. Ein guter Zeitpunkt. So hörten wir in der Schule, die gleich neben dem Hotel lag, die Schüler zu Anfang des Unterrichts singen. Vom Fußballplatz, auf der anderen Seite des Hotels, hörten wir oft den Verlauf des Sportunterrichts oder abends die Dorfjugend bolzen, bis sie wegen der Dunkelheit nichts mehr sahen. Beleuchtung oder gar Strahler waren hier reines Wunschdenken.
So erledigten wir zunächst einige Apps. Das WLAN in diesem Hotel funktionierte gut. So konnten wir Eva zum 70. Geburtstag gratulieren. Da ich gestern Abend bereits ein rot angelaufenes Auge hatte, und mir dieses in der Nacht zeitweise auch schmerzte, entschieden wir uns, nach dem Frühstück eine Apotheke aufzusuchen. In der Nacht war es wieder sehr lebhaft. Vor allem knallte die Sicherung immer wieder durch.
Doch erst stand das Frühstück an. Alles war wieder spitze. Der Chef des Housekeepings wurde heute in Kochkleidung gesteckt und durfte die verschiedenen Eierspeisen am Gasofen zubereiten. Er strahlte übers ganze Gesicht, hatte ein nicht enden wollendes Lächeln im Gesicht und gab sich Mühe, alles richtig zu machen. Die saubere, weiße Jacke, die schwarze Schürze und die hohe, gestreifte Kochmütze standen ihm auch wirklich gut.
Als wir ins Freie kamen, verursachte mir die strahlende Sonne stechende Schmerzen im linken Auge. So ließen wir uns nach dem ausführlichen Frühstück von der Rezeptionistin den Weg zur Apotheke erklären und liefen los. Nach einer guten viertel Stunde fanden wir die „Magic Pharmacy“, nicht größer als eine Garage, aber gut sortiert. Sie legte uns direkt drei verschiedene Augentropfen hin, nachdem sie das rote Auge inspiziert hatte. Ich entschied mich für eine Sorte mit leichtem Antibiotikum. Dieses Fläschchen kostete umgerechnet die unglaubliche Summe von 20 Cent. Auf dem Rückweg besichtigten wir verschiedene Kirchen und Kapellen, allerdings nur von außen. Die Kirche, welche Maria von Lourdes gewidmet war, machte einen recht ordentlichen und sauberen Eindruck. Die Kapelle zum Heiligen Kreuz war zwar frisch in weiß und blau gestrichen, aber fest verrammelt, damit sich keiner an eventuellen Kostbarkeiten bereichern konnte. Wir besahen uns auch die Sortimente in verschiedenen Kaufläden, entdeckten aber nichts, was wir momentan brauchen konnten.
Milagres Church Morjim, Goa
Am Obstladen wollten wir Passionsfrüchte und Mandarinen mitnehmen, stellten aber überrascht fest, dass die Preise im Vergleich zum Vortag um 50% gestiegen waren. So liefen wir 100 Meter weiter und deckten uns am nächsten Verkaufsstand ein. Dort bekamen wir die gewohnten Preise, dazu noch drei sehr gut aussehende Mangos. Unser Mittagessen war gerettet.
Im Hotelzimmer angekommen, machten wir sofort einen Tropfen ins Auge. Er brannte wie Feuer. Der Strandspaziergang fiel heute leider aus. Achim wollte auch nicht alleine losziehen. So gingen wir zum Pool. Während Achim sich auf die Liege zum Lesen legte, schrieb ich am Tagebuch weiter. So vergingen zwei Stunden wie im Fluge.
Nach dem „Obst Mittagessen“ machte ich einen kleinen Mittagsschlaf, während Achim in den Pool ging. Danach waren Junian und Ittu im Dienst. So bestellten wir jeder einen alkoholfreien Cocktail. Dieses Mal wurde er im großen Glas mit Eiswürfeln geliefert, schmeckte wieder köstlich und kostete heute mit Steuer 250 INR = 3,20 €.
Wir beschlossen, das Abendessen im Hotel zu uns zu nehmen.
„Wenn ihr bis halb acht Zeit habt, gibt es Büfett. Das kostet pro Person 500 INR.“ Wir waren sehr angetan und die Bedienung schien über unsere Zusage begeistert. So brauchte sie nicht viel zu tun, außer hinterher die Teller wegzuräumen. „Allerdings kommt um halb acht eine Tagungsgesellschaft, die aus über 50 Personen besteht. Die werden das Büfett räubern und es wird recht laut“, schränkte der Restaurantmanager sofort ein. Hätte uns die Bedienung das gleich gesagt, wären wir nicht geblieben und hätten uns das Abendessen bei Tanvi zubereiten lassen. So bestellten wir uns etwas von der Karte, wurden wieder überfreundlich bedient und waren auch zufrieden. Als Dessert bestellten wir uns heute jeder drei Kugeln Eis. Es war nicht der Renner, aber man konnte es essen. Als wir zahlten und gingen, setzte der Run auf das Büfett langsam ein. Als wir oben im Zimmer waren, wurde die Musik aufgedreht und man hörte bis tief in die Nacht die Unterhaltung der Tagungsleute. Als diese ruhiger wurden, setzte das Türenschlagen der heimkehrenden Gäste ein. Den Sinn eines Türgriffes hatte denen vermutlich noch nie jemand erklärt.
18.01.20, Samstag
Gegen neun wurde ich wach. Achim saß bereits am Laptop und bearbeitete Bilder. Im Pool tobte sich eine Horde Inder aus. Die Musik lief auch schon und im Frühstücksraum waren fast alle Plätze belegt. Auf der hinteren Terrasse hatte das Personal extra für uns einen Tisch und zwei Stühle reserviert, da am Abend zuvor alle Tische und Stühle an der Bar am Pool gebraucht worden waren.
Nach