"Was gibt es Lieutenant?", fragte der Commander Captain Jack A. Messer.
"Sir, ich habe eine Robot-Sonde vom Typ X3 ausgesetzt und gestartet. Sie wird das Zielobjekt in wenigen Minuten erreichen. Von da ab werde ich die manuelle Steuerung übernehmen."
"Gut, tun Sie das."
"Wir haben natürlich keine Ahnung, wie stark das Objekt im Boden verankert ist, Captain."
"Nein, aber Sie haben ja Erfahrung im Bergen von gestrandeten Schrott", meinte Captain Jack A. Messer.
"Sehr witzig", erwiderte Marvin Zimmer, der die Anspielung sofort verstand.
Sie bezog sich darauf, dass Zimmer vor seiner Zeit bei der Flotte sich einige Jahre lang als mehr oder weniger erfolgloser Schatzsucher betätigt hatte.
"Wir sind gespannt auf den Erfolg, den Sie mit Ihren Bemühungen haben", fügte Messer noch hinzu.
Ortungsoffizierin Mara Donelli meldete sich.
"Feindeinheiten nähern sich uns offenbar mit geöffneten Torpedorohren."
"Lösen Sie Alarmstufe rot aus", befahl Jack A. Messer. "Sieht ganz danach aus, als würden sie uns angreifen wollen", murmelte er. Messer wandte sich an Kalopoulos, den Feuerleitoffizier.
"Alles klar zum Gefecht! Es wird vielleicht sehr knapp werden."
"Fürchte ich auch, Sir", kommentierte Kalopoulos. Messer wandte sich an Norbert J. Leslie, den Steuermann.
"Versuchen Sie noch etwas näher an unser Zielobjekt heranzukommen, Leslie."
"Ein schwieriges Manöver, Sir. Bedenken Sie die komplizierte geologische Struktur."
"Versuchen Sie es!"
Auf einer Projektion des Hauptbildschirms wurde diese Struktur sichtbar. Der Meeresboden war an der gegenwärtigen Position der PRESIDENT SHARP flach und sandig.
Dahinter aber folgte ein kompliziertes von Riffen durchzogenes Gebiet mit mehreren Gräben. In diesem Gebiet befand sich auch die Sonde, die die Außerirdischen hier hinterlassen hatten. Zwar lag das Objekt in einer leicht zugänglichen Senke, aber für eine verhältnismäßig große Einheit wie der PRESIDENT SHARP war es nicht ganz unkompliziert, dort hinzugelangen.
Der Sinn dieses Manövers lag auf der Hand: Die Bergung sollte beschleunigt werden, denn die PRESIDENT SHARP mußte so schnell wie möglich diesen Ort verlassen, wollte sie sich nicht auf langwierige Kämpfe einlassen.
Zur Not wird aber auch das nötig sein, dachte Jack A. Messer. Der Erste Offizier Edgar Monroe bedachte den Kommandanten mit einem nachdenklichen Blick.
Er spielt Vabanque, das ist nun sicher, dachte er. Das Dumme ist nur, dass unsere Leben auf dem Spiel stehen. Sein eigenes scheint ihn ja nicht besonders zu interessieren.
Ein Ruck ging durch das U-Boot.
"Torpedoklappen geöffnet", meldete Spiros Kalopoulos.
"Dann kann es ja losgehen", meinte Jack A. Messer düster.
"Feineinheiten nähern sich mit unverminderter Geschwindigkeit", war die Stimme der Ortungsoffizierin Mara Donelli zu vernehmen.
"Nur nicht die Nerven verlieren", murmelte Messer. Aber das war leichter gesagt als getan.
"Möchten Sie eine Projektion der Robot-Sonde auf dem Hauptschirm haben, Sir?", fragte Marvin Zimmer per Bildschirm.
"Nein", erwiderte Captain Messer knapp. Dann fuhr er jedoch fort: "Tut mir leid, wenn ich für Ihr Spielzeug nicht das nötige Interesse aufbringe, aber im Moment habe ich das Gefühl, dass ich mehr unsere Feindeinheiten im Auge behalten muss."
"Feindeinheit hat Torpedo abgefeuert!", meldete Mara Donelli, die Ortungsoffizierin.
Messer wandte sich an Sergeant Daria McDaniel, die Kommunikationsoffizierin. "Ist irgendein Versuch der Kommunikationsaufnahme erfolgt?", erkundigte sich der Kommandant.
"Nein, Sir." Daria McDaniel schüttelte zur Bekräftigung energisch den Kopf. "Kein Signal, nichts, was sich so interpretieren ließe." Messer nickte.
"Dann wollen sie jetzt auf's Ganze gehen." Der Erste Offizier Edgar Monroe verzog zynisch das Gesicht.
"Wenn man die Sache mal auf den Punkt bringen will, haben wir hier ja auch eigentlich nichts zu suchen", meinte er.
"Völlig richtig", nickte Messer.
"Mit Gnade oder Nachsicht der Gegenseite können wir jedenfalls schon mal nicht rechnen, das steht fest."
"Anti-Torpedo-Missiles aktivieren?", fragte Spiros Kalopoulos, der Feuerleitoffizier.
"Aktivieren", nickte Messer.
Jetzt ging es auf's Ganze. Alles stand auf Messer's Schneide, in mehr als nur einer Hinsicht.
Edgar Monroe dachte: Ein Leben auf der Rasierklinge. Unser Kommandant scheint so etwas zu mögen. Unglücklicherweise dürfte er damit ziemlich einsam an Bord der PRESIDENT SHARP sein.
11
An Bord des PAZIV-U-Bootes HOFFNUNG DER MEERE herrschte hektische Aktivität.
Kommandant Al Tarik hielt es nicht auf seinem Platz. Er schaute dem Steuermann über die Schulter.
"Torpedo abgefeuert", meldete Feuerleitoffizier Nurredine. Er strich sich mit einer fahrig wirkenden Handbewegung über das Gesicht. Zur Hölle mit dem Westunions-Aggressor!, durchzuckte es ihn.
"Dann wollen wir mal sehen, wie sie darauf reagieren", meinte Al Tarik. Er verfolgte interessiert die Anzeigen, drehte sich dann herum. Er blickte in das Gesicht seines Ersten Offiziers Zenussi. War da so etwas wie leichte Skepsis in Zenussis Gesicht zu lesen?
Die selbe Skepsis, die du selbst empfindest, rief eine innere Stimme dem Kommandanten in Erinnerung.
"Sir, ich frage mich, wie der Feind so weit kommen konnte?", fragte Zenussi.
Al Tarik zuckte die Achseln.
"Zwei Drittel dieses blauen Planeten sind Meer", sagte er. "Davon beansprucht die PAZIV ein gewaltiges Gebiet. Eine perfekte Kontrolle ist fast nicht möglich. Die Westunion muss sehr frühzeitig von diesem außerirdischen Artefakt erfahren haben", war Zenussi überzeugt. "Das sieht doch alles nach einer sehr guten und von langer Hand vorbereiteten Mission aus."
"Allerdings", nickte Al Tarik. "Einer Mission, die wir jetzt und hier in diesem Augenblick beenden werden."
"Sollen wir eine weitere Ladung auf den Weg schicken, Kommandant?", fragte Feuerleitoffizier Nurredine.
"Warten wir erst einmal die Reaktion ab", sagte Captain Al Tarik. Die PAZIV war in der U-Boot Technologie weit fortgeschritten, insbesondere verfügte sie über ausgeklügelte Systeme intelligenter Unterwassermunition.
Die Torpedos waren mit hochempfindlichen Rechnersystemen ausgestattet und in der Lage selbständig zu navigieren. Einmal auf ein Ziel programmiert, verfolgten sie es - wenn es sein musste, sogar über große Distanzen hinweg.
Zu einem direkten Kräftemessen mit der U-Boot Marine der Westunion war es bislang nicht gekommen, unter anderem auch deswegen, so Captain Al Tariks Annahme, weil man auf der anderen Seite sehr wohl die Überlegenheit der PAZIV auf diesem Gebiet zur Kenntnis genommen hatte.
"Bitte den Kurs des Geschosses auf den Hauptschirm projizieren", befahl Captain Al Tarik.
Eine schematische Darstellung erschien auf dem Hauptschirm. Sie zeigte das Feindschiff, die PRESIDENT SHARP, sowie den sich ihr nähernden Torpedo.
Außerdem war da noch eine andere Markierung. Eine Markierung, die den Herkunftsort jener Signale bezeichnete, von denen angenommen wurde, das sie von außerirdischer Herkunft waren. Eine Sonde oder irgendein anderes technisches Artefakt, das die Fremden entweder vor langer Zeit oder