Serienkiller und Mord-Schakale: 10 Krimis. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745213102
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      Vor ihrem geistigen Auge sah sie das Gesicht ihrer Mutter.

      Cynthia erinnerte sich genau. Es war jener Tag, an dem sie die Nachricht bekommen hatte, dass Pablo Hernandez bei einer Schlägerei umgekommen war. Cynthia war ein kleines Mädchen gewesen. Aber groß genug, um zu begreifen, dass sich in diesem Moment alles änderte. Ihre Mutter war von da an nicht mehr dieselbe gewesen. Sie hatte angefangen zu trinken und war vor ihren Augen körperlich und seelisch zerfallen...

      Eine furchtbare Zeit.

      Der Tod der Mutter war unter diesen Bedingungen für Cynthia beinahe eine Art Erlösung gewesen.

      Sie wuchs nun bei ihrem wesentlich älteren Bruder Eric auf, der sie der Obhut von Kindermädchen überlassen hatte. Mit zwölf hatte sie ihre erste Psychotherapie abgebrochen, mit dreizehn versucht sich umzubringen...

      Aber sie hatte damals nicht sterben wollen.

      Sie wollte nur, dass diese unerträgliche Traurigkeit endlich von ihr genommen wurde, die wie ein Mühlstein unsichtbar um ihren Hals zu hängen schien. Jene Traurigkeit, die sie seit dem Tag nie wirklich verlassen hatte, als ihre Mutter die Todesnachricht erhielt...

      Damals, nach ihrem Selbstmordversuch, hatte sie zum erstenmal die Stimmen gehört.

      Die Stimmen in ihrem Kopf.

      Sie halfen ihr.

      Und sagten ihr, was sie tun konnte, um die abgrundtiefe Traurigkeit zu besiegen, die sie wie eine düstere schwarze Welle regelmäßig überfiel.

      Die schwarze Welle würde bald für immer verschwinden.

      Sobald Jonathan McKee seinen qualvollen Tod gestorben war...

      Ein mattes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Sie kicherte. "Ja, ja, ihr habt ja recht", murmelte sie dann. "Ich werde mich beeilen..."

      Sie erhob sich.

      "Es ist für alles gesorgt", murmelte sie "Macht euch keine Gedanken... Ich habe Rays Verbindungen für mich ausgenutzt und mir einen echten FBI-Ausweis besorgt! Naja, zumindest so echt, dass man ihn so schnell nicht als Fälschung erkennen kann..."

      Dann ging sie an den Kleiderschrank, öffnete ihn. "Was meint ihr, was soll ich anziehen? Das rote Kleid vielleicht?... Ihr habt recht! Das passt! Rot... wie Blut... Ja, das passt sehr, sehr gut..."

      Cynthia zog sich um.

      Als sie fertig war, und sie die Tür bereits erreicht hatte, schrillte wieder das Telefon.

      "Nein, ihr habt recht", sagte sie. "Es kann nichts Wichtiges sein..."

      31

      Im HEAVENLY erwischten wir einen ziemlich genervten Eric Hernandez. Er stand etwas breitbeinig da, hatte ein Handy in der Hand und versuchte offenbar vergebens eine Verbindung herzustellen.

      Als er uns sah, kniff er die Augen zusammen.

      "Was wollen Sie denn schon wieder hier!"

      "Vielleicht einen aufregenden Abend in der Top-Discothek verbringen", meinte ich.

      "Schwirren Sie ab, Trevellian! Wo Sie auftauchen, wird doch die Milch sauer! Sie verderben hier nur die gute Laune meiner Gäste!"

      "Schon gehört, was heute Abend passiert ist?"

      Er sah mich einige Augenblicke lang abwartend an. Dann nickte er. "New York City ist in mancher Beziehung ein Dorf. Und Ray Torillo war eine bekannte Persönlichkeit."

      "Sie haben keinen Schutzpatron mehr..."

      "Lassen Sie das mal meine Sorge sein!"

      Wir folgten Hernandez auf einen der Flure. Die stampfende Musik war hier nur gedämpft zu hören.

      Zwei furchteinflößende Bodyguards folgten uns.

      "Was soll das!", schimpfte Hernandez. "Sagen Sie bloß, Sie wollen mir jetzt auch noch die Explosion im PARADISE anhängen."

      "Darum sind wir nicht hier!"

      "Und warum dann?"

      "Auch der Mord an einem Mörder ist ein Mord - und wird von uns verfolgt", erklärte ich.

      "Ach, wollen Sie damit sagen, dass Ray ein Mörder war? Das ist Verleumdung, es ist ihm nie auch nur der geringste Vorwurf gerichtlich bewiesen worden! Es gibt kein Urteil und daher..."

      "Tut mir leid", beeilte ich mich zu sagen. "Ihr Boss war ja schließlich nicht allein am Tisch..."

      Er atmete tief durch, kratzte sich nervös am Hinterkopf und sagte dann: "Ich kann zu der Angelegenheit nichts sagen. Punkt. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte! Auch wenn Sie es nicht für möglich halten: Der Tod meines Cousins geht mir sehr nahe..."

      Er warf einem der Bodyguards sein Handy zu.

      "Versuchen Sie eine Verbindung zu meiner Schwester herzustellen, und wenn Sie dafür die ganze Nacht klingeln müssen!"

      "Sie haben eine Schwester?", fragte ich.

      "Geht Sie das was an?"

      Er ging einfach weiter den Flur entlang.

      "Okay!", rief ich. "Sie können es auch anders haben! Zum Beispiel könnte ich hier und jetzt eine Tabletten-Razzia durchführen! Ich wette 500 zu 1 das irgendeiner Ihrer Gäste genug bei sich hat, um als Händler abgeurteilt zu werden! Eine Bombenreklame für Ihren Laden..."

      Eric Hernandez blieb stehen. "Das wagen Sie nicht..."

      "Lassen Sie's nicht drauf ankommen!"

      Er kam zurück, während einer der Bodyguards unablässig auf dem Handy herumtippte.

      "Was wollen Sie wissen?", fragte Hernandez barsch.

      "Erzählen Sie mir von Ihrer Schwester."

      "Sprechen Sie doch selbst mit ihr! Sie ist die Geliebte von Ray, also finden Sie sie vermutlich in dessen Villa. Aber darüber hinaus hat sie auch noch eine Adresse am Broadway. "

      Er seufzte und fügte dann in gedämpftem Tonfall hinzu: "Falls Sie sie finden sollten, dann bringen Sie es ihr bitte vorsichtig bei... Ich fürchte, sie weiß noch nichts von dem, was geschehen ist."

      "Sie haben versucht, bei ihr anzurufen?"

      "Ja."

      "In Torillos Villa?"

      "... und in ihrer Wohnung. Und die Handynummer habe ich auch nicht vergessen. Aber Cynthia meldet sich einfach nicht. Das muss aber nicht heißen, dass sie nicht zu Hause ist. Manchmal ist sie halt etwas... seltsam."

      32

      Mister McKee schreckte hoch, als das Telefon schrillte. Er war sofort hellwach, erhob sich von dem schmalen Feldbett, das er im Büro aufgestellt hatte und griff zielsicher nach einem der viele Apparate auf seinem Schreibtisch.

      "Ja" meldete er sich.

      "Haben Sie schon geschlafen, Jonathan D. McKee?", fragte eine verzerrte Stimme.

      Mister McKee drücke augenblicklich auf einen bestimmten Knopf, um das Gespräch aufzuzeichnen.

      Der Terror war noch nicht zu Ende...

      "Was wollen Sie?", fragte der FBI-Chef von New York.

      Ein Kichern folgte, durch den Verzerrer schrecklich entstellt.

      "Das wissen Sie doch, Mister McKee... Haben Sie meinen Brief nicht bekommen?"

      "Ihren Brief?"

      "AB JETZT WERDE ICH TREFFEN. Erinnern Sie sich?"

      Die Verbindung wurde unterbrochen.

      Mister McKee legte den Hörer auf.

      33