For that Moment. Nena Muck. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nena Muck
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: For that Moment
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347014633
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scheiß Spaßbremse sein?« Augenrollend drehe ich mich rum und er legt die Hände zusammen, als wolle er beten. »Mach dich doch mal locker.«

      »Wie soll ich in deiner Gegenwart locker sein? Du findest immer wieder neue Wege, mich zu nerven.«, fauche ich.

      Er zieht die Augenbrauen zusammen und zuckt mit den Schultern.

      »Dabei möchte ich das gar nicht.«

      Ich schnaube. »Na, herzlichen Glückwunsch. Du bist ein Naturtalent.« Und reiße ihm den Rucksack aus der Hand.

      »Du gibst mir doch überhaupt keine Chance.«, erwidert er.

      »Wozu?«

      »Neu anzufangen.« Er zuckt mit den Schultern und sein Blick ist ernst.

      »Also du musst mir echt erklären, was der Witz dabei ist?«, sage ich verwirrt.

      »Du hast ein ernsthaftes Vertrauensproblem, das ist dir doch klar, oder?«, neckt er.

      »Wieso willst du das denn?«

      Darauf schüttelt er entgeistert den Kopf. »Wieso nicht?«

      Ich bin völlig durcheinander und weiß nicht, was ich davon halten soll. Neu anfangen? Und dann? Freunde werden? Wohl kaum!

      Wieso will er das?

       Was hat er vor?

      Meine Gedanken überschlagen sich, als er ganz entspannt auf mich zuschlendert und ohne Vorwarnung den Arm nach mir ausstreckt.

      Ich versteife mich auf der Stelle, als er seinen Daumen auf die Falte zwischen meinen Augenbrauen legt, die sich seit Freitagabend wirklich erstaunlich weiterentwickelt hat. »Du musst echt damit aufhören.«

      Er streicht liebevoll mit dem Daumen darüber.

      Ich sollte seine Hand wegschlagen und ihm begreiflich machen, dass ich darauf sicher nicht reinfalle, dass ich weiß, dass er irgendetwas im Schilde führt. Doch ich bleibe wie erstarrt unter seiner Berührung und wünschte, sie würde niemals enden.

      »Also.« Er nimmt seine Hand von meiner Stirn und ich muss meine Enttäuschung darüber ernsthaft verbergen. »Wieso zum Teufel hockst du an so nem schönen Sonntagnachmittag in einem Krankenhauspark?«

      »Ich könnte dich dasselbe fragen?«, erwidere ich, als wir langsam anfangen durch den Park zugehen und er grinst mich an. »Touché.«

      Der Fußweg ist angelegt wie ein Labyrinth und ringsherum mit Rosen in sämtlichen Farben umsäumt. Die Farben reichen von einem saftigen Gelb bis hin zu einem tiefdunklen Rot. Es ist alles dabei.

      In die Mitte des Irrgartens ist ein großer Springbrunnen aus Sandstein eingebettet, aus dem an der Stelle, an der die Sonne auf das Wasser trifft, ein kleiner Regenbogen entspringt.

      Mein Blick schweift über den Park und ich atme hörbar aus.

      »Es ist wirklich ein schöner Anblick.«

      Woraufhin er überheblich lächelt. »Danke, das wurde mir schon öfter gesagt.«

      Ich wusste, dass er das sagen würde und stoße ihm spielerisch den Ellenbogen in die Seite, woraufhin er mich ungläubig ansieht.

      »Es ist ein beschissener Springbrunnen in einem kitschigen Rosengarten. Was ist daran bitte so faszinierend?«

      »Oh verstehe.«, antworte ich gespielt verständnisvoll. »Du bist also blind, das wusste ich nicht. Tut mir leid.«

      Er sieht mich amüsiert an. »Na, wer stänkert jetzt?«

      Ich lächle und er verdreht erschöpft die Augen.

      »Okay, ich beiße an. Ich bin also blind? Was genau sehe ich denn deiner Meinung nach nicht? Diesen scheiß Regenbogen da oder was?«

      Er lacht.

      »Ja zum Beispiel diesen scheiß Regenbogen da.«, äffe ich ihn nach.

      »Das ist ein kleines Wunder, das für die meisten Menschen zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist, was sie meiner Meinung nach ziemlich blind macht, ja.«, schnaube ich, während er sich belustigt auf die Lippe beißt, um nicht sofort loszulachen.

      »Ich will dir ja nicht zu nahe treten Mäuschen, aber das ist kein Wunder. Das ist Physik.«

      »Ich weiß, dass es Physik ist, Einstein.«, schnauze ich ihn an.

      »Aber es ist auch… ein bewundernswertes Phänomen und… ich finde es wichtig, diesen kleinen Dingen Beachtung zu schenken und ich finde es traurig, dass sie in dieser unruhigen Welt keine Bewunderer mehr haben.« Ich schaue genervt zu ihm rüber, aber komischerweise wirkt er für einen kurzen Moment gar nicht so belustigt, doch das schüttelt er schnell wieder ab und fragt mit seinem höhnischen Grinsen. »Für dich sind das also…«, er deutet auf die Rosen, »auch keine einfachen Rosen, sondern viel mehr… Wunderblumen?«

      Sein Tonfall ist spöttisch und ich schüttle den Kopf. »Vergiss es.«

      »Nein im Ernst. Soll ich jetzt daran reiben und mir was wünschen, oder?« Er macht sich über mich lustig und ich sehe ihn völlig entgeistert an. »Wieso rede ich überhaupt mit dir?«

      Ich drehe mich rum und er schnaubt genervt. »Gott, bist du eine ZICKE.« Er greift sich an die Nasenwurzel, bevor er deutlich ausatmet. »Es tut mir leid, Emili.«, sagt er übertrieben und breitet die Arme aus. »Ich liebe Rosen. Rosen sind toll, sie sind geradezu magisch. Jetzt komm wieder her, verflucht!«

      Er macht eine winkende Handbewegung und ich weiß nicht genau wieso, aber ich tue, was er sagt. Wahrscheinlich will ich es mir nicht eingestehen, aber auf irgendeine kranke und verdrehte Art genieße ich diese Kabbelein zwischen uns. Vielleicht liegt es daran, dass mich seit Ewigkeiten jeder nur noch in Watte packt, aber das hier ist irgendwie aufregend.

      Deswegen kann ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, als ich neben ihm weitergehe und sage: »Findest du?«

      Er sieht mich verwirrt an und ich deute selbstsicher auf mich.

      »Also ich kann Rosen nicht ausstehen.«

      Er bleibt stehen und ich drehe mich belustigt zu ihm um.

      »Verarscht du mich?«, fragt er ungläubig.

      Ich zucke mit den Schultern und schüttle amüsiert den Kopf.

      »Ich würde es nicht wagen.«

      Er zieht wissend die Augenbrauen hoch.

      »Alle Weiber stehen auf Rosen.«

      »Ja genau. Kennste eine, kennste alle wa?«

      Ich ziehe eine Grimasse und verstelle die Stimme, um zu unterstreichen, was ich von seiner chauvinistischen Bemerkung halte und er lacht.

      »Dann eben Sonnenblumen, es ist immer eins von beiden.«

      »Nope.«

      »Orchideen?!«, fragt er übertrieben ungläubig und ich schüttle den Kopf.

      »Mmhh. Ziemlich untypisch für jemanden, der unbedingt in der Masse untergehen will, findest du nicht?« In seiner Stimme liegt nichts Boshaftes so wie sonst, er wirkt eher vergnügt.

      »Ich habe nie behauptet, dass ich das möchte.«

      »Möchtest du nicht?« Er sieht mich zweifelnd an.

      »Nein, ich glaube nicht. Ich möchte auch nicht mit Absicht anders sein. Ich will einfach nur…ich selbst sein. Nur ist es gar nicht so einfach herauszufinden, wer man wirklich ist. Schon gar nicht in einer Gesellschaft, die versucht jede Art von Individualität sofort im Keim zu ersticken.«

      Er bleibt stehen, lässt mich aber nicht eine Sekunde aus den Augen.

      Er sieht mich an, als würde er irgendetwas in meinem Gesicht suchen und dann entspannt sich sein Blick.

      »Also?« Er atmet aus und neigt den Kopf.

      »Was