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      „Wir verdanken Ihnen wohl das Gleiche. In dem Loch da oben in den Bergen wären wir irgendwann auch vor die Hunde gegangen.“

      Der Hufschlag des Flüchtenden hatte sich entfernt. Chaco trat ein und schloss die Tür.

      Er lächelte dem Verletzten zu und fragte: „Wie fühlen Sie sich?“

      „Das habe ich ihn eben auch gefragt“, sagte Carringo.

      „Der Kerl wollte wissen, ob Sie noch leben“, sagte Chaco an Spinola gewandt.

      „Sagte er das?“

      „Nein. Aber er hatte bestimmt den Auftrag, an der Piste zum Rio Verde nachzusehen, ob Sie dort noch liegen. Ich will meinen Hut verspeisen, wenn es anders ist. Und nun wollte er hier nachsehen.“

      „Wir sahen diesen Burschen gestern in Rio Verde. Zusammen mit noch einem solchen Typ und einem riesigen Mann, den sie Mario Ramirez nennen.“

      „Mein Gott!“

      „Was haben Sie denn?“ Carringo stand auf, ging zu dem Mann hinüber und setzte sich auf das Felllager.

      „Die reiten für Don Carlos Falange. Niemand kann das bewiesen. Aber es ist so. Ich weiß es. Ich muss Ihnen das wohl nun auch endlich erklären.“

      „Sie brauchen uns nichts zu erklären.“ Carringo stand auf und schaute hinaus. „Wir wissen schon alles. Der Keeper in Rio Verde erzählte uns, was noch einer Klärung bedurft hatte. Sie betreiben diesen Rancho hier und haben gute Pferde gezüchtet. Offenbar bessere als Don Carlos Züchtungen. Und man redet von einer sagenhaften Mustangherde, die Sie und Ihr Bruder irgendwo versteckt hielten. Nur wir wissen außer Ihnen und Ihren Leuten, dass dies kein Gerücht, sondern eine Tatsache ist. Ich nehme an, es geht jetzt für Don Carlos darum, diesen Rancho und seine Bewohner samt Ihrem Bruder zu vernichten und die sagenhaften Rappen selbst zu übernehmen. Da niemand die Herde gesehen hat, würde sie am Ende dem gehören, der sie aus den Bergen bringt. Und das möchte vermutlich Don Carlos gern sein.“

      „Ja, so ist es.“ Spinola sank erleichtert zurück. „Genauso ist es, Señor.“ Chaco hatte den Rest seines Brotes gegessen und trank den Kaffee. „Willst du noch etwas?“, fragte er mit einem Blick in die Kanne. „Es ist noch etwas drin.“

      „Nein, ich nicht. Aber für ihn müssten wir was Kräftigendes kochen, Chaco.“

      „Passiert sofort.“ Chaco ging zum Herd, fachte das Feuer wieder an und durchsuchte danach den Vorratsschrank.

      „Mein Bruder müsste gewarnt werden“, sagte Spinola gepresst. Das Reden strengte ihn noch sehr an. Auch begannen sich seine Wangen wieder zu röten.

      „Bleiben Sie ganz ruhig liegen“, mahnte Carringo. „Sie sind noch lange kein gesunder Mann.“

      „Ja. Aber Adolpho, mein Bruder. Verstehen Sie?“

      „Wir haben das versteckte Tal in den Bergen rein zufällig gefunden. Es war nicht schwer. Aber genauso gut hätten wir in hundert andere Täler geraten können.“

      „In den Bergen suchen seit vielen Wochen Männer“, erwiderte Jiminez Spinola. „Allerdings ohne Glück und oft mehr als zwanzig Meilen von der richtigen Stelle entfernt. Aber die Gefahr ist inzwischen größer. Man wird verstärkt suchen. Don Carlos hat die letzten früheren Leute seiner Hazienda entlassen. Die er jetzt hat, sind für jede Schweinerei gut. Und Adolpho müsste auch wissen, was hier geschehen ist. Wäre es zu viel verlangt, wenn ich ...“ Spinola brach ab und schaute sie flehend an.

      Chaco stand wieder neben Carringo. „Nein, es ist nicht zu viel verlangt“, entgegnete Carringo. „Ich werde in die Berge reiten. Schreiben Sie eine Nachricht für Ihren Bruder, damit er mir auch glaubt. Und Chaco wird hierbleiben und sich um Sie kümmern.“

      „Es ist vielleicht doch zu viel verlangt.“

      Chaco suchte schon nach Papier und einem Bleistift, damit Jiminez Spinola eine Nachricht für seinen Bruder schreiben konnte.

      „Das ist sehr nett von Ihnen“, murmelte der Verletzte, als Chaco Papier und einen Stift brachte. Mit zittriger Hand schrieb Jiminez Spinola eine kurze Nachricht an seinen Bruder, die er Carringo gab. Der steckte sie zusammengefaltet in die Tasche, ging hinaus und näherte sich dem Korral, in dem nur sein Pferd und das von Chaco standen.

      Carringo pfiff nach dem braunen Hengst. Das Tier schnaubte und trabte auf ihn zu. Er hängte das Gatter aus, tätschelte dem treuen Fox den Hals und sattelte ihn am Zaun. Danach führte er das Tier zur Hütte hinüber, ließ es davor stehen und trat ein.

      Chaco brachte sein Gewehr und einen kleinen Beutel Proviant, den er rasch gepackt hatte. Auch die volle Wasserflasche hielt er in der Hand.

      Carringo nahm ihm alles ab. „Ich bin morgen oder spätestens in zwei Tagen zurück. Halte solange die Ohren steif. Gute Besserung, Señor Spinola.“

      „Haben Sie recht herzlichen Dank, Señor. Ich weiß nicht, wie ich das wiedergutmachen soll.“

      „Vergessen Sie es.“

      „Sie werden den Weg in das versteckte Tal finden?“, fragte Jiminez Spinola noch besorgt.

      „Ich denke schon.“ Carringo verließ die Hütte und schwang sich in den Sattel.

      Chaco hob grüßend die Hand, als der Freund wegritt.

      23

      Seit geraumer Zeit merkte Carringo, dass er verfolgt wurde. Der Reiter gab sich zwar große Mühe, nicht gesehen zu werden, doch Carringos gespannter Wachsamkeit entgingen seine kargen Täuschungsmanöver nicht.

      Er ritt aus dem Schutz eines Wäldchens und eine Rinne hinauf zu kahlen Felsen. Geröll bedeckte den Boden. Es sah so ähnlich wie in der Schmelzwasserrinne aus, die im Osten aus dem versteckten Bergtal führte. Aber von dort war Carringo noch sehr weit entfernt.

      Die Sonne stand hoch am Himmel und entwickelte eine mörderische Hitze. Geröll löste sich unter den Hufen und kollerte in das Wäldchen, aus dem er geritten war. Das Poltern hallte aus dem Gehölz dutzendfach zurück.

      Carringo erreichte die Kerbe im Gestein und ritt hindurch, ohne sich umzuschauen. Er musste den Verfolger in Sicherheit wiegen und dichter aufschließen lassen, damit er ihn zum Kampf stellen konnte. Etwas anderes als Kampf kam hier oben kaum noch in Frage.

      Hinter der Kerbe in der schroffen Steilwand öffnete sich ein Kessel, dem es an jeglicher Vegetation mangelte. Nur nacktes, in der Sonne gebleichtes Gestein umgab den einsamen Reiter.

      Carringo ritt durch das kesselartige Tal und in die Schlucht, die sich im Westen anschloss. Die eine Felswand hing nach oben etwas über und bot dadurch ein wenig Schatten. Dort zügelte Carringo sein Pferd, lenkte es herum und wartete.

      Das ferne Poltern von Geröll war das Erste, was er von seinem Verfolger hörte. Danach tauchten der Kopf der Pferdes und der Oberkörper des Mannes auf.

      Es war wieder derselbe Kerl, den Carringo schon aus Rio Verde und vom Morgen auf dem Rancho Spinolas kannte. Irgendwo musste er gelauert haben. Vielleicht aber war er auch erst noch bei Don Carlos gewesen und hatte dem mitgeteilt, was er bei seinem kurzen Besuch auf dem Rancho erfahren hatte.

      Der Mexikaner hatte das Pferd gezügelt und blickte wie Carringo vor ihm durch den Felsenkessel. Als er darin nichts Verdächtiges bemerkte, Carringo und den braunen Hengst im Schatten der Felswand in der Schlucht auch bestimmt noch nicht sah, ritt er weiter.

      Die Hufe schlugen laut klirrend auf den Steinboden. Von den Wänden kehrte das Echo zurück und schallte tief durch den Canyon.

      Da auf einmal duckte sich der Mexikaner und riss sein Pferd zurück. Noch im selben Atemzug schlug er das Gewehr an und schoss.

      Die Kugel pfiff an Carringo vorbei, traf weiter oben die Wand und stieg jaulend in den Himmel.

      Der braune Hengst scheute,