9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Вестерны
Год издания: 0
isbn: 9783745212129
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den langen Blondhaaren grinste Older beifallheischend an.

      „Du sagst es, Chap.“ Older schnalzte mit der Zunge und setzte den Ritt nach Westen fort, schwenkte hinter der nächsten Saguaro-Kaktee allerdings etwas nach Norden.

      Curtis und Gerry Regan schlossen sich dem Banditen an.

      Frank Merrill, der Bandenführer, Andy Grant und Tony Burton schauten den drei anderen nach, bis der letzte im unübersichtlichen Buschland verschwunden war. Dann lenkte Merrill sein Pferd nach Südwesten.

      Grant und Burton schlossen sich an.

      „Befanden sich eigentlich gar keine Bucks in dem Tresor?“, wollte Burton wissen.

      „Doch, ein paar Dollar schon“, erwiderte Grant.

      „Und was wird damit?“

      „Keine Sorge. Auch wenn du Zaster genug anderweitig verdienst, kriegst du deinen Anteil.“

      Burton, der Mörder des Express-Schaffners, gab sich damit zufrieden.

      4

      „Das ist Prescott.“ Older deutete auf die Lichter, die gar nicht sehr weit voraus die Nacht erhellten und auf eine größere Stadt in der Prärie schließen ließen.

      Gerry Regan stieg ab, führte sein Pferd von der Wagenstraße ins dichte Buschgebiet, sattelte es ab, rollte seine Campdecke aus und legte sich nieder. Er durchsuchte seine Satteltasche, fand aber nur noch ein Stück Hartbrot, auf dem er trotz des Hungers nur lustlos herumkaute.

      Curtis ritt um die Büsche, beugte sich aus dem Sattel und fragte: „Spielst du nicht mehr mit?“

      „Willst du mitten in der Nacht in das Nest reiten?“ Regan schlug die Decke über sich und schob den Sattel unter dem Kopf zurecht.

      „Selbstverständlich warten wir den Tag ab. Wir müssen wie harmlose Fremde aufkreuzen.“ Noch hinter Curtis saß Older ab, führte sein Pferd am Kumpan vorbei und sattelte es in Regans Nähe ebenfalls ab. Auch er breitete seine Decke aus und legte den Sattel ans Ende.

      „Hast du noch was zu beißen, Luck?“ Regan schaute zu dem Komplicen hinüber, der sich niederlegte.

      „Alles schon verschlungen.“ Older grinste. „Du weißt doch, bei mir wird nichts alt.“

      „Ja, ich weiß.“

      Curtis stieg nun ebenfalls aus dem Sattel. „Also, wenn ihr mich fragt, ich hätte es …“

      „Wir fragen dich nicht“, unterbrach Older den Kumpan. „Und wir erledigen es nicht in der Nacht. Da landest du schnell in einem falschen Haus und schickst dann auch den falschen Mann über den Jordan.“

      „Wobei es nicht um den beklagenswerten falschen Mann geht“, setzte Regan hinzu. „Sondern darum, dass der richtige Mann noch am Leben ist.“

      „Du sagst es.“ Older zog sich den Hut über das Gesicht und die Campdecke bis ans Kinn.

      „Frank glaubt sicher, wir erledigen es noch während der Nacht. Und ich dachte, ihr hättet es genau abgesprochen.“

      „Das kommt heraus, wenn du deinen Kopf mit so was belastest“, spottete Gerry Regan.

      „Pass auf, dass ich dir nicht die Rübe eintrete, verdammt!“

      „Leg dich hin und gib Frieden, Chap!“ Older schob den Hut noch einmal vom Gesicht.

      „Und wer passt auf?“

      „Auf was denn?“

      „Dass uns hier nicht plötzlich jemand auf die Pelle rückt, zur Hölle. Auf was denn sonst?“

      „Die Pferde warnen uns schon, wenn sich jemand auf der Straße nähern sollte. Los, Chap, halt keine langen Reden, ich möchte ein paar Stunden schlafen. Haben wir doch wirklich mal wieder verdient.“

      So sattelte auch der hässliche Curtis schließlich murrend sein Pferd ab und bereitete sein Lager vor.

      „Einen Zug überfallen und dann in der Prärie pennen, als wäre nichts gewesen“, maulte er. „Das geht erheblich über meine Begriffe.“

      Die beiden anderen gaben keine Antwort, und so wusste Chap Curtis nicht, ob sie bereits schliefen oder seine letzten Worte noch hörten.

      5

      Zur selben Zeit erreichten Frank Merrill, Andy Grant und Tony Burton eine Ansammlung von Hütten, vor denen am Rande des Karrenwegs ein Pfahl windschief im Boden steckte. Eine alte Tafel mit der verblichenen Aufschrift „Boomtown“ hing daran genagelt.

      Die Halunken zügelten die Pferde und blickten auf die im fahlen Mondschein schimmernden Dächer.

      Ein Wolf heulte klagend mitten in dem verlassenen Nest, tauchte aus dem Schlagschatten einer Hütte auf und wandte sich zur Flucht.

      „Niemand da in der Geisterstadt“, stellte Merrill daraufhin fest, schnalzte mit der Zunge und dirigierte sein Pferd in den verlassenen Ort.

      Die beiden anderen folgten ihm.

      Ein leises Pfeifen ließ Tony Burton jäh den Zügel anziehen. Sein Pferd scheute und drängte rückwärts.

      Kaum zu erkennen, bewegten sich wieselflinke, kleine Tiere vom Brunnen auf der Plaza nach allen Seiten und tauchten in der Dunkelheit unter.

      Merrill zügelte sein Tier und schaute zurück. „Was ist los, Tony, hast du Angst?“

      „Was sind das für Tiere?“

      „Ratten, was denn sonst.“

      Burton lief es kalt über den Rücken. „Die greifen Menschen an, wenn sie nichts mehr zu fressen finden. Und sie übertragen Krankheiten, Seuchen!“

      „Angst?“ Grant, der ebenfalls anhielt, grinste durch die Dunkelheit, wobei die Lücken zwischen seinen Zähnen sichtbar wurden.

      Merrill ritt weiter, hielt aber scharf nach beiden Seiten Ausschau, um möglichst sicher vor einer Überraschung zu sein, denn immerhin sagte er sich, dass so gut wie sie auch andere Banditen hier Zuflucht gesucht haben könnten.

      Doch er erreichte den Brunnen, ohne etwas Verdächtiges bemerkt zu haben, hielt an, stellte den rechten Fuß auf die Brunnenmauer und blickte in den Schacht hinunter. Ein Seil verschwand von der Holztrommel in der Tiefe.

      Merrill stieg ab, bewegte die Kurbel an der Trommel und hörte im Brunnen einen Eimer klirrend gegen die Wände schlagen.

      Die Ratten liefen aus den verlassenen Hütten ins Mondlicht zurück und beäugten aus kleinen, glitzernden Augen die Männer.

      „Seht euch die nur an!“, sagte Burton heiser. „Die denken nicht daran, sich vor uns zu verstecken!“

      Merrill zog den Eimer auf den Brunnenrand und kostete das Wasser, das ihn zur Hälfte ausfüllte. „Genießbar.“ Er schüttete das Wasser in die Tränke neben dem Brunnen und ließ sein Pferd saufen.

      Die Ratten wagten sich näher heran.

      Burton zog den Colt und jagte zwei Schüsse in den Boden. Augenblicklich ergriffen die Tiere die Flucht.

      Das Krachen der Schüsse hallte durch die Geisterstadt. Die Banditen sahen sich um.

      „Wäre es nicht besser gewesen, wenn wir alle nach Prescott …“

      „Nein“, unterbrach Merrill den Komplicen schroff. „Drei Männer fallen nicht weiter auf. Sechs sind gleich verdächtig.“

      „Wir konnten doch auch vor der Stadt warten.“

      „Wir haben uns hier verabredet“, sagte Merrill, hängte den Zinkeimer ans Seil und ließ die Trommel abrollen. „Und das ist auch besser, weil man uns so auch nicht in der Nähe von Prescott in einem größeren