3Die echten Urkunden des Neuen Testamentes verschwanden. Die angefertigten Abschriften stimmen in wichtigen Punkten mit dem ursprünglichen Text nicht überein. Man griff zum Mittel der Fälschung, um für die im Laufe der Zeit eingeführten Menschenmeinungen und Menschensatzungen Beweisstellen in der Bibel zu schaffen.
4Es wiederholte sich hier daßelbe, worüber Gott schon im Alten Bunde durch die Propheten die bittere Klage aussprechen ließ: „Wie könnt ihr sagen: Wir sind weise, wir sind im Besitz des göttlichen Gesetzes? - Jawohl! Zur Lüge hat es der Fälschergriffel der Abschreiber verdreht. Beschämt müssen daher die Weisen dastehen und bestürzt. Denn sie haben sich selbst gefangen. Sie haben das Wort des Herrn weggeworfen. Welche Weisheit besitzen sie da noch“? (Jer.8,8-9)
5Auch die heutige wissenschaftliche Forschung hat den Nachweis geliefert, daß die Fälschungen wie eine verheerende Krankheit auf alle Schriftwerke der alten Zeit übergriffen. Die Bibel, die Schriften der Kirchenväter, die Schriften jüdischer und heidnischer Schriftsteller wurden gefälscht zugunsten religiöser Meinungen, die zur Zeit der Fälscher bestanden.
6Das alles geschah außerhalb des Gesichtskreises des gewöhnlichen Volkes. Dieses nahm unbesehen die sogenannten religiösen „Wahrheiten“ und Auslegungen hin, die ihm seine geistlichen Führer darboten und vererbten sie auf Kinder und Kindeskinder. Genauso ist es ja auch heute. Die Religion ist ein Erbstück, das jeder von seinen Eltern und Lehrern übernommen hat, ohne sich über den inneren Wahrheitsgehalt ein eigenes Urteil zu bilden. Dazu wären die meisten auch nicht in der Lage. Darum würde derjenige, der heute Christ ist, mit gleicher Überzeugung die jüdische oder mohammedanische Religion bekennen, wenn seine Eltern Juden oder Mohammedaner gewesen wären.
7So war es nicht in den Zeiten, wo die Menschen mit der guten Geisterwelt in Verbindung standen. Da konnten sie fragen: Was ist Wahrheit? - und sie erhielten Antwort. Darum fordert auch Paulus die ersten Christen auf, Gott zu fragen, wenn sie in einem Punkte anderer Meinung seien, als er selbst: „Und wenn ihr über irgend etwas anderer Meinung seid, so wird Gott euch darüber Klarheit geben“ (Philipper 3,15).
8Ein solcher Hinweis auf den einzigen Weg, zur Wahrheit zu gelangen, wie ihn hier der größte christliche Apostel gibt, wäre in den späteren Jahrhunderten unmöglich gewesen. Wenn einer das nicht glaubte, was ihn seine „Kirche“ lehrte oder versucht hätte, nach der Weise des israelitischen Volkes oder der ersten Christen durch „Befragen Gottes“ die Wahrheit zu ermitteln, den traf der Kirchenbann, und oft endete er auf dem Scheiterhaufen. Heute sind zwar die Scheiterhaufen erloschen, weil der „Kirche“ die äußere Macht fehlt, sie anzuzünden. Aber der Kirchenbann ist geblieben, und er würde die größten Kirchenväter der ersten Jahrhunderte treffen, wenn sie heute lebten und das lehrten, was sie damals als Wahrheit dem christlichen Volke vortrugen.
9Die Verbindung mit der Geisterwelt Gottes hat man verschüttet und dadurch den Weg zur Wahrheit versperrt. Aus Menschenmeinungen und Menschensatzungen hat man Religionsgebäude errichtet und fordert die Menschheit auf, darin Platz zu nehmen. Hunderte von Kirchengemeinschaften wollen Wahrheitsvermittler sein. Die eine verbrennt, was die andere anbetet, und was von der einen als lautere Wahrheit verkündet wird, verdammt die andere als abscheuliche Ketzerei.
10Aus diesem Zustand des Irrtums kann die Menschheit nur dadurch befreit werden, daß Gott heute wieder seine Geister als Wahrheitsboten sendet, wie er es in den früheren Jahrtausenden getan hat.
11Nicht die „Toten“, nicht das „Reich der Finsternis“ sollen wir befragen, noch auch irrende Menschen, sondern Gott. Es ist derselbe Gott, damals wie heute. Vor ihm gilt kein Ansehen der Person. Die Menschen unserer Tage sind ihm so lieb wie die Menschen der vergangenen Zeitalter. Und wie er sich damals durch seine Geisterboten der Menschheit geoffenbart hat, so auch heute.
12Die „Kirchen“ werden freilich diesen Weg zur Wahrheit mit allen Mitteln bekämpfen. Sie müssen es tun; denn sie kämpfen um die eigene Existenz. Sie halten sich selbst für die unfehlbaren Vermittler der Wahrheit. Jede hat ihren gekrönten oder ungekrönten Papst. Man würde eine Belehrung durch Gottes Boten als eine schädigende, den Bestand der Kirche gefährdende Konkurrenz empfinden. Denn es wäre zu befürchten, daß die von Gottes Geistern verkündeten Wahrheiten mit denen der Kirchen nicht übereinstimmen.
13Die Wahrheit ist ja nur eine. Entweder hat eine der vielen Religionsgemeinschaften die Wahrheit - und alle anderen sind im Irrtum - oder keine besitzt die Wahrheit. Am Ende gilt von allen Religionen ohne Ausnahme das Wort aus Goethes Faust: In bunten Bildern wenig Klarheit, viel Irrtum und ein Fünkchen Wahrheit.
0.4 Mein Weg zur Wahrheit
125 Jahre war ich katholischer Priester. Ich hielt meine Religion für die richtige. Es war ja die Religion meiner Eltern, Lehrer und Seelsorger. Waren die Beweise für ihre Richtigkeit auch nicht so, daß sie mein Denken befriedigten, so hatte ich doch keinen Grund, das abzulehnen, was alle meine Religionsgenossen als Wahrheit hinnahmen. Zudem wäre schon jeder freiwillige Zweifel an einer Glaubenswahrheit nach der Lehre meiner Kirche eine Todsünde gewesen.
2Von der Möglichkeit einer Verbindung mit der Geisterwelt wußte ich nichts. Den „Spiritismus“ kannte ich nur aus Zeitungen. Ich hielt ihn für Trug und Selbsttäuschung.
3Da kam der Tag, wo ich ungewollt den ersten Schritt auf dem Wege zur Verbindung mit der Geisterwelt tat. Ich erlebte Dinge, die mein Inneres bis in die tiefsten Tiefen aufwühlten.
4Nach diesem ersten Schritt konnte und durfte ich nicht stehen bleiben. Ich mußte vorwärts, mußte Klarheit haben. Vorsichtig prüfend ging ich weiter, das Wort des Apostels Paulus vor Augen: „Prüfet alle Geisterkundgebungen und haltet nur an dem fest, was sich als gut erweist“ (1.Thess.5,21).
5Ich wollte nur das Gute. Ich wollte die Wahrheit. Ich war bereit, sie anzunehmen, selbst unter den schwersten Opfern. Ich wußte, daß Gott einen aufrichtig und selbstlos Suchenden nicht im Stiche läßt und daß er nach den Worten Christi einem demütig Bittenden nicht einen Stein anstatt des Brotes geben werde.
6Auch die schweren Folgen meines Schrittes standen mir klar vor Augen. Meine Stellung als Geistlicher, meine ganze materielle Existenz, meine irdische Zukunft sah ich vernichtet, wenn ich weiter ging. Schmähung, Verfolgung und Leiden in übergroßer Fülle erkannte ich als mein Los. Doch die Wahrheit war mir mehr wert.
7Ich fand die Wahrheit auf dem eingeschlagenen Wege. Sie machte mich innerlich frei und froh. Die äußeren Drangsale, die damit verbunden waren und die bis heute andauern, können den gewonnenen inneren Frieden nicht stören.
0.5 Der Zweck dieses Buches
1In diesem Buch schildere ich nun den Weg, der mich mit der Geisterwelt in Verbindung brachte und mir die Wahrheit enthüllte. Ich schrieb es aus Liebe zu meinen Mitmenschen, einerlei welcher Religionsgemeinschaft sie angehören oder welcher Weltanschauung sie huldigen. Das Buch ist für jeden wahrheitsuchenden Menschen. Es will ein Wegweiser sein für alle, die eine Verbindung mit der guten Geisterwelt suchen, um durch sie auf dem kürzesten Weg zur Wahrheit und zu Gott zu gelangen.
2Bücher, die bei irdischen Wanderungen als „Führer“ dienen sollen, sind von jemandem verfaßt, der die Wege selbst gegangen ist, die in dem „Führer“ beschrieben sind. Solche Bücher sind nicht für die, welche zu Hause bleiben, sondern für jene, die das ihnen Unbekannte kennenlernen wollen.
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