7Aber die Menschheit von heute lacht, wenn einer auch nur von der Möglichkeit des Verkehrs der Geister mit der Menschenwelt spricht. Sie lacht und spottet, wie sie von jeher über alles gehöhnt hat, was mit der Volksmeinung ihrer Zeit im Widerspruch stand.
8Als Galilei lehrte, daß die Erde sich drehe und die Sonne still stehe, wurde er von seinen Zeitgenossen für geistesgestört gehalten. Die Kirche betrachtete ihn als Ketzer und schloß ihn aus ihrer Gemeinschaft aus. Er mußte ins Gefängnis wandern und konnte seinen Leiden und Verfolgungen nur dadurch ein Ende machen, daß er seine Lehre widerrief.
9Als man in der Akademie der Wissenschaften in Paris das erste Telefon vorführte, erklärte einer der angesehensten Professoren dieser Hochschule die Sache für Schwindel und Bauchrednerkunst.
10Allen Verkündern einer neuen Wahrheit ist es so ergangen. Sie wurden von der öffentlichen Meinung ihrer Zeit verlacht, geschmäht, mit Schmutz beworfen, verbrannt oder ans Kreuz geschlagen.
11So verlacht man auch in unserer Zeit diejenigen, die der Menschheit den Beweis erbringen wollen, daß es eine Geisterwelt gibt, die uns Menschen nicht verschlossen ist, sondern mit der wir in Verbindung treten können, wenn wir sie in der rechten Weise suchen und die Bedingungen erfüllen, die für eine solche Verbindung bestehen. Denn nicht bloß in der materiellen Welt herrschen ewig gültige Gesetze, sondern auch in der Welt des Geistes.
12Man hat der Lehre von dem Verkehr der Geisterwelt mit den Menschen die Bezeichnung „Spiritismus“ gegeben. Dieses Wort steht heute bei der großen Masse in üblem Ruf, obschon die meisten nicht wissen, was es zu bedeuten hat. Der „Spiritismus“ gilt als lächerliche Phantasterei überspannter Menschen. Man lacht über die „spiritistischen Narren“. Diese Leute lästern, was sie nicht kennen (Jud.1,10).
13Die Kirchen stehen im Kampf gegen den Spiritismus in vorderster Linie. Darüber muß man sich allerdings sehr wundern. Denn gerade die Kirchen lehren, daß sie ihre religiösen Wahrheiten durch den Verkehr mit der Geisterwelt empfangen haben.
0.2 Befragen der Toten und Spiritismus
1Judentum und Christentum befinden sich mit ihren Urkunden des Alten und des Neuen Testamentes ganz auf dem Boden des Spiritismus. Die Bibel ist das bedeutendste spiritistische Buch. Denn ihr Hauptinhalt dreht sich um die Botschaften des Jenseits an das Diesseits. Wir sehen darin auf Schritt und Tritt die Geisterwelt im Verkehr mit den Menschen.
2Die Kirchen können also den Geisterverkehr, von dem die Bibel berichtet, nicht leugnen, wenn sie den Ast nicht absägen wollen, auf dem sie selbst sitzen. Ihren Kampf gegen den Spiritismus suchen sie nun damit zu rechtfertigen, daß sie behaupten, der Verkehr der Menschen mit der Geisterwelt sei in der Bibel verboten. Denn dort heißt es: Ihr sollt nicht die Toten befragen.
3Was versteht denn die Bibel unter dem „Befragen der Toten“? Wo die Bibel von den „Toten“ redet, meint sie nicht die durch den irdischen Tod vom Körper getrennten Geister, sondern die geistig Toten. „Tod“ ist nach der Heiligen Schrift die Trennung des Geistes von Gott. Die „Toten“ sind also die durch Unglauben und Abfall von Gott Getrennten. Es sind die Geister der Finsternis. Das „Reich der Toten“ ist das Reich Luzifers, das Reich der Widersacher Gottes, das Reich der Lüge und des Unheils.
4Nach der Bibel gibt es ein Reich der „Toten“ und ein „Reich der Lebenden“. Die Menschen haben die Möglichkeit, sich mit den jenseitigen Geistern beider Reiche in Verbindung zu setzen. Sie können Auskunft holen bei den „geistig Toten“ - das ist ein Befragen des Bösen oder wie die Bibel es ausdrückt: Ein Befragen der Toten. Oder sie wenden sich an die „Lebenden“ des Jenseits - das ist ein Befragen der guten Geisterwelt oder wie die Bibel es nennt: Ein Befragen Gottes.
5Ein Befragen der „Toten“ als der von Gott abgefallenen Geisterwelt wäre die schwerste Beleidigung Gottes. Es wäre Götzendienst. Denn dieser Bestand ja in der Verbindung mit den bösen Geistern.
6Die Totenbeschwörer der alten Zeit waren allgemein als solche bekannt, die wissentlich und vorsätzlich mit den Mächten der Finsternis - den Dämonen - in Verkehr traten. Daher das strenge Gebot Gottes im Alten Testament, die „Totenbeschwörer“ auszurotten aus der Mitte des Volkes.
7Es ist also nur eine ganz bestimmte Art des Geisterverkehrs, die den Menschen in der Bibel untersagt wird, nämlich der Verkehr mit den bösen Geistern. Stattdessen soll die Menschheit die Gemeinschaft mit Gott und der guten Geisterwelt suchen. Wenn aber jemand zu euch sagt, ihr müßtet die „Totenbeschwörer“ fragen, so antwortet: „Soll nicht ein Volk bei seinem Gott anfragen? Soll es für die Lebenden bei den „Toten“ anfragen“ (Jes.8,19)? - „Über die kommenden Dinge fraget mich“ (Jes.45,11)!
8Der Aufforderung, Gott zu befragen, kamen die Gottesgläubigen aller Zeiten eifrig nach. Bei den Israeliten war das Befragen Gottes etwas Alltägliches. Jeder, der Gott fragen wollte, ging zu dem Offenbarungszelt hinaus (2.Mos.33,7). Gott antwortete auf die mannigfachste Weise. Seine Geisterboten standen mit den gläubigen Menschen in beständigem Verkehr. Sie begegnen uns überall in den Berichten des Alten und des Neuen Testamentes.
9Wenn wir daher als gottestreue Menschen oder wenigstens als ehrliche Wahrheitssucher mit der guten Geisterwelt in Verbindung zu kommen suchen, tun wir dadurch nichts Unrechtes, sondern erfüllen ein Gebot Gottes. Es ist ein wichtiges Gebot. Denn die Verbindung mit der guten Geisterwelt ist der einzige Weg, der zur Wahrheit führt. Einen anderen gibt es nicht. Darum werden in der ganzen Heiligen Schrift die wahrheitsuchenden Menschen nie an ihre Mitmenschen gewiesen, um die Wahrheit zu erlangen, sondern immer an Gott und seine Geister. Auch im Neuen Testament.
10Christus hatte bei seinem Scheiden von dieser Erde seinen Anhängern noch vieles zu sagen, was sie jetzt noch nicht verstanden. Sie sollten später darüber Aufklärung bekommen, aber nicht durch Menschen, sondern durch Geister, die er ihnen vom Vater senden will als Geister der Wahrheit. Und die Betätigung dieser Geister sollen sie mit ihren menschlichen Sinnen wahrnehmen: „Ihr werdet die Geister Gottes auf- und absteigen sehen“ (Joh.1,51).
11Das Auf- und Absteigen der Boten Gottes erlebten die ersten Christen in ihren Versammlungen. Der Apostel Paulus fordert darum die Christen auf: „Bemühet euch um Geister“ (1.Kor.14,12)!
12Es ist eine für das religiöse Leben der Menschheit grundlegende Lehre, daß jeder die Wahrheit über die großen Lebens- und Jenseitsfragen bei den Menschen und ihren Auslegungen suchen soll, sondern durch eine unmittelbare Verbindung mit dem Geisterreich Gottes als der Quelle der Wahrheit. So lehrt es Gott im Alten, so lehrt es Christus im Neuen Testament. So lehren es die Apostel und danach handelte das Volk Gottes im Alten Bunde und die Christen der ersten Jahrhunderte.
0.3 Menschensatzungen verdrängen Grundwahrheiten
1In den späteren Zeitläufen hat man diese Grundwahrheiten verwischt. Irrende Menschen traten als Wahrheitskünder anstelle Gottes und seiner Geisterboten. Das Wort Gottes wurde, um ein Wort des Apostels Paulus zu gebrauchen, zum „Gewerbe“. Man erlernte die Religion durch menschlichen Unterricht, wie jede irdische Wissenschaft. Und so ist es geblieben