30„Wie das Lösen des Geistes von dem Körper des Mediums vor sich geht, ist für euch schwer verständlich. Doch ein anderes Mal wird es dir ausführlich erklärt werden.“
31„Die Ausbildung eines „Volltrancemediums“ oder „Tieftrancemediums“ ist zwar nicht schön anzusehen. Aber sie ist notwendig und vollzieht sich nach ewigen Gesetzen.“
32„Damit die Mutter des Mediums beim Anblick der Vorgänge sich nicht unnötig ängstigt, ist es am besten, wenn sie einstweilen den Sitzungen fernbleibt.“
33„Die Ausbildung der Medien ist eine wichtige und heilige Sache. Ihr sollt daher in euren Sitzungen viel für die Medien beten und Gott um Kraft und Beistand bitten, damit alles nach Gottes Willen geschieht und die Medien brauchbare Werkzeuge des Guten werden und Gott treu bleiben. Diese Mitteilungen waren heute für dich notwendig, damit du die Vorgänge bei der Ausbildung deiner Medien einigermaßen verstehst und dich nicht über das beunruhigst, was du bei ihnen erlebst.“
34Was mir über die Ausbildung der beiden Medien meiner Pfarre gesagt wurde, bestätigte sich in allen Punkten. An dem Jungen, der als „Inspirationsmedium“ bezeichnet worden war, ging die Ausbildung schnell vonstatten. Ihm wurden ausführliche Belehrungen über die wichtigsten Wahrheiten eingegeben und von ihm niedergeschrieben. Sie enthielten etwas für mich ganz Neues und standen zum größten Teil mit dem in Widerspruch, was der Junge selbst bisher geglaubt und was auch ich als Wahrheit gepredigt hatte. Von Unterbewußtsein und Gedankenübertragung, mit der manche alles Derartige zu erklären suchen, konnte in diesem Falle also keine Rede sein. Gedankenübertragung kam auch schon deswegen nicht in Frage, weil das Inspirationsmedium alle Sachen, die es von jetzt ab schrieb, nicht in den Sitzungen niederschrieb, sondern zu Hause, ohne Beisein irgendeines anderen.
35Der Junge setzte sich nie aus eigener Entschließung zum Schreiben hin, sondern dieselbe unwiderstehliche Gewalt, die ihn das erstemal in der Sitzung gepackt hatte, zwang ihn jedesmal dazu und bestimmte auch den Augenblick dafür. Einmal wurde er in den frühesten Morgenstunden, als noch an kein Aufstehen zu denken war, plötzlich geweckt und aufgefordert, aufzustehen und sich zum Schreiben hinzusetzen. Er leistete dieser Aufforderung nicht Folge, da er dachte, es sei noch viel zu früh zum Aufstehen. Da fühlte er, wie er mit Gewalt aus dem Bett gezogen und auf den Boden gelegt wurde. Von Angst ergriffen, sprang er auf und setzte sich zum Schreiben hin. Er schrieb wunderbare Ausführungen über „die Erlösung“, die in keinem Punkte mit dem übereinstimmen, was er als Katholik darüber wußte, aber auch sonst nirgends auch nur in ähnlicher Weise zu finden sind. Ebenso schrieb er, der einfache Landjunge, eine Abhandlung über die „Heilige Schrift“, die vollständig neue Wahrheiten enthält. Nicht bloß der Inhalt, sondern auch die Satzbildung ist in diesen Niederschriften so, daß der Junge das nie aus sich hätte fertigbringen können. Er schrieb folgende Abhandlungen in Prosa [Versform, Gedichte]: „Die Vergeistigung der Seele“, „Die Gnade Gottes“, „Was hat dein Erlöser für dich getan?“, „Frühling, Sommer, Herbst und Winter“, „Die Ernte“, „Die Nacht“, „Flehet zum Herrn!“. „Die Heilige Schrift“, „Kindesliebe“, „Der Tod des Sterblichen“.
36Wie alle Niederschriften in Prosa nur die Wahrheiten Gottes zum Gegenstand haben, so auch seine Gedichte: „Der Helden Ruf“, „Die Sprache der Schöpfung“, „Heil und Hosanna“, „Auf Gottes Wegen“, „Gottes Hirt und seine Herde“, „Der Stärkere“, „So ziehet dein Schöpfer“. [Die Schriften des Bauernjungen - unter DgW 10. zu finden.]
37Die Ausbildung seines Bruders zum Sprechmedium nahm längere Zeit in Anspruch. Der Anblick der dabei eintretenden körperlichen Zustände war oft recht beängstigend. Ich war daher froh, vorher darüber unterrichtet worden zu sein, sonst hätte ich wohl kaum den Mut gefunden, bis zum Schluß auszuharren. Die Mutter des Jungen hatte ich gebeten, bis auf weiteres den Sitzungen fernzubleiben.
38Nachdem seine Ausbildung vollendet war, fiel er in derselben Weise in den sogenannten „Trance“-Zustand, wie ich dies zuerst bei dem Sprechmedium in der Stadt gesehen hatte. Das Geistwesen, das zum erstenmal durch ihn sprach, kam mit dem Gruß: „Gott mit uns!“ Dann schwor es bei Gott, daß es ein guter Geist Gottes sei und nannte seinen Namen.
39Durch diesen Geist wurde mir eine Fülle von Weisungen und Belehrungen gegeben, die alle mit dem übereinstimmten, was ich durch das „Inspirationsmedium“ meiner Pfarre und vor allem durch das Medium in der Stadt erfuhr.
40Zwei Dinge fielen mir dabei auf: Zunächst konnte ich einen Rangunterschied zwischen dem Geist feststellen, der durch das Sprechmedium in meiner Pfarre sprach, und dem Geist, der sich des Mediums in der benachbarten Stadt bediente. Denn manchmal, wenn ich eine sehr wichtige Frage an den aus dem Medium meiner Pfarre sprechenden Geist richtete, lehnte er die Beantwortung mit dem Bemerken ab: „Dazu habe ich keinen Auftrag. Aber frage 'Ihn'!“ - Bei dem Wort „Ihn“ verbeugte er sich tief. Mit „Ihn“ meinte er den Geist, der den Jungen in der Stadt als Medium hatte. Das erstemal, als er mich an diesen wies, fragte ich, ob er diesen Geist kenne. „Ich kenne ihn“, war seine kurze Antwort. Dabei verneigte er sich wiederum sehr tief. - Es wollte mir zuerst etwas unverständlich vorkommen, daß der aus meinem Bauernjungen sprechende Geist mir nicht die Fragen ebensogut beantworten dürfe, wie der Geist, der den Jungen in der Stadt als Medium hatte. Letzteren fragte ich daher eines Tages nach der Ursache. Er belehrte mich, daß es in der Geisterwelt ähnlich gehe, wie bei uns Menschen. Wenn ein Bote mit einem bestimmten Auftrag zu jemand geschickt werde, dann habe er nur das auszurichten, was ihm aufgetragen worden sei. Nichts anderes. So habe er selbst als Beauftragter Gottes das Recht, mir jede Frage zu beantworten, die ich an ihn stelle, wenn er die Beantwortung für notwendig oder nützlich halte. Einen so weitgehenden Auftrag habe jedoch der Geist nicht, der aus dem Sprechmedium meiner Pfarre spreche. Dieser habe daher die Pflicht, mich in allen Fragen, die er nicht beantworten dürfe, an ihn zu weisen. Denn jener Geist sei ihm untergeordnet.
41Noch ein anderer Unterschied fiel mir auf. Aus dem Medium in der Stadt redete stets derselbe Geist, während in das Sprechmedium meiner Pfarre auch andere Geistwesen eintraten. Allerdings blieb der daraus redende hohe Geist immer der Führer. Er kam stets mit dem Gruß: „Gott mit uns!“ und war an seiner zarten Stimme und an der ihm eigentümlichen Ausdrucksweise erkenntlich. Auch kam er bei den Sitzungen in meiner Pfarre stets als erster.
42Eines Tages fragte ich ihn, wie es zu erklären sei, daß durch das Medium in der Stadt immer nur ein und derselbe Geist rede, während das von ihm benutzte Medium auch anderen Geistern als Werkzeug diene. Darauf gab er mir folgende Antwort: „Dem Geist, der durch das Medium in der Stadt spricht, wurde zur Erfüllung einer bestimmten Aufgabe jenes Medium zur alleinigen Benutzung zugeteilt. Darum werden andere Geistwesen bei jenem Medium nicht zugelassen. - Das Medium durch das ich spreche, ist zwar auch für mich ausgebildet worden, aber es ist Gottes Wille, daß auch noch andere Geister, gute und böse, hohe und niedere, in dieses Medium eintreten und sich kundgeben. Dadurch soll dir Gelegenheit gegeben werden, die verschiedenen Arten der Geister kennenzulernen. Aus dem, was sie reden und tun, sollst du den Zustand beurteilen, in dem sie sich im Jenseits befinden. Vor allem sollst du einen Begriff bekommen von dem Weg, den die niederen Geister zu gehen haben, bis sie zur Vollendung gelangen.
43Ein solch persönliches Erleben der Geisterwelt durch ihr Auftreten in den Medien ist für dich von der größten Wichtigkeit und vermehrt deine Erkenntnisse auf diesem Gebiet in viel vollkommenerer Weise, als es eine mündliche Belehrung zu tun vermag. Doch werden die Geister, die sich durch dieses Medium kundtun, nicht nach Belieben kommen und gehen. Sie unterstehen einem Kontrollgeist, der zu bestimmen hat, welche Geister in das Medium eintreten und wie lange sie darin verweilen dürfen. Bei allen Medien, die als Werkzeuge des Guten dienen, ist eine solche Kontrolle. Ebenso in allen Versammlungen, in denen der Geisterverkehr so vor sich geht, wie es Gott haben will. Wo diese Kontrolle fehlt, erlebt ihr nichts wirklich Schönes und Gutes. Denn die guten und hohen Geister fehlen. Sie treten nur dort auf, wo alles nach der von Gott bestimmten