Haus im Grünen II. Ernst Friedrichsen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ernst Friedrichsen
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783347126497
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Haut ist mein Verderben.«

      Seine Mutter drückte ihn an ihre Schulter. »Wenn du glücklich bist, ist für uns die Welt in Ordnung. Man sieht es euch an, ihr seid ein Herz und eine Seele. Kommt ihr jetzt essen?« Sie gab Margot Handzeichen.

      Margot nickte.

      Peter wartete vor der Halle, bis Sibylle durch die Tür kam. Als sich die Flügel der Tür öffneten, pochte sein Herz bis in die Halsvenen. Die großen feuchten Augen, die ihn ansahen, gehörten leider dem Pferd. Sibylle und Margot waren in ein Gespräch über Pferde vertieft.

      Margot sah ihrem Bruder an, dass er es nicht abwarten konnte, dass seine Traumfrau zu ihm kam und sagte zu Sibylle. »Ich glaube, ihr zwei wollt ein wenig alleine sein. Ich lasse euch mal turteln.«

      Sibylle fiel ihm um den Hals. »Ich bin so lange nicht mehr geritten. Ich merke jeden Muskel, besonders die, auf denen man sitzt. Deine Schwester ist eine Wucht.«

      »Ja, das ist sie. Es war deutlich zu sehen, dass ihr euch gut verstanden habt. Den Rest der Familie wirst du auch mögen.«

      Sie umfassten ihre Hüften und sie legte ihren Kopf gegen seine Schulter. Langsam mit der Welt im Reinen, dem Duft des Bratens folgend, gingen sie zum Haus.

      An der Tür zum Esszimmer stand ein junger Mann. Sibylle schätzte ihn auf um die 20, wenn nicht jünger.

      »Mein kleiner Bruder Jochen, der hat die Finanzkrise ausgelöst. Er arbeitet bei einer Bank.«

      Er gab Sibylle die Hand und sah ihr in die Augen. »Freut mich, dich kennenzulernen.«

      Peter faste seinem Bruder mit der flachen Hand unters Kinn. »Mach den Mund zu«, lästerte er.

      Jochen flüsterte ihm ins Ohr. »Mann, ist die scharf.«

      »Ich weiß, ich weiß«, flüsterte Peter seinem Bruder mit einem Lächeln zu.

      Reihum ging es dann. Guten Tag und Hallo.

      Zum Schluss reichte Peters Vater Sibylle fast schon Knochenbruch gefährlich die Hand: »Sie müssen die Frau aus dem Märchen sein, von der die Zeitungen voll sind. Sie wurden vor dem Ehegelöbnis aus der Kirche geraubt, heißt es da.«

      »Das mit dem geraubt ist reichlich übertrieben. Es war eher einvernehmlich und romantisch zugleich.«

      »Ich bedaure, dass mein Sohn mir da zuvorgekommen ist.«

      »Sie sind ein Charmeur. Ich muss drauf achten, Ihnen nicht zu verfallen.« Er umarmte sie. »Willkommen Kleines. Schön dass Sie meinen Ungeratenen bändigen konnten.«

      »Wer Pferde bändigen kann, wird auch mit meinem Bruder fertig«, warf Margot ein. »Außerdem könnt ihr auch Du zueinander sagen. Ist doch einfacher«, ergänzte sie.

      »Sibylle.«

      »Robert.«

      Sie gaben sich erneut die Hand.

      »Ich denke, als junger Knabe warst du Hahn im Korb.«

      »Sein Vater hat ihn nie aus den Augen gelassen, sonst hätten wir eine Menge Geschwister«, lästerte Margot.

      Der Vater grinste, umarmte beide Frauen und führte sie zum Tisch.

      Er drückte Sibylle noch einmal an sich: »Ich gebe dich an meinen Sohn ab, schön dass du unser Gast bist.«

      »Ich freue mich auch. Danke für die Einladung.«

      Die Mutter reichte Sibylle den Braten. »Unser Gast darf anschneiden.«

      Sibylle wollte geraden das Messer ansetzen, da meinte Jochen, dass man doch ein Tischgebet sprechen sollte.

      »Oh, Entschuldigung.« Sie zog den Kopf ein und faltete die Hände.

      Die Mutter strafte Jochen mit einem strengen Blick. »Dann mach hin, unser Gast hat Hunger.« Sie klopfte dabei auf Sibylles Handrücken, die ein wenig verunsichert wirkte.

      Jochen legte los: »Lieber Gott, pass auf bei Tisch, dass ich das größte Stück erwisch. Amen.«

      »Bitte, lang zu«, sagte die Mutter.

      Jochen grinste.

      Seine Mutter gab ihm einen Klaps mit der flachen Hand an den Hinterkopf. »Was soll unser Gast von uns denken?«

      »Ist schon gut, er hat mich kalt erwischt.«

      »Sie hat Lausbub geritten«, sagte Margot.

      Jochen guckte irritiert. »Lausbub? Der wirft doch jeden ab. Den kannst du reiten?«

      »Ja, wir verstehen uns. Zwei Dickköpfe sind sich eben einig.«

      »Mich wirft der immer ab«, brummte Jochen resigniert.

      »Du kannst ja auch nicht reiten«, musste Peter seinen Bruder zwacken.

      Jochen verzog das Gesicht und machte lautlose Lästereien.

      »Wie kommt eine so zerbrechliche Frau wie du zur Polizei? Peter ist einem inneren Ruf gefolgt. Ist es für eine Frau nicht hart?«, meinte der Vater.

      »Die Ausbildung ist in der Tat eine Schinderei. Aber ich war schon immer sportlich aktiv. Das hat mir geholfen. Da ich auch reiten konnte, war der Weg frei für die Reiterstaffel. Bin dann irgendwie zur Kripo gekommen. Und aus der Kirche geraubt … nun werde ich gefangen gehalten.«

      »Ich wäre gerne dabei gewesen, als du sie geraubt hast«, sagte Jochen.

      Sibylle sah Peter an. Jeder konnte sehen, dass da zwei Herzen füreinander schlugen. Ihre Augen konnten sich nicht trennen.

      Eine Weile war absolute Stille.

      »Wenn ich dich befreien soll, sag Bescheid.« Jochen hob die Gabel. »Ich nehme es mit jedem Drachen auf.«

      »Danke. Ich bezweifle nicht deinen Heldenmut, aber ich habe bereits einen Drachentöter. Ein wenig unbeholfen manches Mal, aber mein Held.«

      Peter gab ihr ein Küsschen.

      Sibylle lächelte Jochen an.

      »Du wirst noch genug Drachen finden, mit denen du kämpfen kannst«, sagte Margot.

      »Ja«, sagte der Vater. »Wenn die Mutter deiner Freundin dir den Zugang zur Liebsten verweigert. Dann hast du deinen Drachen.«

      »Weiß nicht von was du redest.« Jochen senkte den Blick, als sei ihm etwas peinlich.

      »Na komm, die Rothaarige … die wird doch von ihrer Mutter bewacht. Die aus dem Bäckerladen, die eurer Geldvernichtungsanstalt gegenüber ist, da holst du doch immer deine belegten Brötchen.«

      Mit rotem Kopf zischte Jochen: »Ist doch Quatsch, was du da redest.«

      »Du hast ein eigenes Haus?«, lenkte die Mutter das Gespräch um.

      »Ja, ein kleines nur.«

      »Ein eigener Herd ist Goldes wert«, sagte der Vater.

      »Sie hat auch einen Hausgeist«, mischte Peter sich ein.

      Mit einem Tritt ans Schienenbein gab sie ihm zu verstehen, dass sie nicht über Alfons sprechen wollte. »Ein Rentner, der mir im Garten zur Hand geht. Ich habe keinen grünen Daumen und auch nur wenig Zeit.«

      »Ist was?«, fragte die Mutter besorgt.

      »Nein, ich dachte nur, mich tritt ein Pferd.« Peter rieb sich das Bein.

      »Möchtest du noch ein Stück Braten?« Die Mutter reichte es über den Tisch.

      »Nein danke, noch ein Stück und ich platze.«

      Der Nachmittag wurde unter freiem Himmel verbracht, bei Kuchen und Plaudereien über Zukunft und Vergangenheit und die dummen Streiche von Peter und Jochen. Es wurde viel gelacht auf Kosten anderer.

      Beim Abschied sagte der Vater. »Du bist uns jederzeit willkommen!«

      Margot umarmte Sibylle. »Wir werden mal einen gemeinsamen