Steirerland. Claudia Rossbacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Claudia Rossbacher
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783839246429
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      Claudia Rossbacher

      Steirerland

      Sandra Mohrs fünfter Fall

      Impressum

      Personen und Handlung sind frei erfunden.

      Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

      sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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      Alle Rechte vorbehalten

      5. Auflage 2020

      Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

      Herstellung: Julia Franze

      E-Book: Mirjam Hecht

      Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

      unter Verwendung eines Fotos von: © Hannes Rossbacher

      ISBN 978-3-8392-4642-9

      Widmung

      Für meine Herzallerliebsten

      Vorbemerkung

      Ein Glossar der steirischen beziehungsweise österreichischen Ausdrücke befindet sich am Ende des Buches.

      Prolog

      Der Geruch explodiert in der Nase,

      beißt sich in der Lunge fest,

      frisst sich durchs Gehirn.

      Gedanken verblassen,

      verlieren sich im Nichts.

      Der Körper sinkt leblos zu Boden,

      leer der Kopf.

      Blutrot. Schwarz.

      Die Seele entschwebt,

      tanzt ins Licht.

      Die Hände haben ausgespielt.

      Nichts mehr spüren,

      nichts mehr berühren.

      In Sehnsucht verbunden,

      auf ewig vereint.

      Kapitel 1

      Sonntag, 3. November

      1.

      Nachts hatte sich dichter Nebel über das Steirische Vulkanland gelegt. Gleich einer Daunendecke, die die goldgelbe Pracht beschützen sollte. Erste Nebelfenster taten sich spätmorgens auf. Allmählich setzte sich die Sonne auf den Hügelkuppen durch. Baumwipfel, Dächer und Kirchtürme glitzerten im Morgentau. Weiter unten zogen mystische Schwaden durch Wälder, Wein- und Obstgärten, über Wiesen, Äcker und Landstraßen. Langsam, wie von Geisterhand, lösten sich auch die letzten Schleier in Nichts auf, bis das Vulkanland einmal mehr in seinem farbenprächtigsten Gewand erstrahlte.

      Sandra Mohr genoss die Stille dieses Sonntagmorgens. Die frische Herbstluft, die durch die geöffnete Balkontür ins Hotelzimmer drang, weckte spürbar ihre Lebensgeister. Ein weiterer Altweibersommertag kündigte sich an. Der letzte, den sie vorwiegend mit sich selbst verbrachte. Ihr Koffer war bereits für die Abreise gepackt. In weniger als 24 Stunden war ihre Auszeit vorbei. Dann würde sie den Polizeidienst im Grazer Landeskriminalamt wieder antreten. Erholt von den Strapazen der Mordfälle, die sie zuvor mit Chefinspektor Sascha Bergmann und den anderen Kollegen aufgeklärt hatte, der Trennung von ihrem Freund Julius und den ersten Anzeichen eines Burnouts, die sie eine Weile kürzertreten ließen.

      In den vergangenen drei Monaten hatte sich Sandra einer Therapie unterzogen, eine Pilgerreise angetreten und viel nachgedacht, um schließlich eine Entscheidung zu treffen. Sie würde ihren Beruf weiterhin ausüben. Dennoch wollte sie einiges ändern, um nicht noch einmal beinahe auszubrennen. Sie nahm sich vor, künftig auszusprechen, was ihr gegen den Strich ging, mehr auf sich selbst zu achten und öfter nein zu sagen. Bevor sie wieder ihre Grenzen überschritt. Sandra war gerne Polizistin, wie ihr verstorbener Vater. Sie konnte sich keinen anderen Job für sich vorstellen. Weder wollte sie Ernährungsberaterin noch Schriftstellerin oder gar Wunderheilerin werden, wie manche Frauen, die sich in Krisenzeiten völlig neu erfanden. Ihr Leben war gut, wie es war. Meistens jedenfalls. Höhen und Tiefen gehörten nun einmal dazu und ließen sich zumeist ohnehin nicht vorausplanen oder vermeiden. Besser war es, Probleme anzunehmen, sie wenn möglich zu lösen und daraus zu lernen, wie Sandra es nach ihrem Zusammenbruch getan hatte. Die Augen-zu-und-durch-Methode, mit der sie jahrelang gut gefahren war, funktionierte eben nicht immer. Vor allem dann nicht, wenn einem das Schicksal ein Bein stellte. Wie mit dem Skiunfall ihres nunmehrigen Exfreundes Julius Czerny. An seiner Querschnittlähmung war die Beziehung endgültig zerbrochen. Im Privatleben wollte sich Sandra fortan nur noch mit Menschen umgeben, die ihr guttaten. Menschen wie Andrea, die immer für sie da waren. Auch und gerade dann, wenn es ihr schlecht ging.

      Während ihrer Auszeit hatte Sandra viel Zeit mit der Freundin verbracht, reichlich geschlafen und so viel gegessen wie noch nie. Gestärkt und um fünf Kilo schwerer war sie nun wieder bereit für alles, was auf sie zukommen würde. Mehr noch: Sie freute sich auf den Dienst und ihre Kollegen. Sogar auf Sascha Bergmann, der – mit Abstand betrachtet – gar kein so übler Partner war. Auch wenn sie der Chefinspektor gelegentlich auf die Palme brachte. Dass sie ihn früher zu Gesicht bekommen sollte, als sie glaubte, ahnte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

      2.

      »Ich habe eine Nachricht für Sie, Frau Mohr. Von einem Herrn Bergmann. Wir konnten Sie in Ihrem Zimmer nicht erreichen, als er vorhin angerufen hat.«

      »Bergmann?« Sandra sah die Rezeptionistin verwundert an. Nach der ersten Schrecksekunde schob sie ihre Kreditkarte über die Empfangstheke und nahm den Briefumschlag entgegen. »Wann hat er denn angerufen?«, erkundigte sie sich.

      »Die Uhrzeit steht vorne auf dem Kuvert drauf, neben Ihrer Zimmernummer«, antwortete die Hotelangestellte.

      Sandra entdeckte die blasse Bleistiftschrift und blickte auf ihre Armbanduhr. Es war noch keine halbe Stunde her, dass Bergmann versucht hatte, sie zu erreichen. Während sie gerade beim Frühstück gesessen war, überlegte sie und zog den Zettel aus dem Umschlag.

      ›Ruf mich an, bevor du nach Hause fährst. Dringend!‹, stand da geschrieben. Sandra griff nach ihrem Handy, das in letzter Zeit nur dann eingeschaltet war, wenn sie auch wirklich bereit war zu telefonieren. Sie fand es heilsam, nicht immer und überall erreichbar zu sein. Doch damit war es demnächst wohl vorbei.

      Was zum Teufel wollte Bergmann von ihr? Konnte er nicht bis morgen warten? Woher wusste er überhaupt, dass sie an ihrem letzten freien Wochenende in diesem Wellnesshotel nahe Bad Gleichenberg einquartiert war? Wahrscheinlich hatte er wieder Andrea ausgefratschelt. Außer ihrer Freundin wusste ja niemand, dass sie hier war. Oder etwa doch?