Poetry [Dichtung] is not play, and our relationship to it is not one of playful relaxation that makes us forget ourselves, but rather the awakening and delineation of an individual’s ownmost essence, through which he reaches back into the ground of his Dasein. If each individual proceeds from there, then a true gathering of individuals into an original community has already occurred in advance. The crude regimentation of the all too many within a so-called organization is only a makeshift expedient, but not the essence.
If we now attempt to approach that domain in which Hölderlin’s poetry unfolds its power and indeed to expose ourselves to it, then we should know that in this endeavor neither swift intelligence, nor a blindly accumulated erudition, nor some contrived welling up of supposedly primal feelings, nor inflated rhetoric will help us, but only that lucid seriousness that is able to endure the momentousness of this task for a long time to come.
PART ONE
“GERMANIA”
We shall now read and listen to the poem “Germania.” The authoritative edition from which I shall cite is the six-volume edition of Norbert von Hellingrath and his friends.1 In von Hellingrath’s edition, Hölderlin’s entire work is distributed throughout the various volumes according to when the poems were composed. The letters are in each case ascribed to different periods and accordingly arranged throughout the various volumes. This is wholly appropriate to the character of Hölderlin’s letters, which belong entirely to his work. Perhaps the German youth will one day come to remember the creator of their Hölderlin edition, Norbert von Hellingrath, who, at the age of twenty-eight, was killed in action at Verdun in 1916—or perhaps they will not.
The other critical edition by Franz Zinkernagel, which we must also necessarily employ in our actual work, collects all of Hölderlin’s letters together in volume four.2 Unfortunately we do not have the volume with the different versions.
Germania3
I | Nicht sie, die Seeligen, die erschienen sind, |
Die Götterbilder in dem alten Lande,
Sie darf ich ja nicht rufen mehr, wenn aber
Ihr heimatlichen Wasser! jezt mit euch
Des Herzens Liebe klagt, was will es anders
Das Heiligtrauernde? Denn voll Erwartung liegt
Das Land und als in heissen Tagen
Herabgesenkt, umschattet heut
Ihr Sehnenden! uns ahnungsvoll ein Himmel.
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Voll ist er von Verheissungen und scheint
Mir drohend auch, doch will ich bei ihm bleiben,
Und rükwärts soll die Seele mir nicht fliehn
Zu euch, Vergangene! die zu lieb mir sind.
Denn euer schönes Angesicht zu sehn,
Als wärs, wie sonst, ich fürcht’ es, tödtlich ists
Und kaum erlaubt, Gestorbene zu weken.
II | Entflohene Götter! auch ihr, ihr gegenwärtigen, damals |
Wahrhaftiger, ihr hattet eure Zeiten!
Nichts läugnen will ich hier und nichts erbitten.
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Denn wenn es aus ist, und der Tag erloschen,
Wohl trifts den Priester erst, doch liebend folgt
Der Tempel und das Bild ihm auch und seine Sitte
Zum dunkeln Land und keines mag noch scheinen.
Nur als von Grabesflammen, ziehet dann
Ein goldner Rauch, die Sage drob hinüber,
Und dämmert jezt uns Zweifelnden um das Haupt,
Und keiner weiss, wie ihm geschieht. Er fühlt
Die Schatten derer, so gewesen sind,
Die Alten, so die Erde neubesuchen.
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Denn die da kommen sollen, drängen uns,
Und länger säumt von Göttermenschen
Die heilige Schaar nicht mehr im blauen Himmel.
III | Schon grünet ja, im Vorspiel rauherer Zeit |
Für sie erzogen das Feld, bereitet ist die Gaabe
Zum Opfermahl und Thal und Ströme sind
Weitoffen um prophetische Berge,
Dass schauen mag bis in den Orient
Der Mann und ihn von dort der Wandlungen viele bewegen.
Vom Äther aber fällt
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Das treue Bild und Göttersprüche reegnen
Unzählbare von ihm, und es tönt im innersten Haine.
Und der Adler, der vom Indus kömmt,
Und über des Parnassos
Beschneite Gipfel fliegt, hoch über den Opferhügeln
Italias, und frohe Beute sucht
Dem Vater, nicht wie sonst, geübter im Fluge
Der Alte, jauchzend überschwingt er
Zulezt die Alpen und sieht die vielgearteten Länder.
IV | Die Priesterin, die stillste Tochter Gottes, |
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Sie, die zu gern in tiefer Einfalt schweigt,
Sie suchet er, die offnen Auges schaute,
Als wüsste sie es nicht, jüngst da ein Sturm
Todtdrohend über ihrem Haupt ertönte;
Es ahnete das Kind ein Besseres,
Und endlich ward ein Staunen weit im Himmel
Weil Eines gross an Glauben, wie sie selbst,
Die seegnende, die Macht der Höhe sei;
Drum sandten sie den Boten, der, sie schnell erkennend,
Denkt lächelnd so: Dich, unzerbrechliche, muss
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Ein ander Wort erprüfen und ruft es laut,
Der Jugendliche, nach Germania schauend:
“Du bist es, auserwählt
“Allliebend und ein schweres Glük
“Bist du zu tragen stark geworden.
V | Seit damals, da im Walde verstekt und blühendem Mohn |
Voll süssen Schlummers, trunkene,