»Warum denn nicht?«
»Du bist mein Gast und jetzt kein Wort mehr über diesen Unsinn.«
Ich gebe mich geschlagen, für den Moment zumindest. »Wie du willst.«
»Na also.«
»Ich bin müde«, versuche ich, das Gespräch abzukürzen. »Außerdem muss ich jetzt dringend aus diesem Fetzen raus.«
»Nimm dir wenigstens noch ein Stück von der Lasagne.«
Ich nicke, hole mir einen Teller aus dem Schrank und schneide mir ein Stück von der italienischen Spezialität ab, als Sky die Küche betritt.
»Hey, kleine Prinzessin. Heißes Teil«, begrüßt er mich und deutet auf mein Outfit.
Ich rolle genervt die Augen. Er selbst trägt nur einen knappen String, sein Oberkörper ist nackt. Und da macht er sich über mich lustig? »Nicht so heiß wie das, was du trägst«, antworte ich.
Er beugt sich zu mir nach unten und will mir einen Kuss auf die Stirn hauchen.
»Sky, würde es dir etwas ausmachen, ein bisschen mehr als einen String anzuziehen, wenn du in die Küche kommst?«, sage ich verlegen.
»Nein, es würde mir nichts ausmachen Süße. Tut mir leid, wenn ich dich schockiert habe.«
Elijah schüttelt nur den Kopf. »Sky, ich hatte dir doch gesagt, wenn Sunday im Haus ist, bist du komplett angezogen.« Er geht er einen Schritt auf Sky zu und versetzt ihm einen ordentlichen Schlag auf den Po, was Sky nur ein übertriebenes Lachen entlockt. »Warte gefälligst oben auf mich«, ruft Elijah ihm noch nach, dann ist Sky wieder verschwunden.
»Tut mir leid, Sunday.«
Ich winke ab. »Ist schon gut«, sage ich schulterzuckend und stecke die letzte Gabel der leckeren Lasagne in den Mund. »Das war lecker«, lobe ich Elijahs Kochkunst. Dann räume ich noch den Teller und das Besteck in die Spülmaschine, nehme mir eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank und verschwinde nach oben in mein Zimmer, um endlich in meine Wohlfühlklamotten zu schlüpfen. Dabei hoffe ich, heute keine seltsamen Geräusche mehr aus Elijahs Schlafzimmer zu hören.
Die Bar liegt um die Nachmittagszeit ruhig und verlassen da. Es ist Samstag und spätestens um neun Uhr wäre der Laden voll, aber heute werden die Türen geschlossen bleiben. Die Leuchtreklame mit dem Namen des Clubs ist bereits abgeschraubt und dunkle Folie verdeckt die Fenster, sodass nichts, was im Inneren geschieht, nach außen gelangt. Nur der monotone Baulärm dringt bis auf die Straße. Ich parke meinen Wagen in einer Parkbucht und steige aus. Als ich die Tür zu dem Lokal öffnen will, kommt mir ein Mann mit einer Leiter entgegen.
»Die Bar ist geschlossen«, weist er mich auf das Schild hin, das an der Tür hängt.
»Das sehe ich auch. Ich habe einen Termin.«
»Ach ja, mit wem denn?«
Verdammt, ich weiß nicht mal den Namen des Besitzers.
»Mit dem neuen Inhaber des Clubs«, antworte ich gelassen.
Jetzt tritt er zur Seite und lässt mich eintreten.
»Ganz durch, die hintere Tür«, grummelt er.
»Danke«, murmle ich leise und betrete die Bar, in der die Handwerker bereits angefangen haben, das Mobiliar auszuräumen. Das laute Geräusch einiger Bohrmaschinen und die Schläge von Hämmern, dazu das grelle Licht von starken Lampen, die aufgestellt wurden, um den Raum gut auszuleuchten, verwandeln die Bar in eine wüste Baustelle. Vorsichtig, um nicht über Teile der Einrichtung zu stolpern, die hier überall herumliegen, durchquere ich den Barraum und schiebe die Plane zur Seite, die den hinteren Teil des Clubs von den Bauarbeiten abgrenzt. Als ich vor der Tür mit der Aufschrift Privat stehe, höre ich einige Stimmen aus dem Zimmer. Vielleicht bin ich nicht die Einzige, die er für den Job haben will. Aber ich bin sowieso nur hier, um das Missverständnis aufzuklären. Die Tür ist leicht angelehnt, also klopfe ich energisch an.
»Ja, bitte«, dröhnt eine dunkle Stimme von drinnen.
Ich drücke die Tür auf und schaue in das Büro, in dem hinter dem altertümlichen Schreibtisch ein Mann sitzt, die Füße auf die Holzplatte gelegt, während er sich lauthals am Handy mit seinem Gesprächspartner zu streiten scheint. Er ist einer der beiden, die gestern Abend erfolgreich die Typen aus der Bar befördert hatten.
Wenn ich ehrlich bin, macht er mir fast Angst. Er ist groß, hat einen dunklen Teint und wenn er wie jetzt mit seinem Gesprächspartner spricht, wirkt er unwahrscheinlich dominant. Zumindest auf mich. Allein, wie er schon da sitzt. Seine dunklen Augen sprühen Funken, wenn er sich aufregt. Dann fällt mein Blick auf meinen Helden von gestern Abend und einen dritten Mann, der lässig am Schreibtisch lehnt und grinsend das Telefongespräch verfolgt.
»Kommen Sie rein und schließen Sie die Tür. Ich bin Jay, das sind meine Partner Wyatt und Ash«, dabei zeigt er auf den Mann hinter dem Schreibtisch, der keine Anstalten macht, seine Beine vom Tisch zu nehmen und weiter unbeirrt auf seinen Gesprächspartner einredet.
Jay also. Der Name gefällt mir, er passt zu ihm. Jetzt erinnere ich mich, dass sein Partner ihn gestern so nannte. Der Mann, der mir als Wyatt vorgestellt wurde, reicht mir die Hand und begrüßt mich freundlich.
»Na also, warum nicht gleich so«, dringt die tiefe Stimme des Mannes hinter dem Schreibtisch an mein Ohr. Dann beendet er sein Telefongespräch mit ein paar knappen Worten.
»Psychologische Kriegsführung nennt man das, wenn ich mich nicht täusche, oder Ash?«, feixt Wyatt.
»Nenn es, wie du willst. Hauptsache, der Club wird pünktlich eröffnet«, ist Ashs kurze Antwort.
»Dein Freund hat keine Skrupel, Jay. Er hat einfach zu lange für den CIA gearbeitet. Das hat das letzte bisschen Charakter in ihm auch noch getötet«, wendet sich Wyatt kopfschüttelnd und sichtlich amüsiert an Jay. »Er sollte aufhören, immer wieder in diesem Hexenkessel mit zu rühren.«
»Welchen Charakter? Ash hatte nie welchen«, lästert Jay.
Die drei scheinen total vergessen zu haben, dass sie nicht allein sind. Ich bin eine Fremde und außerdem hier, um ein Vorstellungsgespräch zu führen. Zumindest geht Jay davon aus. Aber das scheint sie nicht zu stören, mehr noch, es macht auf mich fast den Eindruck, als hätten sie einen Heidenspaß daran, sich gegenseitig aufs Korn zu nehmen. Dann nimmt der Mann hinter dem Schreibtisch endlich die Füße vom Tisch, steht auf und kommt auf mich zu. Er ist groß, nicht viel größer als Jay und Wyatt, soweit ich das erkennen kann, aber er wirkt wie ein Fels in der Brandung mit seinen breiten Schultern und einem Brustkorb, der ein hartes Training vermuten lässt.
»Hi, ich bin Ash. Hören Sie nicht auf das Geschwätz meiner Teilhaber«, begrüßt er mich und reicht mir die Hand.
»Sunday Anderson«, stelle ich mich vor, während mein Blick zu Jay gleitet.
»Freut mich. Ich hoffe, Sie sind gestern gut nach Hause gekommen«, begrüßt mich Ash.
»Natürlich. Danke noch mal.«
»Immer wieder gerne.« Dabei erhellt ein Lächeln sein Gesicht, das ihn gleich viel freundlicher wirken lässt.
»Ash ist Pilot und außerdem sehr erfolgreich in Verbrechensbekämpfung, daher seine etwas unkonventionelle Art, mit den Menschen umzugehen, aber Ihnen wird er nichts tun«, winkt Jay ab und bietet mir einen Stuhl vor dem Schreibtisch an. Er selbst nimmt jetzt dahinter Platz.
Er vielleicht nicht, aber was ist mit Jay, geht es mir durch den Kopf, wenn ich an seine Worte im Park denke, die sich jetzt wieder unaufhaltsam in meine Gedanken drängen.
Wenn Sie mir gehören würden!
Und was meint er mit Verbrechensbekämpfung? Ist Ash nebenbei ein Kopfgeldjäger oder ein Navy Seal? Doch Jay geht nicht weiter auf das Thema ein. Nur der strenge Blick von Ash schwebt noch kurz im Raum.
»Jay, du kannst es einfach