Heathens Ink: Mein Heiler. K.M. Neuhold. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: K.M. Neuhold
Издательство: Bookwire
Серия: Heathens Ink
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238275
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können, wäre ich es gewesen. Ich konnte ihn nicht retten.

      In dem Moment wird mir klar, dass Nox noch immer auf eine Antwort wartet.

      »Sicher«, stimme ich zu.

      »Wie wäre es, wenn wir nach der Arbeit was trinken gehen und reden? Treffen wir uns im O'Malley's?«

      Ich nicke, ehe ich mich umdrehe und durch den Flur zurück in meinen Arbeitsbereich gehe.

      ***

      Egal, wie ich es drehe und wende, ich kriege es nicht in meinen Kopf, dass Adam auf Kerle steht. Ich dachte, wir würden alles miteinander teilen.

      Wie viele Stunden habe ich damit verbracht, mich ihm völlig zu offenbaren, als ich um Johnny getrauert habe? Wie oft haben wir als Teenager über die Leute in der Schule gesprochen, die wir heiß fanden? Er hätte es mir sagen können. Es wäre eine ganz einfache Aussage gewesen.

      Ich hab mich mit sechzehn vor ihm geoutet, um Himmels willen. Hätte er es mir da nicht sagen können? Oder buchstäblich an jedem anderen Tag während der letzten dreizehn Jahre?

      Und dann herauszufinden, dass er seit Monaten heimlich mit unserem Mitbewohner zusammen ist? Was zur Hölle soll das?

      Ich kann mich nicht entscheiden, welcher Schmerz schlimmer an mir nagt: Der Verrat oder die lähmende Einsamkeit, die mit der Erkenntnis einhergeht, dass mein bester Freund in jemanden verliebt ist und ich ihn verlieren werde.

      Dann kommen noch Schuldgefühle dazu. Es gibt keinen Grund, warum Adam niemanden finden sollte, der ihn glücklich macht, nur weil ich zu kaputt bin, um jemals wieder zu lieben.

      Ich weiß nicht, warum ich zugestimmt habe, mit Nox zu reden, bevor ich die Dinge mit Adam bereinigt habe. Vermutlich will ein Teil von mir ihn auf Herz und Nieren prüfen, wie es ein bester Freund tun sollte. Ist er gut genug für Adam? Das ist jetzt eine überflüssige Frage, da sie bereits verliebt sind. Aber es fühlt sich in dieser Situation richtig an.

      Ich gehe die Straße zur Bar runter und versuche zu entscheiden, was ich Nox sagen soll. Vielleicht sollte ich Adam anrufen und ihm sagen, dass er dazustoßen soll.

      Ich muss mich bei ihm entschuldigen. Ich muss den Kopf aus dem Arsch ziehen. Ich muss meinem besten Freund gratulieren.

      Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, war Adam in letzter Zeit merklich glücklicher. Ich bin nicht auf die Idee gekommen, dass er mit jemandem zusammen ist, weil er das nie war. Zumindest nicht ernsthaft. Er hatte seinen Spaß mit Mädels wie Kira, zeigte aber nie wirkliches Interesse.

      Als ich mich der Bar nähere, liegt etwas Unheilvolles in der Luft. Ich halte inne und sehe mich um, während ich versuche, dieses Gefühl zuzuordnen, das dafür sorgt, dass sich die Haare auf meinen Armen aufstellen.

      Aus der Gasse neben der Bar dringt ein schlurfendes Geräusch, also schleiche ich mich näher, um zu sehen, ob sich dort nur ein Pärchen vergnügt oder etwas Schlimmeres vonstattengeht.

      Was ich sehe, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren und mein Herz rasen.

      Nox hängt schlaff in den Armen eines Mannes, der ihm die Kehle zudrückt. Nox' Gesicht ist lila angelaufen, weil ihm der Mann die Luft abschnürt.

      Ich habe keine Zeit, mir einen Plan zurechtzulegen. Ich erinnere mich nicht, wie lange die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn unterbrochen sein kann, ehe Schäden auftreten, aber ich glaube nicht, dass es lange ist.

      Ohne nachzudenken schnappe ich mir einen großen Stein vom Boden und stürze mich auf den Mann.

      Er ist zu abgelenkt, um mich zu bemerken, sodass ihn mein Schlag hart und präzise am Hinterkopf trifft.

      Der erste Schlag reicht aus, damit er Nox loslässt, der auf den Boden sackt.

      Kapitel 2

      Beck

      Ich rausche durch die Türen des On Point, dem Tanzstudio, in dem ich unterrichte.

      »Pünktlich auf die Minute, wie immer«, spottet mein bester Freund Clay.

      Ich zeige ihm den Mittelfinger, als ich den Flur zum Studio Eins hinunterrenne, wo meine Schüler sicher alle schon warten und nicht überrascht sind, dass ich zu spät komme.

      »Hey Leute, tut mir leid«, entschuldige ich mich, als ich hereinstürme. »Ich war beim Tätowierer und mir war nicht klar, wie lange es dauern würde und dann musste ich nach Hause und mich umziehen«, erkläre ich und wedle dabei mit den Händen.

      »Dürfen wir dein Tattoo sehen?«, fragt Kailee, eine meiner liebsten Schülerinnen.

      Versteht mich nicht falsch, ich liebe alle Kinder, die ich unterrichte. Aber für eine Achtjährige mit einem engelsgleichen Gesicht, gutem Benehmen und einer erstaunlichen Zukunft vor sich habe ich eben eine Schwäche.

      »Sicher, es ist ein Pfau mit buntem Schwanzgefieder«, erkläre ich, als ich mein T-Shirt ausziehe, sodass ich nur noch meinen Body trage und meine Arme entblößt sind.

      Eines der anderen Mädchen kichert.

      »Ist das nicht ein böses Wort?«

      Ich beiße mir fest auf die Unterlippe, um nicht zu lachen.

      »Nein, Süße. Es heißt Schwanzgefieder, das sind diese langen bunten Federn hier. Nichts Böses.«

      Nachdem alle Kinder mit lauten Oohs und Ahhs mein neues Tattoo bestaunt haben, scheuche ich sie alle auf ihre Plätze, damit wir etwas schaffen, bevor ihre Eltern auftauchen, um sie abzuholen.

      Während ich zusehe, wie meine Kids die Schritte tanzen, die ich ihnen seit Monaten beibringe, geht mir vor Stolz das Herz auf, während sich gleichzeitig eine vertraute Traurigkeit in mir breitmacht.

      Das war schon mein ganzes Leben lang mein Traum, zu tanzen und die Liebe der Kinder zum Tanz zu fördern. Ich wünschte nur, es hätte nicht den Tod meiner Zwillingsschwester Brianna gebraucht, um das zuwege zu bringen. Und ich wünschte, ich hätte den Mut, meinem Vater zu sagen, dass er mich kreuzweise kann, damit ich das hier Vollzeit machen kann.

      Sobald der Unterricht vorbei ist und alle Kinder abgeholt sind, kommt Clay, um mir beim Aufräumen zu helfen.

      »Du hast endlich dein Tattoo«, stellt er lächelnd fest. »Was denkst du, wie sehr wird dein Dad ausflippen?«

      »Bäh, erinnere mich bloß nicht dran. Es ist nicht so, dass er mich je ohne Anzug sieht, also glaube ich, dass ich die Katastrophe auf unbestimmte Zeit aufschieben kann.«

      »Gutes Argument«, stimmt Clay zu. »Also, wie war es?«

      »Unerträglich. Warum hast du mir nicht gesagt, dass es derart wehtut?«, beschwere ich mich. »Es brennt immer noch. Wie lange dauert es, bis das aufhört?«

      Clays Arme sind vollständig mit leuchtenden Wildblumen bedeckt; ich kann mir nicht vorstellen, wie lange das gedauert haben muss.

      »Das Brennen verschwindet in ein paar Stunden. Außer wenn du duschst, da wird es sich für ein paar Tage wie ein Sonnenbrand anfühlen. Dann fängt das Jucken an…«, erklärt er und ich nagle ihn mit meinem Blick fest, als sich die Nebenwirkungen auftürmen. »Und das alles ist es so was von wert, daher wollte ich nicht, dass du einen Rückzieher machst.«

      Ich grummle. Ich bin froh, dass ich den Pfau bekommen habe, um mich an Brianna zu erinnern.

      »Wo hast du es machen lassen?«

      »Heathens Ink. Das ist in der Nähe der Bar, die du magst, dem O'Malley's.«

      Clays Gesicht hellt sich auf. Innerlich wie äußerlich ist er wahrlich ein wunderschöner Mensch und wenn er lächelt, reicht es aus, um wirklich jeden Mann in die Knie zu zwingen.

      Als Teenager haben wir ein paar Mal rumgemacht, letztendlich aber entschieden, dass wir nur Freundschaft füreinander empfinden. Außerdem hat es nicht lange gedauert, bis wir herausgefunden haben, dass wir beide absolute Bottoms sind. Nicht, dass ich niemals toppe, aber es