ANDRÉ FRANÇOIS-PONCET
VON VERSAILLES BIS POTSDAM
FRANKREICH UND DAS DEUTSCHE PROBLEM 1919–1945
Herausgegeben von Thomas Gayda
Der Herausgeber dankt Geneviève François-Poncet für ihr Vertrauen und die Erlaubnis, Einsicht in das Familienarchiv nehmen zu dürfen.
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Titel der Originalausgabe: De Versailles à Potsdam
Librairie Ernest Flammarion, Paris
Aus dem Französischen übertragen von Dr. Rupprecht Leppla
Einziger, vom Verfasser autorisierter deutscher Text (Erstausgabe 1947)
1. eBook-Ausgabe 2020
© 2020 Europa Verlag in Europa Verlage GmbH,
Berlin · München · Zürich · Wien
Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich,
unter Verwendung von Fotos von © Bundesarchiv,
Abt. Filmarchiv/Transit Film GmbH und Wikimedia Commons,
Gryffindor, panorama made by Digon
Bildnachweis: Archiv der Familie François-Poncet
Satz: Danai Afrati
Redaktion: Franz Leipold
Konvertierung: Bookwire
ePub-ISBN: 978-3-95890-287-9
Alle Rechte vorbehalten.
INHALT
Einführung: Biografische Notizen
Die militärische Niederlage und die deutsche Revolution
Die Nationalversammlung von Weimar
Der deutsche Widerstand gegen die Durchführung des Vertrages von Versailles
Die Ruhrbesetzung – Stresemann – Der Dawes-Plan
Die Jahre der Illusion – Der Pakt von Locarno – Deutschland im Völkerbund
Hitlers »Mein Kampf« – Die Fortschritte des Nazismus – Brüning in Ungnade
Papen und Schleicher – Hitlers Machtergreifung
Hitler an der Macht – Die Wiederaufrüstung des Reiches – Das Ende von Locarno
Nach der deutschen Kapitulation – Die Potsdamer Konferenz (I)
Die Potsdamer Konferenz (II) – Die geistige Verfassung der Deutschen – Schlussfolgerungen
André François-Poncet: Ein Europäer der ersten Stunde
EINFÜHRUNG: BIOGRAFISCHE NOTIZEN
Als Sohn einer alteingesessenen Pariser Familie kam André François-Poncet am 13. Juni 1887 in Provins sur Marne (Département Seine-et-Marne) zur Welt. Vater Henri (1851–1925) erlebte das Trauma des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 mit der Niederlage bei Sédan unter Napoleon III. und dem Verlust von Elsaß-Lothringen. Um die deutsche Mentalität besser einschätzen zu können, animierte er seinen Sohn André – wie viele Väter seiner Generation –, die deutsche Sprache zu lernen, gewissermaßen als Vorsichtsmaßnahme und Voraussetzung, um die zukünftige territoriale Integrität Frankreichs zu sichern. Später wurde Henri Ratsmitglied am höchsten Berufungsgericht in Paris. Sohn André besuchte die führenden Eliteschulen, 1901/02 für ein halbes Jahr die 12. Jahrgangsstufe des Großherzoglichen Gymnasiums in Offenburg, studierte 1907/08 Germanistik in Berlin und München sowie an der renommierten École Nationale Supérieure, wo er seine Dissertation über die Entstehung von Goethes »Wahlverwandtschaften« verfasste und 1909 herausbrachte. Sein Doktorvater war der bedeutendste französische Germanist seiner Zeit, Henri Lichtenberger (1864–1941). Im gleichen Jahr bestand François-Poncet die »L’agrégation d’allemand« als Jahrgangsbester. 1913 veröffentlichte er unter dem Titel »Ce que pense la Jeunesse Allemande« (Was die deutsche Jugend denkt) eine analytische Studie über die Mentalität einer preußisch-militaristisch geprägten Jugend, die zu einer bedeutenden Quelle für das französische Verständnis der wilhelminischen Gesellschaft vor dem Ersten Weltkrieg wurde. 1917 wurde der Kommandant des 304. Infanterieregiments bei Verdun verwundet, wegen besonderer Tapferkeit mit dem Verdienstkreuz ausgezeichnet und daraufhin an die französische Botschaft in Bern abberufen, wo er bis Kriegsende deutsche Geheiminformationen sowie Kriegspropaganda auswertete. Als bereits bekannter Germanist wurde er nach Unterzeichnung des Waffenstillstandes im November 1918 als Dolmetscher zu den Verhandlungen nach Versailles berufen, wo er bis zur Vertragsunterzeichnung im Juni 1919 zugegen war.
Durch die Bekanntschaft mit Robert Pinot (1862–1926), dem Generalsekretär des Interessensverbandes der französischen Kohle- und Stahlindustrie »Comité des Forges«, erhielt er prägende Einblicke in das wirtschaftliche Milieu der Großindustrie. Überzeugt, dass nach dem Krieg wirtschaftliche Fragen im Vordergrund stünden, reifte sein Entschluss, fortan seine publizistischen und militärisch-diplomatischen Erfahrungen in den Dienst der Wirtschaft zu stellen.
1920 erfolgte unter seiner Leitung die Gründung der »Société d’Études et d’Information Économiques« und deren »Bulletin Quotidien«, das er für die nächsten vier Jahre als Chefredakteur leitete. Gleichzeitig verfasste er Kolumnen für die Tageszeitung »L’Avenir«. Im gleichen Jahr heiratete er Jacqueline Dillais (1892–1982) und gründete eine Familie mit fünf Kindern.
Als Delegierter bei der Konferenz von Genua 1922, die die Wiederherstellung der durch den Krieg zerrütteten internationalen Finanz- und Wirtschaftssysteme