Das Erbe der Macht - Band 24: Schattenkrieg. Andreas Suchanek. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Suchanek
Издательство: Bookwire
Серия: Das Erbe der Macht
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783958343917
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flog in seine Hand. Noch vor wenigen Minuten wäre der Zauber ohne Funktion geblieben, doch der Essenzstab des Schutzes schien Max als neuen Gefährten zu akzeptieren.

      Stöhnend kam er in die Höhe.

      Sein Blick fiel auf Kevin, dessen Körper zuckte. Die Explosion hatte ihn seitlich getroffen, sein Hals war eine klaffende Wunde. Ihm blieben noch Sekunden.

      Max robbte über den Boden, schuf das magische Heilsymbol aus lodernder Essenz auf Kevins Stirn und sprach: »Sanitatem Corpus.«

      Die Halswunde schloss sich nur langsam, als kämpfte sie gegen den Zauber der körperlichen Erneuerung an. Endlich, nach bangen Sekunden, war es vollbracht.

      Kevin atmete einmal tief ein, dann verlor er das Bewusstsein. Seine venezianische Kleidung war zerfetzt, sein ganzer Oberkörper voller Blutergüsse, Wunden und Schrapnellen, die in der Haut steckten.

      Mit einem Husten spuckte Max Blut.

      Bevor er weiter darangehen konnte, Kevin zu heilen, musste er sich um den eigenen Körper kümmern.

      »Sanitatem Corpus.«

      Seine Wunden schlossen sich.

      Schritte erklangen.

      »Max, Kevin!« Jen stürmte herein.

      »Geht es euch gut?« Alex folgte dichtauf.

      »Ich verstehe das nicht …« Max schloss seine Heilung ab. »Das sieht so aus, als …«

      »Der Essenzstab ist explodiert.« Jen betrachtete die herumliegenden Teile aus Hexenholz, Noxanith und Bernstein. Eine gefährliche Mischung.

      »Aber unsere sind in Ordnung.« Alex betastete instinktiv seinen eigenen, der vom ersten Stabmacher angefertigt worden und wohl deshalb nicht explodiert war.

      Erst jetzt realisierte Max, dass weitere Schreie an sein Ohr drangen. So viele davon. Es musste mehr als nur Kevins Essenzstab erwischt haben.

      »Ein Zauber Merlins«, sagte Jen. »Da gehe ich jede Wette ein.«

      »Aber wie? Unsere Stäbe sind nicht mit dem Wall verbunden.« Alex überprüfte Kevins Puls. »Stabil.«

      Max durchdachte blitzschnell seine Optionen. Wenn es noch mehr Verletzte gab, durfte er seine Kraft nicht vollständig aufbrauchen. Sein Verlobter war stabil, den Rest der Heilung konnte er später vornehmen. Seine antrainierte Logik verband sich mit Reflexen und übernahm die Kontrolle.

      »Wir müssen so viele Leben retten wie möglich.« Er stand auf.

      »Was ist mit Kevin?«, fragte Jen.

      »Seine schlimmsten Wunden sind versorgt, der Krankenflügel wird gleich überlastet sein.« Max schuf weitere Symbole. »Gravitate Negum.«

      Der Körper von Kevin erhob sich. Geschützt von einer zusätzlichen Sphäre schwebte er davon.

      »Unsere gemeinsamen Zimmer«, erklärt Max. »Da ist er erst einmal außer Gefahr.«

      Sofort wandte sein Geist sich wieder dem Problem vor ihnen zu. Wie viele Essenzstäbe waren explodiert? Und warum? Er betrachtete misstrauisch seinen eigenen und den von Alex und Jen.

      »Meint ihr, das kann uns auch passieren?«, fragte er.

      »Ich habe noch nie davon gehört, dass es das überhaupt kann«, erwiderte Alex. »Um die anderen zu schützen, benötigen wir die Essenzstäbe.«

      Um Zauber in Körper einfließen zu lassen, waren die Stäbe notwendig.

      Irgendwo schrie jemand verzweifelt auf.

      »Los!« Jen wartete nicht länger und rannte zum Ausgang.

      Es war ein Zufall, dass sie und Alex gerade hier oben auf den Zinnen der Zuflucht ein Gespräch geführt hatten und Kevin mit ihm in einem nahe gelegenen Turmzimmer.

      Wie sah es wohl draußen aus?

      Auf die Antwort hätte Max gerne verzichtet, als sie die Haupthalle erreichten. Überall kauerten Verwundete und lagen Tote, Splitter von magischen Materialien steckten in ihren Körpern. Auf der Kleidung verschiedener Magier tanzten unlöschbare Flammen. Die Betroffenen rissen sich die Fetzen vom Leib.

      Das Armageddon war über die Zuflucht hereingebrochen.

      Max wollte sich dem ersten Verwundeten zuwenden, als das Oberlicht explodierte. Ein Körper krachte hindurch und prallte auf dem Steinboden auf.

      Hoch über ihnen brannte die East End.

      Alfie!«, brüllte Alex.

      Während Jen nach vorne hetzte, starrte er in die Höhe. Das Luftschiff von Moriarty, auf dem sich auch dessen Leute befanden, trudelte. Flammen leckten über den Essenzantrieb. Etwas im Inneren war explodiert und hatte ein gewaltiges Loch in die Gondel gerissen.

      »Sie stürzen ab.« Max hob bereits seinen Essenzstab. »Schnell, wir müssen eine Schutzsphäre errichten, sonst regnet es gleich Feuer.«

      Jen erhob sich. »Das war Olga, die Heilmagierin.« Mit einem Kopfschütteln signalisierte sie, dass jede Hilfe zu spät kam.

      Plopp.

      An Madisons Händen materialisierten Alfie und Jason. Letzterer hielt den bewusstlosen Moriarty auf seinen Armen.

      »Ich übernehme den Schutz«, sagte Max. »Contego Maxima!«

      Eine wabernde Kuppel umhüllte die Zuflucht.

      Alex sah auf einen Blick, dass Max den Essenzstab des Schutzes in Händen hielt. Damit war das Gebäude erst einmal sicher.

      »Ich muss die anderen holen!«, verkündete Madison.

      Sie verschwand zwei weitere Male und kehrte mit verletzten Besatzungsmitgliedern der East End zurück. Damit endete die Fahrt des Luftschiffes. In einem Regen aus Trümmerteilen und Feuer stürzte es herab. Der Aufprall sandte Erschütterungen durch das Schutzfeld, die wie Wellen über die Essenz glitten.

      Dann war es vorbei.

      »Was ist passiert?«, fragte Jason. »Wir waren gerade …« Sein Gesicht nahm die Farbe einer roten Tomate an.

      »Essenz aufladen«, sagte Alfie knapp.

      Was nichts anderes bedeutete, als dass die drei im Bett beschäftigt gewesen waren. Durch die intime Nähe gab das Sigil im Inneren eines Magiers instinktiv Essenz frei und die Bernsteinkörner im Blut von Alfie konnten diese aufnehmen.

      »Die Essenzstäbe sind explodiert«, flüsterte Madison. Der Schock schien erst jetzt zu ihr durchzudringen. Ihr dichtes schwarzes Haar stand wirr zu allen Seiten ab. »Nur deiner nicht, Baby-Kent.«

      Alfie betrachtete verblüfft den Stab. »Stimmt. Wieso nicht?«

      »Es scheint nur manche zu treffen«, erklärte Alex. »Jen, Max, du und ich sind davongekommen. Wir sind die Einzigen, die heilen können.« Er ging neben einem der Verletzten in die Knie. »Madison, spring durch die Zuflucht und verschaff dir einen Überblick. Bring die Schwerverletzten hierher.«

      »Alles klar.« Sie verschwand.

      »Jason, finde die Unverletzten. Sie sollen Betten in die Halle schweben lassen. Wer noch einen Essenzstab hat, soll hier zu uns stoßen.« Der ehemalige Schattenkrieger rannte davon.

      Jen hetzte auf die gegenüberliegende Seite der Eingangshalle, wo zwei zusammengekrümmte Magier lagen. Max ließ Olga fortschweben und kümmerte sich um eine ältere Magierin, die von der umlaufenden Balustrade gefallen war.

      Es vergingen nur Sekunden, dann tauchte Madison mit weiteren Verwundeten auf. Die Halle füllte sich zügig. Schmerzenslaute hallten durch die Luft, es roch nach Blut.

      Irgendwann kam Artus hereingetaumelt, in seinen Händen Excalibur. Wortlos schloss er sich an und heilte die schlimmsten Verletzungen.

      »Annora.«