Heimat-Heidi 34 – Heimatroman. Stefanie Valentin. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefanie Valentin
Издательство: Bookwire
Серия: Heimat-Heidi
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740965662
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Heidi, »ich muß ins Weißbachtal und komm’ direkt am Anna-Marterl vorbei. Es steht eine Bank dabei, da könnten S’ auf mich warten. In reichlich einer halben Stunde später komm’ ich wieder zurück. Und dabei könnt’ ich Ihnen was vom Anna-Marterl erzählen. Es hat nämlich eine sehr interessante Geschichte.«

      Christiane überlegte einen Augenblick, wobei sie Heidi nicht aus den Augen ließ, dann nickte sie.

      »Es wär’ sehr nett von Ihnen, wenn Sie mich mitnehmen würden«, antwortete sie. »Wann genau fahren Sie?«

      Heidi sah auf die Uhr. »In der nächsten halben Stund’.«

      »Schön«, sagte Christiane, »dann komm’ ich sehr gern mit Ihnen.«

      Zwanzig Minuten später hatte Christiane gefrühstückt und gleich darauf fuhren sie los. Eine ganze Weile verlief die Fahrt schweigend, bis das junge Mädchen sich räusperte.

      »Wundern Sie sich gar nicht, was ich im Weißbachtal will?« fragte es dann.

      Heidi schüttelte lächelnd den Kopf. »Warum sollt’ ich mich wundern?«

      Christiane nickte. »Das ist auch wieder wahr. Wahrscheinlich mein’ ich nur, daß ich in einer Scheinwelt lebe, aber es ist ja auch nicht weiter verwunderlich.«

      »In einer Scheinwelt…?« Heidi hatte das Gefühl, daß das hübsche Mädchen neben ihr was loswerden wollte.

      Das nickte dann sofort und wie es schien dankbar. »Ja, ich bin wegen einer Testamentseröffnung hier.«

      »Testamentseröffnung?« fragte Heidi. »Ist wer aus Ihrer Familie verstorben?«

      Christiane nickte. »Ja, Ralf ist gestorben.«

      »Ralf…?«

      »Ralf war mein Mann…«

      »Bei der Heiligen Jungfrau«, murmelte Heidi, »Sie, entschuldigen S’, wenn ich das so sag’, aber Sie sind doch ein blutjunges Madel. Sie können doch net schon den Mann verloren haben.«

      »Doch, doch«, erwiderte Christiane, »das geht schon.« Dann erzählte sie Heidi ihre Geschichte. Als sie fertig war, lächelte sie die Bergerhof-Wirtin freundlich an. »So, jetzt wissen S’, was ich da bei Ihnen tu’.«

      »Mar’ und Josef«, murmelte Heidi. »Ich hab’ meinen Mann auch früh verloren. Aber net schon nach vier Wochen…!«

      »Ralf hätte mich nie gebeten, seine Frau zu werden«, erwiderte Christiane, »und ich hätte noch weniger zugestimmt, wenn die Umstände andere gewesen wären. Am meisten überrascht mich jetzt, daß ich zu einer Testamentseröffnung eingeladen worden bin.«

      »Hat… hat Ihr Mann denn Familie gehabt…?«

      Christiane nickte. »Ja, hat er. Aber ich kenne sie eigentlich nur dem Erzählen nach.«

      »Sie kennen niemand der Familie Ihres Mannes?« Erstaunt sah die Bergerhof-Heidi das hübsche Mädchen an.

      Die schüttelte den Kopf. »Nein, wir haben im Klinikum geheiratet. Der Standesbeamte ist extra gekommen. Ein Arzt und eine Schwester waren Trauzeugen. Ich vermute mal, daß niemand der Familie meines Mannes weiß, daß er verheiratet war.«

      »Bei allen Heiligen…!«

      Christiane lächelte, aber ihr Lächeln wirkte plötzlich ein wenig ängstlich.

      »Kann es sein?« fragte sie, »daß ich zu blauäugig an die ganze Sache herangegangen bin? Wenn Ralfs Familie tatsächlich nichts von mir weiß, dann… dann wird es ein Schock für sie sein, wenn man mich sieht.«

      »Hat man bei der Beisetzung nicht mit Ihnen gesprochen?« wollte Heidi wissen.

      Christiane schüttelte den Kopf. »Nein, niemand. Es war eh kaum jemand da. Ralf hatte ja alles festgelegt. Auch wer benachrichtigt werden sollte. Wenn seine Mutter dagewesen wäre oder sonstwer aus seiner Familie, ich hätte sie nicht mal gekannt.«

      »Das ist ja… oje, das ist ja schrecklich…!« Heidi sah das zierliche Mädchen an ihrer Seite einen Moment lang erschrocken an.

      Das lächelte. »Ich fand’s nicht schrecklich und ich find’s auch heut’ noch nicht schrecklich. Ralf war ein Träumer, aber ein sehr liebenswerter. Ich hab’ ihn nie danach gefragt, aber er hatte sich wohl irgendwann von seiner Familie losgesagt. Die haben von ihm verlangt, daß er seine Krankheit besiegt. Er solle sie ignorieren, hat man ihm geraten. Als er nicht gesund wurde, hat man ihn dann wohl ignoriert.«

      Heidi war erschüttert. Sie sah Christiane von der Seite an und bewunderte ihre Stärke.

      »Ralf muß sehr froh gewesen sein, jemand wie Sie an seiner Seite gehabt zu haben«, sagte sie.

      »Das ist er sicher gewesen«, antwortete Christiane, »aber wirklich froh muß ich gewesen sein. Er war nämlich ein sehr interessanter, sehr liebenswerter und sehr guter Mensch. Einen wie ihn werde ich so rasch nicht mehr kennenlernen. Daß… daß ich ihn nicht geliebt habe, hat er gewußt, aber er konnte damit umgehen.«

      *

      Hans Pregartner war gerade mal eine Stunde zu Hause, da läutete es an seiner Tür. Als er öffnete, stand sein Spezl Hubert da und grinste ihn an.

      »Na, Alter?« fragte er. »Wie schaut’s aus mit uns beiden?«

      »Was genau meinst denn?« erwiderte Hans.

      »Na, heut’ ist der siebenundzwanzigste August, morgen der achtundzwanzigste…!«

      »Ja und?«

      Da verdrehte Hubert die Augen. »Das darf net wahr sein, er hat’s tatsächlich vergessen.«

      »Was hab’ ich vergessen…?«

      »Die Fete in Vorderstein.«

      »Was für eine Fete?« Hans sah seinen Spezl fragend an.

      »Du hast sie selbst ins Leben gerufen«, erwiderte der.

      »Was hab’ ich…?«

      »Vor etwa acht Wochen waren wir im Bergerhof«, antwortete Hubert, »vielleicht erinnerst du dich daran…?«

      »Weiter.«

      »Damals war auch die Schafner-Gundi da«, fuhr Hubert fort.

      »Und…?«

      »Du warst verliebt in sie, hast immer wieder versucht, bei ihr zu landen und irgendwann war’s dann soweit.«

      »Was war wie weit?« Hans sah seinen Spezl fragend an. Wie es aussah, hatte er tatsächlich keine Ahnung von dem, was Hubert ihm nahezubringen versuchte.

      »Ja, warst denn du derart benebelt, daß du heut’ gar nix mehr weißt?« entgegnete der.

      »Was soll ich denn wissen«, fragte Hans. »Es wär’ schon sehr nett, wenn du mir sagen würdest, was genau gemeint ist.«

      »Du hast mit der Schafner-Gundi herumgeflirtet«, erklärte Hubert.

      »Und dann?«

      »Dann hast sie eingeladen…!«

      »Ich hab’ sie eingeladen? Wohin denn?«

      »Nach Berchtesgaden.«

      »Was soll ich haben?« Hans grinste. »Die Gundi? Nach Berchtesgaden soll ich sie eingeladen haben?«

      »Du hast es…!«

      »Oje«, murmelte Hans, »dann kann’s mir net besonders gut gegangen sein.«

      »Ist’s ja auch net«, erwiderte Hubert. »Jedenfalls hast die Gundi eingeladen und am nächsten Tag hast dich voller Schrecken daran erinnert. Dann hast Bedingungen für ihr Kommen aufgestellt. Und zwar hast gesagt, wenn sie dich in Berchtesgaden besuchen will, daß sie dann vorher eine Fete für mindestens fünfzig Leut’ ausrichten muß.«

      »Das soll ich gesagt haben?« Hans sah seinen langjährigen Spezl irritiert an.

      Der