Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman. Marisa Frank. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marisa Frank
Издательство: Bookwire
Серия: Fürstenkrone
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740951405
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gestemmt, sah der Gärtner sie grinsend an. »Ja, so etwas spricht sich schnell herum.«

      Nur Frau Stihl konnte diese Information weitergegeben haben. Sie musste wirklich ärgerlich auf Prinz Leon sein, wenn sie sich dazu hinreißen ließ, mit anderen über den Prinzen zu klatschen. So etwas passte nicht zu ihr!

      »Ich bin dabei, am See ein neues Beet anzulegen.« Max Reinhardt wies mit dem Kopf zu einem ovalen See, der durch eine unterirdische Leitung mit Wasser gespeist wurde. »Dieses Jahr blühen die Seerosen besonders schön. Eine von ihnen habe ich nach ihnen benannt.«

      »Soweit ich weiß, haben Sie bereits Namen«, bemerkte Antonia.

      »Keiner dieser Namen hat so einen schönen Klang wie Ihrer, Frau von Vallone«, behauptete Max. Blitzschnell versuchte er, sie in die Arme zu ziehen.

      »Lassen Sie das!« Sie stieß ihn zur Seite.

      Er trat einen Schritt zurück. »Antonia, Antonia«, sagte er düs­ter, »irgendwann kommt eine Zeit, da werden Sie Freunde wie mich vergeblich suchen.« Mit einem letzten Blick drehte er sich um und kehrte zum See zurück.

      Antonia ging eilig weiter. Sie ärgerte sich, überhaupt stehen geblieben zu sein. Das schien heute wirklich nicht ihr Tag zu sein. Erst ihre Auseinandersetzung mit Prinz Leon, nun auch noch Max Reinhardt … Vielleicht wäre es wirklich keine so dumme Idee, Bernstett nach Louises Hochzeit zu verlassen. Bisher war ihr der Besitz Fürst Alberts wie ein kleines Paradies erschienen, nun zeigten sich in ihm die ersten Schatten.

      *

      Louise Prinzessin von Bernstett verließ ihr Zimmer und folgte dem langen mit Ahornholz getäfelten Gang, der zur Treppe führte. Der dicke blaue Läufer verschluckte den Klang ihrer Schritte. Wie gewöhnlich blieb sie vor dem Porträt Prinzessin Eugenias stehen, das zwischen zwei Zimmertüren an der Wand hing. Schon als Kind hatte sie dieses Porträt fasziniert. Eugenia hatte Ende des achtzehnten Jahrhunderts gelebt. Sie war mit vierzehn Jahren an den französischen Hof verheiratet worden und einige Tage nach der Hinrichtung Marie Antoinettes ebenfalls durch die Guillotine umgekommen.

      Wenig später trat die junge Frau auf die Galerie hinzu. Hier duftete es herrlich nach den Rosen, die in großen Steinkübeln rechts und links der Treppe standen. Langsam stieg sie die hellen Marmorstufen zur Halle hinunter.

      Ihre Familie hatte sich im Ess­zimmer versammelt. Ihr Vater, Fürst Albert, stand an der Anrichte und schenkte sich einen Cognac ein, wenngleich ihm der Arzt Alkohol verboten hatte. »Ab und zu muss man sündigen«, war seine Devise, womit seine Gattin keineswegs einverstanden war, aber sie hatte es aufgegeben, ihn ständig zu ermahnen.

      »Da bist du ja, Louise.« Er griff nach seinem Glas. »Wir haben gerade von deiner Hochzeit gesprochen. Ich werde dich vermissen, wenn du erst einmal in England lebst.«

      Prinz Frederik zwinkerte seiner Schwester zu. »Pass nur auf, Louise, dass sich Vater nicht bei dir und Stephanos als Dauergast ein­nistet.«

      »Eine gute Idee, Frederik«, meinte der Fürst amüsiert. »Wie denkst du darüber, Dorothee?« wandte er sich an seine Gattin, die bereits am Tisch Platz genommen hatte. »Sollen wir Louise und Stephanos bitten, für uns ein Gästezimmer zu reservieren? Wir könnten ein halbes Jahr in England

      und …«

      »Lass dich von deinem Vater nicht irremachen, Louise.« Die Fürstin lächelte ihrer Tochter zu. »Er liebt Bernstett viel zu sehr, als ihm länger als ein paar Wochen fernzubleiben.«

      »In der Tat.« Fürst Albert setzte sich seiner Frau gegenüber an den Tisch. »Frederik, Leon, wir wollen essen«, forderte er seine Söhne auf.

      Die Fürstin klingelte. Gleich darauf erschien der Butler. Ihm folgte ein älteres Hausmädchen mit dem Servierwagen. Gemeinsam reichten sie die Suppe und zogen sich gleich darauf zurück.

      »Ich fahre nachher mit Antonia nach Freiburg«, sagte Louise. »Wir haben einen Termin bei der Schneiderin. Unsere Kleider sind nächste Woche fertig.«

      »Hättest du dir nicht eine andere Trauzeugin als Antonia von Vallone aussuchen können?«, fragte Prinz Leon missmutig und tupfte sich die Lippen mit der Serviette ab.

      »Was hast du gegen Antonia, Leon?« Prinz Frederik hob überrascht die Augenbrauen. »Ich mag sie sehr.«

      »Bei Antonia handelt es sich um eine sehr nette, wohlerzogene junge Dame. Wir mögen sie sehr«, sagte Fürstin Dorothee. »Außerdem ist sie Louises beste Freundin.«

      »Hast du dich etwa mit Antonia gestritten?« Louises Lippen umspielte ein Lächeln. »Hat sie dir etwa die Meinung gesagt? Wann war denn dieser historische Augenblick?«

      »Ich habe es nicht nötig, mir von einer Angestellten die Meinung sagen zu lassen«, erklärte ihr Bruder eisig. »Davon abgesehen, ist diese Person äußerst anmaßend.«

      »Sie hat dir die Meinung gesagt, Leon«, stellte Prinz Frederik zufrieden fest. »Ja, du wirst lernen müssen, dass auch unsere Angestellten ein wenig Respekt verdienen. Meinst du, wir wissen nicht, wie ungerecht du oft bist?«

      »Ich bin nicht ungerecht, Frederik, ich verlange nur, dass mein Wort ohne Abstriche akzeptiert wird«, erwiderte Prinz Leon zornig, »und ich sehe nicht ein, weshalb ich es dulden sollte, meine Entscheidungen von Louises Freundin hinterfragen zu lassen.«

      »Ich habe unseren Angestellten stets ein gewisses Mitspracherecht eingeräumt, Leon«, warf der Fürst ein. »An deiner Stelle würde ich daran nichts ändern.«

      »Das ist schon geschehen, Vater.« Leons braune Augen funkelten vor Zorn. »Du hast mir völlig freie Hand gelassen. Möchtest du diese Entscheidung revidieren?«

      »Nein, Leon, ich stehe zu meinem Wort.« Der Fürst blickte seinem Sohn ins Gesicht. »Hoffentlich bereust du es nicht eines Tages, die Zügel zu sehr angezogen zu haben.«

      »Da gibt es nichts zu bereuen, Vater«, sagte Leon und wandte sich seiner Schwester zu. »Und was deine Antonia betrifft, ich denke nicht daran, ihr um deinetwillen irgendwelche Freiheiten zuzugestehen.«

      »Darauf legt Antonia auch bestimmt keinen Wert«, meinte die junge Prinzessin. »Sie besitzt genügend Selbstvertrauen, um ihren Weg ohne Protegé zu gehen.«

      Eine Stunde später befand sie sich mit ihrer Freundin auf dem Weg nach Freiburg. Sie erzählte Antonia von der Unterhaltung bei Tisch. »Du hast großen Eindruck auf Leon gemacht«, fügte sie hinzu. »Er ist zwar wütend auf dich und dennoch …«

      »Dein Bruder hat nicht das Geringste für mich übrig, Louise«, fiel Antonia der jungen Frau ins Wort. »Seit unserem Streit geht er mir aus dem Weg, was mir nur recht sein kann. Nichts ist mir lieber, als in Ruhe meine Arbeit zu erledigen.«

      »Was hältst du von Leon?«

      »Was ich von deinem Bruder halte?« Antonia lachte auf. »Deine Eltern hätten ihm als Kind ab und zu die Leviten lesen müssen«, antwortete sie. »Er …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich halte ihn für einen zutiefst unglücklichen jungen Mann. Von einer Minute zur anderen sind all seine Zukunftsträume verronnen. Wenn er wieder reiten würde, könnte …«

      »Es sieht nicht danach aus, als würde Leon jemals wieder reiten, obwohl er es trotz seines steifen Beines könnte.« Louise sah ihre Freundin von der Seite an. »Eventuell gelingt es dir, ihn dazu zu animieren.«

      »Mir? Ausgerechnet mir, Louise?« Erneut lachte Antonia auf. »Wenn dein Bruder schon nicht auf euch hört, weshalb sollte er es auf mich?«

      »So genau kann ich dir das nicht sagen«, gab die Prinzessin zu. »Heute beim Mittagessen hatte ich den Eindruck, als würde dich Leon insgeheim bewundern.«

      »Louise, du träumst«, meinte Antonia. »Wie ich deinen Bruder kenne, sucht er verzweifelt nach einem Grund, um mich entlassen zu können. Er kann niemanden gebrauchen, der ihm die Stirn bietet.«

      »Da bin ich mir nicht so sicher.« Louise drosselte den Motor ihres Wagens, da sie Freiburg erreicht hatten.

      Der Modesalon von Erika