Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman. Marisa Frank. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marisa Frank
Издательство: Bookwire
Серия: Fürstenkrone
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740951405
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      Flora senkte den Kopf. Das war ihr peinlich, ausgerechnet Graf Oliver mußte ihr helfen. Wie stand sie nun da? Doch dann machte es in ihrem Kopf klick. Aufgeregt fragte sie: »Waren Sie auf der Burg? Waren Sie bei Prinzessin Angela?«

      »Nun, das dürfte Sie wohl nichts angehen, wer auch immer Sie sein mögen.« Graf Oliver wußte nicht, ob er sich ärgern oder ob er lachen sollte.

      »Es ist aber wichtig!« Flora war nun so aufgeregt, daß sie den Grafen beinahe am Arm gepackt hätte. »Stephan sagt, daß Sie sich nicht mehr um Angela kümmern.«

      »Meinen Sie etwa Herrn Dorr?« Graf Oliver kreuzte die Arme vor der Brust. »Dieser Mann geht also noch immer auf der Burg ein und aus. Ich hätte es mir denken können.« Empört wollte er sich abwenden.

      »Was haben Sie gegen Stephan, bitte?« Flora streckte nun doch ihre Hand aus. »Stephan will der Prinzessin doch nur helfen.«

      »So?« Voller Abwehr trat Graf Oliver einen Schritt zurück.

      »Es ist Ihre Schuld«, fuhr Flora ihn an. »Sie müssen sich um die Prinzessin kümmern, müssen versuchen, sie zu verstehen!«

      »Nun ist es aber genug! Was erlauben Sie sich!« Er sah Flora an. Ihr Anblick versöhnte ihn etwas, und er fragte noch einmal: »Wer sind Sie eigentlich?«

      Flora nannte ihren Namen. »Ich bin Stephans Freundin. Ich hatte es abgelehnt, ihn nach Deutschland zu begleiten, und nun ist da Prinzessin Angela. Stephan will ihr helfen, er fühlte sich dazu verpflichtet.«

      »Helfen! Er will die Burg kaufen!« Verächtlich blähten sich Olivers Nasenflügel. »Ich habe mich erkundigt. Ihr Freund ist Geschäftsmann. Er wird versuchen, einen möglichst günstigen Preis herauszuholen, falls Angela je verkauft.«

      »Sie scheinen wirklich nichts zu verstehen, da hat Stephan recht.« Floras Augen blitzten. »Es könnte doch auch sein, daß Stephan sich in die Prinzessin verliebt hat? Und wie steht es mit der Prinzessin?«

      Abrupt drehte Oliver sich um und ging zu seinem Auto. »Moment, laufen Sie nicht weg! Ste­phan sagte, daß Sie mit der Prinzessin befreundet sind. Lieben Sie sie denn nicht?« Und da Oliver nichts sagte, setzte sie hinzu: »Ich liebe Stephan. Ich möchte ihn nicht verlieren.«

      Langsam drehte Oliver sich wieder um. Er sah Flora an. »Sie sind sehr ehrlich.«

      Sie nickte. »Ich bin Stephan schließlich nach Deutschland nachgefahren. Zu spät habe ich erkannt, daß er mir sehr viel bedeutet.«

      Ihre Aufrichtigkeit berührte ihn. Er fühlte sich mit ihr verbunden. »Ich habe Angela nicht gesehen«, gestand er. »Ich wollte zu ihr, ich habe ja noch frei. Aber ich bin nicht bis zur Burg gefahren, vorher habe ich umgedreht.«

      »Im Grunde sehen Sie gar nicht wie ein Feigling aus.« Flora stieß heftig die Luft aus. »Wir müssen etwas unternehmen!«

      »Sie sind ziemlich keß.«

      »Entschuldigen Sie, ich habe mich noch nie mit einem Grafen unterhalten. Wahrscheinlich müßte ich mich Ihnen gegenüber anders benehmen. Für mich sind Sie aber auch nur ein Mann.« Trotzig warf sie den Kopf zurück.

      »Einverstanden!« Oliver lächelte amüsiert. »Was wollen nun eigentlich Sie auf der Burg?«

      »Ich…« Nun wurde Flora doch verlegen. »Ich wollte mir die Prinzessin ansehen. Was Stephan an dem alten Gemäuer findet, verstehe ich nicht. Die Prinzessin, sie ist sicher sehr hübsch.«

      »Sie sind auch hübsch.«

      »Danke!« Sekundenlang nagte Flora an ihrer Unterlippe, dann seufzte sie. »Wenn ich nur wüßte, ob das mit dem Bild stimmt. Sie lieben die Prinzessin doch auch. Es könnte doch sein, daß auch Stephan…« Sie sprach nicht weiter. Sie brachte es einfach nicht fertig, diesen Verdacht auszusprechen. Schon der Gedanke tat weh.

      »Bild?« fragte Graf Oliver nach. »Stephan hat mir von den Gemälden erzählt, die die Vorfahren der Prinzessin zeigen und die schon sehr alt sind.«

      Oliver nickte. Flora musterte ihn erneut, entschied, daß er nett war. Sie beschloß, ihn zu ihrem Verbündeten zu machen. So erzählte sie ihm von Stephans Medaillon. »Er bildet sich ein, das Mädchen in seinem Medaillon gleicht der Fürstin Luitgard. Ich würde zu gern wissen, ob das stimmt.«

      »Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Nun, Sie sehen so aus, als ob Sie ein vernünftiges Mädchen wären.«

      »Na ja, ich habe bis vor kurzem ziemliche Flausen im Kopf gehabt. Ihnen das zu erklären, würde jetzt jedoch zu weit gehen.« Wieder nagte sie an ihrer Unterlippe. »Das Gemälde, kennen Sie es?«

      »Im ehemaligen Ballsaal der Burg hängen viele Gemälde. Es ist Angelas Ahnengalerie. Sie ist sehr stolz darauf. Wenn Sie wollen, können Sie diese gern ansehen.«

      »Ich dachte, Sie waren nicht bei der Prinzessin?«

      »War ich auch nicht!« Seine Miene wurde starr, er sah an ihr vorbei. »Ich habe es mir anders überlegt. Angela muß zu mir kommen. Aber nachdem Angela die Gewohnheit hat, kein Tor abzusperren, daher jeder ungestört bei ihr ein und aus gehen kann, können auch wir dies tun. Ich zeige Ihnen die Ahnengalerie. Kommen Sie!«

      Flora wollte in ihr Auto steigen, da erreichte sie seine befehlende Stimme: »Lassen Sie Ihr Auto einfach stehen. Es verirrt sich selten jemand hier herauf. Sie fahren mit mir. Wir fahren noch ein Stück hinauf, dann gehen wir zu Fuß. Angela muß uns nicht unbedingt sehen.«

      Flora zuckte die Achseln. Ihr Blick war skeptisch. Oliver öffnete ihr die Wagentür, da zögerte sie.

      »Sie können mir vertrauen, Miss…« Er lächelte entschuldigend. »Nun habe ich Ihren Namen vergessen.«

      »Flora«, murmelte Stephans Freundin. »Nennen Sie mich Flora.« Sie versuchte noch immer, den Mann einzuordnen. Er ließ ihr jedoch keine Zeit zum Nachdenken und hielt ihr die Hand hin.

      »Wir müssen uns zusammentun. Ich möchte Angela heiraten, und ich glaube, Sie wollen das gleiche mit Stephan tun.«

      »Richtig!« Ein Lächeln erschien auf Floras Gesicht. Plötzlich hatte sie das Gefühl, sich mit ihm zu verstehen. Sie tauschten einen festen Händedruck, dann rutschte sie auf den Beifahrersitz.

      Graf Oliver fuhr die kurvenreiche Straße noch etwas weiter hinauf, dann stellte er den Wagen auf einem Waldweg ab. »Von hier aus ist es nicht mehr weit. Vielleicht können wir ungesehen von Angela in die Ahnengalerie gelangen. Sie sollen sich das gewisse Gemälde in Ruhe ansehen. Anschließend lade ich Sie zum Essen ein. Wir müssen eine Strategie entwickeln.«

      »Ich weiß nicht einmal, wo ich heute nacht bleiben soll«, meinte Flora kleinlaut. »Ich bin von München aus direkt hierhergefahren.«

      »Kein Problem! Ein Hotel wird sich für Sie doch finden lassen. Und wenn nicht, dann nehme ich Sie mit nach München. Zwischen Verbündeten dürfte das kein Problem sein.«

      Flora verspürte Erleichterung, am liebsten wäre sie dem Grafen um den Hals gefallen, doch sie beherrschte sich noch rechtzeitig.

      Graf Oliver führte sie durch eine hintere Pforte in den Schlosshof. Er ließ Flora keine Zeit, sich umzusehen, er nahm ihren Arm und zog sie weiter. Die Treppe knarrte unter ihren Füßen, aber von Angela war nichts zu sehen.

      »Gut so«, stellte Graf Oliver leise fest. »Wahrscheinlich hält sie sich im Garten auf.« Er stieß die schwere Tür zum ehemaligen Ballsaal auf und ließ Flora den Vortritt. Sie trat ein, dann stieß sie einen erstaunten Ruf aus. Sie fühlte sich von unzähligen Augen beobachtet. Die Gemälde waren so lebensecht. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie ließ ihren Blick wandern.

      »Da!« Unwillkürlich streckte sie die Hand aus und zeigte auf eines der Gemälde. »Das ist das Mädchen auf Stephans Medaillon. Sie trägt nur die Haare anders.« Fasziniert ging Flora auf das Gemälde zu, das die schöne Luitgard zeigte.

      *

      Prinzessin Angela hatte nicht im Garten gearbeitet, sondern hatte Kleider für ihre