Butler Parker 168 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740951238
Скачать книгу
Wagen verfügt seit einigen Tagen über das, was man einen Autopiloten nennt, Sir. Ähnliche Geräte werden bereits in der Fliegerei mit Erfolg eingesetzt!«

      »Wie beruhigend!« Rander holte seine 45er aus der Halfter und entsicherte sie. »Und was soll dieser Autopilot tun, wenn ich mal so ganz nebenbei fragen darf?«

      »Darf ich hoffen, Sir, Sie ein wenig überraschen zu können?«

      »Ich bin davon überzeugt, daß Ihnen das wieder einmal gelingen wird!« Rander seufzte auf. Die Überraschungen seines Butlers waren ihm vertraut. Bisher war er noch immer voll auf seine Kosten gekommen.

      *

      Das hochbeinige Monstrum rollte in die Dunkelheit hinein. Die voll aufgedrehten Scheinwerfer bohrten sich in die Nacht und leuchteten die schmale Schotterstraße aus, auf der es sich bewegte.

      Dieser Schotterweg führte auf eine Kiesgrube zu, die aber nur zu erahnen war. Im Licht einiger Hängelampen konnte man etwa zweihundert Meter voraus einige Hochsilos sehen, deren oberer Rand aus der tiefen Kiesgrube hervorragten. Gegen den Nachthimmel und den aufkommenden Mond hob sich das Gestänge eines Kiesbaggers ab.

      Das Monstrum wurde langsamer, schien sich vorsichtig voranzutasten, obwohl die Scheinwerfer an Leuchtkraft nicht nachgelassen hatten. Bald darauf war die Rampe erreicht, die hinunter in die Kiesgrube führte. Das hochbeinige Monstrum schien einen Anlauf zu nehmen und war dann plötzlich von der Schotterstraße verschwunden. Es rollte hinunter in die Grube. Hier angekommen, blieb es plötzlich stehen. Das Licht wurde ausgeschaltet, der Motor erstarb. Stille breitete sich aus. Eine unheimliche, lastende Stille.

      Diese Stille wurde unterbrochen von einem daherpreschenden Wagen, der ebenfalls in Richtung Kiesgrube fuhr und wenig später, erheblich schneller als das Monstrum, auf der Rampe nach unten verschwand.

      Plötzlich zerriß die Dunkelheit im grellen Aufleuchten einer Leuchtbombe.

      Kalkig-weißes Licht leuchtete die Kiesgrube bis in den letzten Winkel aus. Das hochbeinige Monstrum in der Nähe eines der Hochsilos, war leer. Von Mike Rander und Josuah Parker war im Moment nichts zu sehen.

      Neben dem Dodge standen zwei mittelgroße Männer, die Strumpfmasken trugen und sich mit je einer schallgedämpften Maschinenpistole ausgerüstet hatten.

      »Parker! Geben Sie auf!« dröhnte eine undeutliche und sehr verzerrte Stimme auf, die die Kiesgrube auszufüllen schien, »verstecken ist sinnlos! Jetzt werden Sie für Ihre Frechheit bezahlen!«

      *

      »Darf ich Ihnen ein wenig Kognak reichen?« fragte Parker leise und hielt eine ledergezogene Hüftflasche in der Hand, aus der er einen kleinen Zinnbecher füllte, »ich hoffe, daß Sie die Temperatur erträglich finden.«

      »Ich schwitze vor Nervosität. Meine Temperatur steigt auf Siedehitze«, flüsterte Rander.

      »Ich spielte, wenn ich darauf aufmerksam machen darf, auf die Temperatur des Kognaks an«, erklärte der Butler steif .und füllte den kleinen Zinnbecher. Er befand sich mit seinem jungen Herrn inmitten dichten Gebüschs und war vom Rand der Kiesgrube gut und gern zweihundert Meter entfernt.

      Rander und Parker hatten das hochbeinige Monstrum weit vor der Kiesgrube verlassen. Der Wagen war von Parker mittels Kurzwelle und Autopilot weitergesteuert und in die Kiesgrube gelenkt worden.

      »Ah ... das tut gut!« sagte Rander, der den Kognak getrunken hatte.

      »Und die Temperatur, Sir? Ich fürchte, sie war ein wenig zu niedrig!«

      »Mensch, Parker. Ihre Sorgen möchte ich haben!« Rander hörte die erneute Aufforderung der verzerrten Stimme, Parker möge sich schleunigst seiner Ermordung stellen.

      »Eine Zumutung, Sir, die ich nur als vollkommen naiv bezeichnen kann«, tadelte Parker den »Weihnachtsmann«, der sich in der Kiesgrube befinden mußte.

      »Wollen wir hier anwachsen?« empörte sich Rander, »wir sollten etwas tun, Parker! Der ›Weihnachtsmann‹ sitzt in der Falle, wenn Sie mich fragen!«

      »Dies wage ich zu bezweifeln, Sir!« »Wir haben ihn doch gerade wieder gehört.«

      »Es könnte sich um eine akustische Täuschung gehandelt haben, Sir. Zudem geschieht mit einiger Sicherheit etwas, sobald Sie und meine bescheidene Wenigkeit nicht reagieren.«

      »Sind Sie Hellseher, Parker?« Der junge Anwalt wirkte unruhig und nervös wie ein Rennpferd vor dem Start.

      »Keineswegs bin ich das, Sir, was man einen Hellseher nennt, dafür ist mir allerdings bekannt, daß mein Privatgefährt besonders präpariert ist. Ich möchte hoffen. Sir, daß es seine Schuldigkeit tun wird!«

      *

      Die beiden Strumpfmasken schienen sich in ihrer Haut nicht sonderlich wohl zu fühlen. Sie begnügten sich mit einer oberflächlichen Kontrolle der Silos, trauten sich aber an den riesigen Kiesbagger kaum heran. Sie strahlten die Kiesgrube noch dreimal mit Leuchtbomben aus, aber die nähere Umgebung ihres Dodge verließen sie nicht.

      Endlich kamen sie auf die Idee, sich das hochbeinige Monstrum des Butlers aus der Nähe anzusehen. Unter Wahrung aller Vorsicht und mit jetzt eingeschalteten starken Taschenlampen pirschten sie sich an den Wagen heran.

      Die beiden Männer verständigten sich mit Handzeichen. Sie nahmen Parkers Privatfahrzeug quasi in die Zange und rechneten jeden Moment mit peinlichen Überraschungen. Erst als sie sich versichert hatten, daß der Wagen leer war, wollten sie sich mit dem Wageninnern befassen»

      Die erste Strumpfmaske griff nach dem soliden Türgriff und wollte die Wagentür öffnen. Im selben Moment stieß die Strumpfmaske einen leisen Schrei der Überraschung aus, dem ein mittelschwerer Fluch folgte.

      Die zweite Strumpfmaske versuchte es mit der hinteren Fondtür. Auch hier folgte nach dem Griff zur Klinke ein leiser Aufschrei, dem ein etwas ausgesuchterer Fluch folgte.

      Die erste Strumpfmaske wirkte jetzt leicht unkonzentriert, sie schien Bruchteile von Sekunden später von einer lähmenden Müdigkeit erfaßt worden zu sein, ging in die Knie und machte es sich dann auf dem Boden bequem.

      Die zweite Strumpfmaske reagierte wesentlich differenzierter. Sie wurde zwar auch überraschend und schnell müde, aber sie wollte unbedingt zurück zum Dodge. Sie schaffte zwei, drei Schritte, torkelte dann ein wenig und schraubte sich dann in den weichen Sand. Die Beine zappelten und strampelten und warfen den lockeren Sand hoch. Sekunden später gab es aber auch hier eine lähmende Müdigkeit, die in einen erquickenden Tiefschlaf überleitete ...

      *

      Mike Rander und Josuah Parker erreichten den Dodge, der bis auf ein Tonbandgerät und einen Lautsprecher, der ans halb geöffnete, vordere linke Wagenfenster angeklemmt war, sich als leer erwies.

      »Dort!« Rander wies auf die beiden Strumpfmasken, die tief und fest schliefen. »Zwei Weihnachtsmänner!«

      »Dies wage ich zu bezweifeln, Sir! Es wird sich um Handlanger dieses Herrn handeln!«

      Mike Rander blieb vorsichtig, als er sich den beiden Strumpfmasken näherte. Der 45er lag schußbereit in seiner Hand. So ganz traute er dem Frieden nicht.

      Josuah Parker folgte seinem jungen Herrn. Er bewegte sich gemessen, würdevoll und mit einer Sicherheit, als sei bereits alles überstanden. Mit der Spitze seines Universal-Regenschirms tippte er leicht gegen die beiden Körper, die schlaff und regungslos blieben.

      Rander sicherte, während Josuah Parker die beiden Strumpfmasken von den Gesichtern der schlafenden Männer entfernte. Mit seiner Kugelschreiber-Taschenlampe leuchte er in die Gesichter. Er war nicht sonderlich überrascht, als er zwei kantige, roh-brutale Gesichter ausmachte, die sich in einem Gangsterfilm sehr gut bewährt hätten.

      »Nun sagen Sie mir bloß, wie Sie das wieder geschafft haben!« Rander war zurückgekommen und lächelte anerkennend. »Ihre Trickkiste scheint unerschöpflich zu sein, Parker.«

      »Wenn Sie erlauben, Sir, werde ich Ihnen dies gern erläutern!« Parker